Samstag, 12. März 2011

9.-12. Maerz, 221, 222, 223, 224

12. März, Loyish bis Samarqand (deutsch Samarkand[1]; usbekisch-kyrillisch und tadschikisch Самарқанд, persisch ‏سمرقند‎ ; russisch Самарканд/Samarkand; sogdisch für „steinerne Stadt“), 31,73km, 9746,9 Gesamtkm

Datum: 12.3.11

Tag: 224
TagesunterstützerIn:
von: Loyish m NN 299
nach: Samarqand m NN 713
km 31,73
Gesamt km 9644,0083
km/h: 12,3
Fahrzeit 02:34
gesamte Fahrzeit: 728:48:00
Anstieg in m pro h 38,57
Anstieg in m 99
Abfahrt in m: -315
höchster Punkt in m NN 713
Steigung/Gefälle -0,68

Wir schlafen so lange, bis wir die Familie im Raum neben uns hören. Es wird für uns ein Frühstück bereitet und nach dem Frühstück kommen noch weitere drei Herren und die „Mama“, so dass wir eine Weile beim Tee sitzen bleiben. Zuvor bekommt Gunda ein usbekisches Kopftuch geschenkt, diesmal ein kleines, was sie sehr gut gebrauchen kann. Zum Aufbruch gibt es ein Gruppenfoto





und dann hoppeln wir weiter in Richtung Samarqand (deutsch Samarkand[1]; usbekisch-kyrillisch und tadschikisch Самарқанд, persischسمرقند‎ ; russisch Самарканд/Samarkand; sogdisch für „steinerne Stadt“). Zunächst ist es sehr bewölkt, aber ein Fönsturm, der von den südlichen Bergen kommt, fegt sie weg und es ist richtig heiß. Wir sehen die schneebedeckten Berge und schätzen, dass die Schneegrenze bei 1.500-1.800 m liegt.
Ein Offizier, der uns anhält, um zu fragen, ob wir Hilfe brauchen, sagt uns, dass es noch zehn Kilometer sind. Heute ist Sonntag und vom Kind bis zum Greis sind alle im LinkGemeinschaftsarbeitseinsatz. Es wird gefegt, umgegraben und die Wassergräben werden gereinigt.




Die Baumstämme werden geweißelt. Es sieht so aus, als wären ganze Schulklassen im Einsatz. Wir haben uns die ganze Zeit schon gewundert, wie ordentlich und sauber alles ist, was für ein Land mit so viel Wüste und so wenig Wasser eine Leistung ist, da ja ständig alles zustaubt. Nun sind alle Wege, auch die unbefestigten, wieder sauber.
Tatsächlich überqueren wir den großen Fluss, der für das Frühjahr wenig Wasser trägt, und sind bald im Stadtgebiet von Samarkand. Wasser erscheint uns ein großes Thema, nicht nur, dass die Felder geschwemmt werden, um vom Salz befreit zu werden, sondern auch, dass es in den Dörfern eine Pumpe oder Wasserleitung gibt, wo dann alle mit Eimern für „Trink“wasser anstehen. Viele nehmen das Wasser direkt aus den Bewässerungsgräben und das Bewässern von Feldern ist ein richtiger Akt. Dann stehen an die 20 Männer im Anzug im Feld und nehmen das Einlaufen des Wassers unter Augenschein. Beim Bauernhof heute gab es eine Pumpe, bei der das Leder erst feucht gemacht werden musste. Zum Händewaschen gibt es dann das Wasser aus dem Topf, das einem über die Hände gegossen wird. Sobald jemand vom Klo (der Latrine) kommt, ist jemand anders der „Wasserhahn“.
Von weitem sehen wir die Prachtbauten der Stadt und finden recht schnell unser Hotel, ein schönes und kleines Bed&Breakfast ganz in der Nähe der großen Medresen. Bei einem ersten Erkundigungsgang sind wir erstaunt, dass der Platz schon Eintritt kostet.




So schauen wir uns alles nur von der Ferne an, wir haben ja Zeit.






In einem Supermarkt kaufen wir ein und dann schlafen wir mehrere Stunden. Heute Nacht kommen Sigrid und Corinna aus Buchara an, da schlafen wir schon einmal vor. Zum Abend stehen zwei Jungs vor der Türe mit der ersten Blume, die anzeigt, dass es Frühling ist. Sie singen und möchten etwas haben, werden aber vom Hausherrn wieder rausgeschickt. Jetzt gibt es einen selbstgekochten Kaffee im schönen Innenhof des Hauses. Wir wissen inzwischen, dass der Schneider um die Ecke ist, ebenso das Internetcafé. So können wir unser Zeltproblem morgen angehen.

