Mittwoch, 11. Mai 2011

6.-9. Mai, Jelandy bis Murghab, 279, 280, 281, 282

9. Mai, bis Murghab (Tajik Мурғоб; Russian Мургаб, from the Persian word مرغاب meaning "river of the birds"), 15,5km, 11267 Gesamtkm

 Am Abend beginnt ein Sturm, der uns um unser Zelt fürchten lässt. Wir sind ja nicht nur in einem Tal, sondern auch noch in einem regelrechten Windkanal am Rande eines Flussbettes. Zum Glück hält das Zelt und der Sturm legt sich bald. In der Nacht ist ein Tier an unserem Zelt, Wolfgang findet, dass es ein Hund war, da er gebellt hat, Gunda ist der Meinung, dass Wolfgang gebellt hat, weil ein Tier an der Küchentasche knabbert. Auf jeden Fall ist die Küchentasche am Morgen in Ordnung und alles noch da. Es liegt Eis auf dem Zelt, aber die Sonne scheint immer wieder. Die Berge sind Wolkenverhangen und immer wieder kommen Wolken hinunter. Wir haben Glück und werden nicht nass. Der Anstieg zum Kotali-Jaman-Tal (Paß) ist in der Tat so knackig, wie wir ihn vermutet haben, die Ausblicke auf die Canyon um uns herum dafür umso schöner. Bald haben wir das Murgab (im Oberlauf Aksu bzw. Oksu genannt)-Tal erreicht und sehen hinab in die Ebene, in die die Wolken aus dem Bartang-Tal getrieben werden.




In der Ferne ist Murgab (tadschikisch: Мурғоб; russisch: Мургаб, in arabischer Schrift: ‏مرغاب‎) zu sehen, die Beschreibung, es sehe aus wie ein Hafen ohne Meer, ist sehr zutreffend. Nach dem Checkpoint der Militia, freundlich wie immer, sind wir da. In Murgab!
Es ist beinahe unvorstellbar. War schon Duschanbe (tadschikisch/russisch Душанбе, persischدوشنبه‎, wörtlich ‚Montag‘) in der Planung in Deutschland schon sehr weit weg, war der Pamir (womöglich aus Sanskrit upa-meru, „Nahe dem (Berg) Meru“, oder aus Persisch pāye mihr, „Zu Füßen Mithras“) wie eine andere Welt. Nicht vorstellbar und im Grunde immer eher an das Ende der Planung gerückt. Nun sind wir mitten drin. Es ist richtig Arbeit, in diesen Höhen Rad zu fahren, jede Anstrengung ist eine Anstrengung und bei jeder Steigung über 9% geht die Puste ganz schnell aus. Wenn es kaum Steigung oder keine Steigung hat, dann ist das Fahren selbst kaum anstrengender. Aber kleine Dinge wie Zelt aufbauen, etwas Tragen oder Aufstehen nach dem Sitzen sind alles Routine-Tätigkeiten, die hier oben zu spüren sind. Heute ist es besonders schwer, vielleicht macht Bewölkung noch einmal etwas aus im Sauerstoffhaushalt. Auf jeden Fall sind wir froh, in Murgab zu sein und dort nach einigem Suchen auch die Unterkunft gefunden zu haben, die Strom und sogar Heizung und warmes Wasser verspricht.



Wir bekommen das große Zimmer, weil wir vier Nächte bleiben. Der Gang zum Basar ist nett, der Basar eine Ansammlung von Containern,



heute haben nicht alle geöffnet, denn heute ist Feiertag: Tag des Sieges (russisch День Победы, wiss. Transliteration Den' Pobedy). Wir finden ein Café, in dem es gutes Essen gibt und kämpfen uns gegen den Sturm zurück.





8. Mai, Alichur bis kurz vor Murghab (Tajik Мурғоб; Russian Мургаб, from the Persian word مرغاب meaning "river of the birds"), 91,9km, 11251 Gesamtkm

Datum: 8.5.11
Tag: 281
TagesunterstützerIn: Marlene Lautze
von: Alichur m NN 3863
nach: Murghab m NN 3666
km 91,9
Gesamt km 11252,3913
km/h: 15,6
Fahrzeit 05:53
gesamte Fahrzeit: 880:26:00
Anstieg in m pro h 97,73
Anstieg in m 575
Abfahrt in m: 772
höchster Punkt in m NN 4136
Steigung/Gefälle 1,47

Die Nacht ist ziemlich kalt gewesen und auch der Morgen ist kalt und klar. Wir bekommen Milchreis zum Frühstück! Und dürfen das Brot einpacken.





