Montag, 2. Mai 2011

30. April bis 2. Mai, Chorog - 274, 275, 276

2. Mai, Chorugh (tadschikisch Хоруғ/Chorugh; russisch Хорог/Chorog; persisch ‏خارغ‎)
 
Heute werden wir uns registrieren und dann den Blog ins Netz stellen und noch zur Post gehen. Dann müssen die Räder kontrolliert werden und alle Taschen gepackt werden. Morgen geht es weiter und dann wirklich in die Berge. Bald haben wir auch das Gunt-Tal hinter uns und sind auf der Hochebene.
Uebrigens:Vor 200 Tagen waren wir in Milhangazi.

1. Mai Chorugh (tadschikisch Хоруғ/Chorugh; russisch Хорог/Chorog; persisch ‏خارغ‎)

Wir werden von Geräuschen geweckt, die wir für Baugeräusche halten, schließlich ist hier eine Baustelle. Als wir aus der Tür schauen, sehen wir, dass das Schaf geschächtet ist und wird gerade an den Baum gehangen und anschließend ausgenommen, interessiert betrachtet von der Katze  
  
und unzähligen Elstern.
Als wir nach dem Frühstück – nach einer Wäsche-Waschaktion 
  
, diesmal mit einem guten Waschstein, aber ohne fließendem Wasser, aber Gunda ist inzwischen Meisterin im Hand-Waschen, so dass das auch mit Eimern geht – fragen, erfahren wir, dass heute der Gesandte des Aga Kahn kommt. Deswegen sind den ganzen Vormittag schon Unmengen von Kindern auf dem Gelände,  
  
alle im besten Anzug und Kleid, ebenso wie Männer und die Frauen.  
  
Es ist ein Farbenspektakel, jede Frau scheint die andere in Buntheit zu übertreffen und es sind alle Farbkombination zu sehen. Was für ein anderes Bild als es bei religiösen Versammlungen im Iran wäre! Es wird trommeln geübt, aufgeräumt, geputzt, im Gebetsraum unterrichtet, gesungen und die Aufregung steigert sich immer mehr. Bald haben alle Frauen Fliedersträuße in der Hand und die Lautstärke aufgeregten Sprechens steigert sich. Plötzlich ist der Hof leer, alle sind am Tor. Er ist angekommen.
Wir haben auf unserer Veranda einen guten Ausblick und können uns das alles von Weitem anschauen. Uns wird jetzt erst bewusst, dass wir in seinem Haus sind, das eben zum Teil ein Gästehaus ist (um den Ort zu finanzieren). Später schaut er sich das Gästehaus und auch den Neubau an und begrüßt uns freundlich. 
  
Irgendwann verlassen wir dann unser Refugiumm kommen am Fußballplatz vorbei, wo heute ein Pokalspiel ist  
  
und wandern hinab, um ins Internet zu gehen. Es ist Sonntag. Es hat alles zu. Wir versuchen, in zwei offene Netze zu gelangen, die es als W-Lan in der Stadt gibt, scheitern aber an der Aufforderung, die E-Mail-Adresse des Accounts einzugeben. Also sitzen wir im schönen Park, nachdem wir vorher an den Endverbrauchern der Drogenroute vorbeigekommen sind. Im Gegensatz zum restlichen Tadjikistan, wie wir es bisher gesehen haben, sind sie hier zu sehen. Dazu die üblichen großen Autos mit dunklen Scheiben, hier fährt man in der Regel ohne Nummernschild und darf auch bei Rot über die einzige Ampel fahren, auch wenn die Militia direkt daneben steht. Andere können das nicht so machen. Zum Abendessen gibt es Plov mit Fleisch vom Schaf. Es ist ein guter Plov und wir essen wieder zum Gesang und zur Predigt des abendlichen Gebetes, heute besonders lang, weil ja der Gesandte da ist. Dennoch führt eine Frau durch die Liturgie.
Uebrigens: Vor 100 Tagen waren wir in Teheran.

