Dienstag, 30. November 2010

Sigrid besucht uns in Usbekistan im Februar!

Keine Twitter-Meldungen aus dem Iran moeglich!

Gerade stellen wir fest, dass twitter im Iran nicht erreichbar ist. Also nur ueber den blog demnaechst!

Grenzübergang Panjiwin – Marivan

Grenzübergang Panjiwin – Marivan
Die Strecke von Sulaimanya nach Arbat sehr schön, danach hatten wir bis Kaolog viele Baustellen und streckenweise schlechte Straße. Nach Kaolog noch ca 30-40km, aber von 700 auf 1500 auf 1300 in Panjiwin wieder runter, aber Höhenmeter fast 1000, da zwei Täler dazwischen. Krasse Steigungen, schlechte Straßen, viele Baustellen. (Wir sind die Strecke auf einem Pick-Up gefahren aufgrund gesundheitlicher Probleme – schlechtes Wasser und Folgen….).
In Panjiwin gibt es ein Hotel (25 Dollar, saubere Zimmer, Klo und Bad auf dem Flur, 3 Zimmer). Im Blog Bild dazu, ist nicht zu finden, da nicht mehr auf Englisch beschrieben: Sicherster Weg es zu finden: bewaffnete Polizei fragen, auch wenn das zur nächsten Passkontrolle führt.
Von Panjiwin bis zur Grenze etwas 10km auf ziemlich gleichbleibender Höhe, gute Straßen. Grenze chaotisch, da Großbaustelle. Uns fehlte die Visumsverlängerung (hatten wir aus unerklärlichen Gründen in Dohuk nicht bekommen), daher dauert es länger, sonst geht’s wohl schnell. Bei uns keine Gepäckkontrolle. Auf iranischer Seite bevorzugt behandelt, direkt Stempel in den Pass und dann gibt es eine zweite Kontrolle, durch die wir gewunken wurden. Gutes Restaurant im iranischen Sicherheitsbereich, auch gut zum Geld Wechseln.
Straßen sehr gut, bis Marivan ca 18km.
TIPP:
Bei der Ausreise Irak wurde unbedingt ein Nummernschild verlangt. Unsere Räder sind codiert, so haben wir die Nummer genommen. Daher: codiert die Räder beim ADFC oder Polizei, auf dem Balkan wird das auch gerne gefragt!

28. November-30. November - 120, 121, 122

30. November, Penjween nach Marivan (auf kurdisch: Merîwan, persisch ‏مریوان‎), 28,86 km, 6198,9 Gesamtkm

 Datum: 30.11.10
Tag: 122

TagesunterstützerIn:

von: Panjwin m NN 1312

nach: Marivan m NN 1383

km 28,86

Gesamt km 6125,9031

km/h: 11,36

Fahrzeit 02:32

gesamte Fahrzeit: 466:37:00

Anstieg in m pro h 108,55

Anstieg in m 275

Abfahrt in m: 204

höchster Punkt in m NN 1401

Steigung/Gefälle 1,66


Problem: Die Mutter am Schnellspanner vom Wagen ist weg, daher ist der Schnellspanner locker, ein weiteres Projekt für Sigrid, die uns in Usbekistan besucht.

Unser Nachbar führt noch bis spät in den Abend lange Telefonate, die wir dank der Sicht-Schutz-Wand und der Art und Weise, wie telefoniert wird, life mitbekommen. Wir verstehen nichts, aber es scheint kompliziert zu sein. Auf der anderen Seite läuft der Fernseher in nicht mehr ganz so starker Lautstärke. Aber wir schlafen darüber ein und sind die ersten, die am Morgen aufstehen. Wolfgang findet den Schalter, um am gefilterten Wasser den Heizer einzustellen und wir haben auf diese Weise heißes Wasser. Am Abend schon haben wir die Tischdecke für den Boden bekommen, so können wir in Ruhe frühstücken. Unser Telefonier-Nachbar ist bereits abgereist und die Hotelbesitzer noch nicht auf. Wir sind sehr gespannt, wie das mit der Grenze gehen wird. Wir beladen unsere Räder und bauen ein Provisorium für den Schnellspanner unter den interessierten Blicken der beiden Hotelmänner und weiteren Männern, die aus der Ferne zu schauen.
Der Weg in den ‏ايران ist für uns nicht erkennbar, so fahren wir zunächst zu weit und halten an, als die Straße immer schmaler wird und zwischen zwei Bergen in den Himmel zu führen scheint. Ein junger Mann auf dem Mofa bringt uns zu einer Abzweigung, wo etwas mit 26 steht. Etwas unsicher fragen wir die nächsten Männer, die der Richtung zustimmen. Dann sehen wir auch schon die LKWs, die auf einem großen Feld übernachtet haben. Mit den LKWs machen wir uns auf den Weg zur Grenze, der über das Hochplateau führt. Nach ca. acht Kilometern erreichen wir das Grenzdorf Bashmaq, wo kein Stein mehr auf dem anderen steht und das außer einer Tankstelle und einer Menge Säcke, die offen auf den Feldern liegen und einen grün-weißen pulvrigen Inhalt haben, nur aus einigen provisorischen Behausungen besteht. Die Grenze wird ganz neu gebaut, zu sehen sind die Grenzgebäude auf beiden Seiten, die im Rohbau sind, sowie die neue Grenzmauer. Die Straße ist eine Katastrophe und wir arbeiten uns mit den LKWs durch die Schlaglöcher. Die erste Kontrolle geht ohne Probleme, dann geht es vorbei an den LKWs, von denen einer auf einem Hügel steckengeblieben ist, weiter zur eigentlichen Kontrolle. Uns fehlt ja nun eindeutig die Verlängerung des Visums, das uns in دهۆك ja nicht gegeben worden war. Also werden wir in das Büro des Chefs gebeten, hier ist eine andere Uniform präsent. Ein Übersetzer, der eindeutig auf unserer Seite ist, versucht den Chef davon zu überzeugen, dass wir nicht die Gebühr von umgerechnet 50 Dollar pro Person für den Stempel zahlen müssen. Wir kommen nicht drum herum, also zahlen wir zähneknirschend den Betrag. Danach müssen noch Formulare ausgefüllt werden, es wird dringend ein Nummernschild gebraucht für unsere Fahrzeuge. Also geben wir die Codierungsnummer an. Nach Fotos und weiteren Formularen haben wir den Stempel und können weiter. An der Gepäckkontrolle werden wir durchgewunken und haben eine weitere Passkontrolle vor uns, die schon iranisch ist. Anschließend brauchen wir den iranischen Einreisestempel. Eine ewig lange Schlange weist uns den Weg. Wolfgang reiht sich ein und hat einen englisch-sprechenden an seiner Seite. Es geschieht nichts: der Computer ist abgestürzt. Als er wieder geht, wird Wolfgang sofort bevorzugt behandelt, bekommt direkt seinen Stempel- Nachdem dann auf unsere Fahne in فارسی den Übergang in den ‏ايران‎ und auf کوردی noch den Übergang in den ‏كۆماری عێراق nachgetragen bekommen haben (je ein Mann schreibt und ca. 20 diskutieren) fahren wir zum Restaurant, wo wir essen und Geld wechseln können. Bei der letzten Passkontrolle werden wir durchgewunken und dann sind wir im ايران!