Der Sturm bleibt uns als Rückenwind treu und der Asphalt bleibt auch und so sausen wir dem nächsten Pass (Neizatasch - 4.137 m NN) entgegen, der ganz flach ist. Es ist ein schönes Fahren und wir halten immer wieder einmal an, um die eine oder andere Yakherde zu fotografieren.




Am Pass gibt es einen Mittagssnack



und dann geht es in ein Tal hinein.



Dort sind die ersten Jurten aufgebaut und es gibt mehr Yackherden. Die Felsen sind rot, der Fluss hat sich tief hineingefressen.



Manchmal sind natürliche Brücken im Felsen zu sehen, aber immer noch kein Marco-Polo-Schaf.
Wir bleiben im Tal, auch wenn es nicht mehr weit bis Murgab ist, aber vor uns liegt eine der vielen 15% Rampen den Berg hinauf und die schauen wir uns lieber bis morgen von unten an.

7. Mai , Hinterm Pass bis Alichur, 45,5 km, 11159 Gesamtkm

Datum: 7.5.11
Tag: 280
TagesunterstützerIn: Wolfgang Spohn-Haniel
von: Bulunkul m NN 4024
nach: Alichur m NN 3863
km 45,5
Gesamt km 11160,4913
km/h: 9,6
Fahrzeit 04:44
gesamte Fahrzeit: 874:33:00
Anstieg in m pro h 117,04
Anstieg in m 554
Abfahrt in m: 715
höchster Punkt in m NN 4164
Steigung/Gefälle 2,79

Es sind 5 Grad im Zelt und unser Abwaschwasser ist gefroren. Wir sind wieder in der Wüste und so ist nichts weiteres an- oder eingefroren. Wir bauen im Sturm bei einem strahlend blauen Himmel ab und haben unsere Mühe, den Sand aus möglichst vielem rauszuhalten.
Nachdem das Wasser gefiltert ist, fahren wir zurück auf die Hauptstraße,



die schnell in Schotter wechselt und für einige Kilometer Schotter bleibt.



Bergauf heißt das Schieben, bergab ist es immer eine Entscheidung zwischen Fahren und Rutschen oder Schieben. Irgendwann kriegt Gunda die Krise, weil sie befürchtet, bis zur kirgisischen Grenze schieben zu müssen. Der Sturm bleibt und fegt wieder die Wolken an den Bergkamm.



Wir blieben trocken, es bleibt die Wüste um uns. Irgendwann kommt der Asphalt wieder und damit steigt die Stimmung



und wir können mehr wahrnehmen als die Steine und Schlaglöcher vor uns. Bald sehen wir die beiden Salzseen in der Ebene vor uns



und sehen nun wirklich den Weg, auf dem wir sonst gekommen wären. Der andere Weg war auch ein Weg in die Wakhan-Ebene, aber nun wirklich nur für Mountain-Bikes.

Piet wird ihn in der anderen Richtung fahren.

Isabell und Uwe werden ihn in ein paar Wochen fahren. Da es erst Anfang Mai ist, haben wir uns nicht getraut...

Es geht bergauf und bergab



, die Wolken werden immer mehr und immer schöner und es wird wieder kälter.



Uns kommt ein Jeep entgegen, ihm entspringt ein Engländer, der uns anspricht und uns Wasser und: zwei Cadbury-Müsli-Riegel gibt! Was für ein Luxus! Beides genießen wir mit der Aussicht auf ein weiteres Tal, das sich eröffnet.



