Montag, 13. September 2010

4.-13. September 2010: Sarajevo-Prizren - 035, 036, 037, 038, 039, 040, 041, 042, 043, 044

13. September 2010 Kukës (albanisch auch Kukësi)Prizren (albanisch auch Prizreni, serbisch Призрен/Prizren) 68,64 km 2759,7 Gesamtkm

Datum: 13.9.10
Tag: 44
TagesunterstützerIn:
von: Shemri m NN 753
nach: Prizren m NN 465
km 68,64
Gesamt km 2724,0208
km/h: 11,82
Fahrzeit 05:48
gesamte Fahrzeit: 208:43:00
Anstieg in m pro h 126,72
Anstieg in m 735
Abfahrt in m: 1023
höchster Punkt in m NN 753
Steigung/Gefälle 2,56

Heute Morgen begrüßt uns die Sonne zur Abwechslung, wir haben gestern die Sonnenseite des Berges erwischt. Über dem Tal liegt der Nebel genau in der Form des Stausees. Wir fahren die ersten zwei Stunden über eine spektakuläre Bergstraße, die uns immer wieder ins Tal und wieder hinaufführt und nun wissen wir, wo Outdoor- oder Fahrradherstellende ihre Werbefotos machen (könnten). 


Die Straße endet bei der neugebauten Autobahn, die an der Stelle noch völlige Baustelle ist. Für einen Moment stehen wir etwas ratlos vor der Straße, da in unsere Richtung zwar ein Schild zeigt, dieses aber auf die Gegenspur der Autobahn führt. Es hilft nichts, wir fahren als Geisterfahrer auf der Autobahn, die bald wieder die alte Straße ist. So sehen wir nur die neuen Brücken, 


fahren aber selber noch über die alte. 

Interessant ist, dass die Autobahn von Emirat Kuwait (arabisch ‏الكويت‎, DMG al-Kuwait, deutsch auch: Kuweit) unter der Aufsicht von Ägypten (arabisch ‏مصرMiṣr, offiziell Arabische Republik Ägypten) gebaut wird. Wir erreichen tatsächlich  Kukës (albanisch auch Kukësi), zwischendurch haben wir ja schon fast nicht mehr daran geglaubt. Es ist ein Stadt mit vielen Banken und Organisationen, steht im Kontrast zur Umgebung. Von  Kukës (albanisch auch Kukësi) führt die neue Autobahn direkt zur Grenze und wir freuen uns über den guten Asphalt, auch wenn so eine neue Straße doch irgendwie seelenlos ist. 


Nett ist, dass auch dort seeleruhig Kühe am Rand grasen oder die Straße überqueren. Wir machen in einem neuen Café halt, wo wir Getränke bekommen und unser Essen auspacken. Dafür bekommen wir sogar eine Tischdecke und können uns das Treiben auf der Straße anschauen, das vor allem aus Tieren besteht. Es fahren wenige Autos. Auf einmal kommt ein Esel über die Autobahn, brav auf der richtigen Seite. Er verlässt die Fahrbahn und geht zielstrebig auf die liebevoll gepflegten Grünpflanzen des Cafés zu – der Rest der Gegend ist trocken und braun, wird aber entdeckt und verscheucht. Kurz danach kommen die Kühe des Besitzers ebenso zielstrebig hinter dem Haus hervor und werden vom Sohn auf die andere Seite geleitet. 


Wir brechen bald auf und fahren zur Grenze, Auf albanischer Seite gibt es gar keine Kontrollen mehr. Auf der Brücke zwischen den Grenzen kommen uns drei Kühe entgegen – brav auf der richtigen Spur. Wir sind überhaupt erstaunt, wie verkehrssicher die Tiere hier sind. 


Die Grenze zum Kosovo (auch der Kosovo oder das Kosovo;[5] albanisch Kosova/Kosovë, serbokroatisch Kosovo/Косово) sticht vor allem durch viele Polizeiautos hervor, ist aber auch problemlos und sehr nett. Die 20 km nach Prizren (albanisch auch Prizreni, serbisch Призрен/Prizren bestehen aus Baustellen, neuen Restaurant, leer stehenden Häusern, neuen Häusern, traditionelle Ernte von Mais und Getreide, vielen Autos und ihren Werkstätten und vielen, vielen Polizeiautos. Es sind in jedem Dorf – wie auch schon auf den letzten 100 km in Albanien – vor allem Moscheen zu sehen. In  Prizren (albanisch auch Prizreni, serbisch Призрен/Prizren angekommen, suchen wir ein Hotel und finden eine schöne Pension. Wir haben sogar Internet und können endlich unsere Wissenslücken füllen und auch den Block reinstellen.

12. September:  Puka (albanisch auch Pukë) Kukës (albanisch auch Kukësi) 61,12km 2690,3 Gesamt km

Datum: 12.9.10
Tag: 43
TagesunterstützerIn:
von: Rrape m NN 973
nach: Shemri m NN 753
km 61,12
Gesamt km 2655,3808
km/h: 8,8
Fahrzeit 06:56
gesamte Fahrzeit: 202:55:00
Anstieg in m pro h 174,81
Anstieg in m 1212
Abfahrt in m: 1432
höchster Punkt in m NN 982
Steigung/Gefälle 4,33

