13. März - 17. März
Im Irak heißt es, wenn es keinen Strom gibt: Inshallah in zwei Stunden. In Usbekistan wird gesagt: Usbekistan. Mit einem Seufzer. Nach den ersten drei Tagen, die beinahe sommerlich warm waren und uns viele Stunden auf dem Tagesbett und schlendernd in der Stadt ermöglicht haben, kündigt sich in der Mitte der Zeit ein Wetterwechsel mit einem Sandsturm an. Auf diese Weise haben wir zwei Samarkand-Zeiten: die vor dem Wettersturz und die nach dem Wettersturz. Vor dem Wettersturz erstrahlte Samarkand in Sonne und Wolken
und wir verbringen den ersten Tag damit, den Registan mit seinen Medresen anzuschauen. Als interkulturelles Quartett, als das wir unterwegs sind, haben wir viel Spaß an der schwäbischem Variante von Medrese, für rheinische Ohren kommt da immer Mätresse bei raus und es hat zu einiger Verwirrung geführt. Für den Platz muss Eintritt gezahlt werden und so genießen wir zunächst die Tribüne
und schauen uns das bunte Treiben an, das aus Reisegruppen
und Frauen, die die Bäume weiß streichen, besteht.
Nach einer langen Zeit in den Medresen
wandern wir zurück und genießen die Wärme. Am Abend gibt es Weißwürste mit süßem Senf!
Sigrid hat sich sehr über unsere Prioritäten amüsiert als nicht klar war, ob sie alles mitbringen kann und wir dann vorgeschlagen haben, ein paar Fahrradmäntel in Bonn zu lassen, Hauptsache die Weißwürste sind dabei. Was für ein Essen!
Auch noch im Sonnenschein packen Sigrid und Corinna am nächsten Morgen ihre ganze Mitbringsel aus und wir breiten alles im Hof aus.
So ausgestattet kämen wir locker bis Japan. Japan, dieses Thema beschäftigt uns die ganze Woche. Vor allem auch, weil Freunde Verwandte dort haben und wir nicht wissen, wie es da aussieht. Wegen des immer größer werdenden Ausmaßes der Katastrophe. Wegen der Frage, wie wir denn jetzt weiterfahren.
Gunda und Wolfgang sind in der Zwischenzeit noch auf der Suche nach einem Schneider und finden ihn mit Hilfe eines KAS-Praktikanten. Es ist eine Türe im Hinterhof und am Montag ist sie tatsächlich geöffnet und nach einigem Hin und Her können sie sich auf einen Reißverschluss einigen. Von den Medresen wandern wir am Montag weiter zu der großen Moschee, die komplett zerstört wieder aufgebaut wird. Die Ausmaße sind schier unvorstellbar. Im Innenhof ist ein riesiger Koranständer und Frauen krabbeln dadurch und bekommen dann viele Kinder. Wir drei Frauen schauen uns an und es ist klar, dass das Los auf Corinna, unser „Küken“ fällt.
Am Morgen ist es noch warm genug für ein Frühstück draußen
, zum Nachmittag fängt es an zu stürmen und es fällt leichter Regen. Wir wandern unverdrossen weiter zum Friedhof
und zur Gräberstadt.
Dort erwischen wir den Hintereingang und dadurch eine nicht übliche Perspektive, die durch die Sanddüne, auf der die Gräberstadt gebaut ist, sich sonst ergibt. Wir sind fasziniert von der Schönheit. Auch wenn der Du Mont nicht begeistert ist von der Renovierung, wir sind es schon. Die Außenfassaden sind in dem Türkis und blau, das sonst nur in den Kuppeln
in der Dichte zu sehen ist.
Der Himmel wird immer grauer und der Wind nimmt zu. Wir sausen im Wanderschritt zurück und bekommen einen Tipp für Schashlik-Restaurant. Dort gibt es ein riesiges Sortiment an Spießen und es ist richtig gut. Inzwischen hat es geregnet, wenn auch nur ein wenig. Am nächsten Morgen gehen Wolfgang und Gunda wieder zum Schneider, es ist heiß und schwül. Er hat zu und so gibt es ein Frühstück auf dem Tagesbett. Das Wetter ändert sich radikal. Wir entscheiden, dass Gunda und Sigrid ins Hamman gehen, Corinna ihrer Erkältung eine Abschieds-Chance gibt und Wolfgang Geld wechselt, zum Frisör geht und den Wäsche-Job übernimmt. Als wir uns auf den Weg erneut zum Schneider und dann zum Hamman machen, regnet es und der Regen geht ganz schnell in Schnee über.
Das Hamman ist wie in Buchara ein Keller-Gewölbe, das recht alt aussieht und in der Woche für Männer und Frauen geteilt wird. Sigrid und Gunda verbringen dort Stunden und sind fasziniert von der Hingabe des Waschens. Es gibt zwei Räume mit ganz heißen Steinen und zwei Räume mit lauwarmen Steinen und Wasserhähne. Jede hat eine große Waschschüssel vor sich. Wir haben den Eindruck, dass es das öffentliche Bad ist für das Duschen und Baden, wenn es in den Häusern selbst kein Bad gibt. Nach fast sechs Stunden wird ein Tee angeboten und wir sind ganz erstaunt, wie die Zeit verflogen ist. Draußen begrüßt Samarkand im Schneegewand.