11. März, Oqtosh bis Loyish, 84,04km, 9715,2 Gesamtkm

Datum: 11.3.11

Tag: 223
TagesunterstützerIn:
von: Oqtosh m NN 261
nach: Loyish m NN 299
km 84,04
Gesamt km 9612,2783
km/h: 12,8
Fahrzeit 06:31
gesamte Fahrzeit: 726:14:00
Anstieg in m pro h 17,19
Anstieg in m 112
Abfahrt in m: 74
höchster Punkt in m NN 308
Steigung/Gefälle 0,22


Ein anstrengender Tag ist gut zu Ende gegangen. Zunächst hat gestern Abend der vordere Außenreißverschluss endgültig den Geist aufgegeben. (Zur Erinnerung: Bereits in Sarajewo Klettverschlüsse annähen lassen, doch dann tat´s der Reißverschluss doch noch nach einer Reparatur mit der Zange.) Nach einigen Diskussionen haben wir uns dann heute Morgen darauf geeinigt, in Samarkand einen neuen Reißverschluss (einen der guten alten russischen, nicht der neuen chinensischen) auf den alten innen nähen zu lassen. Dann ist einer der guten, großen Heringe gestern in der Wüste geblieben.





Dann ist heute Samstag und damit ist ab 10:00 Wodka-Fahren angesagt. Die Straße ist zudem super schlecht,




so dass wir zum Mittagessen erschöpft mit gerade einmal 40km einkehren. (Gestern und vorgestern hatten wir jeweils schon 50 km zum Mittagessen geschafft.) Das Essen ist gut, neben uns schnupfen die LKW-Fahrer irgendetwas unter dem Tisch, am anderen Tisch wird eine Flasche Wodka geleert und wir müssen nun mit diesen Genossen weiterfahren. Am Nachmittag schmeißt ein Bauarbeiter eine leere Flasche nach uns, kurz darauf rennen uns Kinder hinterher. Ein wenig fühlen wir uns an Ostanatolien erinnert. Wir fahren tapfer weiter. Sobald wir halten, können wir sicher sein, dass irgendjemand von irgendwoher auftaucht und uns anquatscht. Viele sitzen auch einfach so auf der Leitplanke des Mittelstreifens herum.




Als es dunkel wird, finden wir keinen Ort zum Zelten und fragen bei einem Bauernhaus, das sehr schön aussieht. Dort ist es gar keine Frage, wir werden sofort hineingebeten. Es gibt Brot und Tee, dann Kompott, dann Suppe und Tee und Wodka. (Nach dem Wodka trinkt man immer Erdbeerlimo, um den Geschmack sofort wieder loszusein.) Unsere Gastgeber trinken nicht, der Wodka ist also eine Höflichkeit gegenüber uns Gästen.




Sehr angenehm, auch nüchterne Usbeken noch am Abend zu erleben. Auf der Straße begegnen uns doch zu 90% alkoholisierte… Es ist eine große Familie und ein wirklich schöner Abend.






Wir dürfen im großen Zimmer vor der Karibik-Wand schlafen. Auf diese Weise kommen wir in den Genuss, bei einer usbekischen Familie einzukehren und ein wenig eine andere Seite in diesem Land kennen zu lernen, dass wieder einmal nur von der Straße aus nervig ist.


11. März 2011 15:37



10. März, Rabat-i-Malik bis Oqtosh, 92,25km, 9631,1 Gesamtkm

Datum: 10.3.11
Tag: 222
TagesunterstützerIn: Sabine Werner
von: Rabat i-Malik m NN 263
nach: Oqtosh m NN 261
km 92,25
Gesamt km 9528,2383
km/h: 13,7
Fahrzeit 06:44
gesamte Fahrzeit: 719:43:00
Anstieg in m pro h 0,00
Anstieg in m 0
Abfahrt in m: 2
höchster Punkt in m NN 263
Steigung/Gefälle 0,00

Was ist das schön, wenn die Nacht warm ist und am Morgen nichts gefroren ist! Unter diesen Umständen haben wir schon eine Weile nicht mehr gezeltet und haben vor allem nicht im T-Shirt gefrühstückt oder das Zelt abgebaut.




Der Morgen ist zwar bewölkt, aber warm. Wir fahren zunächst noch mit Seitenwind los und verlassen recht bald die Wüste wieder. Vorher kommen wir an einem koreanisch-usbkekischen Flughafen vorbei, wo die Jumbos landen, die wir am Abend schon gesehen haben. Der Flughafen ist genau in der Mitte auf dem Weg von Korea nach Europa, so dass dort die Frachtflugzeuge auftanken.
Wir sind wieder inmitten intensiv genutzter Landwirtschaft. Viele der Felder stehen unter Wasser, andere sind schon ganz grün, die nächsten werden für die Flutung vorbereitet. Auch vor den Höfen sind die Felder häufig geflutet.





Die Straße ist mal gut, mal mäßig und der Wind wird bald zum Gegenwind. Es ist Freitag und viele scheinen frei zu haben oder haben das immer. Es ist für uns mitunter ziemlich anstrengend, weil das Radfahren hier Alltag ist (was ja grundsätzlich gut ist), wir aber dauernd Männer um uns haben, die mit uns fahren (links oder rechts von uns und dann kilometerweit die Position halten) und je nachdem, wie viel Wodka vorher schon geflossen ist, in ihrer Kommunikation und Koordination etwas individuell sind. Überhaupt ist der Wodka eine Komponente, die uns echt zu schaffen macht, sei es im Straßenverkehr, sei es beim Mittagessen. Zum Nachmittag hin wird es in der Regel wirklich anstrengend und so suchen wir auch heute vor Sonnenuntergang einen Ort, wo wir ungesehen unser Zelt aufbauen. Das ist nicht leicht, denn auch heute geht ein Dorf in das nächste über und dazwischen ist jeder Fleck gepflügt und steht in der Gefahr, geflutet zu werden. So sind wir nun auf zwischen zwei Felder auf dem Damm neben einen Bewässerungsgraben, der noch nicht vorbereitet ist.




Die Gegend selbst ist wegen der vielen, sehr schönen Bauernhäuser wirklich schön und seitdem wir im Bezirk Samarkand sind, häufen sich die Lehmhäuser in traditioneller Lebensweise. Wasser ist hier ein echtes Thema, zum Abend steht Wolfgang mit den Kindern des Dorfes an einem Schlauch, der aus der Erde kommt und ein wenig Wasser gibt, um Wasser für den Abend zu holen. Die Einheimischen verwenden es offensichtlich als Trinkwasser, wir als Wasch-, Abwasch- und Kochwasser. Immer wieder sehen wir Männer und Frauen, die mit Wassereimern unterwegs sind. Trinkwasser kaufen wir hier nur in Flaschen, leider gibt es in der Regel nur zwei von zwei Multinationalen Unternehmen, die wir ansonsten boykottieren. Hier sind sie voll verankert und uns bleibt nichts anderes übrig, als es zu kaufen.
Das Barometer fällt und fällt und irgendwann am Nachmittag ist das Symbol dann auch auf Regen umgesprungen. Wir hoffen, dass wir heute Nacht davon verschont bleiben, denn wirklich regensicher ist unsere Unterkunft nicht. Dafür gibt es Bäume (noch ganz ohne Blätter) und es ist immer noch richtig warm!

9. März, Buxoro (Aussprache: [ˌbuxɒˈrɒ]), im deutschen Sprachraum meist als Buchara bezeichnet, (usbekisch-kyrillisch und tadschikisch Бухоро; russisch Бухара; persisch ‏بُخارا‎, DMG Buḫārā) bis Rabat-i-Malik, 81,87km, 9538,9 Gesamtkm

Datum: 9.3.11
Tag: 221
TagesunterstützerIn: Patricia Hoffmann
von: Buchara m NN 225
nach: Rabat i-Malik m NN 263
km 81,87
Gesamt km 9435,9883
km/h: 13,5
Fahrzeit 06:04
gesamte Fahrzeit: 712:59:00
Anstieg in m pro h 0,82
Anstieg in m 5
Abfahrt in m: -33
höchster Punkt in m NN 263
Steigung/Gefälle -0,03

Nach einem guten Frühstück verabschieden wir uns von Abdul und seiner Familie und suchen den Weg aus Buchara heraus. Es gibt keinerlei Ausschilderung, aber der Weg ist auch klar. Wir fahren auf der „Autobahn“, eine russische Betonplatten-Straße mit einer Ahnung von Asphalt, die ihre besseren Tage auch vor einiger Zeit hatte. So hoppeln wir durch ein langes Straßendorf, das immer wieder seine Namen ändert und dessen Bewohner schreien und hupen, wenn sie uns sehen. Eine Familie möchte uns zum Tee einladen, aber da wollen wir noch weiter vor dem Mittagessen. Das Hupen ist an einem ersten Tag nach einer Pause immer wieder anstrengend. Zweimal werden wir von der Polizei angehalten, die aber uns aber gleich wieder weiterfahren lassen. Sie wollen die Pässe nicht sehen, halten uns eher aus Neugierde an und machen smalltalk. Zum Mittagessen kehren wir ein, sind wieder die einzigen ohne Wodka am Tisch. Es ist so warm, dass wir draußen im Schatten essen können. Wir genießen die Wärme, auch wenn das Barometer ab dem Mittagessen fällt und fällt und fällt.




Wir können die Pausen in der Sonne machen und im T-Shirt fahren. Unvorstellbar nach der Tortur in Turkmenistan.




Nach 70 km kommen wir in die nächste Provinz und uns begrüßt Asphalt. Was für ein Fahren! Auch wenn die Qualität ein wenig nachlässt nach den ersten Kilometern, ist es eine Wohltat für uns. Wir entscheiden nach 80km, dass es für heute gut ist. Der Himmel ist inzwischen total bewölkt und wir bauen regensicher das Zelt auf. Wir sind im Übrigen wieder in der Wüste. Voraussichtlich unsere letzte Wüstenübernachtung vor der Taklamakan in China, dazwischen kommen jetzt die Berge. Noch eine Stunde vor Sonnenuntergang sind es noch 20 Grad. Wir sitzen im Zelt und das Zelt ist offen und die Hände warm und gewaschen, welch ein Luxus.