Sonntag, 25. September 2011

25. September 2011, 421


25. September 大阪市 Osaka

Wir wechseln das Zimmer. Die erste Nacht sind wir in einem „western style“ gewesen, ab heute im „japanese“. Leider können wir in dieses erst um 15:00 Uhr. So packen wir alles aus und machen die Dinge für die Post fertig. Es werden zwei schwere Pakete werden. Die beiden Taschen, die wir aufgeben (der Wagen und eine Tasche), wird bei den zugelassenen 20kg leider wieder Übergewicht-Zahlung nach sich ziehen. Wir dürfen ins Zimmer, gehen ins Bad und versuchen zu schlafen.
Was eine Urlaubswoche werden sollte, ist anstrengender gewesen als jede Visa-Besorgung, vielleicht noch vergleichbar mit der Woche in Kashgar. Jugendherbergen buchen, Buchungen absagen, neue Buchungen machen, Buchungen absagen. Routen planen, Routen verändern. Dann alles einige Tage vorverschieben, telefonieren, organisieren, rumärgern. Nicht wissen, wann wie wo. Abhängig sein von Alex Planungen. Alle eigenen absagen, umschieben, neu terminieren. Wir sind alles andere als erholt, Gunda die letzten Abend so erschöpft, dass sie nicht essen kann. Hoffentlich wird die Strecke nach Bonn wenigstens nett. Wir freuen uns auf Ludger, der bis Freitag mit uns fährt, Joachim, der es fürs Wochenende plant und Gertrud plant für die ganze Zeit. Wir wissen noch nicht so recht, wie wir zu St. Cyprian kommen, freuen uns aber sehr, dass wir dort Willkommen sind.

Übrigens: Vor 200 Tagen waren wir in Бухоро , vor 100 Tagen in 上海.

24. September 2011, 420


24. September, 奈良市 Nara nach 大阪市 Osaka

Alex wird in Tibet von einem Baufahrzeug überfahren. Er ist tot.

Um 8:30 räumen wir das Zimmer und rechnen noch einmal aus, ob ein Tagespass sich lohnen würde. Da es aber nur Zwei-oder Drei-Tagespässe geben würde, lohnt es sich nicht. In Osaka Namba holt Gunda weitere zwei Kartons in dem Department-Store, wo die Radverkäuferin sie schon erkennt. Zwei letzte gibt es. Mehr nicht. Mehr brauchen wir hoffentlich auch nicht. Im Gegensatz zum letzten Besuch vor einer Woche (ist wirklich erst eine Woche her?) ist es viel kühler und das Licht ist herbstlich geworden. Wir schleppen alles in die Jugendherberge, sortieren unsere Sachen und müssen dann die Räder für den Flug vorbereiten. Die Pedale lassen sich nicht lösen. Also fahren wir zum nächsten Radladen, der uns sechs Euro abknöpft. Wir schieben zurück. Wolfgang holt die Kartons, Gunda schleppt die Räder zum Zug hinauf. Als wir mit den Kartons, der Tasche mit dem Werkzeug und den Rädern – ohne Pedale und ohne Sattel – durch die Schranke gehen und Wolfgang anfängt, das Zeug auf den Bahnsteig runter zu schleppen, kommt der Chef der Zugstation und erklärt, dass Räder nicht mitgenommen werden dürfen. Gunda erklärt, dass Räder auf der einzigen Zufahrtstraße zum Flughafen auch nicht erlaubt sind und daher nur der Zug bleibt. Das geht eine Weile hin und her, aber an diesem Punkt ist Japan doch recht verlässlich: irgendwann gibt er auf und wir fahren. Der Zug ist irre voll. Viele helfen uns aber, halten die Kartons, die auf dem Boden rutschen, halten die Tasche, nehmen einen anderen Ausgang oder wurschteln sich an uns vorbei. Helfen beim Aussteigen. Das tut gut, denn mit den zwei Rädern, der Tasche und den Radkartons in einer gut schaukeligen Fahrt haben wir alle Hände voll zu tun. Am Flughafen selber ist es unproblematisch, wir sind einfach Fluggäste. Wir finden Alex und fangen mit dem Verpacken an. Die Räder können wir nicht verlässlich wiegen, wir müssen sie auf das Hinterrad stellen und halten. Das Gewicht ist zu hoch und so bauen wir ab, was wir abbauen können: Sattel, vordere Gepäckträger, Lenkstange, Getränkehalter, Fahrradständer. Es gibt wunderbare Radkartons, nur leider von einer anderen Airline (Delta). Also verpacken wir die Räder in die Kartons, je vier Stück pro Rad und leider viel zu klein und zudem ja auseinandergeschnitten. So schauen die Räder raus. Kommentar auf dem Zettel: „not well packed bicycles“. Alex und Gunda gehen zum Einchecken. Die Räder werden von Männern in blütend weißen Hemden auf die Waage gehievt: Zusammen 39kg. So ein Mist. Also sind wir 8kg drüber und zahlen 600 Euro. Nun hoffen wir, dass die Räder wenigstens gut ankommen. Wir nehmen die Einzelteile und die Sachen von Alex wieder mit, schleppen alles in die Jugendherberge, in der wir vorausschauend schon ein Abendessen eingekauft hatten. Auf dem Weg zur Jugendherberge stellen wir wieder fest, wie schön diese ist. Sie ist nicht in der direkten Achse des Zuweges gebaut, sondern leicht schräg und erscheint daher eher wie ein Schiff, das durch dichte Bäume und Palmen gesehen wird. Das Bad ist bis 24:00 offen und der Essensraum auch. So können wir essen (Gunda nicht so) und noch baden.