Der Morgen ist so kalt, dass wir beim Frühstück in ein generelles Gespräch über Skiunterwäsche kommen und ab wann wir die denn wohl tragen. Bald kommt die Sonne hinter dem Kamm hervor und es wird tatsächlich wärmer. Wir fahren den Weg hinunter und erreichen den Fluss. Wir sind von 978 m hinuntergeführt auf 600 und kommen an eine Kreuzung an der ein Hinweisschild steht. Auf dem Schild steht Kukes mit 75 km, unsere Karte behauptet 44 km und zwei Pässe. Ein genauer Blick in die Karte lässt mindestens drei Pässe vermuten. Wir fahren in den nächsten größeren Ort und auch der letzte für heute. Dort ist buntes Treiben, die einen sind auf dem Weg in die Kirche, die anderen feiern Hochzeit. Am Busbahnhof stehen die Kleinbusse bereits, alle Geschäfte sind geöffnet. Wir kaufen lieber mal auf Vorrat ein und machen uns auf dem Weg zum Pass. Es geht steil hinauf, wie immer in wunderschöner Umgebung


und sehr schnell erreichen wir 990 m und es geht bergab. Unsere Karte behauptet einen Pass von 1.285 m! Wo auch immer der ist, hier nicht. Wir werden wieder in ein Tal geführt, vorbei an einem riesigen Bauwerk, das entweder eine aktuelle oder eine alte Baustelle ist. Wunderbar ist hier, dass es überall, wo die Natur es hergibt, gefasste Quellen sind. Wir füllen Wasser auf und fahren bis zum Fluss hinunter. Wir sind wieder auf 600 m hinab gefahren. Dort kochen wir die obligatorischen Nudeln und sehen vor uns schon die nächste Passstraße nach oben. Selbst das Bergabfahren erhöht unseren Kilometerdurchschnitt nicht, weil wir so langsam fahren müssen. Als wir langsam den Berg wieder hochfahren, kommt uns langsam ein Radfahrer entgegen. Aber eben doch so schnell, dass wir nicht ins Gespräch kommen. Wir genießen die gut ausgebauten Straßen und die Ausblicke in immer neue Täler.


Immer wieder gibt es Denkmale aus dem 2. Weltkrieg und wieder bereuen wir es, dass wir so wenig über Albanien, amtlich Republik Albanien (albanisch Shqipëri/Shqipëria oder Republika e Shqipërisë) wissen.



Die alten Menschen, die uns ansprechen, haben meist im Krieg auf Seite der Deutschen gekämpft, eine Gesprächssituation, die für uns nicht leicht ist.
Bald erreichen wir den Pass, diesmal stimmt die Höhe und trauen unseren Augen nicht: Über unendliche Serpentinen geht die Straße bergab zum nächsten Fluss. Wir haben einen neuen Bezirk betreten, der mit EU und UN Finanzierung in seiner Infrastruktur gefördert wird. Mit einem Mal werden die Straßen schlechter und die Denkmäler hören auf. Unten am Fluss füllen wir mal wieder unsere Flaschen in einer der vielen Bars auf und werden von einem jungen Mann gefragt, ob wir Hilfe brauchen. Wir haben den Eindruck, dass einem in Albanien passieren kann, dass man nicht vom Fleck kommt, weil so viele Menschen einen einladen, ansprechen und Hilfe anbieten, aber sicherlich nicht, dass man Hilfe brauchend irgendwo ohne Hilfe strandet. Von ihm erfahren wir, dass es noch 37 km bis zur Stadt sind.
Uns ist klar, dass wir die Stadt nicht erreichen und begeben uns zum Aufstieg auf den nächsten Pass. Auch diese Straße ist in einem zum Teil schlechten Zustand, ganze Teile sind weggebrochen oder überschwemmt. Dennoch ist sie gut zu fahren. Auf der Straße kommt uns ein Wiener Ehepaar im Bulli entgegen, die nicht sehr froh ob des Wetters wirken – es regnet mal wieder. 


Etwas weiter lädt uns ein Bauer ein bei ihm zu übernachten und zwei Kehren weiter kommt uns ein Mann mit Pferd entgegen und kommt mit uns ins Gespräch, als wir einen Trinkpause machen. Auch er fragt, wo wir schlafen. Wir müssen weiter und auch das Pferd macht sich schon mal auf den Weg. Als wir an der höchsten Stelle angekommen sind – wir sind wieder auf 380 m gewesen und müssen bis 840 m, gibt es wieder eine gefasste Quelle. Dankbar zapfen wir Wasser, nicht ohne von einem Auto gefragt zu werden, ob alles in Ordnung ist oder es ein Problem gibt. Einen Schlafplatz zu finden ist nicht so leicht, schließlich finden wir eine Straße, die in einer Ecke noch Platz hat für uns.



11. September Vau-Deja (auch Vau-Dejës, Vau i Dejës) – Puka (albanisch auch Pukë) 47,91 km 2628,3 Gesamt km

Datum: 11.9.10
Tag: 42
TagesunterstützerIn: VCD Kreisvorstand Bonn
von: Qyrsac m NN 129
nach: Rrape m NN 973
km 47,91
Gesamt km 2594,2608
km/h: 7,68
Fahrzeit 06:13
gesamte Fahrzeit: 195:59:00
Anstieg in m pro h 197,53
Anstieg in m 1228
Abfahrt in m: 384
höchster Punkt in m NN 994
Steigung/Gefälle 3,36

Früh am Morgen entdeckt uns der Bauer, vor dessen Toren wir zelten. Er ist sehr erstaunt und begrüßt uns herzlich. Nach und nach kommt die gesamte Familie dazu, auch der Neffe, der deutsch kann.


Es ist eine heitere Runde um unser Zelt und wir werden zum Kaffee eingeladen. Durch die Deutschkenntnisse können wir uns gut verständigen und bekommen einen Kaffee, einen Palinka und erfahren eine Menge über die Gegend.


