Samstag, 6. August 2011

6. August 2011, 萩市, 371


Heute ist ein wirklicher Ausruhtag, abgesehen vom Wäsche-Waschen und Blog vervollständigen und Statistik weiterführen.
Vor allem haben wir heute ausgerechnet, dass wir unser neues Ziel, den 富士山, bis zum 400. Tag erreichen können. Nun haben wir wieder ein Ziel, das ist ein gutes Gefühl. Nun hoffen wir, dass das Kugellager an Gundas Hinterrad das auch gut findet!
Ab heute Nachmittag ist eine Kindergruppe in der Jugendherberge, aber für ungefähr 50 Mädchen und Jungs im Alter 12-14 ist es sehr leise und geordnet. Das ist immer wieder beindruckend hier. Sie kommen vom Schwimmen, nach Geschlecht getrennt, trocknen sich alle die Füße am Eingang ab und gehen dann brav duschen. Dann gehen alle brav wieder raus. Das alles ohne großes Geschrei oder ähnlichem. Das fällt uns eh schon bei Kindern seit der Türkei auf. Es gibt kaum Geschrei, auch in den vielen Familien mit den vielen Kindern, wo wir übernachten haben. Kein Geschrei. Das ist bemerkenswert. Das einzige wirklich schreiende Kind war ein deutsches in Chorugh (tadschikisch Хоруғ/Chorugh bzw. ‏خارغ‎). Auch bemerkenswert.
Diese Jugendherberge hat installierte Klimaanlagen, die nicht angeschlossen sind und so wird über die Fenster gelüftet, was gut geht.

Übrigens: Vor einem Jahr waren wir in Rothenburg!

Und wieder eine Statistik:

Unsere größten Anstiege (Anstieg – Tag - von NN – bis NN – km/h)

1664
35
Milici
243
Sarajevo
567
11,43

1404
39
brod
465
Bajevo Polje
1092
9,16
1337
46
Prizren
465
Blace
385
11,36
1325
262
Kulyab
589
Shuroabad
1764
7,4
1228
42
Qyrsac
129
Rrape
973
7,68
1212
43
Rrape
973
Shemri
753
8,8
1125
78
Kapikaya
179
Subasi
607
8,58
1053
344
Shonai
17
Kuju-san
808
7,9
1047
101
Birecik
381
Sanli Urfa
535
11,25
994
350
Ichifusa-yama
566
Nishimera
774
10
985
298
Karabel Daban
2683
Taktudulak Daban
2806
10,5
984
349
Takamori
559
Ichifusa-yama
566
10
983
126
Tizhtizh
1662
Sanandaj
1558
9,26
953
76
Bilecik
516
Milhangazi
240
11,54
941
127
Sanandaj
1558
Kamyaran
1674
11,52
939
98
Osmanye
137
Nurdagi
945
9,59
920
233
Karashina
1164
Sayrab
875
10,9
900
79
Subasi
607
Cayirhan
658
10,55
896
276
Khorog
2128
Vuzh
2710
10
895
357
Kaimon
34
Kasasa
23
11
890
63
Ipsala
10
Develiyenice
110
12,3
875
334
Gohoku
68
Higashitsuno
375
10,6
874
99
Nurdagi
945
Gaziantep
862
11,89
872
259
Nurek
838
Jarteppa
623
9,9
863
81
Baypazari
565
Sincan
801
10,65
861
232
Qamashi
569
Karashina
1164
11,6
857
230
Samarkand
713
Amanqotan
1462
9,8
848
124
Marivan
1383
Sarvabad
1262
11,35
844
279
Jelondi
3525
Bulunkul
4024
7,8
831
125
Sarvabad
1262
Tizhtizh
1662
9,94
823
258
Dushanbe
893
Nurek
838
9,7
791
353
Kobayashi
495
Kirishima-yama
353
9,4
778
38
Sarajewo
567
brod
465
13,8
740
115
Bijil
611
Harir
765
10,23
738
133
Asadabad
1528
Hamadan
1805
11,34
735
44
Shemri
753
Prizren
465
11,82
730
117
Hajiawa
580
Qamchugha
687
11,62
728
296
Sary-Tash
3153
Nura
2901
10,3
721
94
Pozanti
787
Gülek
984
9,44
695
15
Hallein
398
Radstadt
826
12,06