23. September 2011, 419

23. September, 奈良市 Nara 

Wir dürfen ausschlafen. Dann organisieren wir weiter und laufen um 12:00 los.   

Nach einem guten Mittagessen laufen wir los. Erst zur dreistöckigen Pagode. Sie ist klein und fein.   

Heute ist Feiertag und es sind viele Leute unterwegs.  

Wir beschließen, zu den südlichen Tempeln zu laufen.    

Das Wetter ist wunderschön, es ist beinahe kühl. Die Strecke führt uns durch die sogenannte Altstadt.   

Dort suchen wir die Post und fragen eine Dame, die uns fragt, ob wir etwas suchen. Als ihr deutlich wird, dass wir einen Geldautomaten brauchen, beschreibt sie uns den Weg. Wir laufen, auf anderem Weg dorthin, sie steht vor der Türe. Es ist einer „unserer“ Läden, aber dort gehen nur japanische Karten. Dann zeigt sie uns einen anderen Geldautomaten, da die Post ja zu hat. Wir beschließen aber, morgen zu gehen und bedanken uns.
Bald ist die Altstadt und damit auch jede Form eines wie auch immer gearteten Bürgersteigs Vergangenheit. Dafür nehmen die Reisfelder wieder zu,  

Baustellen, hier mit Hirschen als Absperr-Halterung.   

Heute sehen wir gleich zwei Läden, die einen anderen Blick auf Japan werfen: In den touristischen Gegenden und auf dem Land kann man den Eindruck bekommen, dass es für den Durchschnittsjapaner finanziell kein Problem ist, in den kleinen Läden den Morgenkaffee zu kaufen und die teuren Mitbringsel zu erstehen. Auch die üblichen Supermärkte sind, wenn auch ein wenig günstiger, dennoch eher im gehobenen Preisniveau. Dasselbe gilt für Bekleidungsläden. Heute sehen wir erst einen Supermarkt, der ausschließlich aus Reihen mit Artikeln zum Einheitspreis besteht und außerdem alles hat, Kleider, Haushaltssachen etc. Er ist überfüllt und die Menschen hier sehen nicht so aus, als würden sie an die fünf Euro am Tag nebenbei für Kaffee etc. ausgeben. Danach gehen wir in einen Laden –auf der Suche nach einer Winkekatze – der komplett aus Billig-Sachen besteht. Auch hier ein anderes Publikum, als wir es sonst gesehen haben, auch hier total voll wohingegen in den anderen Läden eher gemäßigter Andrang herrscht oder wenn nur bei den Comics.
Wir erreichen die Tempel, in die wir nicht gehen (der Eintritt ist horrende und sie sind voll), aber bei einem schön über den Zaun schauen können und so eine Tempelanlage mit Doppel-Pagode sehen.   

Wir laufen und laufen, vorbei an der Gegend, wo der erste kaiserliche Palast stand. Irgendwann sind wir an die sechs Stunden gelaufen und reichlich müde, so dass wir uns ein neue Ablenkung suchen; wir schauen in die neben uns im Schritttempo fahrenden Autos, um die Videos zu sehen. Es ist ungefähr jedes dritte Auto, das an der Stelle, an der sonst ein GPS-Gerät ist, ein Gerät mit Video-Funktion hat und dort auch Videos oder TV laufen, egal wie viele oder besser wenige Menschen im Auto sind. Eines konnten wir ansatzweise fotografieren.  

Wir erreichen die Jugendherberge mit müden Füssen und durchlüfteten Kopf und treffen auf Yumi und Thomas aus London, die den Abschluss ihrer Weltreise nun in Japan mit dem Rad machen und sich dafür in 東京 ein Rad gekauft haben. Sie sind nun auf dem Weg nach 四国 und 九州 und wir sind ja doch ein wenig neidisch. Weiterfahren wäre eine schöne Option und viel leichter als Räder nach Europa schaffen. Wir besprechen am Abend noch mit Alex – die irgendwie vorm Essen verschwunden war, als wir noch kurz schnackten - das Vorgehen für morgen und versuchen zu schlafen. Ein eher hoffnungsloses Unterfangen.