Wir reißen uns um 8:30 mit einem gemeinsamen Fotos los und fahren gen Pass. Wolfgang oder ich (das muss die Geschichtsschreibung entscheiden.…:-) ) haben Wolfgang nasse Socken im Baum vergessen, sie hingen in perfekter Tarnfarbe über einem Ast. Wann sie wohl entdeckt werden? Die Männer der Familie können es nicht nachvollziehen, dass wir vor der Tür im Regen geschlafen haben und nicht bei ihnen, aber es war einfach schon dunkel und wir waren so nass und müde.
Einer der Kinder begleitet uns noch bis zur Abzweigung mit seinem Rad. Es geht schnell steil nach oben. Unsere Karte vermerkt eine andere Kilometeranzahl als das Schild an der Straße um in die nächste Stadt hinterm Pass zu kommen.


Nach dem ersten „kleinen“ Pass geht die Straße immer weiter bergan, es ist eine wunderschöne Gegend mit weiten Blicken auf die Berge und die Seen.


Es geht immer höher und immer höher und ehe wir uns versehen sind wir auf 600 m


und werden durch ein Dorf über eine imposante Brücke wieder hinuntergeführt. Nach der Brücke geht es steil in Serpentinen bergan. Es ist schon die ganze Zeit sehr stürmisch und regnet leicht. Wir fahren höher und höher und sind bald auf 800 m, aber keine Stadt ist in Sicht. Nachdem nun beide Kilometerangaben, die der Karte und die des Schildes bereits überschritten sind, stehen wir am Straßenrand und füllen unsere Wasserflaschen auf, es hält ein Auto um zu fragen, ob es ein Problem gibt. Hier scheint es so, als könne einem gar nichts passieren, weil es immer Menschen gibt, die nach einem schauen, einladen, fragen etc. Wir verneinen, denn wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben, dass die Stadt noch kommt. Um 14:00 nach nur 30 km erreichen wir ein Dorf, das noch 8 km von der Stadt entfernt ist. Es gibt ein Café, leider gibt es dort nichts zu essen. So bestellen wir zwei Bier und kochen kurzentschlossen Nudeln auf der Windgeschützen Terrasse.


Die Wirtin bietet uns an, dass wir ihre Küche benutzen, aber da haben wir schon alles ausgepackt. Wir haben auch alles andere ausgepackt und unser Innenzelt aufgestellt, da es in der Nacht so gegossen hat, dass der Boden noch nass ist. Es muss insgesamt sehr abenteuerlich aussehen, zumal in dem kleinen Dorf, das aus ein paar Häusern, von denen einige einmal orange und einmal blau angemalt sind und anderen Häusern besteht. Am Ortseingang ist ein Schild, dass eine Dame aus einer Pfarrei in Graz dort eine Partnerschaft aufgebaut hat. Bald ist ein Teil des Dorfes versammelt und schaut sich unser Treiben an. Hier gibt es zum ersten Mal keinen Albaner, der deutsch oder englisch kann. Leider reichen unsere Italienisch Kenntnisse nicht aus, denn das ist die Sprache, die die meisten können. Wir verständigen uns mit einigen Brocken und Händen und Füßen. Es stehen einige Kinder da, von denen aber einige wieder vertrieben werden. Wir essen, bekommen noch eine Scheibe Brot geschenkt zum Essen, packen alles wieder ein, trinken noch einen Kaffee und machen ein Foto von der Wirtsfamilie. Als wir aus dem Dorf rausfahren, fahren wir an einem der bunten Häuser vorbei. Es ist nur noch die untere Etage bewohnbar und wirkt ein wenig wie ein Flüchtlingshaus. Einer der Kinder rennt hinter uns her und fragt dann auch nach Geld.
Wir fahren weiter, interessiert ob es denn nun die Stadt gibt, und fahren immer weiter den Berg hinauf. Bald sind wir auf fast 900 m, als tatsächlich das Stadtschild kommt. Es gibt einen Laden und wir füllen unsere Vorräte wieder auf. Die junge Frau im Laden spricht auch wieder Englisch, auch Deutsch und hat Wirtschaft studiert. Vor dem Landen ist Wolfgang umringt von kleinen Mädchen und Jugendlichen umgeben. In der Stadt selbst sind es dann die Jungs, die uns wieder nachlaufen. Die Stadt ist klein und wir sind bald wieder draußen. Dort gab es eine Moschee, in den anderen Dörfern und Städten stehen eher römisch katholische Kirchen. Der Zustand der Dörfer und Städte ist ein anderer als im Tal in Küstennähe. Die wenigen Kilometer und Höhenmeter machen einen großen Unterschied. Viele Häuser sehen sehr renovierungsbedürftig aus, viele stehen leer. Manche große Häuser machen den Eindruck, als sei nicht klar, wem sie gehören oder was mit ihnen zu machen ist. Zwischen den Zeilen und hinter den Kulissen wird die materielle Situation immer wieder deutlich, wenngleich die Versorgung in den Läden vielfältig oder die Anzahl der Bars oder Cafés enorm ist. Es erscheint als ein Land großer Gegensätze und ein Land, von dem wir viel zu wenig wissen und froh sind um den einen oder anderen Kontakt.
Zwischen den Dörfern und Städten gibt es auf der Bergstraße so gut wie gar keine Häuser, in den Tälern sind Häuser zu sehen. Auf den Bergen gibt es ganz viele Herden. Berge sind zu sehen, soweit das Auge reicht. So fahren wir weiter in der Einsamkeit, auch mit wenigen Autos und finden eine gefasste Quelle, sofort wieder entdeckt von zwei Kindern und der italienischen Polizei - was uns sehr verwundert - , die ganz begeistert ist, dass wir mit dem Rad so weit oben sind. Das bringt uns in die Frage, wie wir jetzt unauffällig unser Zelt aufstellen können. Wir finden einen wunderschönen Platz und richten uns auf eine stürmische und kalte Nacht ein. Immerhin ist das Barometer noch oben gegangen.

