Mittwoch, 11. Mai 2011

3.-5. Mai, Chorog bis Jelandi, 276, 277, 278

5. Mai, Kulghan-Tulgai bis Jelandi, 16,9km, 11071 Gesamtkm

Datum: 5.5.11
Tag: 278
TagesunterstützerIn: Frauke Schürings
von: Kulghan-tugai m NN 3357
nach: Jelondi m NN 3525
km 16,9
Gesamt km 11071,6013
km/h: 8,8
Fahrzeit 01:54
gesamte Fahrzeit: 864:19:00
Anstieg in m pro h 130,00
Anstieg in m 247
Abfahrt in m: 79
höchster Punkt in m NN 3529
Steigung/Gefälle 1,93
 
Obwohl wir relativ öffentlich hinter dem Felsen sind, 


kommen am Morgen nur eine alte Dame und dann noch ein Hirte mit seinem Sohn und einem kleinen Hund. 


Der Morgen ist strahlend blau und wir können uns nicht vorstellen, dass es gestern noch so wolkig und nach Unwetter aussah. 


Allerdings kommen innerhalb weniger Minuten wieder Wolken und diesmal sind es viele und vermehren sich schnell. Wir fahren los und haben eh nur wenige Kilometer bis zur heißen Quelle. Diese erreichen wir bei Bewölkung, aber noch im Trockenen. Wir bekommen ein Zimmer, sollen unsere Räder einschließen und können dort zu Mittag essen. Unsere Hoffnung, dass es hier noch einen kleinen Laden gibt, erfüllt sich bisher nicht. Unsere Vorräte sind ziemlich geschrumpft und wir haben mindestens drei Tagen keine Gelegenheit mehr zum Einkaufen. Daher essen wir zwei Portionen Suppe und viel Brot und hamstern schon mal Brot. Hier ist alles sehr schick und wirkt recht neu renoviert, nur wie immer: die Latrinen sind ein Skandal. Wie es sein kann, dass es fast überall Satellitenschüsseln gibt, oft auch Strom, aber keine vernünftig gebauten Latrinen oder ein Waschbecken zum Händewaschen. Hier sind es drei Latrinen nebeneinander ohne jegliche Abtrennung und sie sind in einem fürchterlich versch… Zustand. Zum Glück gibt es einen Rohbau direkt daneben…. Das denken sich wohl viele.
Nach Massen an Suppe, also vor allem an Fett und Flüssigkeit, gehen wir in einem gediegenen Abstand dazu ins heiße Becken. Nach Männern und Frauen getrennt. Was für eine Wohltat! Es ist beinahe kochend heiß dort, wo es ins Becken geht. Inzwischen ist es draußen stürmisch und nebelig und fängt an zu regnen und dann zu schneien. Nach einem zweiten Bad wird das Wetter aber schon besser, so dass wir wohl morgen weiterfahren können und hoffen, dass wir hier noch Brot erstehen können. Wir filtern uns Wasser zum Trinken und freuen uns auf die Kartoffeln zum Abendessen und hoffen, dass der Strom wieder kommt.
Auf fast 3.600 m in irre heißes Schwefelwasser zu gehen und es geht einem danach gut, sogar so gut, dass wir gar nicht schlafen brauchen, ist wohl ein Zeichen von gesundem Herzen und gesundem Kreislauf!

4. Mai, Vuzh bis Kulghan-Tulgai, 59,3km, 11054 Gesamtkm
Datum: 4.5.11
Tag: 277
TagesunterstützerIn: Joachim Lenz
von: Vuzh m NN 2710
nach: Kulghan-tugai m NN 3357
km 59,3
Gesamt km 11054,7013
km/h: 10
Fahrzeit 05:55
gesamte Fahrzeit: 862:25:00
Anstieg in m pro h 100,23
Anstieg in m 593
Abfahrt in m: -54
höchster Punkt in m NN 3359
Steigung/Gefälle 0,91

