Datum: 18.2.11
Tag: 202
TagesunterstützerIn:
von: Mozduran m NN 847
nach: Sarakhs m NN 223
km 87,95
Gesamt km 8799,1272
km/h: 14
Fahrzeit 06:18
gesamte Fahrzeit: 668:00:00
Anstieg in m pro h 62,70
Anstieg in m 395
Abfahrt in m: 1019
höchster Punkt in m NN 1016
Steigung/Gefälle 1,61
Der Hahn der Station ist deutlich früher wach als der Muezzin und kräht munter seit vier Uhr morgens. Die Nacht ist nicht so kalt gewesen und wir bekommen zum Abschied noch eine Schale Salat und Halva geschenkt.
Außerdem noch Brot. Was täten wir nur ohne Sanis! Vor allem in der Gegend, in der es so wenig Logistik gibt. Wir arbeiten uns durch dichten Nebel den Pass hinauf und sehen nichts.
Innerhalb weniger Minuten ist alles gefroren. Wir hoffen, dass das Wetter besser wird, wenn wir wieder hinabfahren, aber vorher müssen wir den Pass erreichen. Zum Glück geht es nicht sehr weit hoch und die Auto-LKW-Busfahrer fahren für iranische Verhältnisse sehr langsam und vorsichtig. Als es bergab geht, ist auch die Brille von Gunda komplett vereist. Also immer wieder anhalten und Brille enteisen. Zum Glück haben wir heißes Wasser dabei, so dass wir unsere Getränke zum Trinken in eine angenehmere Temperatur versetzen können. Bald können wir unsere Umgebung wieder sehen
und sind ganz erstaunt, dass wir inmitten von grünen Weiden sind und um uns immer und immer wieder große Herden von Schafen. Die Landschaft ist wunderschön, wir fahren von einem Flusslauf in den nächsten,
vorbei an Dörfern, die aus Stein und Lehm an den Fluss gebaut sind.
Bald haben wir die Berge hinter uns und finden einen leeren Stall, der uns ein wenig Windschatten gibt, so dass wir den köstlichen Salat mit Brot genießen können.
Neben uns die Überlandleitung, die Strom aus tadschikischer Wasserkraft in den Iran bringt.
Als die letzten Hügel schwinden, öffnet sich eine große Ebene, noch ganz braun, aber komplett von Landwirtschaft geprägt. Es geht bergab, wenngleich dies wenig zu spüren ist, da es auch dauernd wieder bergauf geht. Heute ist Freitag und selbst bei diesen Temperaturen (kaum über 0) picknicken Familien in den Bäumen und Sträuchern, die am Rande der Straße gegen die Versandung gepflanzt werden. Der Sand ist so fein, wie man sich Strände wünscht.
Wir erreichen Saraks mit hängender Zunge, denn neben dem leichten Gegenwind und der Kälte ging es einfach immer wieder bergauf auf nicht so guten Straßen. Wir sind verwöhnt von den Straßen im Iran mit vorbildlichen Fahrradstreifen und der Straßenführung mit so wenig Steigungen. Wir haben tatsächlich Saraks erreicht und sind damit durch den Iran gefahren! In Esfahan haben wir noch gedacht, wie das wohl gehen soll mit dem Weg bis Saraks und dann war es die schönste Strecke und auch von den Leuten her am angenehmsten. Wir haben einen ganzen Tag reingeradelt und so können wir zwei Tage frei machen in Saraks, bevor wir nach elf Wochen den Iran verlassen. Gunda wird das Kopftuch und den Zwang immer einen langen Pullover oder Mantel tragen zu müssen, nicht vermissen.
Wir haben Glück mit dem Hotel hier an der Grenze, wenngleich Wolfgang erstmal das Bett mit der (mitgebrachten VC-)Axt reparieren muss. Wie gut, dass wir als Radfahrende immer alles dabei haben.