Hinter der nächsten Kurve stehen die ersten chinesischen Lastwagen mit einer Reifenpanne. Es sind Sechs-Achser, daß die nicht bis Dushanbe kommen, ist mehr als verständlich. Wir sind so begeistert, dass wir ein Foto machen



und dann weiter fahren, immer noch auf Asphalt, der hier ganz neu wirkt. Nach einem kleinen Pass und um die nächste Kurve sehen wir Alichur vor uns. Wir sind begeistert. Dort soll es eine Unterkunft geben und außerdem einen Laden. Beides finden wir und kommen so zum ersten Mal in ein kirgisisches Haus, das zwei Zimmer im Angebot hat: ein großes, aber kälteres und kleines, aber warmes. Wir nehmen das größere. Der Badekessel wird für uns geheizt, es gibt viel Brot, getrocknete Butter, Wurst und eine sehr leckere Suppe. Es wird ein Generator angeschmissen und die Tür zum Koch- und Essraum offen gelassen, so dass es ein wenig warm wird.

6. Mai, Jelnody bis hinterm Koitezek Pass, 43,39km, 11240 Gesamtkm

Datum: 6.5.11
Tag: 279
TagesunterstützerIn:
von: Jelondi m NN 3525
nach: Bulunkul m NN 4024
km 43,39
Gesamt km 11114,9913
km/h: 7,8
Fahrzeit 05:30
gesamte Fahrzeit: 869:49:00
Anstieg in m pro h 153,45
Anstieg in m 844
Abfahrt in m: 345
höchster Punkt in m NN 4272
Steigung/Gefälle 2,74





Nach einem weiteren wenn auch kurzen Bad



bekommen wir unser Frühstück: vier gekochte Eier und Brot. Ein Ei ist nicht gut, so bekommen wir dafür nach Nachfrage so viel Wurst, dass unser Mittagessen gerettet ist. Wir fahren im Sonnenschein und T-Shirt los und erfreuen uns des schönen Wetters. Bald sind die ersten Eiswolken am Himmel und es stürmt schon wieder ziemlich.



Dennoch ist es noch gutes Wetter und wir kommen gut voran. Die Straße bleibt asphaltiert und die Steigungen in der Regel sanft. Bald sehen wir den Weg, den die beiden anderen Radfahrer genommen haben. Wir holen an dem Bach und der verschwundenen Brücke Wasser



und sind froh, dass wir nicht den Weg fahren. Es ist ein Feldweg, der sich mal im Schnee, mal im Bach mal im Nirgendswo verliert und verläuft.



Dennoch ist es ein in der Karte eingezeichneter Weg. Unsere Straße wird bald steiler und wir sehen schon den Passverlauf. Der Schnee ist auf unserer Höhe.
Auf 3.900 m ist ein Haus und wir werden zum Essen eingeladen. Wir lehnen ab, denn inzwischen ist der Himmel eher schwarz denn blau und es stürmt sehr und wir wollen lieber über den Pass. Kurz darauf hört der Asphalt auf und wir schieben die restlichen 400 Höhenmeter den Berg hinauf.



Es geht besser als gedacht und hat den Vorteil, dass wir von der Landschaft viel sehen, mehr, als wenn wir gefahren wären und auf den Boden hätten schauen müssen. Wir werden wiede reinmal von der GiZ überholt. Diesmal im Schritttempo. Wir hätten ja schon gedacht, dass sie anhalten und uns Tee oder irgendwas anbieten, schließlich hängen wir kurz vorm Schneesturm auf 4.100 m auf einer Schotterpiste am Berg mit ohne Atem. Aber denkste Puppe!
Als wir meinen, dass wir oben sind,



geht es noch einige Kilometer recht sachte durch ein Zwischental weiter bergauf.



Der Himmel ist inzwischen sehr schwarz



und hinterm Pass essen wir im „Windschatten“ der Räder – mit allen Wintersachen angezogen - unser Mittagessen um 16.00- Aber wir haben den Pass geschafft! Auf 4.271 m. Es geht!
Danach werden wir vom Sturm den Berg über eine Abwechslung aus Schotter und Schlamm und Asphalt hinabgejagt, mal mit Schnee, mal ohne.



Es ist ein Naturschauspiel. Denn der Schneesturm wirbelt hier nur Sand auf, wir sind schon wieder in einer Wüste.



