Dienstag, 11. Januar 2011

8.-10. Januar 2011, Teheran - 161, 162, 163

20 Dey 1389
 
In unserem Hotel funktioniert das Internet nicht und am Fernsehen fehlt eine Antenne, das ist nicht tragisch, denn es gäbe eh nur die iranischen Programme, die wir schlichtweg nicht verstehen. So haben wir Muße für Statistik und Lesen und außerdem können wir die Tips ausprobieren, die uns im Radforum gegeben worden sind, um unsere hüpfenden Reifen auszurichten. 

Unsere höchsten Übernachtungsorte (Ort, Höhe über NN, Tag):
Baqerabad
2052
152
Robat-e Tork
1876
141
Hamadan
1805
133
Tureh
1792
136
Malayer
1686
135
Kamyaran
1674
127
Arak
1669
137
Arak
1669
138
Joka
1667
134
Tizhtizh
1662
125 

Unsere tiefsten Übernachtungsorte (Ort, Höhe über NN, Tag):
Orfani
0
54
Tekirdag
2
64
Selimpasa
2
65
Messimvria
3
57
Alexandroupoli
3
58
Kamriotissa
10
59
Kamriotissa
10
60
Kamriotissa
10
61
Ipsala
10
62
Gravouna
20
55

Unsere weitesten Tagesetappen (Zielort, km, Tag):
Rohenburg o. d. Tauber
112,43
5
Sarajevo
105,73
35
Kurutlutepe
101,47
90
Podgorica
101,33
40
Aksaray
97,21
91
Prien am Chiemsee
96,78
13
Prinjavor
95,03
33
Kashan
94,51
154
Strumesnica
94,49
52
Milici
94,33
34

Unsere kürzesten Tagesetappen (Zielort, km, Tag):
Kamriotissa
3,9
59
Panjwin
4,94
121
Teheran
7,6
161
Dolani
11,84
51
Kapikaya
26,3
77
Malayer
26,65
135
Marivan
28,86
122
Alexandroupoli
30,8
58
Orhangazi
31,25
72
Beyramil
34,7
95

Unsere schnellsten Tagesetappen (Zielort, km/h, Tag):
Mahabad
17,2
153
Kurutlutepe
16,98
90
Murau
16,76
18
Beyramil
16,43
95
St. Stefan
16,05
20
Strumesnica
15,87
52
Srem. Kamenica
15,86
32
Pozanti
15,71
93
Birecik
15,7
100
Weissenburg
15,65
19

Unsere langsamsten Tagesetappen (Zielort, km/h, Tag):
Panjwin
6,62
121
Rrape
7,68
42
Subasi
8,58
78
Messimvria
8,79
57
Shemri
8,8
43
Kamriotissa
9,08
59
Bajevo Polje
9,16
39
Sanandaj
9,26
126
Gülek
9,44
94
Nurdagi
9,59
98

Unsere längsten Fahrzeiten (Zielort, Stunden, Tag):
Sarajevo
09:44
35
Bajevo Polje
07:41
39
Sanli Urfa
07:29
101
Blace
07:27
46
Shemri
06:56
43
Gaziantep
06:43
99
Gravouna
06:40
55
Kashan
06:37
154
Podgorica
06:29
40
Qyrsac
06:28
41
Unsere kürzesten Fahrzeiten (Zielort, Stunden, Tag):
Kamriotissa
00:25
59
Teheran
00:42
161
Panjwin
00:44
121
Dolani
01:07
51
Beyramil
02:06
95
Kapikaya
02:26
77
Alexandroupoli
02:28
58
Murau
02:28
18
Malayer
02:29
135
Rozno
02:29
23

Unsere größten Tagesanstiege (Zielort, m, Tag):
Sarajevo
1664
35
Bajevo Polje
1404
39
Blace
1337
46
Rrape
1228
42
Shemri
1212
43
Subasi
1125
78
Sanli Urfa
1047
101
Sanandaj
983
126
Milhangazi
953
76
Kamyaran
941
127

Unsere geringsten Tagesanstiege (Zielort, m, Tag):
Teheran
0
161
Doroslovo
0
31
Alexandroupoli
7
58
Kamriotissa
10
59
Dolani
29
51
Murau
60
18
Incirlik
61
96
Gravouna
61
55
Komotini
67
56
Kermanshar
85
128

Unsere höchsten Etappen (Zielort, m NN, Tag):
Hamadan
2215
133
Mahabad
2188
153
Sanandaj
2160
126
Murcheh Khort
2109
142
Tureh
2069
136
Baqerabad
2052
152
Joka
1983
134
Kamyaran
1980
127
Langarud
1906
157
Arak
1891
137

Unsere tiefsten Etappen (Zielort, m NN, Tag):
Alexandroupoli
0
58
Kamriotissa
0
59
Ipsala
57
62
Selimpasa
106
65
Komotini
115
56
Osmanye
127
97
Incirlik
137
96
Doroslovo
151
31
Qyrsac
192
41
Markovac
199
26