28 Bahman 1389, Shurak-e Maleki (Persian: شورك ملكي, also Romanized as Shūrak-e Malekī and Shūrak Malekī; also known as Shorak)[1] bis Mozduran, 37,58 km 8814,0 Gesamtkm
Datum: 17.2.11
Tag: 201
TagesunterstützerIn: Jürgen Deelmann + Theo Fabri
von: Shurak Maleki m NN 838
nach: Mozduran m NN 847
km 37,58
Gesamt km 8711,1772
km/h: 8,3
Fahrzeit 04:31
gesamte Fahrzeit: 661:42:00
Anstieg in m pro h 65,76
Anstieg in m 297
Abfahrt in m: 288
höchster Punkt in m NN 850
Steigung/Gefälle 1,56
Nachdem der Sturm zunächst in der Nacht nachgelassen hat und nur die Hunde zu hören waren, fing der in den Morgenstunden in der Gegenrichtung wieder an und uns begrüßt ein kräftiger Ostwind. Wir bauen im Sturm ab, schieben die Räder aus den Dornen raus und machen uns erstmal auf die Suche nach Dornen in den Mänteln. Wir ziehen eine Menge raus, aber die gute Nachricht daran ist, dass die Dornen zwar irre scharf, aber nicht stark sind. Die Luft ist drin und wir kämpfen gegen den Sturm. Es ist kalt und bewölkt und das Barometer behauptet Sonne! Zum Mittag haben wir gerade mal 20 km geschafft und sind schon reichlich geschafft. Um uns herum ist alles Sand. Entweder sind es die Felder, die noch nicht grün sind, oder es ist Wüste oder es sind Sanddünen. Wir sind froh, dass der Sand so fest ist, dass er nicht vom Sturm aufgewirbelt wird. Das Flussbett ist fast leer und wo der Fluss war ist nun Salz. Wir fahren immer weiter auf die Berge zu, genervt von Autofahrern, die vor sich hin hupen. Ein Hirte möchte uns zum Essen einladen. Wir erreichen die Abzweigung nach Seraks und nun führt uns die Straße direkt auf die Berge zu. Diese sind inzwischen nicht mehr zu sehen, weil die Wolken immer tiefer ziehen. Die Straße wird gruselig, der Wind immer stärker und Leute hupen und rufen immer noch! Inzwischen fängt es auch an zu schneien und wir entscheiden, dass wir es für heute aufgeben und die Sanis im Dorf suchen. Wir können unser Zelt in der Garage aufbauen und bekommen als erstes Nudeln serviert! Es ist richtig kalt geworden, aber der Wind hat etwas nachgelassen und auch der Schnee treibt nicht mehr. Wir sehen die beleuchtete Passstraße und hoffen, dass sie gestreut ist, denn der Weg zum Spätkauf zeigt uns, dass die Straßen bereits frieren. Wir sind froh, dass wir genug Pufferzeit haben für den Fall, dass der Wind morgen wieder so ist.
27 Bahman 1389 Binālūd (persisch: بینالود) bis Shurak-e Maleki (Persian: شورك ملكي, also Romanized as Shūrak-e Malekī and Shūrak Malekī; also known as Shorak)[1], 97,06km, 8776,4 Gesamtkm
Datum: 16.2.11
Tag: 200
TagesunterstützerIn: Nora Frieling
von: Emam Taqi m NN 1405
nach: Shurak Maleki m NN 838
km 97,06
Gesamt km 8673,5972
km/h: 18
Fahrzeit 05:24
gesamte Fahrzeit: 657:11:00
Anstieg in m pro h 49,26
Anstieg in m 266
Abfahrt in m: 833
höchster Punkt in m NN 1489
Steigung/Gefälle 1,13
Unser schnellster Tag mit 18 km/h war der 200. Tag in der iranischen Wüste, wo wir den Sturm genau von hinten hatten.