Dort bleiben wir dann auch auf der alten Straße auf 4.000 m Höhe, aber mit fließendem Wasser neben uns.



An das Wasserpumpen haben wir uns schon gewöhnt. Es stürmt und wir kämpfen mit dem Zelt, aber als es steht, sind wir wieder einmal froh, dass es so ein dichtes Zelt ist.

Und hier der blog vom Reiseradkollegen

3.-5. Mai, Chorog bis Jelandi, 276, 277, 278

5. Mai, Kulghan-Tulgai bis Jelandi, 16,9km, 11071 Gesamtkm

Datum: 5.5.11
Tag: 278
TagesunterstützerIn: Frauke Schürings
von: Kulghan-tugai m NN 3357
nach: Jelondi m NN 3525
km 16,9
Gesamt km 11071,6013
km/h: 8,8
Fahrzeit 01:54
gesamte Fahrzeit: 864:19:00
Anstieg in m pro h 130,00
Anstieg in m 247
Abfahrt in m: 79
höchster Punkt in m NN 3529
Steigung/Gefälle 1,93
 
Obwohl wir relativ öffentlich hinter dem Felsen sind, 


kommen am Morgen nur eine alte Dame und dann noch ein Hirte mit seinem Sohn und einem kleinen Hund. 


Der Morgen ist strahlend blau und wir können uns nicht vorstellen, dass es gestern noch so wolkig und nach Unwetter aussah. 


Allerdings kommen innerhalb weniger Minuten wieder Wolken und diesmal sind es viele und vermehren sich schnell. Wir fahren los und haben eh nur wenige Kilometer bis zur heißen Quelle. Diese erreichen wir bei Bewölkung, aber noch im Trockenen. Wir bekommen ein Zimmer, sollen unsere Räder einschließen und können dort zu Mittag essen. Unsere Hoffnung, dass es hier noch einen kleinen Laden gibt, erfüllt sich bisher nicht. Unsere Vorräte sind ziemlich geschrumpft und wir haben mindestens drei Tagen keine Gelegenheit mehr zum Einkaufen. Daher essen wir zwei Portionen Suppe und viel Brot und hamstern schon mal Brot. Hier ist alles sehr schick und wirkt recht neu renoviert, nur wie immer: die Latrinen sind ein Skandal. Wie es sein kann, dass es fast überall Satellitenschüsseln gibt, oft auch Strom, aber keine vernünftig gebauten Latrinen oder ein Waschbecken zum Händewaschen. Hier sind es drei Latrinen nebeneinander ohne jegliche Abtrennung und sie sind in einem fürchterlich versch… Zustand. Zum Glück gibt es einen Rohbau direkt daneben…. Das denken sich wohl viele.
Nach Massen an Suppe, also vor allem an Fett und Flüssigkeit, gehen wir in einem gediegenen Abstand dazu ins heiße Becken. Nach Männern und Frauen getrennt. Was für eine Wohltat! Es ist beinahe kochend heiß dort, wo es ins Becken geht. Inzwischen ist es draußen stürmisch und nebelig und fängt an zu regnen und dann zu schneien. Nach einem zweiten Bad wird das Wetter aber schon besser, so dass wir wohl morgen weiterfahren können und hoffen, dass wir hier noch Brot erstehen können. Wir filtern uns Wasser zum Trinken und freuen uns auf die Kartoffeln zum Abendessen und hoffen, dass der Strom wieder kommt.
Auf fast 3.600 m in irre heißes Schwefelwasser zu gehen und es geht einem danach gut, sogar so gut, dass wir gar nicht schlafen brauchen, ist wohl ein Zeichen von gesundem Herzen und gesundem Kreislauf!

