Donnerstag, 27. Januar 2011

26. und 27. Jan, Teheran, 179, 180

7 Bahman 1389 
 
Heute haben wir zum ersten mal Frühlingsluft; nachdem gestern am späten Nachmittag Wind aufkam und ein paar Regentropfen fielen, ist die milde Luft des Frühlings zu riechen. Die Tageslänge hat auch schon um 18 Minuten zugelegt, schließlich sieht unsere ursprüngliche Reiseplanung vor, unser Winterquartier Teheran am 1. Februar zu verlassen. Wenn alles klappt (Visum Turkmenistan), könnte das auch so hinkommen. Iran ist für uns Alltag geworden und die Gedanken gehen längst in Richtung Zentralasien, wo bis Samarkand Wüsten zu durchqueren sind und dann langsam der Aufstieg auf das Dach der Welt beginnt. Seit Mazedonien spätestens sind wir immer mit kahlen, abgeernteten Landschaften konfrontiert, dass wir uns umso mehr freuen auf das erste Grün und Blühen, aber noch ist es nicht soweit. Vermutlich werden wir auf unserem Weg immer an der Grenze des Frühlingsanfangs bleiben, die mit uns ja hochwandern wird. www.wetter.de sagt für diese Woche Westwind voraus, und wir hoffen natürlich, dass das so bleiben wird. Unser Abstecher nach Süden nach Esfahan und zurück nordwärts nach Teheran ist schließlich zu Ende und es geht weiter strikt nach Osten. In Termez werden wir übrigens am zweiten Bundeswehreinsatzort unserer Reise vorbeikommen – nach Prizren.
Wir machen uns auf den Weg zum Center of Photography, leider ist es geschlossen und wir können keinen Hinweis lesen, wann es geöffnet ist, dabei wäre die gerade laufende Ausstellung besonders interessant: über Ashura in Istanbul. Wir wandern weiter, gehen inzwischen wie selbstverständlich durch den Wahnsinn von Verkehr, wissend, dass Fußgänger in der Regel in das Einfädeln im Stau einfach einbezogen werden und suchen den Armenian Club, ein Café-Restaurant, in dem Frauen ohne Kopftuch sitzen dürfen. Es ist ein edler Ort, aber erst am Abend geöffnet. Wir werden wiederkommen. 


Gunda hat heute morgen ihre Stimme verloren, vermutlich eine Auswirkung des Smogs hier in Teheran. Also fährt Wolfgang alleine los, noch vor dem Hotelfrühstück, das es ab 7 Uhr gäbe. Der Weg ist bekannt: Fußweg durch die noch menschenleeren Gassen (die Händler sind noch nicht da, kommen mit ihren Mopeds wohl alle von außerhalb), U-Bahn Linie 2, dann mit der 1 eine Station in die andere Richtung, dort dann in die richtige Richtung umsteigen und so einen Platz im Zug ergattern, Umsteigen in den Bus, Fußweg zur kirgisischen Botschaft, (Ankunft 8:30), um punkt 9:00 klingeln (please wait, the consul is not there yet), um 9:15 wieder klingeln (you must wait for the consul), Fußweg zur usbekischen Botschaft (Ankunft 9:30), vor der Tür Eintrag in eine Warteliste (ca. Platz 14 oder 15), nachdem sich eine halbe Stunde nichts tut, Fußweg zu den Kirgiesen (come in, sit down and wait), ich bin aber der einzige Besucher und nachdem sich nach 15 Minuten noch nichts tut, frage ich, ob ich in einer Stunde wiederkommen solle. Aber: Please wait!, Geräusche eines Kopierers und eines Tackers und nach 5 Minuten bekomme ich beide Pässe mit den kirgisischen Visa ausgehändigt. Fußweg zu den Usbeken, von der Warteliste sind die ersten 5 gestrichen, also noch ca. 7 vor mir. Über die Türsprechanlage melde ich mich rotzdem. Sorry, I´m still waiting to pick up our Visa. – Antwort: Please come in, Sir! – Die Visa werden vor meinen Augen sorgfältigst erstellt, 


die Exressgebühr kassiert und man wünscht mir eine gurte Reise. 30 min. Fußweg zur Turkmenischen Botschaft (Ankunft 12:04), ein Schild sagt: open from 9 – 11. Es wird trotzdem geöffnet, man will die usbekischen Visa sehen. Ich brauche nur eine Kopie der Pässe und der Visa – also 15 min Fußweg zum Copyshop – zurück 15 min. – es ist gleich 13 Uhr und erstaunlicherweise immer noch jemand da bei den Turkmenen. Ich könne nach vier oder fünf Tagen wiederkommen – gegen Expressgebühr, versteht sich. Übrigens wäre ein Transitvisum immer 5 Tage, egal, welches Fahrzeug. Mir bleibt noch „bicycle“ zu rufen, 30 min. Fußweg zur U-Bahn, 30 min. in der U-Bahn, um 14:02 komme ich fast pünktlich am Treffpunkt Haltestelle „Bazar“ an.
Dort treffen wir unsere Radfahrfamilie, die uns den Basar zeigen. 


Wir sind insgesamt über drei Stunden unterwegs, 


verlieren uns einmal, finden uns mit vielem Fragen wieder im Geschäft des Vaters. Dort gibt es erstmal einen Tee und köstliche Süßigkeiten 


bevor wir mit weiterem Fragen den Nüssebasar finden. 


Noem schämt sich ein wenig, dass wir Nüsse fotografieren 


und bei Rückfrage, ob das jetzt sehr komisch aussehe, dass wir die Nüsse fotografieren, wird er ein wenig rot und sagt ja, seine Mutter aber verneint das deutlich. Wir erfahren, dass nur die ganz alten sich im gesamten Basar auskennen. Er ist riesig, ein Alltagsgeschäft, in dem alles mit Geschwindigkeit geht. Das Laufen, Gucken, Verkaufen, das Schieben der Waren ebenso wie das Moped-Fahren. 


Alles ist schnell. Wir sind mehr als erstaunt, dass Männer Frauenunterwäsche verkaufen! Der Basar ist jeweils in Themen geordnet, so dass alle immer nach einem bestimmten Typ von Basar fragen. Mitten drin ist eine riesige Moschee wo wir kurz halten. 


Nach über drei Stunden sind wir gut erschöpft, unsere Gastgeber auch!