Am Morgen ist es kalt, obwohl es fünf Grad im Zelt sind. Der Himmel ist grau und wir sind froh um den Sicht- und auch Windschutz der Bäume. Wir fahren weitere 200 Höhenmeter bergauf und kommen am ersten Windpark seit – wir meinen Griechenland – vorbei. Bald geht es bergab in das Tal und plötzlich sind die Berge ganz rot. Der Himmel ist inzwischen blau geworden und es ist ein gigantisches Farbspiel. Dazu gibt es Stürmböen, die uns zum Glück mehr von hinten als von vorne erwischen. Vor Mashhad endet unsere Straße in einer Autobahn und wird als kleine Straße weitergeführt. Wir rumpeln gerade den ersten Hügel hinab, als wir von einem Auto angehalten werden, dessen vier männliche Passanten sich als Polizei ausgeben. Inzwischen kennen wir das ja, was die Situation nicht ungefährlicher, aber dennoch um so nerviger macht. Wir wissen ja bereits, dass sie unseren Pass haben wollen. Einer wird direkt Wolfgang gegenüber handgreiflich, bevor er dann Gunda gegenüber handgreiflich wird. Sie hat inzwischen einen Mofa-Fahrer von der Gegenspur durch Handzeichen (es ist doch gut, lange in einem Land zu sein und die Gestik zu kennen) angehalten, er wendet und kommt auf uns zu. Ein zweiter zeigt Wolfgang irgendeine Karte und Wolfgang die Kopie des Passes. In der Zwischenzeit argumentiert Gunda mit dem Handgreiflichen. Die beiden steigen ganz schnell ins Auto, als der Mofa-Fahrer uns erreicht hat und fragt, was los ist. Wir erklären es ihm pantomimisch, aber er hatte schon gefragt, was mit dem Auto ist. Wir fahren weiter und sind reichlich genervt. Die Straße ist zudem fürchterlich, dafür ist die Landschaft umso schöner. Die Felder sind alle schon gepflügt, dazwischen ist Steppe und das alles in braun-rotfarben. Der Himmel wirkt zum Greifen nahe. Wir machen im Sturm, der immer noch da ist, unser Mittagsmahl mit Bohnen und Thunfisch und fahren weiter.
Zum Glück wird die Straße wieder richtig gut, als wir auf die Straße zur Grenzstadt einbiegen. Die Landschaft bleibt schön und es geht steil bergab. Wir haben kein Wasser mehr finden können und hoffen nun darauf, irgendwo Wasser zu kriegen und tatsächlich gibt es an der Straßenkreuzung einen ganz netten „Spätkauf“.
Wir halten dort Rast und sausen mit dem Rückenwind weiter, werden von Mofa-Fahrern unendlich genervt, erstehen an einem weiteren Kiosk absolut abgelaufene Orangensaft-Päckchen von einem Besitzer, der ganz entrüstet ist, dass Gunda vergeben ist und der die Kombination „deutsch“ und „katholisch“ toll findest. Das könnte einem ja eher Sorgen machen… Das Ablaufdatum entdecken wir erst am Abend. Probieren werden wir morgen. Wir finden hinter einem Hügel einen Platz für die Nacht, es ist deutlich milder. Leider ist der Boden so voller Dornen dass wir sehr gespannt sind, wie die Räder morgen aussehen und ob unsere Plane unterm Zelt hält was sie verspricht. Heute ist Halbzeit! Daher gibt’s noch etwas Statistik für die ersten 200 Tage:
Die Graphiken gibt es hier.
Gut zu sehen sind die Alpen, die Gebirge auf dem Balkan, die Ägäis, die anatolische Hochebene und der Abstieg nach Adana, der kontinuierliche Anstieg durch Ostanatolien und Kurdistan/Irak zum Zagros-Gebirge im Iran, das Qohrud-Gebirge, der lange Aufenthalt in Teheran, schließlich das Alborz-Gebirge.
Eigentlich haben wir uns vorgenommen, bis zur Winterpause im Schnitt 80 km zu fahren, danach 100. Die Graphik zeigt, dass das aus den verschiedensten Gründen nicht immer zu halten war.
Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit lag zwischen 6 und 18 km/h ohne Pausen. Zu planen dürfte durchschnittlich mit 13 km/h zu sein.
Unsere reine Fahrzeit pro Tag bleibt trotz kürzerer Tage im Winter in etwa bei 6 bis 6,5 Stunden. Im Sommer gab es eine lange Mittagspause, da erklärt es dann.
Der tägliche Anstieg lag im Normalfall bei 50 bis 450 m, alles darüber sind wohl richtige Bergstrecken.
Die Hotelübernachtungen resultieren vor allem aus der langen Wartezeit in Teheran auf die Visa. Campingplätze gibt es schon lange keine mehr.
Pausentage aus Krankheitsgründen halten sich noch sehr in Grenzen…
Auch Reifenpannen sind in Wirklichkeit weniger als gefühlt!