30. April, Chorugh (tadschikisch Хоруғ/Chorugh; russisch Хорог/Chorog; persisch ‏خارغ‎)

Nach dem Ausschlafen und dem guten Frühstück wandern wir in die Stadt. Chorog hat einen wirklich schönen Park, 
  
in ihm ist die Tourist-Information, die schon zu hat, wo aber die zuständige Frau wieder herbei telefoniert wird. Wir erstehen die berühmte Karte für den Pamir (womöglich aus Sanskrit upa-meru, „Nahe dem (Berg) Meru“, oder aus Persisch pāye mihr, „Zu Füßen Mithras“) und haben nun eine Karte im Maßstab 1:500 000. Auf der Suche nach dem Internet lesen wir zunächst die Informationen, die auf der Karte stehen. Dazu sitzen wir im Park, dem Stolz der Stadt, der wirklich wunderschön ist. Die Pappeln sind hier, 
  
wie sonst auch, ganz schlank geschnitten, so dass sie einander beinahe berühren, aber von den Ästen her ganz schmal sind.  
  
Das Beschneiden ist hier im Frühjahr und viele der langen Äste werden einfach wieder in die Erde gesteckt. So gibt es hier unendliche Pappelalleen und auch der Park besteht auch Hunderte dieser Pappeln.  
  
Durch die Stadt fließt der Fluss  
  
und es sind überall die schneebedeckten Berge zu sehen.  
  
Nachdem auch dort steht, dass sich alle registrieren müssen, suchen wir also die zuständige Stelle auf. Da die Internetcafés zu sind oder aber gerade keine Leitung haben, haben wir eh Zeit. Der Pförtner sagt uns, dass wir um 14:00 wieder kommen sollen. Also suchen wir das neue indische Hotel im Ort, denn dort soll es Internet geben. Wir landen im Restaurant, für das Hotel wird vage in den dritten Stock gedeutet. In diesem gelangt man nur durch die Rezeption der Aga-Khan-Stiftung. Die wissen vom Hotel nichts, deuten aber auch auf die Treppe. Also ersteigen wir diese, die eine Seite bewohnt von der Aga-Khan-Stiftung, die andere von der indischen Hotel-Restaurant-Kette. Eine Frau fragt uns, was wir denn wollen. Internet löst eine gewisse Irritation aus, sie holt jemanden aus der Stiftung, der uns sein Internet zur Verfügung stellt. Bald muss er aber gehen, aber wir haben die Mails abholen können und den Blog ins Netz gestellt. Auf dem Weg nach unten betrachten wir das Plakat der indischen Restaurant- und Hotellkette. Uns erschließt sich der Zusammenhang ebendieser mit einer Art Masterplan für Tadschikistan (kyrillisch: Тоҷикистон, perso-arabisch: ‏تاجیکستان‎ tājikestān; amtlich Republik Tadschikistan, kyrillisch: Ҷумҳурии Тоҷикистон, russisch Республика Таджикистан, Respublika Tadschikistan) im Blick auf Internet und online Konferenzen nicht wirklich. Wir gehen zurück zum OVIR. Der Pförtner erklärt uns, dass heute keiner mehr da ist. Es ist ja auch Samstag. Montag geht es wieder. Wir gehen zum Basar und bekommen dort endlich ein wenig Obst und auch Knoblauch. Von Kaffee arabico keine Spur. Leider. Nun suchen wir weiter ein Internet und finden ein funktionierendes in der Post. Dort ist ein Seitenraum eingerichtet und total überfüllt. In einem ehemaligen Springbrunnen oder Becken können wir uns auf den Rand setzen und finden ein Lan-Kabel, das von der Decke kommt. Wir nehmen es und es funktioniert.
Auf dem Weg zurück erstehen wir grünen Tee (Gunda) und löslichen Kaffee (Wolfgang). Wir sind zum Abendbrot angemeldet, das wir parallel zum Abendgebet einnehmen. Die Gebetszeiten am Abend sind sehr liturgisch, mit viel Gesang, aber auch mit Gebeten oder Predigten, sowohl von einem Mann als auch von einer Frau. Die Frau scheint durch die Liturgie zu führen, denn sie stimmt die Lieder an und stimmt auch in das Gebet ein. Inzwischen sind wir die einzigen Gäste und die Veranda ist „unsere“. Wir haben das erste chinesische Bier gefunden. 
 

Wir sind so weit oben am Berg, dass wir gutes Wasser haben. Beim Grundstück nebenan ist leider wieder die Latrine direkt neben den Bergbach gebaut. Wir sind immer wieder von neuem verwundert über den Umgang mit Wasser und das wenige Wissen um sauberes Wasser.