10. September Podgorica (kyrillisch Подгорица; Aussprache [ˈpɔdgɔˌriʦa]) –Shkodra (albanisch auch Shkodër; deutsch früher auch Skutari, italienisch Scutari, serbisch Skadar, türkisch İşkodra) 80,91 km, 2579,7 Gesamt km

Datum: 10.9.10
Tag: 41
TagesunterstützerIn:
von: Podgorica m NN 162
nach: Qyrsac m NN 129
km 80,91
Gesamt km 2546,3508
km/h: 12,48
Fahrzeit 06:28
gesamte Fahrzeit: 189:46:00
Anstieg in m pro h 33,09
Anstieg in m 214
Abfahrt in m: 247
höchster Punkt in m NN 192
Steigung/Gefälle 0,57


Heute Morgen sehen wir den Rudel Hunde, münchnerisch alle „Lumpi“ genannt, durch den Wald ziehen. Als wir aus dem Wald rausfahren, sehen wir erst das ganze Ausmaß an Müll, der im Wald liegt. Wir kommen auf die Verbindungstraße nach Albanien, amtlich Republik Albanien (albanisch Shqipëri/Shqipëria oder Republika e Shqipërisë) zurück und fahren an bewachten und mit hohen Zäunen umgebenen Obstplantagen vorbei, vor denen viele Autos stehen, anscheinend lauter Leute, die als Tagelöhner anheuern. Insgesamt wirkt die Gegend sehr provisorisch, obwohl einzelne Gebäude wieder aufgebaut werden. Die Straße zur Grenze stellt sich als eine schmale Straße heraus, die über viele Hügel und durch einen Nationalpark mit vielen Schlaglöchern zur Grenze führt. Die Grenzer auf albanischer Seite sind sehr freundlich und scheinen Freude daran zu haben, dass wir nach Albanien kommen. Wir fahren nach der Grenze los und sehen ein Hinweisschild, dass die Straße neu gemacht wird. Zunächst fahren wir an vielen ganz neuen Bars und Restaurant vorbei, vor denen ganze Schafe am Spieß gegrillt werden. Die perfekten Häuser und ihre Gärten stehen in einem krassen Gegensatz zur Straße und alles drum herum. Die Straße besteht aus mehr Löchern als ebener Fläche, die Ausmaße an Müll am Straßenrand sind unvorstellbar. Gleichzeitig ist es landschaftlich schön. Waren in Bosnien und Serbien (serbisch Србија/Srbija anhören?/i) vor allem Volkswagen unterwegs ist es hier Mercedes, der in allen Zuständen, Größen und Altersklassen gefahren wird.


Wir sind von so vielen albanischen Autos vor der Grenze überholt worden oder sie sind uns entgegengekommen ohne zu grüßen, dass wir schon dachten das läge an der Automarke. Nach zehn Minuten auf der Straße ist uns klar: grüßen ist ein Ding der Unmöglichkeit, es ist nicht möglich die Augen von der Straße zu heben. Denn alle Menschen, die nicht im Auto sitzen, grüßen begeistert und bringen uns in die Schwierigkeit, da wir kaum die Hände vom Lenker nehmen können. Uns fallen die vielen Autos mit englischem Nummernschild auf. Im Laufe des Tages bekommen wir mit, dass überall jemand ist, der lange in England gelebt hat. Wir sind sofort eingenommen von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen.


Besonders die Kinder sind irre, sie laufen mit oder fahren mit ihren Fahrrädern mit und sprechen alle ein paar Brocken Englisch oder Italienisch. Nach der Baustelle wird die Straße ein wenig besser, aber da eh jeder sich seinen Weg um die Schlaglöcher sucht und alle eher langsam fahren, tun wir das auch. Pünktlich zum Mittagessen fängt es an zu regnen, zunächst nur kurz, so dass wir um drei trocken weiterfahren. Um 16:30 fängt es wieder an, auch zunächst nur leicht, aber dann steigert sich das Ganze in ein Stunden andauerndes Gewitter mit Regengüssen. Wir stehen an einer Tankstelle, direkt umringt von vielen Menschen und einem, der lange in England gelebt hat und es wird engagiert über unsere mögliche Route in den Kosovo (auch der Kosovo oder das Kosovo;[5] albanisch Kosova/Kosovë, serbokroatisch Kosovo/Косово) diskutiert. Es hört auf zu regnen, wir fahren los und es fängt an zu gießen. Da ist es 17:00, wir stellen uns kurz unter, fahren wieder los und es schüttet und schüttet mit taghellen Blitzen. Um 18:00 geben wir es auf und sind in einer Stadt, in der es zwar eine Riesenkathedrale gibt (wir müssen in der Nähe von Mutter Teresas (Ordensname, bürgerlich Anjezë (Agnes) Gonxhe Bojaxhiu [ˈagnɛs gonˈʤa bɔˈjaʤju]; * 26. August 1910 in Üsküb, Osmanisches Reich; † 5. September 1997 in Kolkata, Indien) Grundschule sein), aber kein Hotel. Also trinken wir einen Kaffee, holen Wasser und suchen einen Ort zum Schlafen. Zum Glück können wir das Zelt recht trocken aufbauen und unsere Isomatten und Schläfsäcke sind zudem noch durch die dünnen aluminum beschichteten Isomatten und Plastikfolie geschützt,


dennoch regnet es und regnet und regnet.


Wir haben einen wirklich nassen Sommer erwischt, es gab inzwischen bestimmt mehr Regentage als trockene Tage (und /oder Nächte).
Wir freuen uns auf die Berge und hoffen dass das Gewitter da nicht ewig drinhängt und wir dadurch nichts sehen.