Die meisten Platten gab es da, wo das meiste Gewicht ist: Auf dem Hinterrad des Signature und den beiden Rädern des Vitelli Camping.
Nach 7.000 km Strecke haben wir alle vier Mäntel getauscht. Vorher nur bei geplatztem oder gerissenen Mantel. Sigrid bringt uns dann wieder frische Mätel nach Samarkand mit…
26 Bahman 1389 Hemmatabad-e Zamani (Persian: همتابادزماني, also Romanized as Hemmatābād-e Zamānī; also known as Hemmatābād and Hemmatābād-e Zamānābād)[1] bis Binālūd (persisch: بینالود)
, 92,73km, 8679,3 Gesamtkm
Datum: 15.2.11
Tag: 199
TagesunterstützerIn:
von: Hemmatabad-e-Zamani m NN 1090
nach: Emam Taqi m NN 1405
km 92,73
Gesamt km 8576,5372
km/h: 13,9
Fahrzeit 06:39
gesamte Fahrzeit: 651:47:00
Anstieg in m pro h 74,14
Anstieg in m 493
Abfahrt in m: 178
höchster Punkt in m NN 1414
Steigung/Gefälle 0,72
Gestern abend gab es ein wahres Kochgelage, nachdem der diensthabende Sani beschlossen hat für uns zu kochen. Konkret hat er kochen lassen und zwar „Makaroni“, im Iran der Sammelbegriff für Nudeln, hier konkret Spaghetti. Diese gab es mit kleinstgeschnittenen und gebratenen Zwiebeln und Kartoffeln und mit Curry gewürzt. Es war köstlich, wenngleich die Uhrzeit – 21.00 Uhr – uns ziemlich herausgefordert hat.
Am Morgen sind wir die ersten, die aufstehen. Unser Zimmer ist mollig warm und das Aufstehen fällt schwer.
Nachdem wir gegessen haben und packen, kommt Massoud und möchte uns noch zum Frühstück einladen, das müssen wir leider ablehnen. Nach einem Foto verabschieden wir uns, nicht ohne vorher mit Bohnen und Thunfisch – das ist wunderbar, denn wir essen eh fast nur noch Thunfisch und Bohnen bzw Auberginenpaste zum Mittasgessen und Nudeln mit Thunfisch zum Abendessen - und getrocknetes Brot und Datteln und Kekse
. Wir sind gut versorgt und fahren in den frühen Morgen hinein. Eine Schafherde mit Esel wechselt die Straße,
kurz darauf sehen wir die Bewässerungsgräben dampfen.
Die Luft ist noch kalt und das Wasser kommt aus unterirdischen Kanälen. Bis zur nächstgrößeren Stadt fahren wir so dahin. In der Stadt wird das Fahren wieder nervig, der Seitenstreifen ist weg und die Leute irgendwie agressiv. Ein Mopedfahrer tritt in voller Fahrt nach Gunda, zum Glück passiert nichts. Wir sind froh, als wir aus der Stadt raus sind und sind uns einig, dass es immer wieder eine Nacht bei den Sanis und das Wachhalten der vielen guten Erinnerungen braucht, um das Land nicht schnell ganz schrecklich zu finden. Nachdem der Seitenstreifen wieder da ist, ist das Fahren wieder angenehm. Die Wüste ist in eine intensive Landwirtschaft übergegangen und viele Felder sind schon ganz grün. Zum Mittagessen (Bohnen und Thunfisch) sitzen wir in einem Garten voller Bäume, die Sonne ist richtig warm. Bald kommen jedoch die ersten Wolken und das Barometer ist wieder einmal im Recht: es war schon am Morgen gleich um zwei Striche gefallen und nun zieht ein Unwetter auf. Wir sagen den Wolken, dass sie schön im Berg bleiben sollen und sausen durch den Rückenwind animiert weiter. Auf dem Weg zu einem der beiden Pässe hält ein LKW und schenkt uns Brot. Bald darauf hält ein weiteres Auto und schenkt uns einen Hühnchen-Kebab-Spieß, der ganz frisch ist. Wir haben keine Vorstellung davon, wie man als Beifahrer Kebab im Auto macht, aber er ist köstlich. Inzwischen sehen unsere Räder mehr wie ein Hilfstransport denn Reiseräder aus: Wir haben fast mehr zum Essen, als wir essen können und daher gibt es heute abend keine Nudeln mit Thunfisch sondern Suppe mit Brot und dazu, welch ein Luxus, dank der Tankstelle, ein Bitburger Lemon.