Wir werden begrüßt mit guten Straßen, Wald an den Bergen und Weg-Schilder auf Englisch. Wir beschließen, nur bis zur nächsten Stadt ‏مریوان zu fahren, und finden in einem Bungalow-Touristik-Dorf auf 1400m Höhe bei einem See (Lake Zarivar) einen wunderschönen Bungalow.



geheime Notizen:

Vor Panjiwin richtige Passkontrollen. Auch schon mit iranischem Visum, unser abgelaufenes Visum war da kein Problem. In der Stadt bei Fragen nach dem Hotel zweite Kontrolle im Hauptqaurtier. Kasernen vor Panjiwin mit Panzern und frischen Erdwällen, zum ersten Tal im Tarnanstrich, sonst eher gelb oder grün oder sonst wie. Panzer. Wir fragen uns, ob vor der Grenze Giftmüll abgeladen wird, da lauter offene Säcke mit einem Inhalt der wie Schwefel+?? aussieht. Dorf bis auf Tanksstelle zerstört, nur zwei provisorische Behausungen. Neue Mauer gebaut: ca 2,50m Betonteile mit Stacheldrahtkrone auf irakischer Seite. Iranische Seite keine Mauer, da nichts.Dort keinerlei Hinweis ersichtlich oder gehört oder gesagt bekommen, dass Ausländer nicht passieren dürfen. Unser Eindruck: sicherheitsgarantierende Präsenz von unifromierten und zivilen Polizisten und verschiedensten Militäreinheiten, zugleich die Frage, wer eigentlich nicht für den SIcherheitssektor arbeitet?

29. November Halabdscha (kurd. Helepçe, arabisch ‏حلبجة‎, DMG Ḥalabǧa) – Penjween 4,94 km 6169,1 km

 Datum: 29.11.10
Tag: 121

TagesunterstützerIn:

von: Kaolog m NN 717

nach: Panjwin m NN 1312

km 4,94

Gesamt km 6097,0431

km/h: 6,62

Fahrzeit 00:44

gesamte Fahrzeit: 464:05:00

Anstieg in m pro h 0,00

Anstieg in m Abfahrt in m:

höchster Punkt in m NN

Steigung/Gefälle 0,00

In der Nacht plagt Gunda mehrmals schlimmer Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Dafür ist die Nacht mild, aber ein Sturm aus Norden zerrt an unserem Zelt. Als um 5 Uhr der Wecker klingelt, verlängern wir um eine halbe Stunde, um dann „Ausschlafen“ zu beschließen.



So starten wir erst mittags, nachdem Wolfgang die Fahrräder geölt und alle Schrauben überprüft hatte. Die Höhenlinien auf der Karte offenbaren uns einen Pass über 1500 m, trotzdem beginnen wir die Steigung. Da Gunda noch zu schwach ist, halten wir an der ersten Tankstelle. Zwei Polizisten hatten uns von ihrem Unterstand aus bemerkt und kommen jetzt auf uns zu. Einer begrüßet uns auf deutsch: Er war 5 Jahre in Nürnberg und dann zwei in Skopje (mazedonisch Скопје, albanisch Shkupi/Shkup, türkisch Üsküp, serbisch Скопље/Skoplje, bulgarisch Скопие, lateinisch Scupi). Nachdem Wolfgang ihm erklärt, daß Gunda krank sei und wir einen sicheren Zeltplatz mit gutem Trinkwassser brauchen, organisiert er einen Pick-Up zum nächsten Ort: Panjwin. Dort gäbe es auch ein Hotel.
Die Fahrräder sind schnell auf der Ladefläche verladen und es beginnt eine Fahrt durch atemberaubende Berglandschaften – zwischen Containerbeladenen LKW und iranischen Reisebussen. Die Steigung ist oft 12%, der Straßenbelag teilweise Piste. Also wäre es auch bei bester Gesundheit eine volle anstrengende Tagesetappe mit dem Rad gewesen! An der Ortseinfahrt von Panjwin wieder ein Check-Point – diemal fast eine kleine Grenzstation. Das Ritual wie immer: Der Polizist bittet freundlich um unsere Pässe. (Übrigens: Polizist muß man sich wie immer vorstellen als Soldat in Kampfanzug und Schnellfeuergewehr.) Wir geben ihm die Farbkopien unserer Pässe. Er verschwindet im Büro; nach einigen Minuten werden wir auch dorthin gebeten. Der Polizist im Büro will unsere richtigen Pässe sehen mit dem Einreisestempel. O.k. Er führt einige Telefonate, will das Iranische Visum sehen. Also geben wir ihm die zweiten Pässe mit dem Visum. Wieder Telefonate, dazwischen erklären wir mit Händen und Füßen, dass wir mit dem Fahrrad von Deutschland nach Japan wollen, konkret im Hotel in Panjwin übernachten und am nächsten Tag über die Grenze in denايران. Schließlich kriegen wir die Pässe (2 x 2) und die Farbkopieen zurück. Wie immer alles sehr freundlich und höflich – auf beiden Seiten. Es geht weiter. Aber der Motor des PickUp springt nicht an. Nach einigen Start- und Anschieb-Versuchen, wo auch die Polizisten mithelfen, laden wir unsere Fahrräder mit Hilfe der Polizisten ab, zahlen die vereinbarten 6€ und verabschieden uns. Seit gestern Nachmittag sind die Wegweiser nicht mehr Kurdisch und Englisch, sondern nur noch Kurdisch – geschrieben in arabischen Buchstaben. Also für uns auch kein Hotel mehr am Schild zu erkennen. Wolfgang fragt einen Polizisten, dieser verlangt freundlich den Paß, wir geben ihm die Passkopien, er begleitet uns zur Polizeistation, der Vorgesetzte will die richtigen Pässe sehen, führt einige Telefonate, gibt uns alles wieder zurück und der Polizist, den wir gefragt hatten, begleitet uns zum Hotel. (Wir hätten diesen Kellereingang nie gefunden.)




Da alles zu ist, führt er einige Telefonate, es kommen nach und nach mehr oder weniger zuständige Leute, wir bekommen ein sauberes Zimmer für 25 $, verhandeln hart, dass wir die Räder in die Rezeption stellen dürfen und endlich kann sich Gunda hinlegen und ausruhen. Wolfgang kocht Reis auf dem Benzinkocher vor dem Eingang und liest die E-Mail-Version der Tagesschau von vor drei Tagen vor. Wir stellen die Uhren schon mal auf iranische Zeit, morgen dann zur Grenze. Wird es klappen?

28. November Sulaimaniyya (arabisch ‏السليمانية‎, DMG as-Sulaimāniyya; kurdischسلێمانی‎, Silêmanî) nach Halabdscha (kurd. Helepçe, arabisch ‏حلبجة‎, DMG Ḥalabǧa) 73,59 km, 6164,5 Gesamtkm

 Datum: 28.11.10
Tag: 120

TagesunterstützerIn: Regina und Matthias Metz

von: As Suleymaniyan m NN 886

nach: Kaolog m NN 717

km 73,59

Gesamt km 6092,1031

km/h: 13,67

Fahrzeit 05:22

gesamte Fahrzeit: 463:21:00

Anstieg in m pro h 74,35

Anstieg in m 399

Abfahrt in m: 568

höchster Punkt in m NN 889

Steigung/Gefälle 1,31


Heute ist ein eher ereignisloser, normaler Radtag gewesen. Wir schaffen es heute Morgen in der Tat, bei der Post unsere Postkarten abzugeben.



Ob sie ankommen bleibt spannend. Anschließend sind wir den Tag über zunächst in ein Tal hinunter gefahren, zusammen mit unendlichen vielen iranischen LKWs und den üblichen anderen Autos und Fahrzeugen. Die Straße war gut und es ging bergab. Nachdem wir etwa 30 km von Sulaimaniyya (arabischالسليمانية‎, DMG as-Sulaimāniyya; kurdischسلێمانی‎, Silêmanî) entfernt sind, hört die englische Umschreibung auf, nur noch die Schilder zu den Dörfern sind in englisch. Also fragen wir uns durch und werden daher sicher zur iranischen Grenze gelotst. Im Grunde brauchen wir auch nur den LKWs hinterherzufahren. Zwischendurch verwandelt sich die Straße in eine katastrophale Piste aus Sand, Steinen, Schlaglöchern und was es sonst an Fiesheiten gibt. Dort wird die Straße neu gebaut. Nach solchen Kilometern empfinden wir Asphalt – selbst den mit Spurrillen – als Geschenk der Götter. Mit der Baustelle durchqueren wir das letzte Dorf vor der Grenze und finden einen Platz für die Nacht vor dem Pass hinter großen Steinen. Dahin führt ein befahrener Weg und auch der Platz ist benutzt, so wagen wir uns dahin.

Samstag, 27. November 2010

27. November - 119


27. November  Sulaimaniyya (arabisch ‏السليمانية‎, DMG as-Sulaimāniyya; kurdischسلێمانی‎, Silêmanî)

Unser Zimmer ist diesmal sehr speziell: es hat keine Fenster, dafür einen kleinen Flur, der zum Badezimmer und zum Lüftungsschaft mit Balkontür führt. Das Badezimmer ist ein Ballsalon in Schwarz-Weiß, ganz schick. In den Flur geht die Lüftung unseres Nachbarn, die ungeheuer laut ist und die wir nicht zugeklebt kriegen. Schließlich hat er ein Fenster! Also wachen wir von der Lüftung auf, denn wozu auch Licht-Ausmachen im Badezimmer? Selbst nach einem Stromausfall geht es wieder an…. Wir müssen zum Directorate of Residence und da es unterschiedliche Aussagen über Öffnungs- und Arbeitszeiten gibt, wollen wir es versuchen. Unser Hotelmanager ruft uns ein Taxi, das befördert uns dort auch hin. Wie immer sind viele Menschen im Büro, aber es hat zu. Es entspannt sich eine wilde Diskussion über unser Visum, das ja seit gestern abgelaufen ist, was aber egal sei laut Manager in Dohuk (arabischدهوك‎, DMG Dahūk; Kurdisch: ‏دهۆك‎, Duhok; Aramäisch:ܢܘܗܕܪܐ, Nohadra). Hier gibt es wieder ganz unterschiedliche Meinungen, ob es nötig sei oder nicht. Wir würden einen Stempel für drei Monate morgen bekommen, aber die Grenze sei wohl zu. Aber seine Grenze hatte einen ganz anderen Namen (also die geographische) als die, die wir ansteuern. Wir werden also einfach losfahren. Anschließend sind wir durch einen Supermarkt geschlendert, der lauter europäische Produkte hat. Das ist ja auch schön! So viele leckere Sachen, die wir alle nicht mitnehmen können. Es gibt dort eine französische Bäckerei, wo wie uns mit Brötchen (!!!!!) und Puddingteilchen (!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!) versorgen. Danach suchen wir ein Restaurant und finden ein chinesisches. Munter gehen wir die steilen Stufen hinauf und werden freundlich begrüßt. Unser Blick fällt auf zwei einsame Herren an je eigenen Tischen mit unterschiedlichen Mengen von Bierdosen vor sich. Wir bekommen eine Speisekarte und auch die Nudeln, die wir uns wünschen, in Brühe gekocht und rohen Möhren und Peperoni, aber ganz gut. Wir beobachten interessiert, was um uns passiert und sind uns nach einiger Zeit sicher, dass es kein Puff ist, sondern ein Ort, an dem gut aussehende chinesische Damen die Herren zum Trinken von überteuertem Bier animieren. Wir hingegen werden freundlich und zurückhaltend behandelt. Nach dieser kulturellen Erfahrung gehen wir doch nicht ins Museum, wenngleich das sicherlich ein Muss gewesen wäre. Aber unser Zimmer sieht aus, als wäre ein Sturm durchgefegt und wir müssen unsere Iranroute nocheinmal durchplanen. Eigentlich sind zwei freie Tage ein Muss wenn eine Stadt so viel zu bieten hat. Die große Moschee ist leider zu, weil sie renoviert wird. Dafür haben wir das Post-Office gefunden, auch zu heute. Dieses zu finden war abenteuerlich, da ein Mann aus Sulaimaniyya (arabischالسليمانية‎, DMG as-Sulaimāniyya; kurdischسلێمانی‎, Silêmanî), jetzt in England, mit uns versuchte die Post zu finden, aber nicht recht eine Vorstellung davon hatte, was eine Post ist. Dann geht es durch unterschiedliche Läden, in denen jeweils nach der Post gefragt wird und die alle eine andere Idee dazu haben. Schließlich gibt er auf und wir gehen den Weg zurück zu einem Gebäude, das im Vorbeigehen wie eine Post aussah und es ist die Post. Also können wir morgen neun Postkarten wegschicken! Danach mussten wir noch die iranische Variante der Kleidung für Gunda suchen. Das Ergebnis ist ein leichter Woll-Pullover-Mantel, der offen ist und lang genug. Das müsste wohl reichen. Die Stadt ist eine riesige Baustelle, es wird gebaut und gebaut. Gleichzeitig hat sie viele Parks, einen riesigen Basar, drei Museen und ist wirklich schön. Es gibt viele, viele englisch-sprechende Touristen hier. Morgen geht es dann erst zur Post und dann machen wir uns auf den Weg in die Berge. Bisher sind wir dem Winter erfolgreich davon gefahren!

Kurdistan Irak

Ving Chun-Gruß aus dem Irak


Ving Chun-Gruß aus dem Irak für Sigung Sifu-Meister Birol Özden und alle Ving Chun-Leute!

Tigris

Freitag, 26. November 2010

Unsere Erfahrung mit Produkten Teil 2

1. Ortlieb Wasserschüssel,

die faltbare Wasserschüssel ist super. Wir brauchen sie zum Spülen, zum Wäsche-waschen, Wasser von Quellen holen. Zum Transport des Kochers. Und: Zum Löcher-Suchen in Fahrradschläcuhen bei Löchern die nicht innerhalb von Minuten wirken. Ein tolles Ding. Zudem noch faltbar.





2. Ortliebe Wasserkatzen

Wir haben jetzt die Ortliebwasserkatzen dabei nachdem wir vorher mit faltbaren Kanistern gefahren sind. Sie haben den Vorteil, dass sie leer leicht sind und kaum Platz wegnehmen, einen Duschaufsatz haben, verstellbare Klick-Verschlüssse, so dass sie leicht aufzuhängen sind. In der Sonne wird das Wasser schnell warm, Vor- und Nachteil! Nachteil: sie sind sehr empfindlich und die Verschlüsse neigen dazu, zu klemmen.

3. Sigg-Flaschen

Wir haben die 1 und 1,5 liter dabei, einfach super
















4. Und hier der Winter-Frier-Oder nur Frier-Tip:
Wir haben eine kleine Wärmflasche dabei, in die am Abend das kochende Nudelwasser kommt! Passt genau, ist klein und für kalte Abende und Nächte, wehe Muskeln und sonst wie einfach klasse.


5. Absolutes Muss:
der Rückspiegel

Wir haben einen Rückspiegel links, absolutes Muss im Straßenverkehr, eigentlich wäre rechts auch noch gut bei Links-Verkehr oder Überholungen von rechts und links......










6. Gepäcksicherung

Wir sichern unser Gepäck mit unseren normalen Fahrradschlössern, so dass es nicht vom Rad gerissen werden kann. Das Schloss hat seinen Ort und Gepäck ist sicher, dafür ist Abus City-Chain super.

19.-26. November 2010 - 111, 112, 113, 114, 115, 116, 117, 118

26. November Quamchudah nach Sulaimaniyya (arabisch ‏السليمانية‎, DMG as-Sulaimāniyya; kurdischسلێمانی‎, Silêmanî), 59,22 km, 6090,1 Gesamt km
 
Datum: 26.11.10

Tag: 118

TagesunterstützerIn:

von: Qamchugha m NN 687

nach: As Suleymaniyan m NN 886

km 59,22

Gesamt km 6018,513

km/h: 11,53

Fahrzeit 05:08

gesamte Fahrzeit: 457:59:00

Anstieg in m pro h 104,61

Anstieg in m 537

Abfahrt in m: 338

höchster Punkt in m NN 916

Steigung/Gefälle 1,48
1. Panne: Platter an Gundas Vorderrad
In der Nacht plagt Wolfgang wieder der Durchfall, zum Glück nur ein Mal. Wir haben vor allem das Problem, dass kurdische Häuser so gebaut sind, dass die Räume zum Schlafen ja auch die Räume für das Gemeinschaftsleben sind und häufig mindestens ein Durchgangszimmer zur Toilette dabei ist. Diesmal entscheiden wir uns, dass wir durch das Durchgangszimmer zum Klo gehen, nicht nur wegen des Durchfalls. Das ist tatsächlich kein Problem. Um fünf Uhr entscheiden wir, den Luxus bis sechs Uhr zu schlafen in Erwägung zu ziehen. Um sechs Uhr ist im Zimmer nebenan, wo es nicht nur zum Klo, sondern auch nach draußen geht, immer noch kein Mugs zu hören. Wolfgang schläft noch länger und als alles gepackt ist, geht er entschlossen ins Bad, in der Hoffnung dass er als Mann die Männer im Durchgangszimmer wecken darf. Als ich ihm folge, treffe ich auf den Großvater, der anschließend die gesamte Familie auf Trab bringt. Er hat eindeutig das Zepter in der Hand. Wolfgang repariert unter kundiger Hilfe des Ältesten (schließlich hat der Vater einen Abschleppdienst und ist hier jeder irgendwie Mechaniker) das Vorderrad, während ich am Ofen sitzen darf. Es gibt ein gutes Frühstück mit richtig gutem Tee, danach machen wir uns auf den Weg über einen Pass, der viel tiefer ausfällt als wir befürchtet haben. Die Kilometerangaben schwanken von 57km über 65km bis zu 75km. Als wir nach etwas über 30km am Checkpont fragen, bekommen wir die Auskunft, dass es noch 30 sind. Das ist eine gute Aussicht. Der Weg hat uns auf dem Weg zum Pass durch grünes und fruchtbares Land geführt wo die Flüsse Wasser haben und viele kleine Quellen sprudeln.


Hier gibt es ein Wasserwerk und es werden viele Wasserrohre verlegt. Nach dem Pass fallen vor allem die Dichte der Kasernen auf, eine davon ist eine ganz neue und riesige Kaserne. Immer wieder werden wir von LKWs mit Soldaten überholt. Wir sind halt doch recht nach an Kirkuk (arabischكركوك‎, DMG Kirkūk, kurdisch Kerkûk, türkisch Kerkük). Die Hochebene hat viele große und fertige Häuser, große Gewächshäuser und Massenviehhaltung. Außerdem gibt es Industrieanlagen und eine Raffinerie. Wieder fällt uns auf, dass das Umwelt- und Müllkonzept Linkfrustrierend ist. Wir fahren an qualmenden und rauchenden Mülldeponien vorbei, mitten darin einige Kühe und eine alte Frau, die den Müll durchsucht. Heute ist Freitag und viele sind festlich gekleidet. Hinter dem Checkpoint werden wir von einem Geländewagen gefragt, ob er Fotos machen kann. Er hat eine richtig gute Kamera, ist kein Journalist, aber fotografiert gerne und ist begeistert von uns. Er spricht fließend englisch und arbeitet im Security-Bereich. Langsam fragen wir uns, wer das nicht in irgendeiner Form macht. Endlich finden wir wieder ein Schild mit Bagdad


, denn neben der schrecklichen Geschichte ist Bagdad (persisch: „Geschenk Gottes“ bzw. „Geschenk des Großkönigs“ entsprechend „baġ“: „Gott“ bzw. „Herr“ und „dād“: „Gabe“;[2] arabischبغداد‎, DMG Baġdād; in der englischen Transkription als Baghdad geschrieben) ja doch auch ein Ort, den so reell zu lesen wir uns nicht hätten vorstellen können. Wir biegen nach Sulaimaniyya (arabischالسليمانية‎, DMG as-Sulaimāniyya; kurdischسلێمانی‎, Silêmanî) ab, eine Stadt, die boomt. Wir fahren an vielen Neubauten vorbei, die exquisite University of America wird (aus)gebaut. Wir haben eine Hotelempfehlung und fahren über Kilometer auf die Stadt zu. Es ist wieder einmal ein Fahren in und durch eine Stadt, das komplett entspannt ist. Wir finden das Hotel, entscheiden uns aber doch für ein anderes. Diesmal ist das Unterstellen der Räder wieder eine ziemlich Diskussion, aber wir haben genug Erfahrung gesammelt und Körper- und Zeichensprache gelernt, um im Handumdrehen einen guten Ort für die Räder zu bekommen. Nun sind wir in einem Zimmer ohne Fenster, dafür mit riesigem Bad und Alkoholverbot. Wir haben aber dennoch die letzten Biere bis Ende Februar (und die ersten seit einer Woche) hineingeschmuggelt. Vorher waren wir „ume“ Ecke eine Pizza essen und haben ganz fasziniert Touristen angeschaut. Die müssen gedacht haben, dass wir sie nicht mehr alle haben. Aber wir haben einfach seit Wochen keine Touristen mehr gesehen und dann im Irak (arabischالعراق‎, DMG al-ʿIrāq; kurdischكۆماری عێراق‎, Komara Îraqê;), das ist schon beeindruckend. Heute machen wir nur noch die Wäsche (das ist ein Unterfangen in mehreren Schritten: Waschmaschinen sind wunderbare Erfindungen!) und den Blog.

25. November Ranya (arabisch ‏رانية‎, DMG Rāniya) nach Quamchudah, 72,52 km, 6030,4 Gesamt km


Tag: 117

TagesunterstützerIn:

von: Hajiawa m NN 580

nach: Qamchugha m NN 687

km 72,52

Gesamt km 5959,293

km/h: 11,62

Fahrzeit 06:14

gesamte Fahrzeit: 452:51:00

Anstieg in m pro h 117,11

Anstieg in m 730

Abfahrt in m: 623

höchster Punkt in m NN 947

Steigung/Gefälle 1,87 

Um kurz vor sieben bekommen wir Besuch von einem Zivilpolizisten, nach dem üblichen Fragen und Fotos verabschiedet er sich wieder und wir uns von den Soldaten – soweit schon wach. Der Weg führt uns durch den Staub der Ebene in ein Dorf, das am Straßenrand zahlreiche Fischstände hat.


Die Fische kommen aus dem See, den wir immer noch nicht gesehen haben. Kurz vorher werden wir angehalten von einem Polizisten und einem Militär. Nach kurzen Fragen können wir weiterfahren. Der Weg führt uns eine ganze Weile durch die Ebene vorbei an einer Hügelkette. In der Ferne sehen wir bereits zwei Brücken und eine Straße, die steil den Berg hinaufführt. Für solche Aussichten noch nicht ausreichend gestärkt, machen wir eine Keks- und Getränkepause an einer Militärstation, die uns aber nicht weiter beachten. Die nächsten Stunden verbringen wir auf einer Passstraße mit atemberaubenden Bergpanorama


und tiefen Tälern mit leeren Flüssen. Dennoch gibt es sehr viele Bäume, irgendwann kommen sogar Pinien. Wir suchen etwas zum Essen und finden einen Dönerladen und sehen die erste Moschee mit einem blauen Dach.


Wir sind bezaubert von dieser Gegend.


Den einzigen Checkpoint auf der Hochebene passieren wir ohne weitere Probleme. Bald geht es rasant zur nächsten Stadt (Dukan) hinab, wo der Dukan-See gestaut wird und ein Fluss durchgeht. Es ist eine ganz entspannte Stadt für uns, wie auch schon vorher auf der Hochebene. Gerade fahren wir munter aus der Stadt heraus, als wir an einer Polizeistation vorbeifahren. Wir hören es schon rufen und fahren erst mal weiter. Aber kein Erfolg, wir müssen zurück und werden erstmal auf zwei Stühle gesetzt. Diese Station wusste von uns nocht nichts und wüsste nicht, was sie nun machen sollten. Sie lassen sich den Ausweis zeigen und unser Alter sagen. Es wird jemand angerufen und er kommt, schaut sich die Räder an und dann dürfen wir fahren. Kurz hinter der Stadt sehen wir ein Jugendherbergszeichen. Wir fahren froh gemut darauf zu und landen in einem Tourismusdorf, die 100 Dollar die Nacht für einen Zeltplatz haben wollen. Eigentlich für eines der Häuser, auch für 70 Dollar wollen wir nicht und fahren weiter. Es geht direkt den Berg hinauf, nicht ohne eine weiteren Checkpoint zu passieren. Dort können wir direkt passieren. Es kommt weit und breit kein Dorf mehr. Die Gegend ist mit Wasser gesegnet, überall gibt es Flüsse und Quellen und hier gibt es ein Wasserprojekt für Dokan. Wir suchen einen Ort für die Nacht und sehen einen Vater mit drei Söhnen an der Straße stehen. Er hat einen Abschleppdienst. Wir fahren auf ihn zu und er versteht sofort, dass wir einen Platz zum Übernachten brauchen. Wir werden direkt eingeladen und werden der ganzen Familie vorgestellt.


Der Abend ist sehr schön und heiter


, wir werden in kurdische Kleider gesteckt und uns wird vorgeführt wie die kurdische traditionelle Kleidung der Männer gebunden wird.


Wir dürfen die Beine ausstrecken, Strümpfe ausziehen und das Kopftuch abtun. Das ist nun wirklich Aufnahme in die Familie! Es ist wieder ein ganz guter Ort für die Übernachtung.

24. November Harir nach Ranya (arabisch ‏رانية‎, DMG Rāniya), 66,74 km, 5958,3 km 


Tag: 116

TagesunterstützerIn:

von: Harir m NN 765

nach: Hajiawa m NN 580

km 66,74

Gesamt km 5886,773

km/h: 11,55

Fahrzeit 05:46

gesamte Fahrzeit: 446:37:00

Anstieg in m pro h 111,50

Anstieg in m 643

Abfahrt in m: 828

höchster Punkt in m NN 1203

Steigung/Gefälle 2,20 

Wir sind am Morgen die einzigen, die auf sind, selbst auf den Straßen ist es beinahe unbelebt. Wir verlassen unseren Palast, was uns für die Nacht einen geruhsamen Schlaf ermöglicht hat. Immer noch ist der Reifen von Gundas Rad so eirig, dass wir nach wenigen Kilometern halten und den Reifen erneut durchwalken, diesmal in kleinen Schritten des Aufpumpens. Danach ist es zwar nicht weg, aber deutlich besser.
Der Weg führt uns durch das Tal auf die erste Abzweigung. Wieder ist die Natur überwältigend: schroffe Berge, tiefe Täler, Steppen mit großen Herden zu beiden Seiten. An der Abzweigung entscheiden wir uns für die kleine Straße, die uns aus dem wahnsinnigen Verkehr herausführt. Wir fahren auf ein Seitental zu, das wunderschön ist. In einem kleinen Dorf halten wir am Laden, um Getränke zu kaufen. Dort beginnt die nächste längere Geschichte. Direkt nachdem wir eingekauft haben, kommt ein Herr auf uns zu und begrüßt uns und ruft jemanden an, der fließend Deutsch spricht. Wolfgang bekommt das Handy ans Ohr. Ihm wird das Anliegen übersetzt: der Herr ist von der Geheimpolizei und möchte wissen, wo wir hinfahren. Also sagt Wolfgang: Japan. Danach ist das Gespräch recht schnell nach den allgemeinen Informationen vorbei, wir trinken etwas und essen Kekse, bevor wir zum Pass starten. Es geht steil bergauf, zu unserer Rechten ein ausgetrockneter Fluss. Wir werden von einem Auto überholt, das mit quitschenden Reifen vor uns zum Stehen kommt und uns heranwinkt. Da wir das ja kennen und weiter wollen, winken wir freundlich und wollen daran vorbeifahren, als deutlich wird: wir müssen anhahlten. Es ist der nette Herr, er weist sich auch aus als Polzei. Wieder wird der deutschsprechende Mensch angerufen und noch weitere. Bald kommt ein weiteres Auto mit vier Männern. Sie wollen wissen, wo wie übernachten haben. Nun konnten wir ja sagen, dass wir unter den Augen des Polizeichefs neben der Moschee geschlafen haben, hatten sogar seine Telefonnummer parat. Wieder werden Anrufe getätigt und dann ist alles klar. Wir seien jetzt frei. Der Geheimpolizist entschuldigt sich, während ein andere Herr einmal komplett uns und unsere Räder filmt. Danach gibt es noch Fotos und wir fahren weiter.


Zwei der Herren überholen uns und warten hinter dem Pass. Der Pass ist sehr schön, wenngleich stellenweise brutal steil.


Aber wir sind viel schneller oben als erwartet und es geht in steilen Serpentienen bergab.


An einer der Serpentienen steht das uns bekannte Auto, aber die beiden schauen nur und überholen uns ein zweites Mal. Im Tal angekommen gibt es die reguläre Kontrolle und dann fahren wir am nächsten ausgetrockneten Fluss entlang durch ein schönes Tal. Um 12:00 entscheiden wir, dass wir im Laden des Dorfes schauen, was es Essbares gibt und werden direkt vom Besitzer zum Essen eingeladen.


Es gibt köstliche „Reibekuchen“ und dann geht es weiter in die nächste Kontrolle. Da wir am Straßenrand stehen, hält ein Auto mit drei jungen Männern vor uns mit quietschenden Reifen und fährt zurück. Wir sind gespannt welche Polizei es ist, aber es sind „nur“ Studenten, die sichergehen wollten dass wir keine Probleme haben. Sie sind ganz begierig, eine Rückmeldung zu Kurdistan zu bekommen. Auch dieser Checkpoint ist dann doch kein Problem und wir fahren weiter. Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang hält wieder ein Auto mit quietschenden Reifen vor uns (wir wissen, dass das zur Choreographie gehört) und vier Militärs mit Gewehr springen raus, halten uns an. Sie wissen längst, dass wir nach Sulaimaniyya (arabischالسليمانية‎, DMG as-Sulaimāniyya; kurdischسلێمانی‎, Silêmanî) fahren wollen. Wir dürfen weiterfahren, aber sie fahren weiter langsam hinter uns her. An der Kreuzung bleiben wir stehen und die vier auch und so können wir nach einem sicheren Ort für die Nacht fragen. Der Verkehrspolizist verlässt seine Verkehrsinsel und bald umringen uns um die zwölf Männer und diskutieren. Es ist klar, wir können in der Obhut des Militärs


auf einem Hügel neben der Kaserne in direkter Nachbarschaft zu drei Öltanks unser Zelt aufschlagen.


Wir werden zum Essen eingeladen und: das ist die Krönung: dürfen duschen und es gibt warmes Wasser! Was will man mehr! Dafür nehmen wir auch den Staub der Kreuzung und die Öltanks mit ihrem Gestank in Kauf.

23. November Akrê (arabisch ‏عقرة‎, DMG ʿAqra, syrisch-aramäisch ܥܩܪܐ ʻaqra) nach Harir, 51,36 km, 5891,2 Gesamt km


Tag: 115

TagesunterstützerIn: Rosi und Jürgen Stolzenburg

von: Bijil m NN 611

nach: Harir m NN 765

km 51,36

Gesamt km 5820,033

km/h: 10,23

Fahrzeit 05:01

gesamte Fahrzeit: 440:51:00

Anstieg in m pro h 147,51

Anstieg in m 740

Abfahrt in m: 586

höchster Punkt in m NN 766

Steigung/Gefälle 2,58

1. Panne: Platter an Gundas Hinterrad. Wir entdecken, dass der Schlauch an vielen Stellen wie geschnitten ist.

2. Panne: Der Reifen ist wieder platt, wir müssen den Schlauch auswechseln.

Der Vollmond ist so hell, dass es die ganze Nacht taghell ist. Auch am Morgen ist er noch zu sehen. Es ist wieder sehr kalt und wir hoffen, dass die Sonne bald wärmt. Wir kämpfen uns den Weg hoch



als wir an einer Schule vorbeikommen und von den Lehrern angesprochen werden.


Wir unterhalten uns ein wenig über Kurdistan und Irak (arabischالعراق‎, DMG al-ʿIrāq; kurdischكۆماری عێراق‎, Komara Îraqê;) und dann fahren wir weiter. Die Landschaft ist karg , immer wieder sind Felder zu sehen. Zu unserer Rechten sind schroffe Felsen, zu unserer Linken die vielen sanften Hügel. Wir werden im steten Auf und Ab - und dieses Auf und Ab geht immer mit 10% schnurstracks die Hügel hoch und runter – zum Fluss dann doch hinunter geführt.


Auf den letzten Kilometern vor dem Fluss kommt uns der kalte Sturm von den Bergen und aus dem Tal entgegen. Wir fahren auf eine enge Schlucht zu, an deren Eingang eine Brücke ist.


Dort ist die Bezirksgrenze und zum ersten Mal müssen wir unseren Pass zeigen. Anschließend können wir die Brücke passieren, die so gebaut ist, dass sie jederzeit abgebaut werden kann: es sind lauter einzelne Stahlplatten. Nach der Brücke haben wir vom Rückenwind weniger als vom Gegenwind und wir kämpfen uns weitere Hügel hinauf. Vor der Brücke ist uns Brot, Tomaten und Gurken geschenkt worden so dass wir eigentlich schon für die Mittagspause denken


und planen, als der Hinterreifen von Gundas Rad platt ist. Wir flicken ihn und sehen die Schnitte im Schlauch. Kurz darauf gibt es ein kleines Dort mit Laden und einem schattigen Plätzchen. Wir packen unsere Sachen aus und bekommen noch Äpfel, Apfelsinen, Wasser und Fanta geschenkt. Wir bekommen hier fast mehr geschenkt als wir essen können! Nach dem Essen ist der Reifen wieder leer und wir entscheiden uns, den Schlauch nun doch auszuwechseln. Das ist eine größere Aktion und nachdem wir damit fertig sind, ist es bereits halb drei, es bleibt nicht mehr viel Zeit zum Fahren. Wir fahren weiter und sehen bald die Straßenkreuzung. Die Straße zur nördlichen Grenze des Iran (Persien, persischايرانĪrān Zum Anhören bitte klicken! [iːˈrɔːn]/, dt. Land der Arier) führt in steilen Serpentinen nach oben (Garu-Schinka-Pass/Zāgros-Gebirge (auch Sagros, persischرشته‌كوه‌های زاگرسReschte-Kuhha-ye Zāgros)). Wir nehmen zum Glück die Straße, die uns alt bekannt direkt den Berg hochführt. Bald kommt eine Stadt, die als Ganzes im Rohbau sich befindet. Es gibt kein Haus, das nicht im Rohbau ist. Es ist faszinierend, aber die Stadt als Stadt baut. Es gibt kein Hotel, also fahren wir zur Moschee (arabischمسجدmasdschid, DMG masǧid ‚Ort der Niederwerfung‘) . Dort entspinnt sich eine spannende Diskussion darum, was man denn nun mit uns machen könnte. Bald sind die meisten Männer sich einig, dass wir doch dort bleiben könnten. Einer übernimmt die Initiative und fragt nach unseren Pässen. Wir geben sie ihm und der ruft den Polizeichef an. Dieser kommt kurz darauf mit bewaffneter Eskorte und erlaubt uns, dass wir dort schlafen können. Also schieben wir die Räder in den Innenhof, bauen alles ab und packen die Dinge zum Schlafen und Kochen aus. Wir bekommen Essen geschenkt von den Jungen und jungen Männern, die in der Moschee anscheinend Dienst tun. Wir essen und wollen uns für die Nacht richten, als zuerst der Polzeichef kommt um zu gucken, ob alles gut ist. Dann kommt der Mullah (auch: Mollah, nordafrikanisches franz. moulay; persischملا‎) mit Gefolge und einem Übersetzer, der sagt, dass die Moschee nachts abgeschlossen ist und deswegen keiner dort übernachten darf, es aber ein Haus direkt daneben gibt. Hastig packen wir alles wieder zusammen, ich (Gunda) ziehe schnell das Kopftuch wieder an und wir gehen zum Haus nebenan. Nach einigem Hin und Her sind wir jetzt in einem der Neubauten, die unten schon mehr oder weniger fertig ist und der erste Stock noch Rohbau ist. Im Grunde ist es ideal für uns.

22. November Esfni nach Akrê (arabisch ‏عقرة‎, DMG ʿAqra, syrisch-aramäisch ܥܩܪܐ ʻaqra), 76,12 km, 5839,6 Gesamt km 


Tag: 114

TagesunterstützerIn: Wolfram Weustenfeld

von: Esfni m NN 455

nach: Bijil m NN 611

km 76,12

Gesamt km 5768,673

km/h: 12,57

Fahrzeit 06:03

gesamte Fahrzeit: 435:50:00

Anstieg in m pro h 109,92

Anstieg in m 665

Abfahrt in m: 509

höchster Punkt in m NN 724

Steigung/Gefälle 1,54
Problem: Seit dem letzten Flicken ist das Hinterrad von Gunda ganz unregelmäßig, Fahrkomfort gleich null, aber wir haben keine Lösung.
Der Morgen ist kalt, es sind im Zelt 13 Grad, draußen drei. Wir werden immer wieder bestaunt und erstaunt angeschaut von Gästen und Angestellten des Restaurants. Als die Sonne herauskommt, wachen auch die hunderte von Staren auf, die in den Bäumen neben uns sitzen. Wir fahren auf der neuen Straße los, passieren etliche Checkpoints und wundern uns erneut über die Fahrweise. Die Straßen sind eng und werden für riskante Überholmanöver und eine halsbrecherische Geschwindigkeit genutzt. In der Regel sieht die Begegnung mit uns so aus, dass das Auto / der LKW schon Kilometer vorher hupt, sobald wir am Horizont sind. Das Hupen bleibt erhalten und da wir uns weder in Luft auflösen noch schnell fahren, sondern uns weiter die 10% Hügel hoch und runter ackern, also hoch mit 5-7 km/h und runter vielleicht mit 20, wird das Hupen dringlicher je näher das Auto kommt. Das Hupen wird noch stärker untermittelbar hinter uns und im ersten Drittel des Überholmanövers, dann wechselt das Hupen in Rufen, Grüßen und Winken. Es gibt dann die Situationen, in denen wir von links und rechts überholt werden und in einer Wolke aus Staub landen. Abgesehen davon sind wir heute weiter durch die weite Ebene gefahren, die von ganz vielen Flüssen geprägt ist, die aber fast alle ausgetrocknet sind. Die Dörfer und Städte am Rande sind ganz unterschiedlich, es gibt Straßendörfer, die im Grunde nur aus Autowerkstätten bestehen, und Dörfer, die fast nur aus traditionellen Lehmhäusern bestehen. Dazu die neuen Häuser, die häufig ganz bunt sind. Wir machen eine Pause bei einer Tankstelle und es gibt das Bild, das wir inzwischen so kennen: kaum sind wir da, werden aus drei Männern sechs bis acht und wir bekommen einen Tee und es werden die Stühle herangetragen.


Einer der Männer kann ein wenig Englisch, so dass wir uns unterhalten können. Ein andere sagt: Kurdistan: ‏سلام. Dem können wir zustimmen. Mittags halten wir bei einem kleinen Laden, kaufen eine irakische Limo und essen unser Brot im Laden neben dem Laden, der gleichzeitig so etwas wie ein Wohnzimmer ist. Diesmal essen wir alleine und genießen das auch einmal. Danach geht es die Hügel weiter hinauf und hinab und wir fahren immer mehr auf die Berge zu, die am Morgen noch im Dunst lagen. Dort ist die Stadt, auf die wir seit zwei Tagen zu fahren und zu der wir in einem riesigen Bogen geleitet wurden. Inzwischen wissen wir auch, dass die neue Autobahn nach Arbil (arabischأربيل‎, DMG Arbīl, syrisch-aramäisch: ܐܪܒܝܠ Arbela, kurdisch Hewlêr, türkisch Erbil) nicht die ist, über die wir gefahren sind, sondern von der Grenze aus direkt Richtung Mossul (arabischالموصل‎, DMG al-Mauṣil; türkisch Musul; kurdischموصل‎/Mûsil; syrisch-aramäisch:ܢܝܢܒ݂ܐ/Nîněwâ) geht und dann abzweigt. Die große Baustelle war die neue Autobahn, die Bergstraße wird zudem ausgebaut. Immer ist Straßenbau hier ein wenig der Kampf gegen Windmühlen, denn durch die Hitze ist jede noch so schöne Straße nach einem Sommer einfach hin. Die Spurrillen werden dann gefräst und schon sind neue drin. An diesen schaukeln wir uns entlang. Wir kommen wieder an großen Herden vorbei. Die Stadt selbst ist in demselben Hügelrythmus gebaut, so dass es dauernd hoch und runter geht. Wir kaufen dort für den Abend ein und wieder einmal gibt es die wunderbare Männervermehrung um Wolfgang, der bei den Rädern bleibt. Wir fahren weiter und kommen durch die nächste Polizeikontrolle. Dort läuft uns jemand nach, der für die nächste Stunde unser Problem sein wird: es ist ein geistig verwirrter oder behinderter Mann, der uns nachläuft, auf dem Wagen mitfahren will, unsere Taschen haben will, dann wieder Geld. Wir fahren zur nächsten Polizeikontrolle und dort wird uns versichert, dass wir weiterfahren können. Vorher haben schon Autos gehalten und ihm gesagt, er soll uns in Ruhe lassen. Wir fahren wieder los, es geht bergauf und er rennt wieder hinterher. Es gibt wieder Polizei, die auf ihn einredet, aber er geht weiter geradeaus. Diesmal lassen wir ihn vorlaufen und fahren langsam hinterher (es geht eh bergauf), das ist wirksamer, wie wir merken. Als es dann bergab geht, überholen wir und er sprintet wieder los. Als wir in anschreien, bleibt er so lange stehen, dass wir Abstand bekommen. Erst jetzt merken wir, dass die Landschaft sich völlig verändert hat und wir plötzlich in den Bergen sind und sich vor uns das Bergpanorama auftut. Es ist wunderschön.


Wir passieren einen weiteren Checkpoint und wollen uns schon entspannen, als er wieder am Wegrand steht. Er fährt dann per Anhalter und steigt wieder aus. Es geht wieder bergauf….. Aber diesmal läuft er uns nicht mehr nach und so können wir endlich auf diese wunderschöne Landschaft schauen.


Stunde vor Sonnenuntergang ist vom Licht her eh am schönsten


und zudem von der Temperatur angenehm, denn ab 10 Uhr sind es knackige 30-35 Grad. Die letzte Stunde ist so sehr schön.


Wir erreichen die nächste Kleinstadt, die einen Straßenladen hat, und bekommen dort einen Granatapfel geschenkt. Wir werden direkt gefragt, wo wir schlafen und so können wir ohne Umwege fragen, ob wir hinterm Haus zelten können. Es ist kein Problem, auch wenn der Wortführer das entschieden hat, ohne vorher den Besitzer des Gartens so richtig zu informieren. Der ist daher reichlich erstaunt, als wie unsere Räder hinters Haus schieben und hat Sorge, dass wir mitten in seinen Paprika zelten wollen. Als klar ist, dass wir auf die andere Seite an die Hauswand wollen, ist es kein Problem.


Vom Laden bekommen wir das Wasser und den Kuchen, den wir dort erstehen wollen, geschenkt. Es wird eine kalte Nacht.

21. November Dohuk (arabisch ‏دهوك‎, DMG Dahūk; Kurdisch: ‏دهۆك‎, Duhok; Aramäisch:ܢܘܗܕܪܐ, Nohadra) nach Esfni, 47,58km, 5762,8 Gesamtkm


Tag: 113

TagesunterstützerIn:

von: Dahuk m NN 518

nach: Esfni m NN 455

km 47,58

Gesamt km 5692,553

km/h: 11,8

Fahrzeit 04:01

gesamte Fahrzeit: 429:47:00

Anstieg in m pro h 137,68

Anstieg in m 553

Abfahrt in m: 616

höchster Punkt in m NN 869

Steigung/Gefälle 2,46

Panne: zweimal einen Platten an derselben Stelle an Gundas Hinterrad. Der Antiplatt-Streifen hatte sich aufgerollt!???

Wir kochen wie immer im Bad unseren Café und frühstücken um 7:00. Um kurz vor acht machen wir uns auf den Weg zum Büro, wo wir in einen Warteraum geführt werden. Das Haus selbst ist zum Teil noch eine Baustelle, zum Teil schon fertig und hat einen riesigen Parkplatz, an diesem ist das Häuschen, wo wir unser Anliegen vortragen können. Während wir das tun, kommen Unmengen von großen Autos mit vielen Polizisten, die alle irgendwie dort beschäftigt sind. Wir erfahren, dass wir unser Visum hier nicht verlängern können und finden einen Holländer, der jetzt zurückgekehrt ist und für uns übersetzt. Wir werden zum Officer geführt, der relativ unbeeindruckt sich unser Anliegen anhört und auch sagt, dass wir das in ‏سلێمانی machen sollen und wenn wir drei-vier Tage später da ankommen, sei das auch kein Problem. Wir können also weiter nichts ausrichten und gehen zum Hotel zurück. Nach dem zweiten Frühstück des Hotels packen wir und fahren wieder los. Es ist gut, wieder zu fahren und inzwischen geht es uns auch wieder gut genug. Der Weg aus der Stadt ‏دهۆك ist lang, aber angenehm. Es ist Schule und es sind in der Tat kaum Kinder auf der Straße. Das kennen wir schon gar nicht mehr. Wir sind nicht aus der Stadt raus, als der Reifen von Gundas Hinterrad platt ist. Zum Glück ist da eine Tankstelle, wo wir eh eine Trinkpause machen wollten, also reparieren wir dort. Irgendwie hat sich das Anti-Platt-Band aufgerollt. Wir beschließen, es rauszunehmen. Wir wollen weiterfahren, aber der Tankstellenchef besteht darauf, dass wir mit ihnen Mittag essen. So bekommen wir ein wunderbares Essen. Es wird in zwei Schichten gegessen, wie immer am Boden. Danach fahren wir weiter und werden auf der einspurige Straße in Richtung ‏أربيل (arabischأربيل‎, DMG Arbīl, syrisch-aramäisch: ܐܪܒܝܠ Arbela, kurdisch Hewlêr, türkisch Erbil) geleitet. Ein Großteil des Verkehrs geht dort lang, da das der Weg ist, der موصل (arabischالموصلMossul, DMG al-Mauṣil; türkisch Musul; kurdischموصل‎/Mûsil; syrisch-aramäisch:ܢܝܢܒ݂ܐ/Nîněwâ) umgeht. Ein großer Teil davon ist Baustelle. Da der kurdische Autofahrer an sich nicht gerne stoppt und zudem in großen Autos fährt, ist es hin und wieder abenteuerlich, was auf der kleinen Straße an Überholmanövern geschieht und wir sind auf jeden Fall ein Geduldsprobe.
Nachdem wir gestern gelesen haben, dass es eine sehr große Anzahl an Minen gibt, die durch rote Fahnen, Steine, Dreiecke oder die üblichen Minenwarnzeichen gekennzeichnet sind, schauen wir aufmerksam an den Straßenrand. In der Tat – wir sind auf einer Passstraße, die sich in die Berge hinaufwindet – gibt es eine Menge roter Fahnen, die im Straßenbau dann als Minenberge übrig sind


und um die herum gearbeitet wird. 


Sobald wir in der Ebene sind, werden die Fähnchen weniger. Uns ist doch ein wenig mulmig zu mute. Vorher haben wir noch gedacht, dass wir uns vielleicht doch unter die vielen Bäume schlagen könnten, wir lassen das schön bleiben. Nachdem wir die Pässe geschafft haben, kommt ein Militärcheck-Point. Wir werden da jedesmal ausgesprochen nett behandelt und so bekommen wir Tipps für die Straßen, die wir nehmen sollen. Hinter dem Checkpoint ist der Reifen wieder platt und wieder fahren wir eine Tankstelle an. Der Tankwirt ist begeistert, dass wir aus Deutschland sind, er hat dort zwei Jahre in Nürnberg gelebt und musste zurück. Er ist nicht gerne zurück – der erste mit dem wir sprechen, der nicht gerne zurück ist – weil er als Christ hier nicht gut leben kann. Wir unterhalten uns eine Weile, bevor wir weiterfahren. Diesmal scheint der Reifen zu halten. Wir fahren auf die Kreuzung zu wo es rechts nach Mossul und links in Richtung ايران geht. 


Wir fahren nach links in einer Baustelle hinein, wo sich der LKW-Verkehr staut. Die neue Straße ist schon fertig, nur noch nicht mit der alten verbunden, wir sehen aber einige Autos über Sandhaufen und Schotter auf die neue Straße fahren. Also machen wir das auch und es ist eine sehr lustige Situation: es gibt zwei Möglichkeiten: durch den Graben auf die Straße oder über einen Sand- und Schotterhaufen. Ein LKW hängt auf dem Schotterhaufen mit den Rädern in der Luft fest, ein PKW wird in den Graben geschoben und kommt dort auf der anderen Seite alleine wieder raus, so dass die Insassen, alles Männer in dunklen Anzügen mit hochgekrempelten Hosen durch den Graben hinterherstapfen. Der LKW hat sich mit mehreren Anläufen befreit und schafft den Schotterhaufen und wir haben es leicht mit dem Drüberschieben. 


Wir steuern das nächste Fernfahrerrstaurant an und werden dort mit „Servus“ begrüßt. Es sind dort ein Münchner und ein Wiener, beide auf Urlaub bei ihrer Familie. Der Müncher wusste auch schon, dass wir mit dem Rad unterwegs sind, er hatte mit unserem Hotelchef aus Zaxo (arabischزاخو‎, DMG Zāḫū; syrisch-aramäisch: ܙܟܼܘ) gesprochen. Sehr schnell ist klar, dass wir dort zelten können. Es gibt sogar eine Dusche und wir essen wieder ein köstliches Mahl. Die Größe der Portionen ist riesig und die Anzahl von Salat überschaubar, dafür gibt es viele kleine Schüsselchen mit verschiedenen Sachen. Wir sind ja im „anderen Irak“, der als autonome Region sich säkular versteht, aber dennoch so nah am arabischen Teil, dass es getrennt Essensbereiche für Frauen und Männer gibt. Dennoch kann ich (Gunda) ohne Probleme und auch ohne Kopftuch mit Wolfgang im Männerbereich essen.

Uebrigens: Vor 100 Tagen waren wir in Prien am Chiemsee!

19. und 20. November Dohuk (arabisch ‏دهوك‎, DMG Dahūk; Kurdisch: ‏دهۆك‎, Duhok; Aramäisch:ܢܘܗܕܪܐ, Nohadra)

Unser Spaziergang führt uns zur „Dream-City“, wo uns Mickey Mouse begrüßt. Dort ist auch der Supermarkt und ein Einkaufszentrum. Es sind ja immer noch Feiertag, also ist es voll und Familien gehen einkaufen und in den Amusement-Park. Wir steuern die Pizzeria an, die W-Lan umsonst hat und können dort gut recherieren, Blog ins Internet stellen und Mails schreiben etc. Gerade essen wir unsere Pizza als eine englisch-sprechende Familie die Treppe hochkommt und Hamburger isst. Der Vater spricht uns an, er ist Englisch-Lehrer an der Schule, sie in der Kirche aktiv. Anschließend kommt eine Gruppe Frauen, die aussehen als wären sie Ordensschwestern in Zivil, und werden von der Familie begeistert begrüßt. Es kommen immer mehr englisch-sprechende Christen und wir sind ein wenig eher bemüht „in Deckung“ zu bleiben, denn wir wollen einfach nur unsere Sachen machen. Zum Glück gelingt uns dies. Kaum ist diese Gruppe weg, füllt sich auch der obere Teil des Restaurants, in dem wir sitzen, mit Irakern. Es ist fast wie ein Schichtwechsel. Irgendwann kommen wir ins Netz nicht mehr hinein und gehen zurück. Wir unterhalten uns noch eine Weile mit dem Herrn an der Rezeption, der zehn Jahre für die UN in دهۆك‎ gearbeitet hat und erfahren noch ein wenig über den كۆماری عێراق. Wir haben beschlossen, dass wir noch einen Tag bleiben, da wir beide immer noch nicht gesund sind und noch nicht alle Informationen gefunden haben. Da die Internetverbindung eher frustrierend war, entscheiden wir ein „echtes Café“ zu suchen.


Am Morgen ziehen wir wieder los, vorbei am Militärposten, der uns inzwischen kennt. Wir kommen zum teuersten und schicksten Hotel und entscheiden, dort nach Internet zu fragen. Es gibt Internet und so trinken wir einen teuren Kaffee und können in der edlen Lobby mit einem irre schnellen Internet weiter recherieren. Jetzt sind wir im Besitz der PDF des Lonely Planet zum Irak und Informationen zu Schiffsverbindungen im يران. Wir lesen, dass es eine Kirche in Dohuk gibt und die Hauptattraktion „Dream City“ ist. Außerdem wird ein Restaurant empfohlen und Buchläden genannt. Wir gehen weiter und schauen uns die Kirche an, die ebenfalls, wie fast alle anderen Gebäude mit öffentlichem Zugang, bewacht ist. Es ist eine katholische Kirche. 


Danach finden wir den Buchladen und in ihm endlich eine Karte zuهه‌رێمى كوردستان . Nach einem reichhaltigen Essen beschließen wir, uns im Efes-Laden noch zwei Bier zu kaufen. Der Chef ist begeistert, dass wir aus Deutschland sind, er hat einen Verwandten in Bielefeld. Wir nehmen unser Bier in Empfang, packen die Dosen brav in eine schwarze Tüte, diese dann in unsere andere Tüte, wo auch der Fotoapparat drin ist. Wir gehen über die Straßen, machen zwei Sonnenuntergangsfotos und entdecken dabei, dass eine Dose ausläuft. Also gehen wir zurück zu unserem Bierhändler und zeigen ihm die Tüte, die bereits tropft. Er holt die Dosen heraus und eine hat ein kleines Loch, aus dem ein Strahl mit Bier kommt. Nun entsteht eine interessante Situation, denn er ist überzeugt, dass wir das Loch hineingemacht haben und wir, dass wir es nicht waren. Nun diskutieren und gestilkulieren wir eine Weile hin und her bis wir eine neue Dose bekommen. Mit dieser und unserer „Ausgehtasche“ mit dem Computer (Alex sei Dank, die sie uns geschenkt hat) suchen wir das Gebäude, 


wo wir unser Visum verlängern müssen. Das ist eine eher heitere Situation, denn es ist spät (also gg 19.00 Uhr) und ein Feiertag, aber die wachhabende Polizei ist partout der Meinung, wir könnten das mit dem Stempel auch jetzt machen und geht mit uns auf die Suche nach dem Offizier. Wir werden bis zur Türe geleitet hinter der auch Licht ist, inzwischen sind wir zu einer Gruppe von sechs Personen angewachsen. Es wird geklopft und dann weiß jemand, dass der Offizier essen ist. Wir werden morgen früh wieder kommen. Wieder unterhalten wir uns mit dem Hotelmenschen bevor wir noch ein wenig arabisches Fernsehen schauen.