9. September Bajovo Polje – Podgorica (kyrillisch Подгорица; Aussprache [ˈpɔdgɔˌriʦa]) 101,33 km, 2497,3 Gesamt km

Datum: 9.9.11
Tag: 40
TagesunterstützerIn:
von: Bajevo Polje m NN 1092
nach: Podgorica m NN 162
km 101,33
Gesamt km 2465,4408
km/h: 15,6
Fahrzeit 06:29
gesamte Fahrzeit: 183:18:00
Anstieg in m pro h 55,22
Anstieg in m 358
Abfahrt in m: 1288
höchster Punkt in m NN 1237
Steigung/Gefälle 1,62

Pass 1.235 m, unbenannter Pass 787m

In der Nacht zieht ein Regengebiet mit Schauern und Sturm über uns her.


Am Morgen ist es jedoch trocken und nur ein wenig nebelig.


So ganz sicher sind wir uns nicht, ob wir nicht doch noch nass werden, aber wir fahren frohen Mutes los – es sind ja nur weniger als 200 Höhenmeter. Wir kommen auf 80 m an unsere Höhe heran und werden wieder hinabgeführt! Zwar nur 80 m, aber dennoch. Inzwischen kommen Schilder für Dörfer und ein Schild für einen Infopunkt mit dem netten Namen: „What’s next?“. Die Frage stellen wir uns seit gestern Nachmittag! Plötzlich sind wir oben, es gibt keinen Pass-Hinweis, aber es geht hinab. Auf der anderen Seite ist plötzlich eine ganz andere Infrastruktur, Restaurants, Läden, Hotels etc. Wir fahren hinab und kommen nach Nikšić (kyrillisch Никшић), eigentlich unser Ziel von gestern. Aber gestern war die Karte nicht korrekt und hat mindestens 10 km unterschlagen, nicht zu sprechen von den Höhenmetern. Wir haben überlegt, ob die Berechnung für die neue Straße gemacht wurde, die auf bosnischer Seite angefangen war und die Fundamente schon da waren, manchmal auch ein Teil der Straße. An den alten Kilometersteinen am Rand sind immer wieder mal neue Kilometerangaben aufgeschrieben. Aber auch diese machen keinen Sinn.
Auf jeden Fall ist auch der Weg nach unten schön. In Nikšić (kyrillisch Никшић) beschließen wir, die alte Straße zu nehmen und werden über eine ganz kleine Straße über einen Berg geführt. Es ist eine so karstige Gegend, dass zwar Wasser in die Senke fließt, aber nicht als Fluss abfließt. Der Weg ist wunderschön und besonders der Weg nach unten traumhaft schön. Die Vegetation ist mediteran, es duftet herrlich und immer wieder kreuzen wir eine kleine Eisenbahnstrecke. Gleichzeitig muss es eine geschichtsträchtige Strecke sein, denn es stehen Gedenksteine für 1865, 1914, 1941. Leider können wir sie nicht lesen, zum Teil sind sie auch schon sehr verwittert. Wir kommen an eine Kreuzung und entscheiden uns für den Weg bergab, nach oben geht es zu einem Kloster. Wir denken uns nichts und fahren den Weg hinunter, ein wenig erstaunt über die vielen Autos auf der schmalen Straße. Wir sehen den Hinweis für ein Restaurant und kehren dort ein.


Unser Mittagessen ist begleitet von unserem interessierten Anschauen von Massen an Reisebussen und Autos, die sich die schmale Straße zum Kloster hochquälen. Es ist faszinierend, zudem kommen immer wieder Festgesellschaften im Lokal an. Irgendetwas muss heute gewesen sein. Als wir aufberechen – mittlerweile gewittert es mit leichten bis starkem Schauer – erkennen wir die Ursache der Busse: die Hauptstraße ist keine 3 km entfernt. Auf diese werden wir auch geleitet und fahre im horrenden Schauer die erste Stunde. Dann ist die Gewitterwolke weggezogen und ehe wir uns versehen sind wir auf 160 m runter. Wir fahren und fahren und entdecken mal wieder, dass nach den Bergen so ein Tal und eine Stadt mühsam ist und gar nicht schön.
In Podgorica (kyrillisch Подгорица; Aussprache [ˈpɔdgɔˌriʦa]) gibt es keinen Campingplatz und es wäre zu dunkel, um weiterzufahren. So schlagen wir unser Zelt in einem Wald vor der Stadt auf. Wald heißt in diesem Wald Pinienwald ohne jeden Sichtschutz. Es ist ein theoretisch richtig schöner Wald, der leider als Müllkippe verwendet wird. Es sind überall Wege gefahren und Müllberge liegen herum. Wir zählen mindestens vier wilde Hunde und einen Esel. Zudem stehen viele Autos rum. Also vermuten wir, dass der Satz „Ich bring mal den Müll runter“ in Podgorica eine andere Bedeutung hat…. Andererseits sind beschäftigte Menschen in Autos im Wald besser als gelangweilte mit oder ohne Auto. So hoffen wir auf eine gute Nacht. Im Hintergrund sind schon diech albanischen Berge zu sehen, die uns morgen erwarten.

8. September Foča (kyrillisch Фоча) – Bajovo Polje 70,53 km 2394,3 Gesamt km

Datum: 8.9.11
Tag: 39
TagesunterstützerIn: Sigrid Schraml
von: brod m NN 465
nach: Bajevo Polje m NN 1092
km 70,53
Gesamt km 2364,1108
km/h: 9,16
Fahrzeit 07:41
gesamte Fahrzeit: 176:49:00
Anstieg in m pro h 182,73
Anstieg in m 1404
Abfahrt in m: 777
höchster Punkt in m NN
Steigung/Gefälle 3,09

Nach weit über 1.400 Höhenmetern (unser Höhenmeter misst nicht sehr motivierend) sind wir immer noch nicht am Pass, sondern ca 10 km davor. Dabei waren es an sich nur 600 m.