25 Bahman 1389 Sabzevar (Persian: سبزوار, also Romanized as Sabzevār and Sabzawār)[1] bis Hemmatabad-e Zamani (Persian: همتابادزماني, also Romanized as Hemmatābād-e Zamānī; also known as Hemmatābād and Hemmatābād-e Zamānābād)[1], 87,38km, 8586,6 Gesamtkm
Datum: 14.2.11
Tag: 198
TagesunterstützerIn:
von: Sabzevar m NN 976
nach: Hemmatabad-e-Zamani m NN 1090
km 87,38
Gesamt km 8483,8072
km/h: 13,7
Fahrzeit 06:22
gesamte Fahrzeit: 645:08:00
Anstieg in m pro h 38,48
Anstieg in m 245
Abfahrt in m: 131
höchster Punkt in m NN 1118
Steigung/Gefälle 0,43
Beim Frühstück diskutieren wir eine Weile um das Frühstück mit allen Angestellten, weil wir nicht wissen, ob es im Preis drin ist, da auf der Karte jeder Bestandteil einzeln aufgeführt und mit Preis ausgezeichnet ist. Nach einigem Hin und Her wird klar, dass das Frühstück inklusiv ist (besser bei dem Preis!). Das Hotel ist schick, aber auch unfreundlich. Das Herausfahren aus der Stadt ist ungefähr so nervig wie das Hineinfahren und wir haben einige Mühe, einen Zeitungsausträger loszuwerden. Hinter der Stadt beginnt direkt eine landwirtschaftlich stark genutzte Gegend, wobei nur die Seite zum Fluss bewirtschaftet ist. Wir fahren eine ganz Weile, bis wir zu einem Dorf kommen, das fast ausschließlich aus Lehmbauten besteht. An einem der Bewässerungskanäle waschen Frauen Kleidung, von den Kleidern und Tüchern her vermuten wir, dass sie Turkmeninnen sind. Der Weg führt langsam und sacht am Fluss entlang nach oben, Wüstenabschnitte sind selten, häufig ist die Bewässerung intensiv, meist mit der Hand, einmal aber auch mit Maschinen. Diesmal sehen wir keine Salzreste so wie vor ein paar Tagen, wo das Flussbett komplett weiß war. Am Pass macht die Straße eine Biegung und wir fahren genau auf das Gebirge zu, das uns die nächsten zwei Tage begleiten wird. Wieder ist es weit über 2000m hoch, schneebedeckt.
Der Wind hat wieder zugenommen und die Wolken werden mehr. Dieses Phänomen beobachten wir nun schon seit Tagen, dass zum späten Nachmittag hin Wind und Wolken zunehmen. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir das nächste Dorf und werden dort herzlichst von den Sanis aufgenommen. Wir wollen draußen zelten, aber das kommt gar nicht in Frage und so dürfen wir wieder ins Haus und werden bekocht. Im Himmel braucht es auf jeden Fall eine extra Loge für Sanis!
24 Bahman 1389 Kahak (Persian: كاهك, also Romanized as Kāhak; also known as Kahe, Kāheh, and Khak)[1] bis Sabzevar (Persian: سبزوار, also Romanized as Sabzevār and Sabzawār)[1], 87,81km, 8499,2 Gesamtkm
Datum: 13.2.11
Tag: 197
TagesunterstützerIn:
von: Kahak m NN 818
nach: Sabzevar m NN 976
km 87,81
Gesamt km 8396,4272
km/h: 15,2
Fahrzeit 05:45
gesamte Fahrzeit: 638:46:00
Anstieg in m pro h 48,35
Anstieg in m 278
Abfahrt in m: 120
höchster Punkt in m NN 988
Steigung/Gefälle 0,45
Der Sturm hat in der Nacht nachgelassen. Wir haben gestern noch mit den Sanis gegessen und bekommen dann soviele Konserven und Süßigkeiten geschenkt, dass wir das alles gar nicht mitnehmen können. Nachdem wir um ein Haar die ganze Station unter Feuer gesetzt hätten (die Patroleumheizung fing plötzlich Feuer) und dann eine Weile bei offenem Fenster den schlimmsten Rauch nach draußen gelassen haben, haben wir in der Wärme und Windstille des Zimmers gut geschlafen. Wir stehen schon mit gepackten Rädern vor der Türe als die Sanis aufwachen und uns verabschieden.