Unser Nachtplatz ist sehr schön und die Nacht nicht zu kalt. Am Morgen sind wir dennoch noch so müde, dass wir beschließen, nach dem Frühstück noch 45 Minuten zu schlafen, also bis 7 Uhr oder 8 Uhr kirgisischer Zeit. Die Uhren haben wir schon umgestellt, diese Zeit gilt auch als inoffizielle im Pamir.
Die Straße bleibt gut und das Tal weit. Es ist viel mehr Himmel zu sehen als im Pjandsch(auch Panj, Pandz, Pjandz oder Pandscha, Dari پنج pandsch, DMG panǧ, tadschikisch Панҷ Pandsch)-Tal und das ist einfach schön. Immer wieder eröffnen sich neue Perspektiven auf die 5000er Berge um uns herum. 



Wir kommen gut voran und bis auf ein oder zwei dramatischere Steigungen ist die Straße sanft gebaut. 


Die Dörfer wechseln in ihrem Aussehen zwischen ganz neuen Pamir-Häusern 


und den Lehmhäusern. Je weiter wir kommen, desto mehr überwiegen die Lehmhäuser. Die Natur verfällt immer mehr in den Winterzustand, je höher wir kommen, und auch die Feldarbeiten sind noch ganz am Anfang. Hier gibt es auf der Strecke einen Traktor, alles andere wird mit Ochsen gepflügt. Die Teppiche werden in der Regel auf der Straße gewaschen. Der Fluss ist nicht sehr breit und es gibt viele Bücken über den Fluss, manche brauchen durchaus Mut zum Überqueren. 


Wir werden sehr viel zum Tee eingeladen, was wir aber ablehnen, weil wir doch weiterwollen. Es gibt viel weniger Logisitk als im Pjandsch(auch Panj, Pandz, Pjandz oder Pandscha, Dari پنج pandsch, DMG panǧ, tadschikisch Панҷ Pandsch)-Tal, so keine einzige Gaststätte, wenn nur Wodka-Cafés. Heute sind wir von den ersten Radfahrenden überholt worden: mit dem Bus. Sie sind auf dem Weg zur Abzweigung in die Wakhan-Ebene, die Strecke, die wir ursprünglich fahren wollten. Sie leben für ein Jahr in Chorugh (tadschikisch Хоруғ/Chorugh bzw. ‏خارغ‎) und haben schon gehört, dass wir das sind. Ansonsten werden wir dauernd von Autos der GTZ (jetzt GiZ) überholt und haben schon überlegt, sie anzuhalten und um eine Kaffee-Spende zu bitten…. Leider fahren sie immer so schnell, dass es dazu keine Gelegenheit gibt. Hier ist in jedem Dorf – wie auch schon am Pjandsch (auch Panj, Pandz, Pjandz oder Pandscha, Dari پنج pandsch, DMG panǧ, tadschikisch Панҷ Pandsch) – irgendein Projekt eines Hilfswerkes verwirklicht. Es gibt hier ganz viele Frühwarnsysteme, einmal seismische und andere, die wir noch nicht ganz verstehen. Da aber in manchen, jetzt Bächen, Wasserstandsmelder stehen, vermuten wir, dass es sich um Hochwasser- oder Lawinenschutz handelt. Gerade sind wir durch ein Dorf gefahren, in dem ein Ziegen-Zucht-Projekt verwirklicht wurde. Je höher wir kommen und je weiter von Chorugh (tadschikisch Хоруғ/Chorugh bzw. ‏خارغ‎) entfernt, desto einfacher werden die Dörfer und die Häuser, desto karger die Landschaft. 


Im Grunde ist hier bereits Wüste und Steppe und ohne Wasser wächst nichts. Die wenigen Felder werden in harter Arbeit bewirtschaftet und sind steinig und klein. Das Leben hier oben wirkt hart, umso erfreulicher sind die vielen Schulen und auch die vielen Kinder und Jugendlichen, die trotz der vielen Arbeit noch Zeit haben, um Volleyball zu spielen oder eben überhaupt zur Schule zu gehen. Uns fällt auf, dass ganz viele Kinder und Erwachsene hier oben ganz fürchterlich husten. Ein trockener Reizhusten. Wir können uns das nicht erklären, hören ihn aber ständig.
Auf fast 3.500 m haben wir noch nie übernachtet, der Himmel ist bewölkt, im Westen sind die Wolken recht dramatisch und es wird kalt. Die ersten restlichen Schneefelder gibt es seit 300 Höhenmetern und den Pass können wir bereits sehen, ganz im Schnee.

