Samstag, 27. November 2010

27. November - 119


27. November  Sulaimaniyya (arabisch ‏السليمانية‎, DMG as-Sulaimāniyya; kurdischسلێمانی‎, Silêmanî)

Unser Zimmer ist diesmal sehr speziell: es hat keine Fenster, dafür einen kleinen Flur, der zum Badezimmer und zum Lüftungsschaft mit Balkontür führt. Das Badezimmer ist ein Ballsalon in Schwarz-Weiß, ganz schick. In den Flur geht die Lüftung unseres Nachbarn, die ungeheuer laut ist und die wir nicht zugeklebt kriegen. Schließlich hat er ein Fenster! Also wachen wir von der Lüftung auf, denn wozu auch Licht-Ausmachen im Badezimmer? Selbst nach einem Stromausfall geht es wieder an…. Wir müssen zum Directorate of Residence und da es unterschiedliche Aussagen über Öffnungs- und Arbeitszeiten gibt, wollen wir es versuchen. Unser Hotelmanager ruft uns ein Taxi, das befördert uns dort auch hin. Wie immer sind viele Menschen im Büro, aber es hat zu. Es entspannt sich eine wilde Diskussion über unser Visum, das ja seit gestern abgelaufen ist, was aber egal sei laut Manager in Dohuk (arabischدهوك‎, DMG Dahūk; Kurdisch: ‏دهۆك‎, Duhok; Aramäisch:ܢܘܗܕܪܐ, Nohadra). Hier gibt es wieder ganz unterschiedliche Meinungen, ob es nötig sei oder nicht. Wir würden einen Stempel für drei Monate morgen bekommen, aber die Grenze sei wohl zu. Aber seine Grenze hatte einen ganz anderen Namen (also die geographische) als die, die wir ansteuern. Wir werden also einfach losfahren. Anschließend sind wir durch einen Supermarkt geschlendert, der lauter europäische Produkte hat. Das ist ja auch schön! So viele leckere Sachen, die wir alle nicht mitnehmen können. Es gibt dort eine französische Bäckerei, wo wie uns mit Brötchen (!!!!!) und Puddingteilchen (!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!) versorgen. Danach suchen wir ein Restaurant und finden ein chinesisches. Munter gehen wir die steilen Stufen hinauf und werden freundlich begrüßt. Unser Blick fällt auf zwei einsame Herren an je eigenen Tischen mit unterschiedlichen Mengen von Bierdosen vor sich. Wir bekommen eine Speisekarte und auch die Nudeln, die wir uns wünschen, in Brühe gekocht und rohen Möhren und Peperoni, aber ganz gut. Wir beobachten interessiert, was um uns passiert und sind uns nach einiger Zeit sicher, dass es kein Puff ist, sondern ein Ort, an dem gut aussehende chinesische Damen die Herren zum Trinken von überteuertem Bier animieren. Wir hingegen werden freundlich und zurückhaltend behandelt. Nach dieser kulturellen Erfahrung gehen wir doch nicht ins Museum, wenngleich das sicherlich ein Muss gewesen wäre. Aber unser Zimmer sieht aus, als wäre ein Sturm durchgefegt und wir müssen unsere Iranroute nocheinmal durchplanen. Eigentlich sind zwei freie Tage ein Muss wenn eine Stadt so viel zu bieten hat. Die große Moschee ist leider zu, weil sie renoviert wird. Dafür haben wir das Post-Office gefunden, auch zu heute. Dieses zu finden war abenteuerlich, da ein Mann aus Sulaimaniyya (arabischالسليمانية‎, DMG as-Sulaimāniyya; kurdischسلێمانی‎, Silêmanî), jetzt in England, mit uns versuchte die Post zu finden, aber nicht recht eine Vorstellung davon hatte, was eine Post ist. Dann geht es durch unterschiedliche Läden, in denen jeweils nach der Post gefragt wird und die alle eine andere Idee dazu haben. Schließlich gibt er auf und wir gehen den Weg zurück zu einem Gebäude, das im Vorbeigehen wie eine Post aussah und es ist die Post. Also können wir morgen neun Postkarten wegschicken! Danach mussten wir noch die iranische Variante der Kleidung für Gunda suchen. Das Ergebnis ist ein leichter Woll-Pullover-Mantel, der offen ist und lang genug. Das müsste wohl reichen. Die Stadt ist eine riesige Baustelle, es wird gebaut und gebaut. Gleichzeitig hat sie viele Parks, einen riesigen Basar, drei Museen und ist wirklich schön. Es gibt viele, viele englisch-sprechende Touristen hier. Morgen geht es dann erst zur Post und dann machen wir uns auf den Weg in die Berge. Bisher sind wir dem Winter erfolgreich davon gefahren!

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