Dienstag, 21. Februar 2012

Heute vor einem Jahr

So kann´s auch gehen: Uwe und Isabell sind wieder daheim - gesponsert in der Business-Class!

Heute vor einem Jahr verlassen wir nach drei Monaten denايران.

Bisher unveröffentlichte Notizen:

Mit einem Schlag in einer ganz anderen Kultur: bunte Kleider. Verschiedenste Kopfbedeckungen, gruselige Latrinen, kein Wasser mehr am oder auf dem Klo, aber auch nicht mehr die persische Gastfreundschaft. Kein Teeangebot etc

Im Rückblick auf diese Zeit im Iran überwiegen die wunderbaren Menschen, die uns eingeladen haben und viel von der Seele des Landes gezeigt. In der aktuellen Situation aber, wo wir an der Grenze zwei Stunden warten mußten, weil der Computer unsere Daten nicht akzeptiert hat, war die Angst im Vordergrund. Die ganze Zeit im Iran hatten wir von dem inhaftierten Journalisten gehört, sowohl über tagesschau.de in mails, als auch im iranischen Fernsehen. Gerade jetzt veröffentlicht er sein Buch über sein Erfahrungen im Gefägnis. Vor einem Jahr wurde er von Westerwelle persönlich abgeholt.

Wir hatten im Iran immer Angst, weil die Gefahr nicht einschätzbar war. Weniger, wie wir uns selber verhielten, wäre der Grund für eine mögliche Festnahme, sondern daß wir in irgendeiner politischen Krise als Erpressungsmittel dienen könnten. So dachten wir. Umso weniger wollten wir irgendeinen Anlaß liefern. Deshalb gibt es keine Fotos von den vielen Militär- und Atomanlagen, an denen wir vorbeigefahren sind. Auch keine heimlichen.

Offizielle Organe, angefangen vom Botschaftspersonal in Ankara über Polizei bis hin zu den Grenzorganen waren nicht nur korrekt und höflich, sondern oft sogar besonders hilfsbereit. Auch bei der zweimaligen Verlängerung des Visums gab es keinerlei Schwierigkeiten. Und viele Menschen erlebten wir so gastfreundlich, daß wir wir auch heute noch nicht genauer beschreiben wollen, wie sie uns geholfen haben, um sie im Nachheinein nicht zu gefährden. Wissen wir doch über die Reisehinweise des Auswärtigen Amtes:

  • Fotografieren und Filmen (auch mit Mobiltelefon) sollte insgesamt restriktiv und mit der gebotenen Sensibilität gehandhabt werden. Dem Auswärtigen Amt sind Fälle bekannt geworden, in denen Touristen Kameras abgenommen und sie vorübergehend festgenommen wurden, da sie verdächtigt wurden, öffentliche Gebäude oder Demonstrationen fotografiert zu haben. Ebenfalls abzusehen ist vom Versenden von Fotos oder Reiseberichten, die in irgendeiner Weise Bezug zu aktuellen politischen Entwicklungen haben. Gleiches gilt für SMS und Telefonate. Die entsprechende Kommunikation wird überwacht und es sind Fälle bekannt, bei denen ausländische Staatsangehörige aufgrund derartiger Kommunikation mit ihrem Heimatland angeklagt und verurteilt worden sind. Die Kommunikation im Inland und mit dem Ausland ist phasenweise sehr schwierig und nicht immer möglich.
  • Nach den Massenprotesten gegen die Präsidentschaftswahlen vom 12. Juni 2009, die vielfach unter Anwendung von Gewalt aufgelöst wurden und auch Tote gefordert haben, war es in Teheran und anderen Städten des Landes in unregelmäßigen Abständen zu weiteren Demonstrationen und gewaltsamen Gegenreaktionen gekommen. Die Proteste waren - insbesondere zu politisch wichtigen Ereignissen wie am Jahrestag der Besetzung der US-Botschaft (4. November), am sog. Studententag (7. Dezember), dem Aschura-Fest (Im Jahr 2011 am 6. Dezember) oder am Revolutionstag (11. Februar) - wieder aufgeflammt. An diesen Daten ist besondere Vorsicht geboten. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es abhängig von der politischen Entwicklung zu weiteren Demonstrationen kommen kann.
  • Iranischen Bürgern ist seit 4. Januar 2010 der Kontakt zu zahlreichen westlichen Organisationen und Medien verboten ist. Iraner wurden zudem aufgefordert, keine Kontakte mit Ausländern, ausländischen Botschaften und mit ihnen zusammenarbeitenden Organisationen „über das normale Maß“ hinaus zu pflegen. In Einzelfällen wurden deutsche Staatsangehörige, die ihre Unterkunft in Iran über soziale Netzwerke im Internet organisiert hatten, von den iranischen Behörden überprüft und um sofortige Ausreise gebeten. Reisende sollten dies bei der Wahl einer Unterkunft insbesondere bei ihnen persönlich unbekannten Gastgebern bedenken.

