Dienstag, 5. April 2011

3.-4. April, Dushanbe, 246, 247

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Der Regen ist vorbei, aber es ist empfindlich kalt geworden. Wir marschieren los und kommen an der chinesischen Botschaft vorbei. Sie hat tatsächlich geschlossen. Das hatte Alip schon angedeutet. Wir laufen weiter und suchen das Reisebüro, das bei der Verlängerung sehr hilfreich sein soll. Wir finden das Gebäude und werden in den Hinterhof zum letzten Gebäude geführt. Dort stehen Autos ohne Nummernschilder rum. An der Tür des Reisebüros klopfen wir und auf die Antwort stehen wir im Raum und zwei Kinder schauen uns groß an. Wir sie auch. Es tut sich auf dem Flur auch sonst nichts weiter und so gehen wir wieder und suchen die zweite Agentur, die in einem schicken Haus sein könnte, wenn die Hausnummer immer noch stimmt. Dort ist ein Caterings-Service, sie schicken uns zurück zum anderen Haus. Das kennen wir und so gehen wir direkt zum Office. Dort ist der Zuständige sehr freundlich und wir müssen nun einen Brief schreiben, in dem wir erklären, warum wir 30 weitere Tage brauchen und den mit den Kopien morgen abgeben.
Danach laufen wir noch eine Weile die Prachstraße runter und wieder hoch und schauen uns die monumentale Statue in der Mitte der Stadt an




und halten einige Impressionen fest.













Es ist wieder richtig kalt geworden und so sind wir froh, nach vielen Stunden des Laufens wieder im Norden angekommen zu sein und eine Heizung zu haben.

Übrigens: Vor 200 Tagen waren wir in Veterska!

3. April

Alip aus Kaxgar (in der Antike chinesisch 疏勒 Shūlè, altgriechisch möglicherweise Kasia[1]) kann uns eine Einladung nach China [ˈçiːna] (oberdt.: [ˈkiːna]) besorgen. Dafür braucht er?Sie? Wir bleiben bei Alip, dafür braucht Alip den genauen Zeitplan der 90 Tage. Inzwischen sind wir ganz routiniert, Strecken zu berechnen. Draußen regnet es in Strömen. Es scheint ein Land der Sonntagsregen zu sein, letzten Sonntag hat es ja auch so geregnet. Gegen Mittag haben wir alles für Alip errechnet und schicken es nach Kashgar. Danach bleiben wir beim Thema „China“ und gehen erneut zum chinesischen Restaurant. Wir wählen eine scharfe Fischsuppe. Diese kommt als ca. 30 l Topf, bestehend aus recht viel nicht so richtig hochwertigem Fisch und schätzungsweise 300 Chillischoten und zehn Nudeln. Wir schrecken ja vor Chilli nicht zurück und es schmeckt in der Tat gut. Leider ist aber auch schwarzer Pfeffer, nur ganz grob gemahlen da drin, und den kann Gunda nicht essen, weil sie darauf total allergisch reagiert. Also bestellt sie ein anderes Essen und Wolfgang arbeitet sich durch die festen Inhalte dieser riesen Schüssel.
Danach sind wir so fertig, dass wir schlafen und dann einen der von Rieke und Thorsten kopierten Filme anschauen: München. Er begeistert uns gar nicht. Morgen müssen wir unser Visum verlängern. Eigentlich wollte der Visums-Verlängerungs-Hilfe-Mensch vorbei kommen, aber das scheint nicht zu klappen. Wir haben immerhin rausbekommen, dass es die Möglichkeit einer 30 Tage Verlängerung gibt.

31. März - 2. April, Dushanbe, 243, 244, 245

2. April
 
Wolfgang bekommt die Pumpe des Kochers wieder in Gang! Das ist eine Sorge gewesen, denn ohne die Pumpe wären wir ziemlich aufgeschmissen gewesen. Ansonsten sitzen wir wieder hier und rechnen die Strecke durch China [ˈçiːna] (oberdt.: [ˈkiːna]) ganz genau durch, denn wir haben Kontakt zu einem Reisebüro in China.
Wir entdecken, dass es ein Reisebüro in Duschanbe (tadschikisch/russisch Душанбе, persischدوشنبه‎ (wörtlich ‚Montag‘)) gibt, das eine Verlängerung des Visums für 30 Tage macht. Wir erreichen sie nicht. Unser Kontaktmensch bestätigt, dass es nur für 15 Tage geht. Die Sache mit den Visa ist und bleibt eine nervenaufreibende Sache. Er will morgen vorbei kommen. Wir müssen ihm klarmachen, dass wir die 30 Tage brauchen. Selbst wenn wir durch den Pamir (womöglich aus Sanskrit upa-meru, „Nahe dem (Berg) Meru“, oder aus Persisch pāye mihr, „Zu Füßen Mithras“) bei gutem Wetter sausen würden, müssen wir ja auf das chinesische Visum warten.
Auffallend ist, dass sich die meisten Reiseberichte mit den Wochen in Hotels nicht beschäftigen. Sie erzählen von der Reise, der Natur, den Begegnungen und Erlebnissen unterwegs. Die Zeit in den Hauptstädten wird auch erwähnt. Aber dass eine solche Reise so viel Zeit im Warten bedeutet, das ist so wenig reflektiert. In der Regel wartet man ja nicht in Städten, in denen man auf der Reise bewusst hinfährt. Dushanbe ist schön, aber es ist eben nicht Buxoro, im deutschen Sprachraum zumeist als Buchara bekannt, (usbekisch-kyrillisch und tadschikisch Бухоро; russisch Бухара; persischبُخارا‎, DMG Buḫārā) oder Samarqand (deutsch Samarkand[1]; usbekisch-kyrillisch und tadschikisch Самарқанд, persischسمرقند‎ ; Linkrussisch Самарканд/Samarkand; sogdisch für „steinerne Stadt“) oder Istanbul [ˈˀi.stan.buːl] (türkisch İstanbul [isˈtɑnbul])l. Die Aktivitätsmöglichkeiten erstrecken sich auf drei Museen. Wir vier vom Visa-Warten sind daher sehr viel einfach hier, lesen, quatschen, schreiben E-Mails, recherchieren. Ein wenig ist es ein Abhängen ebenso wie ein Reflektieren, Erzählen, Austauschen, aber auch Ausruhen. Das Wetter ist richtig April-mäßig. Mit Sonne und Gewitter, Sturm und Wärme. Ganz unterschiedlich. Wir können hier die Waschmaschine benutzen und so können wir sogar die Schlafsäcke waschen. Alles in Stand setzen.
Übrigens: Vor 100 Tagen waren wir in Esfahan!
Und: Isabel und Uwe sind in Aleppo!
1. April

So etwas wie den 1. April als Scherztag gibt es hier nicht, nicht das wir wüssten. Wir sind ja eh aus allen Festlichkeiten und Feierlichkeiten der westlichen Welt raus. Neujahr ist hier am 20. März gewesen. Nun folgen wieder Feiertage des islamischen und des persischen Kalenders. Mit etwas Mühe können wir errechnen, wann Ostern ist. Da werden wir irgendwo im Pamir sein, inmitten der schiitischen Pamiris oder der sunnitischen Kirgisen (kirgisisch Kыргыз/Kyrgyz, Kыргыздар/Kyrgyzdar). So haben wir eine Weile gebraucht, um hinter den Aprilscherz zu kommen, dass ein brasilianischer Franziskaner zum Erzbischof von Berlin ernannt worden sei….
Überhaupt hat unser Tag heute nichts mit Scherzen zu tun. Die Konsularabteilung der chinesischen Botschaft hat dreimal die Woche auf, zu erkennen ist dies an einem Tisch vor der Tür. Einer dieser Tage ist heute. Wir bekommen einen Antrag, der immerhin auch auf Englisch ist. Nachdem wir ihn ausgeefüllt haben, dürfen wir in die Konsularabteilung selbst. Es ist immerhin drinnen. Wir kommen in ein regelrechtes Inferno von Empörung eines Chinesen, der die bearbeitenden Menschen wüst beschimpft. Das geht alles in einer anderen Lautstärke von statten wie wir sie seit dem Iran (Persien, persischايرانĪrān Zum Anhören bitte klicken! [iːˈrɔːn]/, dt. Land der Arier) gewöhnt sind. Unser Versuch, uns parallel mit der englisch sprechenden Bearbeiterin über unseren Antrag zu unterhalten, scheitert beinahe an der Akustik. Der Antrag scheitert an einer fehlenden Einladung aus China [ˈçiːna] (oberdt.: [ˈkiːna]). Wir versuchen es dennoch, den Antrag an die Frau zu bringen, aber keine Chance. Ohne Einladung kein Visum. Geknickt gehen wir wieder und steuern die kirgisische Botschaft an. Wir müssen unser kirgisisches Visum verschieben. Nachdem das mit dem tadjikischen problemlos ging, haben wir uns darum keine Gedanken gemacht. Zwei Telefonate holen uns wieder auf die Erde: es geht nicht! Also müssen wir einen neuen Antrag stellen, es gibt den am selben Tag Antrag. Nun haben wir also ein neues kirgisisches Visum. Wolfgang rennt zur Bank, läuft an dieser vorbei, nachdem sie nur eine neue Fassade bekommen hat

, das alte sowjetische Gebäude 5 m dahinter steht und der Eingang an der Seite ist. Währenddessen kommt Gunda mit einem der „für andere Visa-Beschaffer“ ins Gespräch. Er spricht fließend deutsch. Er macht sie darauf aufmerksam, dass das tadjikische Visum nur für 15 Tage verlängert werden kann und will uns dabei helfen. Nur für 15 Tage! Die nächste Krise steht an. Er verspricht, sich auch für einen längeren Zeitraum zu erkundigen. Nach einem Essen beim Koreaner laufen wir zurück und versuchen nun, an die Einladung zu kommen. Am Abend machen wir einen heiteren Deutsche Welle Fernsehabend mit dem Iren.

31. März

Unser Hotel ist ein kleines Gasthaus eher am Rande der Stadt. Der kürzeste Weg geht am Basar vorbei

, entlang der Residenz des amerikanischen Botschafters und dann über eine kleine Brücke in


den Teil der Stadt, der so wenig mit dem Teil vor der Brücke gemeinsam hat. Ist der Teil vor der Brücke geprägt durch riesige Häuser und Villen, dicke Autos, ist der Teil hinter der Brücke ein Ort mit kleinen Straßen, kleinen Häusern, kleineren Autos und regelmäßigem Stromausfall.


Der Amerikanische Botschafter bekommt sein Trinkwasser in einem Wasser-Auto geliefert, das regelmäßig vor dem Haus steht. Wir trinken nur gekauftes Wasser, kochen aber den Kaffee mit Leitungswasser. Dennoch überlegen wir, ob wir das nicht doch filtern sollten, wir haben beide Durchfall.
Wir sind zu viert im Hotel, ein Ire, der in London lebt, ein Brite, der in Australien lebt und wir, die wir irgendwo im Zelt leben. Alle warten wir auf unsere Visa, beschäftigen uns mit Visa und tauschen Tips zu Visa und zum Essen aus. Heute gehen wir in eines der vielen Teehäuser und bekommen einen guten Plov mit leckerem Brot. Den Salat lassen wir stehen. Von wegen Wasser. Wir rechnen die Strecken in Tadschikistan (kyrillisch: Тоҷикистон, perso-arabisch: ‏تاجیکستان‎ tājikestān; amtlich Republik Tadschikistan, kyrillisch: Ҷумҳурии Тоҷикистон, russisch Республика Таджикистан, Respublika Tadschikistan) durch und beschäftigen uns mit China [ˈçiːna] (oberdt.: [ˈkiːna]). Unsere Tage sind ruhig und unspektakulär. Am Nachmittag schauen wir uns auf You Tube eine Dokumentation für den Drogenweg von Afghanistan nach Russland an. Ein Teil der Dokumentation ist in Dushanbe gedreht. An den Orten sind wir schon mehrfach vorbei gelaufen.