Samstag, 10. September 2011

9. September 2011, 405

9. September Linan bis Kashihara (jap. 橿原市, -shi, wörtlich: Eichenebene), 67,1km, 15289,7 Gesamtkm

Datum: 9.9.11
Tag: 405
TagesunterstützerIn:
von: Linan m NN
nach: Kashihara m NN 72
km 67,1
Gesamt km 15289,7564
km/h: 11,6
Fahrzeit 05:45
gesamte Fahrzeit: 1216:08:00
Anstieg in m pro h 1366,00
Anstieg in m 683
Abfahrt in m: 789
höchster Punkt in m NN 613
Steigung/Gefälle 2,19

 
Panne: Mal wieder ein gerissener Schlauch an Wolfgangs Hinterrad, musste gewechselt werden.
In der Nacht regnet es doch tatsächlich, der Morgen ist nebelig und recht kühl.
Wir fahren in einen schönen Morgen und einen schönen Tag, der so ganz ein Japan-Tag ist, als wäre das ein Abschiedsgeschenk an uns. Der Fluss ist in seinem Bett und nur die Schlamm- und Sandmassen erinnern an den Taifun. Ein Haus ist fast komplett unterm Sand begraben.
Der Nebel hängt in den Bergen und über dem Fluss.   

Es ist wieder die Nebel-Landschaft, die Japan einem am frühen Morgen schenkt.  

Gleichzeitig verbirgt der Nebel nicht den Blick auf die betonierten Hänge der Berge.  

Es geht stetig bergauf, ohne dass es wirklich steil wird. Immer wieder stehen die Reisfelder in der Sonne oder im Zwielicht und die Ernte ist im vollen Gange.
Wir fahren so vor uns hin, es ist wenig Verkehr und auch sonst nicht viel los auf dieser Straße.  

Die Suche nach einem Mittagessen gestaltet sich schwierig, denn hier ist wirklich nicht viel los. Wir kommen in ein größeres Dorf und dort gibt es dann unsere „Lieblings-Road-Station“. Es gibt einen Schattenplatz in der Ecke, davor dürfen keine Autos parken. So haben wir einen Logenplatz und beobachten das rege Treiben um uns. Hier ist richtig viel los, wir wollen mitzählen, geben es aber bald, auf weil die Autos kommen und gehen. Es gibt die üblichen Bleiber mit laufendem Motor. Wir setzen uns, als ein Ehepaar auf uns zu kommt und uns einen Nachtisch schenkt. Das sind immer wieder geschenkte Momente in diesem Land, in dem es sonst os wenig Kontakte gibt. Wir sind aufgestanden, um die Schachtel in Empfang zu nehmen und bedanken uns, als der Herr zu uns sagt – als würden wir in einem edlen Restaurant vor dem Tisch sitzen - : bitte setzen Sie sich doch wieder! Wir verkneifen uns mit sehr viel Mühe ein Lachen und setzen uns wieder auf den dreckigen Asphalt. Die Beiden fahren winkend davon. Das Geschenk sind Bällchen nicht aus einem für uns nicht definierbarem Gegenstand mit Bohnen gefüllt und schmeckt ganz ok. Wir fahren weiter und irgendwann fällt unser Blick nach vorne und über uns schwebt eine Straße.  

Wolfgang ist sich sicher, dass es einen Aufzug gibt. Gunda ist sich sicher, dass es nicht die Straße ist, die wir fahren werden. Als wir dann oben sind, ist der Ausblick schön und es war auch gar nicht so schlimm.  

Es geht aber weiter bergauf und auf dem Weg zum langen Tunnel schrecken wir einen Affen auf, der lauthals sich entfernt. Hinter dem Tunnel wirkt die Landschaft einerseits herbstlicher, andererseits ist der Reis zum Teil noch nicht reif. Gerade war die Idee, die Reisterrassen in der Sonne zu fotografieren,  

als der Reifen von Wolfgang platt ist. Zum Fotografieren haben wir also viel Zeit. Wiedereinmal ist die Felge beim Bremsen so heiß geworden, dass sie den Schlauch geschafft hat. Diesmal ist das Loch allerdings ein Prachtexemplar. 

Es geht weiter bergab und wird immer wärmer.  

Wir suchen die Jugendherberge und finden sie auch. Nun sind wir in einer Jugendherberge, die ziemlich umständlich geführt ist. Der Herbergsvater bekommt einen mittleren Zustand (für Japaner schon ziemlich stark), als er unsere Taschen sieht. Er bietet sich an, diese alle ins Zimmer zu tragen (Premiere). Als wir dann irgendwann den Taschen folgend ins Zimmer schnaufen, weil das Haus unendlich aufgeheizt ist, sehen wir den Grund für den Eifer: im Zimmer (das mit vier Betten ziemlich ehrgeizig eingerichtet ist) liegen Planen mit Tiermuster aus, auf diesen sind unsere – im Übrigen, da wir schon lange nicht mehr im Schlamm waren, sehr sauberen! – Taschen. Sogar unsere Helme liegen auf der Folie. Das kann ja was werden.
Internet gibt es nicht, auch in der ganzen Stadt nicht. Die Jugendherberge hat eine E-Mail-Adresse und eine Homepage. In manchem ist und bleibt Japan seltsam. Also laufen wir los und suchen Internet. Wir landen im Kaufhaus, das abscheulich ist, hässlicher als alles, was es in Deutschland so gibt. Und ebenso leer und ohne Internet. Wir gehen weiter zum Bahnhof, finden ein sehr schönes, neues Haus mit Information und siehe da: Internet gibt es kostenlos und sogar die Computer dazu.
Unser Abendbrot nehmen wir auf dem Bürgersteig vor dem Bahnhof ein, neben uns zwei Jugendliche, die zu Musik tanzen und an uns vorbei marschieren, oder eben nicht, lauter ziemlich angeheiterte Männer in dunklen Hosen und weißen Hemden. Ein irres Land.
Zurück im Zimmer werden wir bekehrt: wir sehen ein, dass diese Architektur eine Klimaanlage voraussetzt und schalten diese ein. Das erste Mal.

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