Auch deshalb war es uns so wichtig, am Revolutionstag, dem 11. Februar weit weg von Teheran zu sein.

Angst hatten wir natürlich auch davor, überfallen zu werden. Es ist allgemein bekannt, daß der Iran nicht an das internationale Bankensystem angeschlossen ist und daher weder ausländische Schecks noch Kreditkarten funktioniern. Jeder kann sich ausmalen, daß Reiseradler ihre gesamte Reisekasse zumindest für den Iran in bar mit sich führen. In unserem Falle sogar noch viel mehr, denn auch die Zentralasiatischen Länder bis Kirgisistan ließen keine zuverlässigen Geldautomaten etc. vermuten. Erst in China funktioiert dann alles wieder wie in Frankfurt auf der Zeil.

Andererseits wußten wir auch, daß Ausländer relativ sicher sind; die einzige Gefahr ist, daß ihre Pässe gestohlen werden. Und dies ist uns ja zweimal passiert, bei falschen Polizisten, die unbedingt unsere Pässe haben wolten. Wir lernten, daß die einzige Möglichkeit sie loszuwerden ist, Einheimische anzuhalten. Da hatten wir Glück: einmal hielt ein Polizeifahrzeug und das andere Mal ein Motorradfahrer. Und die Gauner waren jeweils schnell weg. In der Situation blieb die Unsicherheit, ob es wirklich falsche Polizisten sind, daher blieben wir so höflich wie möglich. Die Angst, mit echten Staatsorganen zu tun zu haben, lief mit. Und schließlich gibt es Graubereich von Freiwilligentruppen etc. etc. . Aber das werden wir nie klären.

Nervig waren die vielen aufdringlichen Autofahrer - wir können es uns nur erklären, daß sie unter Drogen stehen. Und die machen euphorisch; für uns besser als Alkohol, der eher aggressiv-distanzlos macht, wie wir in Zentralasien erleben werden.

Nun - es ist alles gut gegangen und scheinbar war die Verzögerung bei der Ausreise tatsächlich ein Computerproblem. Schließlich ging alles über eine Zentaldatei. Und vermutlich wollte kein Grenzer es auf seine Kappe nehmen, uns den Stempel zu geben, ohne seine Vorschriften erfüllt zu haben.

Jetzt waren wir also in Turkmenistan. Die Schrift konnten wir wieder lesen, das Datum war das uns gewohnte, Alkohol wieder erlaubt. Und die Russen haben es geschafft, ihren Einflußbereich in Vielem zu prägen. Also schien manches gewohnt aus Osteuropa oder der DDR.

Jetzt hatten wir wieder die Reiseinformationen des AA vor Augen:

Alle nach Turkmenistan eingereisten Ausländer müssen sich bei der Einreise an der Grenze registrieren lassen. Die Registrierungsgebühr beträgt 12,- US-Dollar, für Kinder bis 15 Jahre 5,- US-Dollar. Es wird eine grüne Ein- und Ausreisekarte ausgestellt. Die Ausreisekarte muss aufbewahrt und bei der Ausreise vorgelegt werden. Wenn sich Reisende länger als drei Tage in Turkmenistan aufhalten wollen, sind sie außerdem verpflichtet, sich in Aschgabat beim Staatlichen Migrationsdienst Turkmenistans, Asady-Straße, Tel.: 39 13 37, in anderen Städten bei dessen Zweigstellen, anzumelden. Die Anmeldung muss der Reisende selbst veranlassen; das gilt auch bei Unterkunft in einem Hotel. Der Reisende erhält von seinem Hotel eine Bestätigung über die Unterbringung, die bei der Anmeldung zusammen mit der Quittung über die bei Einreise gezahlte Registrierungsgebühr vorzulegen ist. Für die Anmeldung wird außerdem ein Passfoto benötigt. Die Anmeldung wird in Form eines Stempelvermerks in den Pass eingetragen. Vor der Ausreise muss sich der Reisende beim Immigrationsdienst abmelden. Auch die Abmeldung wird im Pass vermerkt. Das Vorhandensein beider Stempel wird bei der Ausreisekontrolle überprüft.

Da wir ein Transitvisum hatten, blieb uns die Unterwegsregistrierung erspart. Wir konnten uns also frei bewegen, waren aber unter enormem Zeitruck: 5 Tage bis Usbekistan!