Montag, 1. März 2010
Die maximale Freiheit im mittleren Westen und einiges über Werbung im Fernsehen
Inzwischen schneit es seit vier Wochen. Nicht gerade ununterbrochen. Und eigentlich auch nicht übermäßig viel. Es gab zwei Schneestürme, das meiste davon an der Ostküste. Hier sieht es eher aus wie es aussieht im Winter: es liegt Schnee, die Temperaturen liegen zwischen inzwischen auch mal +2 und -18 Grad, letzteres nur Nachts. Und dennoch: die Nachrichten der Region verbringen die meisten Sendeminuten damit, um den Fortschritt des Schneeschaufelns zu dokumentieren, persönliche Geschichten einzufangen und wieder und wieder die Zentimer Schnee zu messen, die zu einem Rekord an Schnee fehlen. Alles in allem ist es Winter. Und doch ist es ein anderer Winter, als ich ihn bisher erlebt habe: ich habe bisher noch nie in Nachrichten oder in der Zeitung Warnungen vor Schnee-Schippen gelesen (wegen Herzinfarkt-Risiko bei Übergewicht oder wenig Bewegung). Ich habe mich noch nie mit der Frage beschäftigen müssen, ob ich nun einen Schneeschüppe oder einen "Snow-Blower" für die Einfahrt benutze und mir ist auch noch nie aufgefallen, dass der Fortschritt des Schnee-Schüppens (oder nennt man das eigentlich anders?) von finanziellen Standard der jeweiligen Straße, des jeweiligen Viertels abhängt.
Auf jeden Fall kann ich mich als Fahrradfahrerin auf eines verlassen: innerhalb von wenigen Stunden sind die Straßen, die nötig sind, um einen Highway zu erreichen, wieder frei. Eine Nation, die komplett und als ganze davon abhängt, dass ihre Menschen Auto fahren können, braucht freie Straßen, egal, was passiert. Und wenn das nicht geht, dann sind die Schulen geschlossen, die Regierungsbeamten dürfe zu Hause bleiben und alle Veranstaltungen werden abgesagt (nur nichts im Jospehinum, weil die meisten dort leben...). Also: die Straßen sind frei. Und das führt mich zu zwei weiteren Beobachtungen und Erfahrungen der letzten zwei Wochen: vor einer Woche habe ich die maximale Freiheit als radfahrende Europäerin auf der Suche nach einem KAFFEE erlangt: ich bin geschlagene 1,5 Stunden mit dem Fahrrad in die Innenstadt über freie Straßen und schneebedeckte Radwege gefahren. Aber das Erlebenis war toll: ein wunderbarer Kaffee, umgeben von Menschen, die keinen römischen Kragen tragen. Maximale Freiheit!
Die andere Beobachtung aus dem Fernsehen, für mich Fernsehneuling ja eh eine Welt vieler erstaunlicher Begebenheiten: die Werbung. Nach vier Wochen kann ich sagen, dass es einmal die Werbung gibt, die richtig Geld hat. Diese Werbung ist richtig gut gemacht, sie ist emotional, persönlich, es geht meistens um erlebte Grenzen, nicht geschaffte Ziele und dass es dann doch geht. Dann gibt es die billige Werbung, die eine ganz andere Stimmlage hat, schrill ist und schlecht gemacht. Es ist erstaunlich, aber die teure Werbung ist tatsächlich ästhetisch. Sie ist angenehm zu schauen. Und sie handelt nicht von Autos. Denn das ist eine weitere Beobachtung: die meiste Werbung handelt von Autos, bestimmt 60%, dann kommen 30%, um Folgen des Autofahrens loszuwerden: Übergewicht, hoher Blutdruck, Herprobleme, Diabetis. Dann gibt es die 10% Werbung, die in der Regel nur während wichtiger Sport-Events gezeigt wird, die wirklich teure Werbung. Und diese macht Spaß. Nun sind die olympischen Spiele vorbei. dann werden die 10% wohl wieder in die Sicherheit gehen. Denn das ist das Thema, was Auto und seine Folgen noch ergänzt: Sicherheit.
Bei den olympischen Spielen hätte ich gerne eine andere, nicht us-Berichterstattung gesehen, um einen Eindruck zu gewinnen, ob die Betonung der familiären Beziehungen der SportlerInnen zu ihren vor allem Müttern eine spezifisch us-amerikanische Betonung ist. Auf jeden Fall ist es sehr auffallend gewesen, dass bei jedeR SportlerIn immer die Mutter gezeigt wurde und die wunderbare Beziehung und überhaupt. Im Hinblick auf das Familienbild, das in den Mainstream-Medien hier politisch relevant ist, war ich da doch auch skeptisch, ob das in anderen Medien ähnlich war.