Kyushu

Für US-Bürger empfohlene 50-Meilen-Zone


Unsere geplante Reiseroute ging nach Tokyo und dann zum Fährhafen nach Nigata. Dies haben wir wegen der Nähe zur Atomkatastrophe aufgegeben.

5. August 2011, 370

5. August, Höhoku bis 萩市, 68,8km, 13736,29 Gesamtkm

Datum: 5.8.11
Tag: 370
TagesunterstützerIn: clara.francesco; c/o Br. Gregor Wagner, Franziskanerkloster Pankow
von: Höhoku m NN 14
nach: Hagi m NN 2
km 68,8
Gesamt km 13736,2951
km/h: 11,9
Fahrzeit 05:46
gesamte Fahrzeit: 1094:29:00
Anstieg in m pro h 108,21
Anstieg in m 624
Abfahrt in m: 636
höchster Punkt in m NN 81
Steigung/Gefälle 1,83
 
In dieser Gegend gibt es eine Menge Sirenen. Um 21:00 sind sie gegangen und dann noch mal später. Schon am frühen Morgen geht sie wieder. Wir gehen jeweils davon aus, dass das normal ist. Wir würden ja eh keine Durchsage verstehen. Ein wenig mulmig ist uns jedes Mal. Was im Ernstfall wäre, wissen wir nicht. Wir sind bisher erst auf eine Frau, die des Englischen mächtig gewesen ist (in den Thermen in Kap Ashizuri (足摺岬)) gestoßen, sonst ist es maximal ein rudimentäres. Wir hoffen einfach, dass nichts passiert.
Die Straße ist in unsere Richtung nicht so dicht befahren und daher angenehm. Der Morgen ist frisch und nicht mehr windig und wir kommen sehr gut voran. Als wir gegen 11:30 an einem großen Supermarkt vorbeikommen, der sogar drei Bänke im Schatten hat, essen wir dort und beobachten eine Weile das Treiben auf dem Parkplatz. Zu 70% sind es Töchter, die ihre Mütter zum Einkaufen fahren. Die zwei Söhne bleiben im Gegensatz zu den Töchtern im Auto sitzen und kommen erst heraus, um die Taschen zu tragen. Wir schauen dem Treiben zu und fragen uns, ob es wohl so auch in Deutschland ist.
Unsere Straße biegt von der Hauptstraße ab und wird theoretisch von der Bahn begleitet. Allerdings bekommt die Bahn einen Tunnel während wir den nächsten Berg, der uns von der nächsten Bucht trennt, hinaufquälen. Es ist irre steil und heiß, zum Teil gibt es aber Schatten. Plötzlich sind wir wieder alleine auf der Straße und der Zauber der Küsten hat uns wieder. Wir fahren um die Kurve und vor uns liegt die Bucht   

 
und auch die Bahn ist wieder da. In der Bucht ist ein Dorf und Schatten nur in einer Garage direkt am Wasser. Dort leihen wir uns den schattigen Eingang. Ein Auto fährt vor und wir springen alamiert auf. Es ist ein ganz neuer VW GTI und ein junger Mann entspringt ihm mitsamt dem obligatorischen I-Phone. Wohl kaum der Garagenbesitzer, den haben wir uns eher 70 aufwärts vorgestellt. Ist er auch nicht, sondern Tourist und setzt sich mit dem obligatorischen Kaffee aus der Dose an den Strand. Kurz darauf kommt das nächste Auto, diesmal der Besitzer. Wir haben eh schon gepackt und stehen an unseren Rädern. Wir werden eher ignoriert und wollen eh fahren. Wir erwarten eine ähnliche Straße und freuen uns eigentlich darauf, auch wenn die verbleibenden 20km dann nachmittagsfüllend werden. Die Straße hinter dem verträumten Dorf   

