Montag, 18. April 2011

15.-17. April, Radreise, Tadschikistan, 258, 259, 260

17. April, Jarteppa bis Kulob (Tajik/Persian:Кӯлоб/کولاب, for swampy place, rushes), also Kulab or Kulyab (Russian: Куляб),, 74,0km, 10455 Gesamt


Datum: 17.4.11
Tag: 260
TagesunterstützerIn:
von: Jarteppa m NN 623
nach: Kulyab m NN 589
km 74
Gesamt km 10488,4007
km/h: 12,7
Fahrzeit 05:49
gesamte Fahrzeit: 798:20:00
Anstieg in m pro h 99,54
Anstieg in m 579
Abfahrt in m: 613
höchster Punkt in m NN 801
Steigung/Gefälle 1,61

Diesmal sind es die Maikäfer, die in Scharen auf unserem Zelt, vor unserem Zelt, vereinzelt im Zelt und immer mit dem Ziel der Töpfe, herumlaufen. Erst konnten wir die Geräusche nicht einordnen, bis wir die Massen sahen. Es ist eine der ersten Nächte, die total ruhig ist. Keine Hunde, kaum Autos und zudem in einem ehemaligen Fluss auf viel Rasen hinter Hügeln.




Am Morgen ist zwar alles feucht vom Tau, aber die Sonne kommt bald übern Berg und taucht die Landschaft in Nebel und Glitzern.




Wir fahren auf der wunderbaren Straße für unsere Verhältnisse früh los und wollen bis Kulob (Tajik/Persian:Кӯлоб/کولاب, for swampy place, rushes), also Kulab or Kulyab (Russian: Куляб) kommen, denn wir müssen mal wieder das Außenzelt zur Reparatur bringen. Der andere Reißverschluss geht auch nicht mehr. Es geht sanft bergauf und bergab, überall wird am Rande verkauft, vor allem geschlachtete Lämmer.




Es ist ziemlich heiß und ziemlich schwül, so dass wir auf einem der vielen Hügel mit einer der vielen Fahnenansammlungen Halt machen




und einen Hauch von Schatten finden. Dort findet uns der Wächter der Fahnen




und lädt uns zum Tee und Brot in seine Baracke ein





. Nach dieser Stärkung fahren wir weiter und sausen bald ins Tal hinab. In diesem Jahr sehen wir die erste Schildkröte die Straße queren; der Winter ist (hier) also vorbei. Auf der einen Seite ist die Landschaft sanft gewellt, auf der anderen Seite sind es tiefe Täler und Schluchten. In der nächsten Stadt finden wir nur am Markt eine Möglichkeit, etwas zu essen und entscheiden uns für das Essen mit großem Empfang. Wir können verständlich machen, dass wir bei unseren Rädern essen




und haben Unmengen von Männern und Jungs um uns.




Wir finden es immer wieder erstaunlich, dass einfach alles, was wir tun, von allen betrachtet




und zum Teil mit offenem Mund bestaunt wird. Wir haben bestaunenswerte Dinge getan wie: Hähnchen aus der Wirtschaft nebenan mit Brot gegessen




und eine Sprite getrunken. Irgendwann haben wir genug von den Massen und fahren weiter. Den ganzen Vormittag haben wir Gegenwind gehabt, inzwischen haben wir uns so gedreht, dass wir Rückenwind haben. Nach einer Mittagspause im Schatten geht es weiter, doch der Wind dreht bald und es entwickelt sich ein Sturm, der von einem Gewitter, das im Norden in den Bergen hängt, her kommt. Wir machen in einer Bushaltestelle Halt und bald kommt der erste Mann, der uns fragt, ob wir ins Haus kommen wollen und wo wir denn schlafen. Es ist mittlerweile pechschwarz und der Sturm fegt über die Straße. Wir lehnen das Angebot ab und bleiben sitzen. Dann kommen die nächsten fünf und schauen fasziniert unseren Tätigkeiten zu: wir trinken Wasser und essen Kekse. Als es besser wird, fahren wir wieder los, immer begleitet vom Sturm, der von schräg vorne kommt. Das Gewitter ist zu hören, der Regen fängt aber erst in Kulyob an. Wir retten uns zunächst in eine Tankstelle, die aber nervig ist und fahren weiter. Es fängt richtig an zu regnen und wir retten uns erneut, diesmal in eine Schreinerei. Dort werden wir sofort zum Tee eingeladen. Wir werden in die gute Stube gesetzt, es wird frisches Brot gekauft und Spiegeleier gemacht. So bekommen wir schon das zweite stärkende Mahl. Als wir fertig sind, scheint die Sonne und wir fahren in die Stadt und finden ein Hotel. Es ist teuer, aber unkompliziert und das Wasser geht erst ab 20:00. Aber es gibt Strom. Die Suche nach Milch und Bier führt uns in den Basar, den wir direkt wieder verlassen, nachdem eine Kloake mitten hindurch führt. Da wir nichts finden, kehren wir wieder zurück und stellen fest, dass wir in dem Hintergang gelandet waren und die eigentliche Halle daneben ist. Milch ist schnell gefunden, mit der Information über Bier rückt der Verkäufer erst nach einer Weile und einer Diskussion mit seinen Kumpanen raus, als wir wieder bei ihm vorbei kommen. Es gibt tatsächlich einen Laden, der nichts anderes verkauft. Wir sind beide ziemlich müde und fertig nach anstrengenden drei Tagen in einem ganz anderen Klima und mit ziemlichen Bergetappen.

Bisher unveröffentlichte Notizen:

In Dushanbe fallen die vielen großen Autos auf, wir fotografieren Autos! Viele Modelle haben wir noch nie gesehen. Alles teuer, vieles Neuwagen, viele überhaupt erst in diesem Jahr zugelassen. Wahnsinn. Daneben Häuser, in denen es kein fließendes Wasser gibt und der Strom wird in der Nacht abgeschaltet. Aber auch riesige Villen. Latrinenbau auch in großen GEbäuden, diese laufen nach dem Regen über. Trinkwasser daher nur gekauft möglich. Auf dem Weg nach Osten lassen die Autos sofort nach, dafür rege Straßenbautätigkeit von Chinesen. Es entstehen Tunnel und es gibt Brücken. Flüsse alle hier leer oder mit ganz wenig Wasser, der Stausee ist auch deutlich wenig gefüllt.

16. April, Kurz vorm Fluss bis Jarteppa, 63,5km, 10381 Gesamtkm
Datum: 16.4.11
Tag: 259
TagesunterstützerIn:
von: Nurek m NN 838
nach: Jarteppa m NN 623
km 63,5
Gesamt km 10414,4007
km/h: 9,9
Fahrzeit 06:24
gesamte Fahrzeit: 792:31:00
Anstieg in m pro h 136,25
Anstieg in m 872
Abfahrt in m: 1087
höchster Punkt in m NN 1360
Steigung/Gefälle 3,09


In der Nacht kommt erst ein Hirtenhund, dann alle, dann wieder der erste zum Zelt und bellen uns an. Irgendwann ziehen sie für einen Moment ab, um dann wiederzukommen, in derselben Reihenfolge und dann abzuziehen. Am Berghang gegenüber ist die Herde über Nacht geblieben.




Am Morgen macht Wolfgang den chirurgischen Schnitt: das Moskitonetz ist durchgeschnitten




und so haben wir einen beinahe unverbrauchten Reißverschluss als neuen Eingang.




Unser Fazit für den meisten Teil des Tages lautet: Liebe Tadjiken, baut weniger Fahnen und bessere Straßen! Die ersten 10 km gehen weiter über die Lehm-Steinpiste




, aber vorbei an unzähligen Fahnen an Brücken




oder einfach auch so.




Aber dann stellen wir fest, dass wir ihnen Unrecht getan haben. Denn nach 150 Höhenmetern fängt die neue Straße an und sie ist wunderbar. Bald kommt eine echte Brücke, also so eine, die tatsächlich hoch über den Fluss Wachsch (tadschikisch Вахш bzw. ‏وخش‎; auch Vachs, Vakhsh und Vachsch, sein Oberlauf wird Kyzyl-Suu genannt) geht und dann ein Luxus-Tunnel mit Beleuchtung.




Dennoch ist die Militia so besorgt um uns im Tunnel, dass einer vor uns her fährt. Mit Warnblinkanlage. Das bringt zwar nichts, aber wir kommen weiter. Hinter dem Tunnel eröffnet sich dann der Blick auf den Nurek-Stausee, es ist die Perspektive, die in Dushanbe einen von jeder Baustellenabsperrung anschaut.




Natürlich machen wir ein Foto




und Wolfgang vergisst darüber seinen Hut. Wir entdecken es noch früh genug. Bald nach dem Tunnel kommt eine Art Samstags-Markt, wo ein Stangengrün verkauft und gleichzeitig als Suppe gekocht verkauft wird.




Wir setzen uns an einen der Tische und bekommen die leckere Suppe. Bald setzt sich ein Herr dazu, er hat seinen Fahrer dabei. Nun gibt es noch Brot und das Gemüse im rohen Zustand, aber geschält und mit Salz gegessen. Am Ende beschenkt er uns noch reich und bezahlt unser Essen.




Wir fahren gestärkt weiter und stellen dennoch fest, dass wir unsere Bergkondition irigendwo gelassen haben. Der Apshalt hört auf und geht bald in Schotter über.




Wir sehen aber, dass wieder Asphalt kommt und bald sausen wir hinab in die nächste Stadt. Den Chinesen, die die Straße bauen, sind wir sehr dankbar und können uns bei solchen Straßenbaukünsten auf China freuen. Nach einem Einkauf in der Stadt – Wolfgang und 30 Männer innerhalb von zwei Minuten - bekommen wir noch Wasser und suchen dann einen Platz. Wir sind hier in der Gegend der gebrauchten Opel aus Deutschland. Hier passen in einen Opel-Astra: drei erwachsenen Männer, zwei Frauen, ungefähr vier Kinder, ein Schaf und ein Lamm.

15. April Duschanbe (tadschikisch/russisch Душанбе, persischدوشنبه‎, wörtlich ‚Montag‘) bis kurz vorm Fluss, 59,8km, 10317 Gesamtkm

Datum: 15.4.11
Tag: 258
TagesunterstützerIn:
von: Dushanbe m NN 893
nach: Nurek m NN 838
km 59,8
Gesamt km 10350,9007
km/h: 9,7
Fahrzeit 06:07
gesamte Fahrzeit: 786:07:00
Anstieg in m pro h 134,55
Anstieg in m 823
Abfahrt in m: 878
höchster Punkt in m NN 1585
Steigung/Gefälle 2,84


Gestern Abend ist Herr Nekshoh um 20:30 mit unserem Permit gekommen. Er hat so ziemlich den ganzen Tag mit Diskussionen um unser Permit verbracht. Aber er hat es geschafft: wir haben das Permit bis zum 26. Mai und von gestern an. Nun können wir also die restlichen Taschen packen und früh frühstücken. Theoretisch. Denn Gundas Hinterrad hat einen Platten. Also heißt es Reifen flicken, da der Schlauch so große Risse hat, müssen wir den Schlauch wechseln. Anschließend gibt es das gute Frühstück und dann verabschieden wir uns von Rieke und Thorsten, wir werden sie auf dem Weg zur Grenze wiedersehen. Die Fahrt hinaus geschieht im Regen, denn natürlich ist heute der eine Regentag pro Woche. Zunächst regnet es leicht, um sich dann zur Mittagszeit in einen Wolkenbruch zu verwandeln.




#Wir fliehen unter das Dach eines Restaurants




und essen leckere Hähnchen aus dem Topf. Hinter uns wird der Samsa-Ofen angefeuert




und eine Gruppe von Männern diskutiert, wie sie des immer größer werdenden Sees inmitten des Außenbereichs des Restaurants Herr werden können. Als wir fahren, haben sie noch keine wirkliche Lösung gefunden. Das mit dem Besen hat nichts gebracht.




Wir fahren weiter den Berg (Karetegin-Gebirge) hinauf und die Passstraße ist in einem guten Zustand. Irgendwann hört es auf zu regnen und die Sonne kommt raus.




So erahnen wir ein wenig die Schönheit um uns herum mit ihren Dörfern




und Schluchten.


 

Am Pass ist eine Polizeikontrolle, wo wir herzlichst begrüßt werden. Wir bekommen Tee und Wasser und Brot geschenkt. Dermaßen ausgestattet und mit dem Tee gewärmt fahren wir den Pass hinunter und finden sogar eine Quelle. Die Straße verändert sich von jetzt auf gleich in eine gruselige Baustelle und wir schleichen den Berg hinunter. Mit viel Mühe finden wir einen Ort, der nicht völlig unter Wasser steht oder von Steinschlag bedroht ist und sitzen nun neben der Straße, total sichtbar, aber das scheint hier zu gehen. Unser Reißverschluss vom Innenzelt hat den Geist aufgegeben und wir müssen ihn nähen, was wir in Dushanbe locker hätten machen können, hätten wir uns darauf einigen können….. So was blödes.