Gesamttage: 163
Fahrtage: 117
Km/Tag: 47,23
Km/Fahrtag: 65,80
Gesamtanstieg 97.151 m
Anstieg/Tag: 596 m
Anstieg/Fahrtag: 830,35 m

Von 163 Tagen haben wir 19 auf dem Campingplatz, 50 „wild“, 1 Polizei, 8 1. Hilfe oder Feuerwehr, also maximal 78 im Zelt, 15 privat und 65 in Hotels, Jugendherbergen oder Pensionen übernachtet.
Als wir heute morgen uns auf den Weg machen, regnet es erneut und wir richten uns auf Schnee ein. In der Tat steigen wir bei Schnee aus der U-Bahn und gehen zielsicher los, nachdem wir uns gestern den Weg im Internet angeschaut haben. Dachten wir, denn bald sind wir völlig verfranst in dem Straßenwirrwar um uns herum und stehen im Schnee an einer Kreuzung, mit den Straßen, der Himmelsrichtung und auch uns uneins. Schließlich halten wir wieder ein Taxi an, das einen horrenden Preis haben will. Gunda ist zum Glück so genervt, dass sie den Taxi-Fahrer vernichtend anschaut und wir daraufhin immer noch zu viel zahlen, aber nicht mehr als gestern. Die Fahrt ist eine ebensolche Odyssee wie unser Laufen, denn der Fahrer weiß nicht, wo die Straße ist. Also fahren wir und fahren wir und schließlich fragt er sich durch und findet die Botschaft. Dort können wir unseren Antrag abgeben, wenngleich das einige Zeit dauert und dies im äußeren Treppenhaus der Botschaft bei Minustemperaturen und Schneefall. Immerhin werden wir nicht nass, sind aber völlig durchgefroren, als wir erfahren, dass wir unser Visum in einer Woche abholen können. Mit all dem Hin und Her Laufen und Fahren und unserem Zu-Spät-Losgehen und dem langen Warten bei den Usbeken ist klar, dass wir die Tadschiken nicht mehr schaffen. So landen wir in einem Kaffee, das auch W-Lan hat. Auf diese Weise können wir uns aufwärmen, den Weg erneut anschauen und die Krankenversicherung von Wolfgang, die wir falsch abgeschlossen hatten, korrigieren. Gewärmt und orientiert starten wir erneut. Inzwischen hat es aufgehört zu schneien und wir finden den Weg. Kurz vor der U-Bahn lockt ein chinesisches Restaurant, das durchaus gutes Essen mit sehr überschaubaren Portionen (dabei dachten wir, chinesisch essen heißt satt-werden) zu horrenden Preisen anbietet – nachdem wir die Größe der Portion gesehen haben, sind wir doch wieder einmal sehr erstaunt. Die Preise waren immerhin ausgeschrieben, die Größe der Portionen nicht…… Also werden wir morgen wieder reumütig zu unseren Nudeln zurückkehren. Wir fragen uns, wie es sein kann, dass Restaurant dennoch voll sind bei den Preisen.
Die in unserem Reiseführer angegebene U-Bahn-Station gibt es nicht, so orientieren wir uns an der nächsten Station um und laufen an der ehemaligen US-Botschaft entlang, die theoretisch ein Museum ist, aber keinen Zutritt hat. Beeindruckend sind die Murals an der Mauer. Im Süden der Stadt ist schönes Wetter, die Sonne scheint und es ist klar und kalt. Es ist sogar so klar, dass wir die Berge (4 - 5.000er) sehen. Teheran ist eine Stadt, die zwei völlig unterschiedliche Wetterzonen aufgrund des Höhenunterschiedes von fast 500 m hat. So laufen wir mit der untergehenden Sonne zur großen neuen armenischen Kathedrale und suchen danach einen Buchladen, den es inzwischen nicht mehr gibt. Wir finden aber auf dem Weg zurück den Verlagsladen für Landkarten. Nun sind wir im Besitz eines Teheraner Stadtplans, der nicht aktuell ist, aber dennoch besser als gar nichts ist. 


Wir können nun unsere Strecke nachvollziehen und wissen, wo wir morgen hinwollen.