 
wird zweispurig,   

 
dann vierspurig und plötzlich stehen wir an einer Autobahnausfahrt mit einer Tourismusinformation. Das nette an diesen Orten ist das Klo und dass dort auch regionale Produkte verkauft werden. Ansonsten hat es mit Info nichts zu tun. Heute denken wir, dass sich ein solcher Ort hervorragend für Kurzfilme eignen würde. Die Situationskomik in diesem Air-Conditioning-Land mit uns völlig verschwitzt immer draußen sitzend oder stehen ist immer wieder klasse.
Wir verlassen leider unsere kleine Straße in der Meinung, die große sei leichter zu fahren. Ein fataler Fehler, denn wir werden in den Himmel geführt, vorbei an Baustellen. Baustellen sind in Japan eine sehr spezielle Angelegenheit. Denn sie werden zu 99% nicht durch Ampeln geregelt, sondern durch viele Menschen mit vielen Fahnen. Erst kommt einer, der eine Fahne hochhält, die wohl so was heißt wie: Langsam, Baustelle (ersetzbar durch: Gartenarbeiten). Dann kommt mindestens ein Mensch mit einer weißen und einer roten Fahne und einem Funkgerät. Beide haben ein Pendant am anderen Ende der Baustelle. Dann sind in der Regel zwischendurch noch Fahnenmenschen. Dann oft auch noch Ampeln zusätzlich. Unser Fahnenmensch heute ist eine Frau, die mit unserer Anwesenheit völlig überfordert ist und schon die Anweisung, Straße frei für den Gegenverkehr gegeben hat, uns auf einen unbrauchbaren, da voll mit Baugeräten, Fahrradweg losten will. Bei solchen Aktionen werden dann beide Fahnen gewunken, auf uns zugelaufen und dann in die Richtung, in die wir fahren sollen. Wir müssen also klären, dass wir da nicht hinwollen, die gute Frau nicht umfahren, entscheiden, ob wir denn nun fahren (die weiße Fahne wird mehr geschwenkt als die rote, also Fahren) und das bei 15% bergauf. Irgendwie schaffen wir es, weder mit ihr noch mit der Absperrung zu kollidieren als uns die Autokolonne entgegenkommt. Also manövrieren wir uns mit den Autos durch die Baustelle und es ist große Aufregung überall. Aber es ist das erste Mal, dass das nicht geklappt hat. Oft werden wir alleine durchgewunken und Autos auf beiden Seiten müssen warten bis dann per Funk durchgegeben wird: angekommen.
Wir sind wieder im vollen Verkehr und froh, dass es nicht mehr weit ist. Außer, dass es in dem Ort eine Jugendherberge gibt, wissen wir nichts und sind erstaunt, beim Suchen durch eine alte Stadt zu fahren. Zunächst landen wir an einem Haus, das Hunderte von Rädern vor der Türe hat.   

 
Aber kein Jugendherbergszeichen. Dann eine Ansammlung von ziemlich runtergekommenen Bungalows für viel Geld, an der Einfahrt sehen wir Buchstaben, von denen zwei JH sind. Wir schauen im Computer nach und stellen fest, mit Erleichterung: das ist nicht die Jugendherberge. Als wir sie dann finden, werden wir freundlich begrüßt, bekommen ein Vierer-Zimmer mit Betten (!!!!!!!!!!!!!!!!!!!) zu zweit, die Räder können in den Innenhof und wir wissen nun, dass die Stadt ganz historisch ist. Da Gunda aber dringend einen Tag außerhalb der Sonne braucht, bleiben wir noch eine Nacht länger, um uns auch etwas anschauen zu können. Auch hier gibt es einen Supermarkt zu dem wir in der Dunkelheit laufen.

Übrigens: Vor 300 Tagen waren wir in Istanbul!