Gestern wurde Gundas KOGA Signature fertig: Nach 21.000 km ein neues Hinterrad (Nabe) und nach 16.000 km einen neuen mittleren und kleinen Zahnkranz.
Gestern berichtete arte über Fukushima. Vieles hat man doch verschwiegen:
Was ereignete sich tatsächlich am Tag der Havarie, dieser Frage gehen die Fernsehjournalisten Michael Müller, Peter F. Müller und Philipp Abresch in einer Dokumentation nach, die am Dienstagabend im Fernsehsender arte ausgestrahlt wird. Ekkehard Sieker hat die Recherche zu diesem Film unterstützt. Seinen Erkenntnissen zufolge haben sich die verschiedenen Reaktorblöcke am Unglückstag unterschiedlich verhalten. In vier von sechs Reaktorgebäuden kam es zur Explosion, die jede für sich anders verlief und dies deutet auf Hintergründe der Katastrophe hin, die dieser eine neue Dimension geben würden. Was also geschah am 11. März 2011 in Fukushima?
Bereits das Erdbeben fügt den Reaktorblöcken schwere Defekte zu. Als dann der Tsunami auf die Blöcke trifft, kommt es zu einer Kette verhängnisvoller Ereignisse. Nach Angaben des Reaktoringenieurs Arnold Gundersen, der unter anderem die US-Atom-Aufsichtsbehöre NRC und den Kongress beriet, bewirkt die Flutwelle zwei Dinge: Sie zerstört die Dieselgeneratoren, die als Not-Aggregate Strom für die Kühlung des Kraftwerks bereitstehen sollten. Und sie zerstört alle Wasser-Pumpen am Küstenstreifen. Selbst wenn die Generatoren gelaufen wären, es hätte kein Wasser zum Kühlen der Anlagen gegeben.
Schnell erhitzt sich der Reaktor in Block 1 auf über 1000 °C. Das Wasser verdampft zu Wasserdampf. Die Metalle der Hüllrohre, in denen sich das angereicherte Uran befindet, oxidieren mit dem Sauerstoff des umgebenden Wasserdampfes. Wasserstoff wird freigesetzt. Währenddessen steigt der Druck im Reaktorkessel kontinuierlich an. Per Hand versuchen Arbeiter Ventile zu öffnen, um die Gase, die sich im Kessel bilden, abzulassen. Doch der Wasserstoff und die Gase steigen nach oben, unter das Dach. Es kommt zu einer chemischen Explosion, die auch die äußere Hülle des Reaktorblocks 1 zerreißt.
Zwei Tage nach Block 1 wird auch Block 3 von einer gewaltigen Detonation erschüttert. Dabei unterscheidet sich nach den Recherchen von Ekkehard Sieker die Explosion in Block 3 völlig von der aus Block 1. Arnold Gundersen beobachtet über Reaktor 3 einen hellen Blitz, der weit in die Höhe reicht. Im Gegensatz zur relativ flachen, chemischen Explosion aus Reaktor 1 wird in Block 3 viel mehr Energie freigesetzt. Es besteht der Verdacht, dass es sich hier nicht mehr nur um eine rein chemische, sondern um eine nukleare Explosion handelt. Es kommt zur prompten Kritikalität, zur kurzzeitigen Freisetzung von nuklearer Energie.
Diese ungeheuerliche Annahme fußt nach Sieker auf nachvollziehbaren Gründen. So wurde der Reaktor mit Mischoxidbrennelementen betrieben, die sowohl Uranoxid als auch Plutoniumoxid enthielten. Wie ein Fingerabdruck lassen sich die Brennelemente aus Reaktor 3 beispielsweise von denen aus Block 1 unterscheiden. Hätte es sich bei der Explosion um eine einfache Wasserstoffexplosion gehandelt, dann hätten in der Umgebung und auch noch Kilometer entfernt Spuren diese Brennelemente gar nicht gefunden werden dürfen. Doch das wurde es. In Form von hoch radioaktivem Plutonium, und das nicht zu knapp.
Ein weiterer Aspekt, dem der Dokumentarfilm nachgeht, sind die Vorgänge aus dem Reaktorblock 4. Zum Zeitpunkt des Erbebens und des Tsunamis ist dieser nicht in Betrieb. Es befindet sich kein Brennstoff im Reaktor. Die Brennstäbe waren aus dem Sicherheitsbehälter entfernt worden und wurden in dem Abklingbecken des Blocks 4 gelagert. Entscheidend ist für Sieker, dass neben den Reaktoren die Abklingbecken als Risikofaktoren vollkommen vernachlässigt wurden. Um sich Kosten für die Zwischenlagerung zu sparen, hatte man in diesen riesigen Kühlbecken in Fukushima Brennelemente, die mehreren Reaktorkernen entsprechen, zum Abkühlen gelagert. Sobald jedoch die Kühlung ausfällt, wird es kritisch. Genau das passierte in Block 4. Von Hubschraubern aus wird versucht, Wasser in die Abklingbecken zu schütten. Doch das Wasser verdampft, der Wasserspiegel sinkt unaufhörlich, bis die Spitzen der Brennstäbe freiliegen. Es kommt zu einer weiteren Wasserstoffexplosion, obwohl der Reaktor nicht mehr in Betrieb ist.
Es sind vor allem diese zwei Tatsachen, so Sieker, die bisher bei der Aufarbeitung der Katastrophe konsequent verdrängt werden: Erstens, dass es zur prompten Kritikalität in Reaktor 3 kam und zweitens, dass die Abklingbecken der Atomkraftwerke ein viel höheres Risiko bergen, als bisher angenommen. Und eigentlich müssten deshalb nun weltweit die Atomkraftwerke sicherheitstechnisch nachgerüstet werden. Schließlich hat sich in Fukushima gezeigt, wie bis dato ein als rein theoretisch angenommenes Risiko eintreten und traurige Wirklichkeit werden kann.
Während der Rest der Weltöffentlichkeit bei den dramatischen Bildern der explodierenden Reaktoren die Hände über dem Kopf zusammenschlug und voller Ratlosigkeit gen Japan blickte, nimmt das Land selbst sein Schicksal stoisch hin. Bisher gibt es keine klare Zahl der Toten, die das Reaktorunglück forderte, auch nicht solche der Menschen, die akute Schäden davon getragen haben. Die Daten, die übermittelt werden, haben nach Ansicht von Sieker mit der Realität nicht viel zu tun, sondern basieren auf Schätzungen, auf reinem Simulationswissen. Kein Mensch weiß wirklich, wie es in den Reaktoren aussieht. Sicher, Dinge, die im Unklaren liegen, lassen sich schwer weitergeben. Doch alleine das, dass man es eben nicht weiß, wäre ja schon Information genug.
Welche Folgen Fukushima für Mensch und Umwelt noch bereit hält, ist nicht auszumachen. Zynisch ausgedrückt bleibt Fukushima ein einziges gigantisches Experiment, dessen zeitliche Dimension und Langzeitwirkung unsere Vorstellungskraft überdauert – eine Dimension der Gefährdung, die noch lange nicht zu Ende gedacht ist.
Die Dokumentation "Fukushima - Die Wahrheit hinter dem Super-GAU" wird am 6. März 2011 um 20.15 Uhr auf ARTE im Rahmen des Themenabends "Störfall Japan - Das Leben nach der Katastrophe" ausgestrahlt. Die Wiederholung läuft am 8. März um 10.30 Uhr.
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