19 Dey 1389 Teheran (persisch ‏تهران(Tehrān) /teɦˈrɔːn/)

Im Iran gibt es unterschiedlichste Brotsorten, die meistens frisch sehr gut schmecken, sich aber nach ein oder zwei Stunden deutlich im Geschmack differenzieren. Zum Frühstück gibt es die Sorte Brot, die eigentlich nur direkt aus dem Ofen wirklich gut ist. Dazu gibt es ein Spiegelei, eine Marmelade und eine Butter. Angesichts des Brotes beschließen wir ein erstes Frühstück auf dem Zimmer einzunehmen mit gekauftem Brot und dann das zweite „offizielle“ zu uns zu nehmen um dann aufzubrechen. Heute ist das offizielle unser erstes Frühstück und ein wenig hungrig machen wir uns dann auf den Weg zur usbekischen Botschaft. Sie ist ziemlich im Norden der Stadt. In der Metro stellen wir fest, dass Großstädte im Grunde alle ähnlich „ticken“, sowohl was das Metro-System anbelangt als auch die Art und Weise, die Menschen in der Metro sind, sich bewegen etc. Wir steigen aus und sind 300m bergauf gefahren. Der Regen hat sich in dichten Schnee verwandelt. Da wir keinen vernünftigen Stadtplan haben und recht spät dran sind, entscheiden wir nach längerem Hin und Her, doch ein Taxi zu nehmen, wissend, dass der Preis viel zu hoch ist. Wir werden vor der Botschaft abgesetzt. Die Visumsstelle ist im offenen Treppenhaus und es ist ziemlich kalt. Vor uns ist jemand mit sicherlich zehn Pässen und nach uns kommt auch jemand mit ebenso vielen Pässen. Wir können nichts ausrichten, da wir ein Empfehlungsschreiben der deutschen Botschaft brauchen. Wir gehen wieder von dannen und durch den Schnee zurück zur U-Bahn. Diese finden wir nicht und da wir pünktlich in der deutschen Botschaft sein müssen (ja, ja), nehmen wir doch wieder ein Taxi. Beim genannten Preis weigern wir uns und der Preis geht dann doch ein wenig runter. Mit der U-Bahn sind wir schnell wieder im Stadtzentrum und im Regen. Nach einigem Irren finden wir die deutsche Botschaft und bekommen die Briefe ausgestellt, für alle Fälle direkt für die gesamten nächsten Visumsländer – Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Kirgisien und China. Nach dem erfolgreichen Finden eines Copy-Shops und eines Bäckers und beides zu normalen Preisen fahren wir zurück. Wir dürfen die Küche benutzen und können so gestärkt mit Nudeln ein Coffee-Net aufsuchen, da das Internet im Hotel nicht funktioniert.

18 Dey 1389 

Wir bekommen von unseren Gastgebern ein opulentes Frühstück und packen anschließend wieder unser Zelt zusammen. Die beiden Söhne kommen früh aus der Schule und so können wir den Mittag und Nachmittag mit Gesprächen verbringen. Zum Mittagessen gibt es ein traditionelles Gericht, was wiederum sehr köstlich ist. 


So gut haben wir im Iran noch nicht gegessen. Wir sprechen lange über Philosophie und Zukunftsperspektiven, über Eindrücke im Iran und über das Bild, das Iraner von Deutschen haben. Es sind heitere und ernsthafte Gespräche zugleich. Am Nachmittag verabschieden wir uns 


und die beiden Jungs geleiten uns zu unserem Hotel mitten durch den Rush-Hour-Verkehr. Wir hatten uns den Straßenverkehr in تهران viel schlimmer vorgestellt, vor allem nach den Berichten und Erzählungen. Im Grunde ist er aber völlig ok, wenn man davon ausgeht, dass im Kreisverkehr mindestens zwei Spuren direkt nach links fahren und nicht einmal um den Kreis herum, um in ihre Straße zu kommen, Taxen in drei Spuren parken um Gäste aufzunehmen und dies auch „normale“ Autos sein können und dieses Anhalten und Losfahren ebenfalls sehr spontan ist und in der Regel irgendein Fahrzeug gegen die Fahrtrichtung fährt. Aber die Autofahrenden sind gutmütig und nicht aggressiv und im Grunde halten eben doch alle und wenn sie es nicht tun, dann weichen sie aus. Im Vergleich zu Istanbul ist es beinahe entspannt. Im Hotel werden wir schon erwartet und auf unserem Zimmer finden wir Kekse und Getränke im Kühlschrank, ein Willkommensgruß für uns. Uns ist in den letzten Tagen deutlich geworden, dass wir immer von Radfahrenden Hilfe bekommen oder von deren Freunde, Familie oder Bekannten. Es ist jeweils sehr konkrete Hilfe und außerdem gute Begegnungen, in denen wir viel vom Land erfahren und mitbekommen. Wir stellen fest, dass wir diese konkrete Form von Hilfe und Unterstützung in Deutschland überhaupt nicht auf dem Schirm hatten und nicht auf die Idee gekommen sind, Reiseradler (also nicht die, die ne Woche oder zwei den Rhein entlang fahren) anzusprechen und zu fragen, ob sie eine Unterkunft, ein Essen, eine Möglichkeit, die Klamotten zu waschen, brauchen. Oder einen Radladen suchen, oder in einer Stadt mit Botschaften oder Konsulaten Menschen brauchen, die ihnen bei der Suche der Behörden, Lesen der Stadtpläne behilflich sind oder einfach Unterkunft anbieten. Dies nehmen wir sehr konkret als Handlungsoption mit.
Am Abend gehen wir noch einkaufen und entdecken, dass wir in der Nähe des armenischen Stadtteils untergebracht sind und daher nicht nur ein schönes Café, sondern auch einen Kaffee-Laden um die Ecke haben. Um beides sind wir froh.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen