Datum: 22.5.11
Tag: 295
TagesunterstützerIn:
von: Kyzyl Art-Pass m NN 4077
nach: Sary-Tash m NN 3153
km 43,7
Gesamt km 11505,8919
km/h: 9,7
Fahrzeit 04:28
gesamte Fahrzeit: 908:33:00
Anstieg in m pro h 39,18
Anstieg in m 175
Abfahrt in m: 1099
höchster Punkt in m NN 3153
Steigung/Gefälle 2,92
In der Nacht schneit es weiter, aber der Wind lässt nach. So ist unser Zelt vom Flugschnee bedeckt und es ist eine kalte Nacht. Der Morgen begrüßt uns dafür mit strahlendem Sonnenschein!
So was verrücktes. Der Hausherr der Roadstation stellt sich als das Homestay heraus, das uns in Karakul bzw. Kara-Kulans Herz gelegt wurde.
Da wir ja gar keine Lust mehr auf Homestays haben, sind wir sehr froh, dass die Garage vor dem Haus gewesen ist. Wir bekommen dennoch einen Tee, werden aber konstant angebettelt. Wir sind froh, als wir uns wieder auf die Matschstraße begeben.
Es geht sehr langsam, aber es geht. Die Gegend ist wunderschön und mit jedem Höhenmeter weniger wird es grüner und das Tal weitet sich.
Bald erreichen wir den großen Fluss, besser, das große Flussbett und haben einen atemberaubenden Blick auf die Bergkette hinter uns.
Der Asphalt, der angefangen hat, ist irgendwann komplett unterbrochen und wir müssen durch einen Zufluss. Es geht, weil er wenig Wasser trägt.
An einer Yakherde geht es dafür weniger schnell vorbei.
Yaks sind ganz schreckhafte Tiere, so sind wir sehr vorsichtig. Es gibt einen Yak-Bullen, der wohl der Lumpensammler ist und immer wieder auf der Straße steht und wartet, bis seine Herde weiter ist.
Das tut er mit Grunzgeräuschen. Yaks sind und bleiben faszinierende Tiere.
Die kirgisische Grenze ist zum Mittag erreicht. Sie ist deutlich moderner und hat Strom und viele Satellitenschüsseln. Wir warten eine Weile, bis der zuständige Soldat für den Zoll vom Mittagessen zurück ist. Dann dürfen wir passieren. Wir fahren im Gegenwind, besser Sturm, ins Tal hinab, immer wieder bleiben wir stehen, um die Berge anzuschauen. Wir haben den Pamir (womöglich aus Sanskrit upa-meru, „Nahe dem (Berg) Meru“, oder aus Persisch pāye mihr, „Zu Füßen Mithras“)[1][2] durchquert!
In der Ferne ist Sary Tash zu sehen, unser Ziel für den Tag. Die Wolken liefern sich unglaubliche Schauspiele, wir bleiben heute aber rocken.
In Sary Tash geht sofort der Spießroutenlauf mit den Homestays los. Wir haben keine Som (kirgisisch/russisch Сом), so müssen wir verhandeln. Das erste ist viel zu teuer, im Laden ist der Wechselkurs schlecht. Im nächsten verhandeln wir schon gar kein Zimmer mehr, sonder nur zelten mit Abendbrot und Frühstück. Das gibt es für denselben schlechten Kurs (Dollar in Som), dafür zahlen wir aber für das Essen weniger als im anderen für die Übernachtung alleine. Unser Zelt im Hof erfreut die Hausdame gar nicht.
Wir vermuten, dass nun ab Juni alle Homestays Zelten mit auf dem Programm haben und dafür ähnlich saftige Preise wie für den Rest verlangen.
Es wirkt, als sei die Straße nach China (chinesisch 中華人民共和國 / 中华人民共和国 Zhōnghuá Rénmín Gònghéguó Aussprache?/i) geteert, auf jeden Fall die ersten Meter sind es.
21. Mai Markansu bis hinterm Pass, 13km, 11461 Gesamtkm
Datum: 21.5.11
Tag: 294
TagesunterstützerIn:
von: Markansu m NN 3976
nach: Kyzyl Art-Pass m NN 4077
km 13
Gesamt km 11462,1919
km/h: 4,7
Fahrzeit 02:46
gesamte Fahrzeit: 904:05:00
Anstieg in m pro h 170,60
Anstieg in m 472
Abfahrt in m: 371
höchster Punkt in m NN 4336
Steigung/Gefälle 6,48
Kyzyl Art Pas. 4.336 m
Unser steilster Tag war der Weg über den Kyzil-Art-Paß mit 6,5 % Steigung/Gefälle im Tagesmittel, gleichzeitig unsere langsamste Etappe mit 4,7 km/h. Wir haben sowohl hinauf, als auch hinunter fast alles geschoben.
Eigentlich ist es viel zu kalt zum Schreiben. Heute Morgen ist es das nicht, die Sonne scheint und wir haben viel Zeit, bis wir nach einem Mittagessen aufbrechen. Es ist super windig und die Straße eine Mischung aus dem Wattenmeer (die Querrillen aber doppelt soweit entfernt und hart) und Sandstrand. Wir erreichen recht bald die eigentliche Passstraße und treffen dort zwei Motorradfahrende aus Belgien, die uns keine Hoffnung auf die kirgisische Seite machen.Die Grenzstation ist klein und windig. Wir bekommen Tee, alles ist in Ordnung. Bei der zweiten Baracke brauchen wir unseren Pass dann noch nicht zu zeigen, werden aber zum Essen eingeladen. Das lehnen wir ab und bekommen bei der dritten Baracke den Ausreisestempel. Wir schieben weiter und bald laufen zwei der drei Patroullie-Soldaten hinter uns her und fragen nach Geld. Das bekommen sie natürlich nicht, wünschen uns eine gute Weiterreise. Wir erreichen den Pass im Sturm und mit den ersten Schneeflocken. Dort ist auch die eigentlich Grenze. Aber dass da keiner stehen will, ist gut zu verstehen. Bald sind wir mitten in einem krassen Schneesturm, kirgisische Straßen sind noch schlechter als tadjikkische, aber im Grunde sehen wir das eh nicht. Also schieben wir hinunter und sind sehr froh, als wir auf 4.000 m eine Road-Station sehen mit einer mehr oder weniger intakten „Garage“.
Unter dem einingermaßen vertrauenswürdigen Teil des Daches bauen wir das Zelt auf, es ist sau kalt. Wir haben nun einen Hund, der uns adoptiert hat.
20. Mai Kurz vorm Pass bis zum Markansu Fluss, 18,5km, 11448 Gesamtkm
Datum: 20.5.11
Tag: 293
TagesunterstützerIn:
von: Uy Bulak-Pass m NN 4087
nach: Markansu m NN 3976
km 18,5
Gesamt km 11449,1919
km/h: 9,4
Fahrzeit 01:57
gesamte Fahrzeit: 901:19:00
Anstieg in m pro h 132,82
Anstieg in m 259
Abfahrt in m: 370
höchster Punkt in m NN 4233
Steigung/Gefälle 3,40
Uy Bulak-Pass, 4233m
In der Nacht fängt es an zu schneien und am Morgen begrüßt uns eine Schneelandschaft.
Es ist aber dennoch solide über Null Grad und so taut alles schnell weg und auch die Straße ist wieder frei.
Wir haben viel Zeit und fahren – besser schieben – gegen 11:00 den Uy-Bulak-Pass hoch. Die Straße ist gut, die Steigung nur um die 12% und dann ist es bei über 4.000 m leichter zu schieben.