3. Mai Chorugh (tadschikisch Хоруғ/Chorugh; russisch Хорог/Chorog; persisch ‏خارغ‎) bis Vuzh, 61,1 km, 10995 Gesamtkm 

Datum: 3.5.11
Tag: 276
TagesunterstützerIn:
von: Khorog m NN 2128
nach: Vuzh m NN 2710
km 61,1
Gesamt km 10995,4013
km/h: 10
Fahrzeit 06:04
gesamte Fahrzeit: 856:30:00
Anstieg in m pro h 147,69
Anstieg in m 896
Abfahrt in m: 314
höchster Punkt in m NN 2712
Steigung/Gefälle 1,98

Nach einem guten Frühstück brechen wir auf und kaufen noch Trinkwasser. Es geht direkt steil empor, aber die Straße ist gut und wir können immer wieder einmal zurückblicken auf die weißen Berge, die uns so lange begleitet haben. 


Nun haben wir den Pjandsch (auch Panj, Pandz, Pjandz oder Pandscha, Dari پنج pandsch, DMG panǧ, tadschikisch Панҷ Pandsch) hinter uns gelassen und damit auch Afghanistan, offiziell Islamische Republik Afghanistan (Paschtu/Dari (Persisch): افغانستان Afghānestān. Nach der Meldung über den Tod von Usāma ibn Muhammad ibn Awad ibn Lādin (* vermutlich zwischen März 1957 und Februar 1958 in Riad, Saudi-Arabien; † 2. Mai 2011 in Abbottabad, Pakistan), allgemein als Osama bin Laden (arabisch ‏أسامة بن لادن‎) bekannt, sind wir ganz froh, von der direkten Grenze weg zu sein. Die Straße windet sich direkt bergauf, durch große Dörfer mit stattlichen Häusern. Noch gibt es viele Läden und eine gute Infrastruktur. 


Das Tal ist dicht besiedelt und es folgt ein Dorf nach dem anderen. Hier oben werden die Felder jetzt erst gepflügt. In der Regel mit Ochsen, manchmal auch mit der Hand. 


Einen Traktor haben wir gesehen. Die Häuser sind entweder die hoch gebauten Holz-Steinhäuser mit dem offenen Dachstuhl oder es sind Lehmhäuser, die eine Kuppel haben, auf der ein Glasdach ist. Manche Dörfer sehen von den Häusern her viel schlichter und einfacher aus, dann wieder stehen riesige Villen in bewaldeten Gärten. Aber ob Villa oder einfaches Haus, es gibt kein fließendes Wasser, aber Satellitenschüsseln und die Latrine ist viel zu nah am Wasser gebaut. So müssen wir heute unseren gesamten Getränkebedarf mit Flaschenwasser abdecken. Viele der Männer sind schon am Vormittag betrunken und es scheint die zu geben, die auf den Feldern oder an ihren Häusern schuften und die, die den Tag mit Trinken und Wandern verbringen.
Das Tal ist sehr weit und zum Teil – angesichts der Höhe erstaunlich – beinahe lieblich.
Wir kommen viel besser voran als wir dachten und können so schon früh das Zelt aufschlagen. Wir sind so nah am Fluss, dass wir das Wasser – es gab keine Quellen mehr - aus dem Fluss holen und filtern. Das ist das erste Mal und es geht sehr gut und sehr schnell.
Die Höhe ist durchaus bemerkbar, gerade an steilen Steigungen, dann geht der Atem doch schon schneller aus und der Wasserbedarf ist deutlich höher. Wir haben heute um die 10 l Flüssigkeit zu uns genommen und es war nicht sehr heiß - nun sind wir gespannt auf unsere erste Nacht auf 2700 m.

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