4. Mai, Vuzh bis Kulghan-Tulgai, 59,3km, 11054 Gesamtkm
Datum: 4.5.11
Tag: 277
TagesunterstützerIn: Joachim Lenz
von: Vuzh m NN 2710
nach: Kulghan-tugai m NN 3357
km 59,3
Gesamt km 11054,7013
km/h: 10
Fahrzeit 05:55
gesamte Fahrzeit: 862:25:00
Anstieg in m pro h 100,23
Anstieg in m 593
Abfahrt in m: -54
höchster Punkt in m NN 3359
Steigung/Gefälle 0,91

Unser Nachtplatz ist sehr schön und die Nacht nicht zu kalt. Am Morgen sind wir dennoch noch so müde, dass wir beschließen, nach dem Frühstück noch 45 Minuten zu schlafen, also bis 7 Uhr oder 8 Uhr kirgisischer Zeit. Die Uhren haben wir schon umgestellt, diese Zeit gilt auch als inoffizielle im Pamir.
Die Straße bleibt gut und das Tal weit. Es ist viel mehr Himmel zu sehen als im Pjandsch(auch Panj, Pandz, Pjandz oder Pandscha, Dari پنج pandsch, DMG panǧ, tadschikisch Панҷ Pandsch)-Tal und das ist einfach schön. Immer wieder eröffnen sich neue Perspektiven auf die 5000er Berge um uns herum. 



Wir kommen gut voran und bis auf ein oder zwei dramatischere Steigungen ist die Straße sanft gebaut. 


Die Dörfer wechseln in ihrem Aussehen zwischen ganz neuen Pamir-Häusern 


und den Lehmhäusern. Je weiter wir kommen, desto mehr überwiegen die Lehmhäuser. Die Natur verfällt immer mehr in den Winterzustand, je höher wir kommen, und auch die Feldarbeiten sind noch ganz am Anfang. Hier gibt es auf der Strecke einen Traktor, alles andere wird mit Ochsen gepflügt. Die Teppiche werden in der Regel auf der Straße gewaschen. Der Fluss ist nicht sehr breit und es gibt viele Bücken über den Fluss, manche brauchen durchaus Mut zum Überqueren. 


Wir werden sehr viel zum Tee eingeladen, was wir aber ablehnen, weil wir doch weiterwollen. Es gibt viel weniger Logisitk als im Pjandsch(auch Panj, Pandz, Pjandz oder Pandscha, Dari پنج pandsch, DMG panǧ, tadschikisch Панҷ Pandsch)-Tal, so keine einzige Gaststätte, wenn nur Wodka-Cafés. Heute sind wir von den ersten Radfahrenden überholt worden: mit dem Bus. Sie sind auf dem Weg zur Abzweigung in die Wakhan-Ebene, die Strecke, die wir ursprünglich fahren wollten. Sie leben für ein Jahr in Chorugh (tadschikisch Хоруғ/Chorugh bzw. ‏خارغ‎) und haben schon gehört, dass wir das sind. Ansonsten werden wir dauernd von Autos der GTZ (jetzt GiZ) überholt und haben schon überlegt, sie anzuhalten und um eine Kaffee-Spende zu bitten…. Leider fahren sie immer so schnell, dass es dazu keine Gelegenheit gibt. Hier ist in jedem Dorf – wie auch schon am Pjandsch (auch Panj, Pandz, Pjandz oder Pandscha, Dari پنج pandsch, DMG panǧ, tadschikisch Панҷ Pandsch) – irgendein Projekt eines Hilfswerkes verwirklicht. Es gibt hier ganz viele Frühwarnsysteme, einmal seismische und andere, die wir noch nicht ganz verstehen. Da aber in manchen, jetzt Bächen, Wasserstandsmelder stehen, vermuten wir, dass es sich um Hochwasser- oder Lawinenschutz handelt. Gerade sind wir durch ein Dorf gefahren, in dem ein Ziegen-Zucht-Projekt verwirklicht wurde. Je höher wir kommen und je weiter von Chorugh (tadschikisch Хоруғ/Chorugh bzw. ‏خارغ‎) entfernt, desto einfacher werden die Dörfer und die Häuser, desto karger die Landschaft. 


Im Grunde ist hier bereits Wüste und Steppe und ohne Wasser wächst nichts. Die wenigen Felder werden in harter Arbeit bewirtschaftet und sind steinig und klein. Das Leben hier oben wirkt hart, umso erfreulicher sind die vielen Schulen und auch die vielen Kinder und Jugendlichen, die trotz der vielen Arbeit noch Zeit haben, um Volleyball zu spielen oder eben überhaupt zur Schule zu gehen. Uns fällt auf, dass ganz viele Kinder und Erwachsene hier oben ganz fürchterlich husten. Ein trockener Reizhusten. Wir können uns das nicht erklären, hören ihn aber ständig.
Auf fast 3.500 m haben wir noch nie übernachtet, der Himmel ist bewölkt, im Westen sind die Wolken recht dramatisch und es wird kalt. Die ersten restlichen Schneefelder gibt es seit 300 Höhenmetern und den Pass können wir bereits sehen, ganz im Schnee.

3. Mai Chorugh (tadschikisch Хоруғ/Chorugh; russisch Хорог/Chorog; persisch ‏خارغ‎) bis Vuzh, 61,1 km, 10995 Gesamtkm 

Datum: 3.5.11
Tag: 276
TagesunterstützerIn:
von: Khorog m NN 2128
nach: Vuzh m NN 2710
km 61,1
Gesamt km 10995,4013
km/h: 10
Fahrzeit 06:04
gesamte Fahrzeit: 856:30:00
Anstieg in m pro h 147,69
Anstieg in m 896
Abfahrt in m: 314
höchster Punkt in m NN 2712
Steigung/Gefälle 1,98

Nach einem guten Frühstück brechen wir auf und kaufen noch Trinkwasser. Es geht direkt steil empor, aber die Straße ist gut und wir können immer wieder einmal zurückblicken auf die weißen Berge, die uns so lange begleitet haben. 


Nun haben wir den Pjandsch (auch Panj, Pandz, Pjandz oder Pandscha, Dari پنج pandsch, DMG panǧ, tadschikisch Панҷ Pandsch) hinter uns gelassen und damit auch Afghanistan, offiziell Islamische Republik Afghanistan (Paschtu/Dari (Persisch): افغانستان Afghānestān. Nach der Meldung über den Tod von Usāma ibn Muhammad ibn Awad ibn Lādin (* vermutlich zwischen März 1957 und Februar 1958 in Riad, Saudi-Arabien; † 2. Mai 2011 in Abbottabad, Pakistan), allgemein als Osama bin Laden (arabisch ‏أسامة بن لادن‎) bekannt, sind wir ganz froh, von der direkten Grenze weg zu sein. Die Straße windet sich direkt bergauf, durch große Dörfer mit stattlichen Häusern. Noch gibt es viele Läden und eine gute Infrastruktur. 


Das Tal ist dicht besiedelt und es folgt ein Dorf nach dem anderen. Hier oben werden die Felder jetzt erst gepflügt. In der Regel mit Ochsen, manchmal auch mit der Hand. 


Einen Traktor haben wir gesehen. Die Häuser sind entweder die hoch gebauten Holz-Steinhäuser mit dem offenen Dachstuhl oder es sind Lehmhäuser, die eine Kuppel haben, auf der ein Glasdach ist. Manche Dörfer sehen von den Häusern her viel schlichter und einfacher aus, dann wieder stehen riesige Villen in bewaldeten Gärten. Aber ob Villa oder einfaches Haus, es gibt kein fließendes Wasser, aber Satellitenschüsseln und die Latrine ist viel zu nah am Wasser gebaut. So müssen wir heute unseren gesamten Getränkebedarf mit Flaschenwasser abdecken. Viele der Männer sind schon am Vormittag betrunken und es scheint die zu geben, die auf den Feldern oder an ihren Häusern schuften und die, die den Tag mit Trinken und Wandern verbringen.
Das Tal ist sehr weit und zum Teil – angesichts der Höhe erstaunlich – beinahe lieblich.
Wir kommen viel besser voran als wir dachten und können so schon früh das Zelt aufschlagen. Wir sind so nah am Fluss, dass wir das Wasser – es gab keine Quellen mehr - aus dem Fluss holen und filtern. Das ist das erste Mal und es geht sehr gut und sehr schnell.
Die Höhe ist durchaus bemerkbar, gerade an steilen Steigungen, dann geht der Atem doch schon schneller aus und der Wasserbedarf ist deutlich höher. Wir haben heute um die 10 l Flüssigkeit zu uns genommen und es war nicht sehr heiß - nun sind wir gespannt auf unsere erste Nacht auf 2700 m.