Zurück zum Schnee: er nervt, so langsam aber sicher. Es soll noch mehr Schnee geben. Es ist März! Aber ich fahre mit dem Rad zum Josephinum und werde dort ein wenig mit einer Mischung aus Faszinosum et Tremendum angeschaut. Radfahren an sich und dann bei dem Wetter. Dabei ist es halt einfach mal Winter. Mir kommt es so vor, dass so viele Menschen hier so weit weg sind von jeglicher Naturerfahrung, dass es kaum vorstellbar ist, im Winter wegen der Kälte, im Sommer wegen der Hitze und dazwischen wegen irgendwelcher möglicher Allergien überhaupt mehr Zeit an der frischen Luft zu sein als auf dem Weg zum Auto und zurück. Aber ich muss fairer Weise auch sagen, dass es deutlich mehr Menschen gibt, die auch im Winter zu Fuß oder sogar mit dem Rad unterwegs sind. Letzte Woche begegnete ich einem Radfahrer auf dem Weg zurück, es schneite mal wieder. Er kam mir entgegen und wir wären beinahe vom Rad gefallen, weil wir so überrascht und erfreut uns zugewunken haben.
G#
Auf jeden Fall kann ich mich als Fahrradfahrerin auf eines verlassen: innerhalb von wenigen Stunden sind die Straßen, die nötig sind, um einen Highway zu erreichen, wieder frei. Eine Nation, die komplett und als ganze davon abhängt, dass ihre Menschen Auto fahren können, braucht freie Straßen, egal, was passiert. Und wenn das nicht geht, dann sind die Schulen geschlossen, die Regierungsbeamten dürfe zu Hause bleiben und alle Veranstaltungen werden abgesagt (nur nichts im Jospehinum, weil die meisten dort leben...). Also: die Straßen sind frei. Und das führt mich zu zwei weiteren Beobachtungen und Erfahrungen der letzten zwei Wochen: vor einer Woche habe ich die maximale Freiheit als radfahrende Europäerin auf der Suche nach einem KAFFEE erlangt: ich bin geschlagene 1,5 Stunden mit dem Fahrrad in die Innenstadt über freie Straßen und schneebedeckte Radwege gefahren. Aber das Erlebenis war toll: ein wunderbarer Kaffee, umgeben von Menschen, die keinen römischen Kragen tragen. Maximale Freiheit!
Die andere Beobachtung aus dem Fernsehen, für mich Fernsehneuling ja eh eine Welt vieler erstaunlicher Begebenheiten: die Werbung. Nach vier Wochen kann ich sagen, dass es einmal die Werbung gibt, die richtig Geld hat. Diese Werbung ist richtig gut gemacht, sie ist emotional, persönlich, es geht meistens um erlebte Grenzen, nicht geschaffte Ziele und dass es dann doch geht. Dann gibt es die billige Werbung, die eine ganz andere Stimmlage hat, schrill ist und schlecht gemacht. Es ist erstaunlich, aber die teure Werbung ist tatsächlich ästhetisch. Sie ist angenehm zu schauen. Und sie handelt nicht von Autos. Denn das ist eine weitere Beobachtung: die meiste Werbung handelt von Autos, bestimmt 60%, dann kommen 30%, um Folgen des Autofahrens loszuwerden: Übergewicht, hoher Blutdruck, Herprobleme, Diabetis. Dann gibt es die 10% Werbung, die in der Regel nur während wichtiger Sport-Events gezeigt wird, die wirklich teure Werbung. Und diese macht Spaß. Nun sind die olympischen Spiele vorbei. dann werden die 10% wohl wieder in die Sicherheit gehen. Denn das ist das Thema, was Auto und seine Folgen noch ergänzt: Sicherheit.
Bei den olympischen Spielen hätte ich gerne eine andere, nicht us-Berichterstattung gesehen, um einen Eindruck zu gewinnen, ob die Betonung der familiären Beziehungen der SportlerInnen zu ihren vor allem Müttern eine spezifisch us-amerikanische Betonung ist. Auf jeden Fall ist es sehr auffallend gewesen, dass bei jedeR SportlerIn immer die Mutter gezeigt wurde und die wunderbare Beziehung und überhaupt. Im Hinblick auf das Familienbild, das in den Mainstream-Medien hier politisch relevant ist, war ich da doch auch skeptisch, ob das in anderen Medien ähnlich war.
Zurück zum Schnee: er nervt, so langsam aber sicher. Es soll noch mehr Schnee geben. Es ist März! Aber ich fahre mit dem Rad zum Josephinum und werde dort ein wenig mit einer Mischung aus Faszinosum et Tremendum angeschaut. Radfahren an sich und dann bei dem Wetter. Dabei ist es halt einfach mal Winter. Mir kommt es so vor, dass so viele Menschen hier so weit weg sind von jeglicher Naturerfahrung, dass es kaum vorstellbar ist, im Winter wegen der Kälte, im Sommer wegen der Hitze und dazwischen wegen irgendwelcher möglicher Allergien überhaupt mehr Zeit an der frischen Luft zu sein als auf dem Weg zum Auto und zurück. Aber ich muss fairer Weise auch sagen, dass es deutlich mehr Menschen gibt, die auch im Winter zu Fuß oder sogar mit dem Rad unterwegs sind. Letzte Woche begegnete ich einem Radfahrer auf dem Weg zurück, es schneite mal wieder. Er kam mir entgegen und wir wären beinahe vom Rad gefallen, weil wir so überrascht und erfreut uns zugewunken haben.
G#
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