Panj



24.-29. April, 268, 269, 270, 271, 272, 273


29. April, Dekh nach Chorugh (tadschikisch Хоруғ/Chorugh; russisch Хорог/Chorog; persisch ‏خارغ‎), 85,9km, 10934,3 Gesamtkm

Datum: 29.4.11
Tag: 272
TagesunterstützerIn: Serap und Osman Erenay and Osman
von: Dekh m NN 2049
nach: Khorog m NN 2128
km 85,9
Gesamt km 10934,301
km/h: 11
Fahrzeit 07:46
gesamte Fahrzeit: 850:26:00
Anstieg in m pro h 69,01
Anstieg in m 536
Abfahrt in m: 457
höchster Punkt in m NN 2128
Steigung/Gefälle 1,16

1. Panne: Wolfgang baut einen noch in der Türkei gefundenen Gummi-Riemen für LKW-Planen als Dämpfung in die Weberkupplung ein. Vielleicht ist das sogar besser als der zu schwache Original-Gummi.


2. Panne: Wolfgang´s Vorbau ist etwas locker geworden und hat zusammen mit den vorderen Federgabeln zu viel Spiel.
Nachdem es am Abend schon anfängt zu regnen und zu stürmen und es am Morgen auch noch regnet, schlafen wir bis 6:00 Uhr, also 1,5 Stunde länger. Das Haus neben dem Baum stellt sich als Gemeindehaus heraus, auch der Generator ist der Gemeindegenerator. Beides wird gewartet und beaufsichtigt von drei Männern, von denen einer ab 7:00 unser Begleiter ist, bis wir fahren.  
  
Wolfgang sitzt nackt im Zelteingang, er hockt sich fünf Meter davor und sie unterhalten sich auf russisch-deutsch….. Wir können einigermaßen trocken abbauen, der Baum hält doch eine Menge ab. Wolfgang baut einen noch in der Türkei gefundenen Gummi-Riemen für LKW-Planen in die Weberkupplung ein. Vielleicht ist das sogar besser als der zu schwache Original-Gummi.
Die Straße ist vernünftig und zu unserem Erstaunen geht es nicht in ein enges Tal sondern das Tal wird immer weiter und immer grüner. Es gibt richtige Landwirtschaft. Es regnet immer noch wenngleich zu sehen ist, dass die Wolken einfach noch tief hängen und das Wetter an sich gut ist.  
  
Wir können dem Neuschnee über uns zuschauen.
Wir haben die Hoffnung, dass wir Chorog erreichen, das wären 80 km! So viel haben wir seit Tagen nicht mehr geschafft. Wir wollen in einem Dorf etwas fürs Mittagessen einkaufen, dort gibt es einen Laden, vor dem stehen 30 Männer. Im Laden gibt es im Grunde nur Bier und Wodka. So sehen auch die Männer aus. Wir fahren weiter und finden eine Gaststätte. Dort können wir in einem ganz schönen Raum sitzen, bekommen tolles Essen – mal etwas anders als Fleisch, Zwiebeln und Brot, sondern Maultaschen und Nudelsuppe. Draußen versammeln sich auch wieder Männer und trinken. Heute ist Freitag, aber so ganz erklärt es das noch nicht. Der See begleitet uns weiter  
  
und hier ist der Pjandsch (auch Panj, Pandz, Pjandz oder Pandscha, Dari پنج pandsch, DMG panǧ, tadschikisch Панҷ Pandsch) so schmal, dass wir uns vorstellen können, dass dort das eine oder andere die Ufer wechselt….. Wir sehen die schneebedeckten Berge vor uns, die uns die Nähe von Chorog ankündigen und kommen durch immer dichtere Besiedelung.  
  
In einem Dorf gibt es fast türkische Zustände, das erste Mal seit langem, dass wir Kinder haben, die an den Taschen reißen. Nach viel Schreierei, hier hält kein Auto, egal wie sehr wir auf der Straße stehen, fahren wir weiter. Es ist klar: wir müssen Chorog erreichen, denn die Besiedelung ist viel zu dicht. Wir sehen das Schild und können es kaum glauben!  
  