Zunächst starten wir früh und sind dann ganz froh, wieder auf der befestigten Straße zu sein. Es ist nebelig und immer wieder erscheint über dem Nebel der eine oder andere Berggipfel. Der Fluss ist tief unter uns. Wir fahren auf der Fernstraße nach Montenegro, diese macht aber eher den Eindruck einer Nebenstraße, ist sie aber nicht. Auch wenn wir bei jeder Kurve nicht wissen, ob uns Kühe oder Pferde oder LKWs entgegen kommen. Es ist kurvig und bergig, aber wunderschön. Wir sind ob der vielen Anstiege noch ganz gelassen und erreichen die Grenze. Es ist ein ganz kleiner Grenzübergang, die alte Brücke ist durch eine neue Brücke ersetzt worden und auf der Seite Montenegros baut die Europäische Union einen neuen Grenzübergang. Wir werden interessiert betrachtet, bekommen den Stempel in unseren Pass und mit ihm ein Hinweisblatt zu sicherem Fahren in Montenegro. Es gibt dort in den Sommermonaten enorm viele Unfälle.
Unmittelbar nach der Grenze geht es 7% hoch, eigentlich sind es 9% und wir denken, so ist das halt mit einem Pass. Wir gewinnen schnell an Höhe, treffen an einer Wasserstelle den Radfahrer von gestern wieder, der auf dem Weg nach Afrika ist. Bald haben wir 200 Höhenmeter gewonnen und dann geht es wieder bergab. Entschädigt werden wir durch eine atemberaubende Schlucht,


einem regelrechten Canyon. Es ist wunderschön und wir werden durch eine wilde Landschaft über eine Brücke geführt.


Anschließend geht es mit den bekannten 7% den Berg wieder hoch und wir haben unsere Höhe wieder gewonnen und erreichen einen Stausee. Zu dem Hoch und Runter ist ein wahnsinniger Wind gekommen, der zum Teil so stark ist (als Gegenwind), dass an Fahren kaum zu denken ist. So kämpfen wir uns den Stausee entlang, verlieren wieder an Höhe und wissen, dass jeder Stausee einmal endet – auch dieser. Er tut es und reichlich entkräftet finden wir einen Schnell-Imbiss in einem Ort am See. Der Blick in die Karte zeigt uns, dass sie irrt und die Kilometerangaben falsch sind. Wir wundern uns darüber, dass es noch 50 km zum Pass sind, aber nur 500 Höhenmeter. Da es direkt nach dem Ort erst einmal kontinuierlich nach oben geht, sind wir trotz Gegenwind und müder Beine guter Dinge und sind bald auch auf 1.000 m. Es geht um eine Kurve und: zack! Es geht steil bergab und eh wir uns versehen, landen wir wieder bei 800 m. Nicht mehr so richtig erfreut, zumal es anfängt zu regnen, machen wir uns wieder an den Berg. Der Regen hört auf, der Wind nicht. Wir haben die 1.000 m nach einer Stunde wieder erreicht und: eine Kurve und es geht bergab. Inzwischen ist es recht spät, unser Tagesdurchschnitt immer noch unter 10 km/h. Wir arbeiten uns wieder hinauf und haben bereits beschlossen, am Pass zu übernachten. Wir sind keine 100 m vom Pass entfernt, auch nur noch 12 km und es kommt eine Kurve und es geht bergab! Da wir die ganzen Bergab und Bergauf vom Vormittag nicht gezählt haben, können wir nicht sagen, wie oft das eigentlich war. Es ist immer noch wunderschön und der Weg toll, gleichzeitig sind wir einfach müde. Im dritten Tal suchen wir Wasser, das es schon lange nicht mehr gab als Quelle oder so. Es gab auch schon lange kein Haus oder Dorf mehr an der Straße. Wir finden ein Haus, das Licht hat, und bekommen dort Wasser. Da wir nicht mehr einkaufen konnten, fragen wir nach Milch. Ich (Gunda) komme mit meiner Flasche in die separate Küche und werde erst mal an den Küchentisch gesetzt. Es ist ein einzelstehendes Haus, das als Küche dient. Die Milch ist frisch von der Kuh und warm. Dazu bekommen wir noch frisches Brot und ich ein Glas köstlichen Beerensaft, der in Montenegro wohl eine Spezialität ist. Derart gestärkt und gewärmt finden wir einen schönen Schlafplatz. Das Barometer fällt und die ersten Regentropfen, nachdem das Zelt steht und wir beide geduscht sind.
Was für ein wunderschönes Land mit unglaublichen Ausblicken auf hohe Berge und tiefe Schluchten, guten Straßen.

7. September 2010 Sarajevo (kyrillisch Сарајево; dt. auch Sarajewo; türkisch: Saraybosna) – Foča (kyrillisch Фоча), 86,57 km, Gesamt Km 2322,6

Datum: 7.9.10
Tag: 38
TagesunterstützerIn:
von: Sarajewo m NN 567
nach: brod m NN 465
km 86,57
Gesamt km 2293,5808
km/h: 13,8
Fahrzeit 06:16
gesamte Fahrzeit: 169:08:00
Anstieg in m pro h 124,15
Anstieg in m 778
Abfahrt in m: 880
höchster Punkt in m NN 1165
Steigung/Gefälle 1,92

Unter den etwas fassungslosen Blicken der Hotel-Crew bepacken wir unsere Räder und fahren durch die Stadt in Richtung Süden. Wir fahren noch einmal die Strecke, die wir gestern schon gefahren sind und können durch das langsame Fahren die Eindrücke erneut aufnehmen. Das Fahren selbst ist mühsam und es ist die erste Situation, dass wir von einem LKW so abgedrängt werden, dass wir eine Vollbremsung machen müssen.
Sobald wir aus der Stadt raus sind, beruhigt sich der Verkehr und wir erleben wieder die atembraubende Landschaft, die sich auf einer guten Straße gen Süden zieht. Immer wieder kommen wir an zerstörten Häusern vorbei, Friedhöfe muslimischen und christlichen Glaubens. Man gewinnt fast den Eindruck als gäbe es mehr Gräber als Menschen. Viele der Gräber sind aber von den Daten her unabhängig vom Krieg, eine Menge fallen aber auch auf, weil auf Familiengrabsteinen unter dem Namen nur das Geburtsdatum steht – wir überlegen ob das Zeugen für die vielen vermissten Personen sein könnten.
Wir sind in Sorge losgefahren, da die Karte vor dem Rogoj-Pass einen doppelten Pfeil verzeichnet. Das bedeutet 15-20% Steigung, für uns ab 15% nicht fahrbar. Es ist der einzige Weg. Daher riskieren wir es. Die Straße ist aber sehr gut gebaut und ging auf maximal 8%, so ist ein Pass gut zu fahren und wir schaffen mit einer Trink- oder Riegelpause 200 m in einer Stunde. So machen wir auf 820 m Mittagspause in einem kleinen Restaurant. Unser Wunsch nach etwas Essbarem löst Ratlosigkeit aus. Dann wird die Speisekarte untersucht und die möglichen Vorschläge angekreuzt. Die Preise sind noch in Dinar. Nachdem wir uns entschieden haben, geht einer der Jungs nach Nebenan einkaufen. Irgendwie nett.
Nach dem Pass geht es nur noch bergab. Zunächst über eine Hochebene und dann am Fluss Бистрица entlang durch eine wunderschöne Schlucht. Wir fahren beinahe 50 km durch Schluchten, nur kurz unterbrochen von Dörfern oder Ebenen.


Was für ein schönes Land. Der Fluss, dem wir folgen, mündet in die Drina (kyrillisch: Дрина, Aussprache: [ˈdrîːna]), einer der heftig umkämpften Gegenden in Bosnien (bosn., kroat. und serb. Bosna; kyrill. Босна), heute  Republika Srpska (kyrillisch Република Српска, abgekürzt: РС/RS, deutsch fehlerhaft auch Serbische Republik). Nachdem die älteren oder ganz alten Menschen uns auf dem gesamten Weg mit großem Hallo begrüßt haben und sich sichtlich freuen, dass wir durch ihre Gegend fahren, reagieren auch hier die Jugendlichen und jungen Erwachsenen (Männer) eher mit Ironie oder auch Unfreundlichkeit. Aus einem Auto heraus wird uns der „Stinkefinger“ gezeigt, wir vermuten wegen der Europaflagge. Als wir an einem Fußballfeld vorbei fahren, schreien uns alle Kinder und Jugendlichen „Serbia“ entgegen. Wir finden einen Platz zum Schlafen im Wald, der als Feuerstelle bereits benutzt wurde. Daher trauen wir uns ein wenig ab von der Straße unser Zelt aufzubauen, wissend, dass das so richtig sicher nicht ist. Wir hoffen, dass es keine Mine in unserer Nähe gibt.
Morgen geht es nach Montenegro (serbokroatisch Црна Гора/Crna Gora ['t͡sr̩naː 'ɡɔra], albanisch Mali i Zi), auf den Wegweisen ist der Hinweis auf die Grenze in Form eines Aufklebers angebracht und es sind viele Autos aus Montenegro zu sehen. In unserer unmittelbaren Nähe ist die Tara-Schlucht, die zweitiefste nach dem Grand Canyon, aber sie zu erreichen würde bedeuten, einen Pass über 2000 m zu erklimmen und wir entscheiden uns dagegen. Die Schlucht heute war bereits so schön.

Uebrigens: Rieke und Torsten sind in Ancona.

4.9.
5. und 6. September Sarajevo (kyrillisch Сарајево; dt. auch Sarajewo; türkisch: Saraybosna)


Datum: 4.9.10
Tag: 35
TagesunterstützerIn: Haus Damiano
von: Milici m NN 243
nach: Sarajevo m NN 567
km 105,73
Gesamt km 2207,0106
km/h: 11,43
Fahrzeit 09:44
gesamte Fahrzeit: 162:52:00
Anstieg in m pro h 170,96
Anstieg in m 1664
Abfahrt in m: 1340
höchster Punkt in m NN 1273
Steigung/Gefälle 2,84

Wir erleben  Sarajevo (kyrillisch Сарајево; dt. auch Sarajewo; türkisch: Saraybosna) von ganz unterschiedlichen Seiten. Am Abend des 4. September gehen wir noch in die Altstadt um etwas zu essen. Wir finden ein Restaurant und finden uns in der Partymeile wieder und können eine ganze Weile die Jugendlichen wahrnehmen, die dort sitzen. Schick angezogen mit tiefen Dekolleté und Alkohol in gemischtgeschlechtlichen Gruppen zu westlicher sehr lauter Musik trinkend.
Am nächsten Mittag – um kurz nach viermorgens rief der  Muezzin (arabisch ‏مؤذّن‎ mu'adhdhin, DMG muʾaḏḏin) von gegenüber


