Sonntag, 29. August 2010

29. August - 029




29. August  Pécs [ˈpeːʧ] (deutsch Fünfkirchen, lateinisch Quinque Ecclesiae, kroatisch Pečuh, serbisch Pečuj)

 





 










Wir werden nicht nur köstlichstes bekocht von unseren Gastgebern, es gibt auch am Morgen selbst gebackenes Brot und selbstgemachte Marmelade. Derart gestärkt erkunden wir die Stadt in ihren unterschiedlichen Zeitkorridoren und Themen. In Pécs [ˈpeːʧ] (deutsch Fünfkirchen, lateinisch Quinque Ecclesiae, kroatisch Pečuh, serbisch Pečuj) gibt es Ausgrabungen zu frühchristlichen Kapellen und













Gräbern, die wir ausführlich betrachten. In den neuromanischen Dom gehen wir nicht hinein, es ist eine Reisegruppe vorher und der Eintritt recht hoch. Wir gehen in die in eine Kirche umgewandelte große Moschee auf dem Hauptplatz.



















Die Grundform der Moschee ist erhalten, ebenso die Gebetsnische, in die das Taufbecken gestellt ist. Ansonsten ist es eine ausgemalte und mit vielen Heiligenfiguren bestückte Kirche geworden. An einer Stelle sind ursprüngliche Wandmalereien frei gelegt. Nach dem Essen gehen wir in die erhaltene Moschee hinein,













die eine beeindruckende Ausstellung zum Koran hat und als Raum sehr schön ist.













Pécs ist in der Innenstadt insgesamt sehr schön renoviert und wir erfahren, dass der Hauptplatz jetzt erst verkehrsberuhigt worden ist.



















Auf diese Weise ist er ein Ort, an dem viele Menschen einfach so sind und einiges an Kunst geschieht. Mittags sehen wir bereits vor dem Theater, dass ein Klavier mit begehbaren Tasten installiert wird und auf dem Hauptplatz ein anderes Klavier weiß bemalt wird. Vor der Moschee wird ein weiteres Klavier angemalt. Als wir am Nachmittag wieder an den Hauptplatz kommen, auf dem auch eine große Moschee steht, steht das Klavier im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit einer Gruppe von Menschen. Angezogen von der Aktivität,



















setzen wir uns unter eine Statue und schauen dem Treiben zu. Uns fällt auf, dass eine große Gasflasche herbeigetragen wird und eine Erdkugel als Ballon.  













Nun fragen wir uns: Wird das Klaviert fliegen? Werden die Tasten alleine spielen? Wird der spielende Mensch fliegen? Derlei Fragen wollen eine Antwort, also bleiben wir da, auch wenn es ziemlich kalt ist. Uns erstaunt es, dass eine große Gastflasche so ganz ohne Sicherung in der Innenstadt stehen darf, nachdem wir mit unseren Rädern wegen Explosionsgefahr nicht vor dem Mailänder Dom, Duomo di Santa Maria Nascente (im lombardischen Dialekt Dom de Milan) parken durften. Die Gruppe der Künstler diskutiert über die Möglichkeiten, den Ballon zu befestigen und misst die Schnüre aus. Wir überlegen, ob wir wohl bleiben, da das alles sehr nach Arbeit im Prozess aussieht. Da es dann aber doch entschlossen weitergeht und die technische Chefin entschieden mit einem Akkubohrer dem Klavier zu Leibe rückt, bleiben wir sitzen. Es werden Löcher gebohrt, Schrauben geschraubt und es kommen immer mehr Menschen dazu. Eine Frau scheint eine wichtige Rolle zu spielen und wir vermuten, sie könne tanzen. Wie das dann zum fliegenden Klavier passt, wissen wir nun gar nicht mehr. Die Gasflasche muss dann zur Erde transportiert werden, immer noch ist keine Feuerwehr oder Polizei in Sicht, dafür drei Leute, die sich mit der Flasche beschäftigen. Schließlich ist sie geöffnet und das Gas fließt in den Ballon. Nach einer Stunde ist er straff und kann sein eigenes Gewicht halten. Ein wenig sind wir enttäuscht – das Klavier kann unmöglich fliegen, der Ballon schafft es ja so gerade. Der Platz ist jetzt richtig voll und immer wieder spielen Zuschauer Klavier. Dann ist es soweit und der Ballon wird an das Klavier gehangen. Die Frage ist nun nicht mehr, ob das Klavier und wer alles noch fliegt, sondern ob die Erde in der Mitte des Klavieres hängt. Es ist eine schöne Installation, dennoch hätten wir ein fliegendes Klavier sehr nett gefunden. Wir trollen uns von dannen und werden schon













mit köstlichen Düften des Abendessens empfangen.
Der Besuch in der umgewandelten Moschee, der keinen Eintritt, aber den Kauf von mindestens zwei Postkarten bedeutete – daran war kein Vorbeikommen – hat unser Postkartenkonzept völlig durcheinander gebracht. Nun haben wir für Ungarn zwei Postkarten zu viel! Zum Glück war eh eine Geburtstagspostkarte an der Reihe und eine Postkarte muss jetzt halt früher abgeschickt werden. Wir lernen daraus: immer erst Kirchen anschauen und dann Postkarten kaufen! Man weiß nie, mit wie vielen Postkarten man aus einer Kirche herauskommt und wie freiwillig…..
Wir bekommen noch eine Menge Tipps von Simon für die Weiterreise und müssen uns an den Gedanken gewöhnen, dass es morgen wieder um 6.00 Uhr aus den Federn geht.