Es liegen zwar noch zehn Kilometer vor uns, aber das geht gut und Chorog ist sehr entspannt. Wir finden das Gästehaus und kommen zu Gebetszeit an. Auf dem Grundstück ist ein Gebetsraum der Ismailiten (arabisch ‏الإسماعيلية‎, DMG al-Ismāʿīlīya) und da ist Gebet auch Gesang. Es ist ein schöner Ort.  
 

Hier ein blog aus der Gegenrichtung vom Vorjahr.

28. April, Baravin-Tar nach Dekh, 59,6km, 10815 Gesamtkm

Datum: 28.4.11
Tag: 271
TagesunterstützerIn:
von: Baravin-Tar m NN 1690
nach: Dekh m NN 2049
km 59,6
Gesamt km 10848,401
km/h: 8,5
Fahrzeit 06:58
gesamte Fahrzeit: 842:40:00
Anstieg in m pro h 95,60
Anstieg in m 666
Abfahrt in m: 307
höchster Punkt in m NN 2060
Steigung/Gefälle 1,63

1. Panne: Der Gummi an Wolfgang´s Weber-Kupplung ist durchgescheuert und die beiden Metallringe scheuern unter großem Geklapper aneinander. .

2. Panne: Die Taschenlampe brennt beim Auspacken. Der Drückschalter hat sich irgendwie auf Immer-Ein gestellt und lässt sich nicht mehr ausschalten. Lösung: Zukünftig muss die Lampe durch Lockerdrehen des Oberteils ausgeschaltet werden. (Wir sind das ja von der kleinen Maglight gewohnt, nur andersherum.)
Unsere Hausruine ist ein guter Schutz in der Nacht. Wir haben seit langem mal wieder eine ruhige Nacht ohne irgendwelche Störungen. Der Morgen begrüßt uns mit Schleierwolken und wir genießen die frühe Fahrt in einer relativen Kühle. Da wir kein Wasser hatten, halten wir im nächsten Dorf und finden dort einen Bewässerungsgraben mit fließendem Wasser, so dass wir uns zum Erstaunen der Kinder dort die Zähne putzen. Die Kinder halten Abstand und machen mit erstauntem Gesicht unsere Bewegungen nach. Es wirkt so, als sei es nicht so üblich. Trinkwasser finden wir dort keines, dafür bleiben die Minenschilder und die Panzerwracks (wie üblich keine Fotos!), ebenso das Militär. Es geht stetig bergauf und bergab, das Tal verändert sich wenig, nur die Sonne kommt bald heraus und es wird wieder richtig heiß.  
  
Immer wieder gibt es Oasen in der Bergwelt, grüne Weiden mit Bäumen 
  
und oft fließendem Wasser. 
  
Inzwischen ist die Gegend sehr karg geworden und es gibt kaum noch grün, dafür viel Sand.  

  
Einmal gibt es sogar eine Düne im Berg. Zum Mittagessen bekommen wir seit langem mal wieder Plov unter Bäumen. Vorher waschen wir uns dort – Wolfgang den Oberkörper, Gunda die Haare – und damit verstummt das „Adkuda“-Geschreie der Wodka-trinkenden Männer für einen Moment. Das ist wohl doch ein wenig unüblich oder wenigstens so seltsam, dass wir nicht weiter angesprochen werden und es dauert eine Weile, bis der Hausherr sich an unseren Tisch setzt. Die Kinder schauen sich alles an und kichern.
Es geht immer wieder hinauf und der Fluss bekommt jetzt ein deutliches Gefälle. Plötzlich ist die Landschaft eine einzige Steinwelt, überall liegen große und kleine Steine herum.  
  