– gehen wir wieder in die Stadt und nehmen die unterschiedlichen religiösen Traditionen wahr. Nach einem längeren Spaziergang treffen wir Ursual und Nermin an der großen Moschee. Dort ist schon den ganzen Tag eine große Menge Gläubiger, da in der Nacht die  Lailat al-Qadr (arabisch ‏ليلة القدر ‎, DMG Laylatu 'l-Qadr ‚die Nacht der Bestimmung, die Nacht der Allmacht‘) gefeiert wird. Sie wird auch live im Fernsehen übertragen. Ursula und Nermin zeigen uns die Stadt mit ihren Geschichten und Hintergründen. Wir schaffen es auch, kurz in die Gazi-Husrev-Beg-Moschee (auch: Begova-Moschee; türkisch Gazi Hüsrev Bey Camii) von 1530/31 (Bauinschrift) zu gehen, wenngleich das beim Fraueneingang nicht gerne gesehen wird wegen der Generalproben. Es ist  Ramadan (arabisch: ‏رمضان ‎ / ramaḍān /‚der heiße Monat‘) und daher warten wir auf den Sonnenuntergang. Wir gehen noch zum Franziskanerkloster hoch, das einzige Kloster, das während des Osmanisches Reichs (auch Ottomanisches oder Türkisches Reich; osmanisch ‏دولت علیه‎, İA Devlet-i ʿAlīye, „der erhabene Staat“ und ab 1876 amtlich ‏دولت عثمانيه‎ / Devlet-i ʿOs̲mānīye /‚der osmanische Staat‘; türkisch Osmanlı İmparatorluğu) bestehen durfte. Zum Sonnenuntergang werden an verschiedenen Stellen Leuchtraketen abgeschossen. Wir sind schon um 19:00 Uhr mit Freunden von Ursula und Nermin zusammengetroffen, so wandern wir in einer Gruppe von 12 Personen durch die Stadt. Vor dem Essen, dem Fastenbrechen, für das ein Tisch reserviert ist, geht es zu einem kurzen Gebet in die Moschee (arabisch ‏مسجد‎ masdschid, DMG masǧid ‚Ort der Niederwerfung‘). Danach sitzen wir an einem langen Tisch und speisen gemeinsam mit vielen, vielen anderen ein Menü.


Es setzt sich ein altes Ehepaar zu uns, leider müssen sie sich woanders hinsetzen, da lässt sich der Chef des Hauses auf keine Diskussion ein. Zum Kaffee [ˈkafe, kaˈfeː] (türk. kahve aus arab.قهوةqahwa „anregendes Getränk”, ursprünglich auch „Wein”,[1] mit Anlehnung an die Ursprungsregion Kaffa[2]) nach dem Essen gehen wir in ein sehr schickes Café (vom französischen für Kaffee und vom arabisch qahwa), zugleich ein Shisha (auch Sheesha; deutsche Transkription: Schischa)-Café.


Interessanterweise hängt dort eine Kopie deses Toleranzedikt des Mehmed II. (‏محمد بن مراد‎ / Meḥemmed[1] b. Murād; * 30. März 1432 in Edirne; † 3. Mai 1481 bei Gebze) aus dem Jahr 1463. Bei Kaffee und Wasserpfeife sitzen wir lange zusammen bevor die Frauen zur Lailat al-Qadr (arabisch ‏ليلة القدر ‎, DMG Laylatu 'l-Qadr ‚die Nacht der Bestimmung, die Nacht der Allmacht‘) aufbrechen, viel später als sie eigentlich wollten. Es ist ein sehr schöner Abend gewesen, mit vielen Eindrücken der Stadt, der Menschen, die immer dort leben oder in Deutschland leben und dorthin immer wieder zurückkommen, dem gemeinsamen Speisen und Beten.
Wir schaffen es dennoch, noch ein Bier beim Kiosk zu besorgen und schauen uns im Fernsehen die Übertragung der Nacht ein wenig an. Moscheen (arabisch ‏مسجد‎ masdschid, DMG masǧid ‚Ort der Niederwerfung‘) und ihre Minarette (selten Minar[1] , richtiger arabisch ‏منارة ‎ manāra ‚ursprünglich: Leuchtturm‘) sind erleuchtet, wenn dort gebetet wird. Daher ist es taghell im Zimmer.

Am nächsten Tag lösen wir das Problem mit unserem Zelt und gehen zu dem von Nermin empfohlenen Schneider. Während er näht, schauen wir uns das das jüdische Museum an, das am Neujahrstag auch als Kultraum genutzt wird. Es beherbergt neben dem beeindruckenden Gebäude eine ausführliche Ausstellung über das Miteinander jüdischen und islamischem Lebens bis Holocaust. Wir wandeln weiter auf den geschichtlichen Spuren Sarajevos, überall ist der Krieg noch gegenwärtig, in den Gebäuden, den Erzählungen, den Gesichtern. Wir gehen auch in die älteste orthodoxe


und die größte orthodoxe Kirche auf dem Balkan, beider sind oder werden renoviert. Am frühen Abend holt Ursula uns ab, damit wir mit ihnen zusammen zu Hause das Fastenbrechen feiern. Auf dem Weg in das olympische Dorf sehen wir an der Hauptachse Sarajevo (kyrillisch Сарајево; dt. auch Sarajewo; türkisch: Saraybosna) die überall gegenwärtige Kriegszerstörung neben Aufbau, Neubau und Sanierung. Es ist ein gleichzeitiges Nebeneinander, ebenso wie es den Eindruck macht, dass es ein Nebeneinander der Lebensstandards gibt.


Während Ursula ein köstliches Mahl bereitet, zeigt uns Nermin die Frontlines des Krieges, Orte und Straßen, die er wie seine Westentasche kennt, weil er selbst im Krieg gewesen ist. Wir bekommen einen Eindruck dessen, wie nah Leben und Tod gewesen ist und wie unvorstellbar es ist, wie Überleben möglich war bei der Umzingelung. Den Abend erzählt Nermin einiges aus der Zeit und der Zeit danach. Es ist Geschichte, die da ist. Ein sehr schöner Abend bei dem die Katze auf die Idee kommt, hinter der Stereoanlage zu spielen und kurzerhand ein Kabel zerstört und danach im Rückwärtsgang aus dem Regal krabbelt. Ursula bringt uns zurück und wir packen für die Abfahrt am nächsten Morgen.