Bald kommt uns Pete entgegen, mit dem Fahrrad. Er macht eine Bergrundtour von Ürümqi (auch: Urumtschi oder Urumchi, bis 1954 Dihua) durch den Pamir (womöglich aus Sanskrit upa-meru, „Nahe dem (Berg) Meru“, oder aus Persisch pāye mihr, „Zu Füßen Mithras“)[1][2] zurück nach Urumqui und macht uns wenig Hoffnung auf die vor uns liegende Strecke. Er selbst sieht ziemlich verfroren aus. Nachdem wir den Uy-Bulak-Pass dann endlich haben und noch einmal zum See zurückschauen können, fahren wir ins nächste Tal, das komplett zugeschneit ist. Es weht ein eisiger, stürmischer Wind von den Gletscher-Feldern der 7-Tausender Berge hinab. Es ist so kalt, dass wir bald völlig eingefroren sind. Hinter einem Hügel essen wir unser sporadisches Mittagessen und fahren weiter bis zum Markansu-Fluss, der erste Fluss, der nach China, genauer nach Kaxgar (in der Antike chinesisch 疏勒 Shūlè, altgriechisch möglicherweise Kasia[1]) fließt. Wir könnten also direkt dem Fluss folgen…. Was wäre das schön! So haben wir noch fünf Pässe vor uns.
Hinter dem Fluss ist ein Sandhügel und dort schlagen wir das Zelt auf.
Die Radspuren erzählen von Pete, der dort war und sicherlich noch der eine oder andere. Es stürmt immer noch, der Grenzzaun, an den wir uns gewöhnt haben, ist wie immer neben uns. Wir haben Zeit und Puffer eingeplant bis zur Grenze, denn ab jetzt wird die Straße schlecht. Morgen geht es den ersten Teil des Kizil Art-Passes hoch, übermorgen dann über die Grenze. Wir sind gespannt, wann Rieke und Thorsten an uns vorbeifahren oder schieben.
19. Mai Karakul bzw. Kara-Kul bis kurz vorm Pass, 26,3 km, 11430 Gesamtkm
Datum: 19.5.11
Tag: 292
TagesunterstützerIn:
von: Kara Kul m NN 3930
nach: Uy Bulak-Pass m NN 4087
km 26,3
Gesamt km 11430,6919
km/h: 7,7
Fahrzeit 03:22
gesamte Fahrzeit: 899:22:00
Anstieg in m pro h 91,78
Anstieg in m 309
Abfahrt in m: 152
höchster Punkt in m NN 4092
Steigung/Gefälle 1,75 Eigentlich hatten wir gestern schon um Waschwasser gebeten. Das ist hier dann ja immer im extra Waschhaus. Gestern ging nicht, darum heute morgen. Heute morgen finden wir also im Essensraum, der komplett ungeheizt ist, einen Bottich mit lauwarmen Wasser vor. In der Nacht hat es einen Wettersturz gegeben und draußen liegt Neuschnee. Wie dem auch sei, wir müssen uns ja nun auch mal waschen, also bei 9 Grad mit lauwarmen Wasser. Insgesamt sind wir ziemlich Homestay genervt, denn für den Preis ist der Service und das Essen bisher nur in Alicur angemessen gewesen. Schließlich wissen wir, was die Zutaten kosten. Hier wurde es von Tag zu Tag schlechter. Immerhin haben wir noch ein Brot bekommen.
Im Schnee und Sturm fahren wir los,
eher langsam, da Gunda sich irgendwas am Magen eingefangen hat, so dass sie weder geschlafen hat noch wirklich aufrecht stehen kann vor Magenkrämpfen. Wir wollen aber auf keinem Fall noch einen Tag bleiben und fahren los. Das Wetter ist wechselhaft, der Wind leider nicht: er kommt von vorne. Es geht langsam am See entlang,
immer wieder eröffnen sich neue Perspektiven und Farben.
Vor allem Farben weil der See inzwischen fast eisfrei und daher tiefblau ist. Die Schneegrenze liegt bei 4.100 m, so dass wir dem Schnee entgegen fahren. Einmal sehen wir einen jungen Mann in Straßengraben hocken und durch ein Fernglas schauen. Da wir lauter Punkte im Schnee sehen, fragen wir ihn, was für Tiere das sind. Wir dürfen durchs Fernglas schauen. Es sind Yaks. In China. Denn die Grenze, dieser nicht ernstzunehmende Zaun, ist wieder direkt neben uns. Immer wieder stehen Strommasten im Feld, mal einer, mal drei. Alle nicht miteinander verbunden.
Wir entscheiden, dass wir vor dem Uy-Bulak-Pass (4.232 m NN.) auf der alten Straße einen guten Platz gefunden haben und bleiben dort.
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