Doch vorher treffen wir noch den „wichtigen“ deutschen Gast aus Kaleichum, der gerade mit seinem Fahrer aus dem Wachandarja (auch Wakhan geschrieben oder Wak genannt)-Tal zurückkommt. Er hat uns nicht verraten, was er macht…, hat aber am 2. Mai einen wichtigen Termin in Frankfurt.
Wir gelangen bald an den Fluss, den ganzen Tag begleitet von Minen, dessen Warnung nun oft nur noch auf Steinen steht. Zum Abend sind wir am See, wieder begleitet von Minen, zu erkennen an den weißen Steinen für die Parkplätze der Minensucher. Der See, den wir als Stausee vermutet haben, ist ein natürlicher See und wunderschön. Es gibt regelrechte Sandstrände, aber auf tadjikischer Seite sind keine Fußspuren zu erkennen. Wir finden mit Mühe am Rande des Dorfes einen privaten Baum, den wir uns für die Nacht leihen mitsamt dem Garten dazu, doch leider ohne Wasser.
27. April, Vishkarv nach Baravin-Tar, 48,5km, 10755 Gesamtkm

Datum: 27.4.11
Tag: 270
TagesunterstützerIn:
von: Viskharv m NN 1486
nach: Baravin-Tar m NN 1690
km 48,5
Gesamt km 10788,801
km/h: 7,6
Fahrzeit 06:20
gesamte Fahrzeit: 835:42:00
Anstieg in m pro h 103,89
Anstieg in m 658
Abfahrt in m: 454
höchster Punkt in m NN 1733
Steigung/Gefälle 2,29

Unsere Übernachtungsseltsamkeiten gingen ja noch weiter: nachdem wir also nicht drinnen schlafen wollten und auch nicht wollten, dass der Hahn geschlachtet wird und wir den auch nicht zahlen wollten und auch nicht essen wollten und dann am Abend auch keinen Wodka mehr wollten, sondern darauf bestanden haben, dass wir unsere Nudeln draußen kochen, waren wir als Gäste abgeschrieben, denn es war klar, dass wir nichts zahlen. So bekommen wir heute Morgen weder einen Tee angeboten noch Wasser hingestellt, um uns nach der Latrine die Hände zu waschen. Beides ist ein zentralasiatisches Minimum an Höflichkeit. Der Hausherr würdigt uns mit keinem Blick und wir verabschieden uns sehr schnell um 7:00 Uhr und finden den Dorfbrunnen nach 100 m, wo wir Zähne-Putzen, Hände und Gesicht waschen und – da nicht klar ist, wo das Wasser genau herkommt, sprich wie viel Latrinen-Berührung es schon hatte – Wasser kaufen im Laden. Derart ausgerüstet hoppeln wir munter weiter, es ist unglaublich heiß und die Straße ziemlich schlecht. 
  
Zum Mittag kehren wir in einem recht großen Dorf in einem recht großen Gasthaus ein. Es gibt Eier und Brot im Angebot. Wir kaufen spontan Wurst von nebenan dazu. Bald kommen LKW-Fahrer mit Fischdosen und bekommen das Brot vom Haus. Es scheint also üblich zu sein. Es geht weiter, steil bergauf und bergab, immer wieder mit dem Blick auf die hohen Berge und die Schlucht.  
  
So langsam bekommen wir einen Schlucht-Koller, zumal es heute wirklich nicht vorangeht.  
  
Nach dem Mittagessen machen wir den Versuch eines Schatten-Ausruhens, was leider nur in einem Dorf geht, denn nur dort gibt es Bäume. Dort haben wir wenig Ruhe, aber schönen Schatten. Wir hoppeln weiter in der Hitze  
  
und biegen vom Pjandsch (auch Panj, Pandz, Pjandz oder Pandscha, Dari پنج pandsch, DMG panǧ, tadschikisch Панҷ Pandsch)zu einem Nebenfluss ab und finden uns plötzlich im Sand wieder. Der Weg ist Sand, überall ist Sand. Es wirkt wie ein riesengroßer Strand mitten in der Schlucht. Wir arbeiten uns durch den Sand und kommen bei der Militia an, die aber kein Interesse an uns hat. Jetzt haben wir schon so ein schönes Permit und Visum und es will keiner sehen! Eigentlich nur die Soldaten, die dann die Kopie lange betrachten und uns zurückgeben. Bei der Militia ist der Reifen von Wolfgang platt. Wir flicken, bleiben noch einen Moment im Schatten sitzen,  
  
bis es über einen kleinen Pass wieder zum Pjandsch (auch Panj, Pandz, Pjandz oder Pandscha, Dari پنج pandsch, DMG panǧ, tadschikisch Панҷ Pandsch) geht.   
  
Es wird erneute eine Brücke gebaut, sonst ist hier sehr wenig.  
  
Die Berge sind hoch und schneebedeckt.  
  
Plötzlich ist es unendlich trocken und es gibt lauter Sand. 
  
Nach nur knapp 50 km und mit gerade noch genug Wasser für Eiweiß und Kaffee bauen wir hinter einem verlassenen Haus auf und hoffen, dass es in der unmittelbaren Umgebung minenfrei ist.
26. April Kulaichum bis Vishkarv, 57,7km, 10707 Gesamtkm
Datum: 26.4.11
Tag: 269
TagesunterstützerIn: Ludwig Bröhl
von: Kalaikhum m NN 1288
nach: Viskharv m NN 1486
km 57,7
Gesamt km 10740,301
km/h: 8,8
Fahrzeit 06:30
gesamte Fahrzeit: 829:22:00
Anstieg in m pro h 101,85
Anstieg in m 662
Abfahrt in m: 464
höchster Punkt in m NN 1504
Steigung/Gefälle 1,95

Wir verabschieden uns von unserem netten Haus  
  
und bekommen noch getrocknete Feigen aus dem Dorf geschenkt, weil wir die so mögen. Es geht direkt steil empor und bis auf immer wieder uns folgende und ein wenig nervige Kinder kommen wir gut voran, wenngleich die durchgehend asphaltierte Straße auch hier streckenweise zu suchen ist. Es gibt eine neue Brücke über den Pjandsch (auch Panj, Pandz, Pjandz oder Pandscha, Dari پنج pandsch, DMG panǧ, tadschikisch Панҷ Pandsch) und so ist auf afghanischer Seite in dem Abschnitt plötzlich das eine oder andere Auto zu sehen. Auch eine Schule gibt es. Die Seite ist von nun an sehr besiedelt 
  
und der Fluss wird zunehmend enger, so dass wir beinahe die Worte verstehen.  
  
Zum Mittag finden wir ein Lokal mit einem schattigen Tapcan direkt am PanjPjandsch (auch Panj, Pandz, Pjandz oder Pandscha, Dari پنج pandsch, DMG panǧ, tadschikisch Панҷ Pandsch)
  
Anschließend geht es bergauf und bergab weiter,  
  
wir machen halt an zwei großen Bäumen 
  
und freuen uns über die schöne Gegend. Dies ändert sich radikal, als wir um die nächste Kurve biegen. Nun folgt ein Minenschild dem anderen, 
  
es sind alte Panzerwracks am Wegesrand und der Weg ist so schmal, dass die Felsbrocken direkt auf die Straße fallen, einer direkt in Wolfgangs Vorderrad. Zum Glück ist nichts passiert. Wir fahren lange im Schatten der hohen Berge, es ist irre heiß und auch der 4.800 m hohe Berg bringt keinen kühlenden Wind. Mit diesem vor Augen fahren wir weiter und weiter und es bleibt immer dasselbe Szenario. (Ein paar Wochen spaeter Isabell und Uwe an gleicher Stelle...) Minenwarnungen und Steinschlaggefahr. So ganz haben wir keine Vorstellung, wo wir übernachten sollen, als wir am Horizont Bäume sehen. Bäume bedeuten eine Oase mit Wasser und in diesem Fall können wir uns sicher sein, dass es ein Dorf ist. In dem Dorf ist alles, aber auch alles eingezäunt und gesichert. Wir werden zur Übernachtung gebeten und landen in einem Haus, dessen Zugang aus lauter Steinen besteht und dessen Hausherr kurz danach sturzbetrunken ins Bett gebracht wird. Wir haben es aber geschafft, nicht im (wunderrschön mit Teppichen eingerichteten) Haus zu schlafen, sondern unser Zelt auf dem Tapcan aufzubauen und sind so dem Familienchaos und der betrunkenen Aufdringlichkeit entronnen. Was für eine Gegend.
Am Morgen ist Wolfgangs Hinterreifen platt.
Der heutige Tag ist mit dem Suchen von Löchern im Schlauch, dem Essen in einem Touristenlokal,  
  
einem langen Mittagsschlaf und Nudeln-Kochen gefüllt.


Heute ist (lateinisch pascha, von hebräisch pessach). Davon bekommen wir hier nichts mit. Für uns ist es ein Tag wie jeder andere freie Tag seit dem 1. August: Wäsche-Waschen, Räder-Checken, ein wenig schlafen, lesen, einkaufen und ein wenig die Zeit verbummeln.

 
Die Räder sind ein einem besseren Zustand als nach der Piste gedacht, nur bei Wolfgang geht beim neuen Schlauch schon wieder die Luft raus. Noch ist es ganz leicht. Aber morgen ist eh Schlauch-Wasch-Tag, also Find-das-Loch-Tag, dann kann er gleich mitgewaschen werden.
Das Gästehaus ist sehr schön, die Übernachtungsgäste kommen am Abend und fahren am Morgen schon wieder weiter. So sind wir tagsüber alleine mit einer Herde Ziegen, die im eigentlichen Wasser-Bassin sind. 
  
Das ist leer, wie so viele in Zentralasien. In diesem Winter gab es zu wenig Schnee und im Frühjahr hat es kaum geregnet. So sind die Flüsse leer, die Stauseen auch, das Gras ist nicht hoch genug und die Bauern schauen besorgt auf den Sommer, ebenso wie die Hirten. Unser Gästehaus ist direkt am Berg gelegen und bekommt das Wasser aus dem Berg, so dass es hier fließendes Wasser gibt, nicht in Hülle und Fülle, aber es gibt es. Es wird in verschiedenen Behältern gesammelt und der Garten wird den ganzen Tag bewässert. Das Wasser aus dem Schlauch ist richtig heiß und so wird das Wäsche-Waschen zum Vergnügen. So sauber ist die Wäsche nach der Waschmaschine in Dushanbe nicht gewesen.
Die Ziegen (Capra) sollen eigentlich im Bassin bleiben, es ist auch ziemlich tief, so dass sie eigentlich dort auch nicht rauskommen und sich auf das viele frische Grün der Rosen stürzen können. Eigentlich, denn eine schafft es immer. Sie wird dann wieder hineingescheucht.
Eigentlich wollen wir uns zum Abendessen anmelden, aber inzwischen ist auch die gute Seele des Hauses nicht mehr da. Zwei Ziegen nutzen dies zum Ausbüchsen. Die anderen machen inzwischen einen gehörigen Krach. Wir entscheiden uns, einkaufen zu gehen und kommen aber nicht raus weil das Tor abgeschlossen ist, das beruhigt uns grundsätzlich sehr, aber jetzt kämen wir gerne raus. Jemand, der irgendwie auch zuständig ist, sieht uns vor dem Tor stehen und zeigt und den Weg nach draußen. Er steht für einen Moment ratlos vor den schimpfenden Ziegen, auch die beiden Ausbüchser sind wieder da. Er telefoniert und wir gehen. Auf dem Weg zum Einkaufen werden wir registriert. Das geht so, dass wir beim Vorbeigehen in das Büro der Miliz (russisch Милиция/Milizija) gebeten weren, dort von unserem Permit 


in Kyrilliza (Кирилица, Кириллица, Ćirilica/Ћирилица) die Vornamen abgeschrieben werden und dahinter Chorugh (tadschikisch Хоруғ/Chorugh bzw. ‏خارغ‎) geschrieben wird. Es ist heiß, beinahe schwül und das Dorf ist auf der Straße, neue Bäume werden gepflanzt, überall sind Kinder. Wir werden erstaunt angeschaut und alle Kinder sind begeistert, ihre Englisch-Kenntnisse auszuprobieren.
Wieder zurück im Hostel, ist dort große Aufregung. Jemand wichtiges muss noch kommen. Wir sitzen auf den Stufen, um zu essen und bekommen direkt einen Tisch auf die Stufen im Garten gestellt. So sitzen wir erhöht über dem Parkplatz und können uns das Spektakel anschauen: Alle Lampen werden angemacht. Dann wird das Bad gecheckt, es hält der Prüfung nicht stand, also wird es schnell geputzt. Alles organisiert von einem nervösen Mann im schwarzen Anzug. Der Bewässerungsschlauch wird in den Warm-Wasser-Tank gesteckt. Alles ist gut, alles ist vorbereitet. Ein Mann kommt mit einem ordinären Auto als Anhalter, es gibt einen Moment der Entspannung. Aber stopp: da war noch was: die Ziegen! Die machen immer noch Randale im trockenen Wasserbecken. Also müssen auch sie noch weg. Nun steigt also der Anzugmann ins Bassin und muss jede Ziege einzeln aus dem Bassin heben/werfen. Alles im Sicherheitsabstand zum schwarzen Anzug. Es ist eine Komödie. Schließlich: das Auto kommt, wir recken unsere Hälse und es steigt ein einzelner Mann aus, eindeutig westlich. Wir hatten schon mehr Prominenz erwartet und vermuten, dass es wohl der Lonely Planet Publications (abgekürzt Lonely Planet oder LP, deutsch: „einsamer Planet“) Mensch ist, der auch schon in Dushanbe war. Nun ja, er ist da, alle gehen und wir dann auch bald ins Bett. Die Abende sind hier so warm, dass es schwer fällt, die laue Nacht zu verlassen.