Wir fahren in den strahlenden Morgen hinein, der wieder einmal keinerlei Anschein vom Sturm des Vortags gibt. Die Wüste ist erleuchtet und die Berge strahlen, es gibt immer mehr grüne Felder dort wo Wasser von den Bergen ankommt. Dieses wird in uralten Kanälen auf die Felder geleitet, die dafür gefurcht werden. Wir sehen eine Menge Bauern bei dieser langwierigen und anstrengenden Arbeit. Die Felder und Wüste wechseln schnell ab. Immer wieder kommen wir an Karavansereien vorbei, die ebenso wie Moscheen plötzlich am Horizont auftauchen. Sie sind begleitet von alten Bäumen, oft auch Bachläufen und Schattenplätzen. Wir sind ja froh um die Sonne, weil der Wind so kalt ist, können uns aber gut vorstellen, welche Wohltat diese Orte in der Hitze sind. Wir kommen gut voran und fahren den Tag so vor uns hin, die zweieinhalb- bis drei-Tausender im Süden werden sichtbar und bald können wir sie ganz sehen. Im Norden erhebt sich immer noch die Bergkette, die beinahe so hoch wie die Alpen ist, auch sie schneebedeckt. Wir erreichen nach einem stärkenden Mahl bei einer Karavanserei
sehr bald unser Ziel, nur die letzten 30 km sind anstrengend, weil die Straße so schlecht wird.
Wir quartieren uns in einem Hotel ein, das zwar teuer, dafür aber nicht die Qualität hat, aber ohne großes Suchen zu finden ist.
Das ist uns heute wichtiger, nachdem wir beim Hineinfahren in die Stadt schon auf den letzten 20 km keine Minute in Ruhe gelassen worden sind. Auch wenn es freundliche Rufe sind, sind sie doch anstrengend und ein Ergebnis dieser Reise ist auch, dass wir nicht auf jedes „Hello“ und sei es noch so freundlich reagieren oder anhalten müssen. Oft sind es auch gefährdende Situationen, weil vor allem Autofahrer ihre Spur verlieren und damit sich und andere (und uns) gefährden. Wir versuchen dann in einer Art zu reagieren, dass es für beide Seiten ok ist. (eine weitere Erkenntnis der Reise ist im übrigen, die BahnCard 100 zu den Fixkosten zu zählen, wir haben so viele Autos bereits um uns gehabt und werden nochmal so viele um uns haben, dass es für ein Leben reicht).
23 Bahman 1389, Miyanasht bis Kahak (Persian: كاهك, also Romanized as Kāhak; also known as Kahe, Kāheh, and Khak)[1], 85,54 km, 8411,4 Gesamtkm (das ist jetzt ein anderer Tacho, schmeichelt der Kilometerleistung)
Datum: 12.2.11
Tag: 196
TagesunterstützerIn:
von: Miyandasht m NN 1156
nach: Kahak m NN 818
km 85,54
Gesamt km 8308,6172
km/h: 14,6
Fahrzeit 05:50
gesamte Fahrzeit: 633:01:00
Anstieg in m pro h 43,71
Anstieg in m 255
Abfahrt in m: 593
höchster Punkt in m NN 1247
Steigung/Gefälle 0,99
Verlust: Gundas Tacho hat schon wieder den Abgang gemacht
Gesehen: eine riesen Herde Kamele!
In der Nacht hört Wolfgang irgendein Tier, zu sehen ist aber nichts. Ansonsten regnet es regelmäßig. Der Morgen begrüßt uns mit bleifarbendem Himmel
und regelmäßigem Schneefall, der zwischendurch aufhört, um mit der nächsten Wolke wieder zu starten. Es hört aber bald ganz auf zu schneien und ist nur recht kalt. Da wir sowohl die Wasserflasche für das Kaffeewasser als auch die Gaskartuche in den Schlafsack getan haben, geht das Kaffee-Kochen recht gut. Die ersten Kilometer geht es noch bergauf und wir kommen an einer restaurierten Caravanserei vorbei.
Anschließend sausen wir in ein Flusstal hinab, immer getrieben vom Wind, der die Wolken vor sich her treibt.
Es ist immer mehr blauer Himmel zu sehen und auch die Berge werden sichtbar. Vor uns erheben sich erneut schneebedeckte Bergketten. Beim ersten Dorf halten wir an, finden einen Laden, der per Zufall aufhat und machen dort Mittagspicknick. Vom Tee, den vier Männer im Auto nebenan trinken, bekommen wir leider nichts. Bei der Tankstelle hoffen wir auf Abwaschwasser und ein Waschbecken, um uns endlich die Hände zu waschen und Zähne zu putzen. Es gibt kein Wasser und auch sonst ist die Tankstelle eher verlassen. Am Ende des Dorfes
gibt es aber ein Restaurant, dessen Eingang zum Klo nicht viel vertrauenserweckender aussieht, aber der Eindruck täuscht.
Mit geputzten Zähnen und gewaschenen Händen und Gesicht fühlen wir uns gleich wie neu und starten in den Wind, der inzwischen ein Sturm ist, der uns von der Seite regelmäßig fast – Gunda regelmäßig und Wolfgang einmal ganz – von der Straße weht. Wo wir hinschauen Wüste, die mit dem Horizont zu verschmelzen scheint.
Wir fahren an endlosen Flüssen vorbei, die nach dem Regen aus einer Pfütze bestehen. Wir überqueren aber auch einen Fluss, der Wasser hat, bevor wir wieder an einer Karavanserei vorbei kommen, die diesmal nicht restauriert, aber zugänglich ist. Der Weg dahin hat uns durch unseren ersten Sandsturm geführt.
Wir konnten zwar noch fahren, aber Augen, Mund und Gesicht ist voll Sand. Die Karavanserei ist teilweise verfallen, lässt aber von der ursprünglichen Schönheit viel erkennen.
Wir steigen aufs Dach.
Als Gunda alleine dort ist, glaubt sie ihren Augen nicht: eine riesige Kamelherde rennt durch die Wüste.
Sie ruft Wolfgang und wir genießen die Sonne und den Ausblick auf die Kamele, sicherlich 150. Als wir weiterfahren, haben sie sich alle um eine Wasserstelle (vermuten wir) versammelt und so verschmelzen auch sie mit dem Horizont und der Wüste und wir hätten sie als Kamele nicht wahrgenommen. Wir haben Kamele gesehen! Und das erst zwei Stunden nachdem wir das erste „Achtung Kamele“ Schild gesehen haben!
Leider verliert Gunda kurz darauf wieder einen Tacho bei einem Windböen-Manöver. Zurückfahren lohnt nicht, denn der Verlust wird erst einige Kilometer später deutlich. Wir lernen daraus, dass diese neumodischen Tachos zum Draufdrehen nichts sind. Wir kämpfen uns weiter durch den Wind, innerhalb von kürzester Zeit ist der Himmel verfinstert und wir fahren auf einen pechschwarzen Himmel zu. Wir sehen ein Schild mit dem Roten Halbmond und dass er in fünf Kilometern kommt. Selten waren wir so froh die Station erreicht zu haben. Nach einigen Telefonaten dürfen wir dort übernachten und sogar drinnen. Draußen tobt der Sturm, wir dürfen drinnen sein, heiß duschen und bekommen sogar ein Abendessen gekocht!
22 Bahman 1389 Shahrud[1] (Persian: شاهرود, also Romanized as Shāhrūd, Shahrood, Shahroud, and Shārūd; formerly,Shahrood) bis Miyanasht, 90,31 km, 8198 Gesamtkm
Datum: 11.2.11
Tag: 195
TagesunterstützerIn:
von: Shahrud m NN 1377
nach: Miyandasht m NN 1156
km 90,31
Gesamt km 8223,0772
km/h: 15,19
Fahrzeit 05:56
gesamte Fahrzeit: 627:11:00
Anstieg in m pro h 39,94
Anstieg in m 237
Abfahrt in m: 458
höchster Punkt in m NN 1377
Steigung/Gefälle 0,77
Diese Nacht haben wir mit offenem Fenster geschlafen und die dadurch erreichte Temperatur ist angenehm. Das ist wirklich verrückt, dass es überall Energiesparlampen gibt, wirklich überall!, aber dann Heizungen nicht auszuschalten sind. Als wir zahlen, bekommen wir eine ganz andere Rechnung vorgelegt und müssen einen ziemlichen Aufstand erproben, bis der Chef kommt und wir mit ihm klären können, dass wir keine Pistazien im Wert von 10 Euro aus der Minibar gegessen haben! Wir hätten aber gerne gewusst wie viele das wohl sind….
Die Strecke führt uns durch die Wüste und immer näher an die Dreitausender, die uns vom nächsten Tal trennen. Diese sind schneebedeckt und in den Wolken. Der Verkehr ist relativ wenig, schließlich ist heute Revolutionstag. Wir kommen gut voran und sind einigermaßen erstaunt als es an einem der ersten kleineren Pässe, gerade als wir ein Straßenpicknick machen möchten, anfängt zu regnen und dann zu schneien. Ich erwähnte bereits, dass wir durch die WÜSTE fahren, oder? Als hocken wir uns in kompletter Regenkleidung an den Straßenrand, essen den restlichen Pilgerreis mit Thunfisch und Brotresten und lassen uns einschneien. Da sitzen wir inmitten einer wunderschönen Dünenlandschaft in der Wüste und es schneit! Es hört auch nicht auf, als wir wieder losfahren und verändert sich in Regen als wir wieder bergab fahren. Nach 60 km erreichen wir die erste Stadt und überlegen, ob wir beim Roten Halbmond um ein Nachquartier bitten (sehr verlockend) oder lieber weiterfahren und Kilometer sammeln (wenig verlockend). Wir fahren weiter und es hört nicht auf zu regnen. Zugleich war der Ort mit seinen Einkaufsmöglichkeiten wenig attraktiv, weil wir wieder von Drogis umringt waren. Die Straße führt uns immer weiter hinauf und über einen weiteren Pass. Die Berge liegen nun hinter uns und für einen Moment (es hat zwischenzeitlich aufgehört zu regnen) kommt die Sonne durch die Wolken und die Berge sind in ihrer ganzen Pracht zu sehen. Vor uns liegt ein Tal im Dunst, Wüste soweit das Auge reicht. Wir suchen einen Platz für die Nacht und finden ihn auf der neuen Straße. Sie ist eben, hat eine Zufahrt, die sich nicht in eine Matschpiste verwandelt hat, und auch die Straße ist sehr fest. Zudem bieten die Hügel einen Sichtschutz. Wir vertrauen mal darauf, dass die Bauarbeiter erst gegen sieben Uhr kommen, es ist ja nicht die erste Nacht auf einer neuen Straße.
Vom Revolutionstag haben wir in den Orten, durch die wir gefahren sind, nichts mitbekommen und auch der Autoverkehr wurde ab Mittag wieder dichter.
21 Bahman 1389 Shahrud[1] (Persian: شاهرود, also Romanized as Shāhrūd, Shahrood, Shahroud, and Shārūd; formerly,Shahrood)
Wir wachen beide gerädert auf: der Temperaturunterschied von 0 Grad auf 30 Grad geht doch nicht so ohne weiteres. Leider kann auch hier wie so oft die Heizung nicht reguliert werden, so dass wir das Fenster öffnen.
Heute ist wieder Waschtag – dafür sind die 30 Grad wiederum praktisch – und alles ist in kürzester Zeit trocken. Das Fernsehen ist voll von Revolutionsbildern, gleichzeitig wird über Ägypten berichtet. Zum Mittagessen gehen wir an die frische Luft und bestaunen erneut den Wald, der hier in der Wüste wächst. Viele Geschäfte sind zu und die Straßen recht leer. Wir essen in einem kleinen Lokal zu einheimischen Preisen und wandern ein wenig auf und ab, bevor wir wieder ins Hotel gehen. Obwohl die Wettervorhersage im Fernsehen Schnee angesagt hat, haben wir wunderschönes Winterwetter.
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