Bisher unveröffentlichte Notizen:  

In Dushanbe fallen die vielen großen Autos auf, wir fotografieren Autos! Viele Modelle haben wir noch nie gesehen. Alles teuer, vieles Neuwagen, viele überhaupt erst in diesem Jahr zugelassen. Wahnsinn. Daneben Häuser, in denen es kein fließendes Wasser gibt und der Strom wird in der Nacht abgeschaltet. Aber auch riesige Villen. Latrinenbau auch in großen GEbäuden, diese laufen nach dem Regen über. Trinkwasser daher nur gekauft möglich. Auf dem Weg nach Osten lassen die Autos sofort nach, dafür rege Straßenbautätigkeit von Chinesen. Es entstehen Tunnel und es gibt Brücken. Flüsse alle hier leer oder mit ganz wenig Wasser, der Stausee ist auch deutlich wenig gefüllt. Wir hätten erwartet, dass die Gernzregion in einem ähnlichen Zustand ist wie viele andere Grenzregionen, in denen wir waren und die in der Nähe von Kriegsgebieten sind. Aber es ist ganz anders: die Dörfer sind bewohnt und die Häuser in einem guten Zustand. Es gibt in jedem Dorf ein Projekt von verschiedenen Hilfswerken, in der REgel dreht es sich dabei um Wasser, Bewässerung oder auch Trinkwasser. Aber auch Schulen werden mit Strom ausgestattet oder Gesundheitszentren gebaut.Manches können wir nicht lesen. Aber die Dörfer sind fast alle wirklich schön, gepflegt und von allen Generationen bewohnt und haben erreichbare Schulen, wenn auch nicht alle Kinder eingeschult sind. Es gibt wenige Dörfer weiter östlich am Panj, an die 30km vor Chorog, die verwahrlost wirken und wo die Männer betrunken über die Straße torkeln, die Häuser nicht gepflegt sind.
Harte Arbeitsbedinungen auf den steinigen Feldern, auf denen nichts wächst, was nicht intensiv bewässert wird. Das sind wieder handgezogene Gräben. Gefplügt wird vor allem mit Ochsenpflügen, manchmal aber auch per Hand, selten mit einem Traktor. Die afghanische Seite wirkt in der REgel viel grüner, die Felder anders genutzt, die Bewässerung anders geleitet. Gleich ist beiden, dass sie Bäume überall da pflanzen, wo es Wasser gibt und dass Esel ein Haupttransportmittel darstellen, wengleich das am Panj weniger ist als in den Regionen davor. Autos sind hier zum normalen Auto zurückgekehrt, viele alte Autos. Nur die Jeeps fallen auf, die als Sammeltaxen zwischen Chorog und Dushanbe fahren. Je näher wir an Chorog kommen, desto mehr dicke Autos gibt es und in Chorog sind es wieder sehr viele. Immer werden sie von 20-30 jährigen Männern gefahren, die mehr liegend als sitzend das Auto lenken und sschwarze Scheiben haben.
Die Soldaten kontrollieren zwar immer die Kopien unserer Pässe, wissen aber nicht os recht, was sie mit uns anfangen sollen. Sie schnorren uns an und wollen Zigaretten und Geld.
Der Tourismus ist hier sehr zu spüren vor allem daran, dass alles zu Geld gemacht wird. Es gibt nichts, was einfach so ist weil wir Gäste wären. Das ist schade.