Der Registan ist zugeschneit
und wo gestern noch Frühlingsstimmung war, ist heute Winter.
Der erste blühende Mandelbaum ist nun dicht bedeckt mit Neuschnee. Dennoch wandern wir wieder zum Schaschlik. Inzwischen hat die Kälte die Gasversorgung gestoppt und die Heizungen funktionieren nicht mehr. Es gibt kleine elektrische Heizöfchen und ausgerechnet jetzt, wo die Wäsche, die Wolfgang mit letzten Rest an lauwarmen Wasser noch hat auswaschen können, im Zimmer verteilt ist. Am Abend beim Kartenspiel geht dann auch der Strom aus und kommt nicht wieder. Somit haben wir weder Strom noch Heizung und spielen unverdrossen weiter. Es ist kalt. Am Morgen gibt es irgendwann wieder Strom, aber vom Gas keine Spur. Sigrid und Corinna machen einen Ausflug in eine kleine Stadt in der Nähe und Wolfgang und Gunda versuchen ihr Glück im Internetcafé. Immerhin ist das Auto und das Café geheizt. Der Strom bleibt erhalten, dennoch ist es kalt. Immer wieder fällt der Strom aus und unser Wirt sagt dazu nur: Usbekistan. Mit dem erwähnten Seufzer. Nachdem Corinna sich verabschiedet hat, wandern wir zu dritt los auf der Suche nach einer Brauerei. Wir kommen an dem Mausoleum von Timur vorbei
und sind völlig fasziniert von der Innenausstattung.
Wieder einmal ist der Innenbereich ganz reich gestaltet
und dennoch strahlt der ganze Raum eine große Ruhe aus.
Mit etwas Mühe finden wir das Lokal und sitzen gerade gemütlich, als der Strom weg ist. Es werden Kerzen gebracht und so essen wir im Kerzenlicht. Irgendwann geht der Strom auch wieder an.
Unsere Zimmer sind immer noch kalt, der Strom geht und kommt. Unser Wirt erzählt uns Wodka-Strahlend, dass sie als ganze Familie ein Immigrations-Visum für die USA haben und in drei Monaten weg sind. Mit vielen Decken und Jacken geht das Sitzen im Zimmer. Die Wegüberlegungen laufen bei allen Besichtigungen mit. Nun könnte es so sein, dass wir in die Mongolei fahren. Den letzen Tag in Samarkand müssen wir auch zum Recherchieren nutzen.
Weil wir Halbzeit haben, wieder etwas Statistik:
Unsere höchsten Übernachtungsorte (Ort, Höhe über NN, Tag):
Baqerabad 2052 152
Robat-e Tork 1876 141
Hamadan 1805 133
Tureh 1792 136
Malayer 1686 135
Kamyaran 1674 127
Arak 1669 137
Arak 1669 138
Joka 1667 134
Tizhtizh 1662 125
Unsere tiefsten Übernachtungsorte (Ort, Höhe über NN, Tag):
Orfani 0 54
Tekirdag 2 64
Selimpasa 2 65
Messimvria 3 57
Alexandroupoli 3 58
Kamriotissa 10 59
Kamriotissa 10 60
Kamriotissa 10 61
Ipsala 10 62
Gravouna 20 55
Unsere weitesten Tagesetappen (Zielort, km, Tag):
Rohenburg o. d. Tauber 112,43 5
Damghan 109,03 192
Sarajevo 105,73 35
Kurutlutepe 101,47 90
Podgorica 101,33 40
Garmsur 100,14 189
Aksaray 97,21 91
Shurak Maleki 97,06 200
Prien am Chiemsee 96,78 13
Uch-Adzhl 96,77 208
Unsere kürzesten Tagesetappen (Zielort, km, Tag):
Kamriotissa 3,9 59
Teheran 4,74 171
Panjwin 4,94 121
Teheran 7,6 161
Dolani 11,84 51
Kapikaya 26,3 77
Malayer 26,65 135
Marivan 28,86 122
Alexandroupoli 30,8 58
Orhangazi 31,25 72
Unsere schnellsten Tagesetappen (Zielort, km/h, Tag):
Shurak Maleki 18 200
Mahabad 17,2 153
Kurutlutepe 16,98 90
Murau 16,76 18
Beyramil 16,43 95
St. Stefan 16,05 20
Strumesnica 15,87 52
Srem. Kamenica 15,86 32
Pozanti 15,71 93
Birecik 15,7 100
Unsere langsamsten Tagesetappen (Zielort, km/h, Tag):
Panjwin 6,62 121
Rrape 7,68 42
Mozduran 8,3 201
Subasi 8,58 78
Messimvria 8,79 57
Shemri 8,8 43
Kamriotissa 9,08 59
Bajevo Polje 9,16 39
Sanandaj 9,26 126
Gülek 9,44 94
Unsere längsten Fahrzeiten (Zielort, Stunden, Tag):
Sarajevo 09:44 35
Uch-Adzhl 07:55 208
Hauz-Han 07:46 206
Bajevo Polje 07:41 39
Damghan 07:35 192
Sanli Urfa 07:29 101
Bukhara 07:27 211
Blace 07:27 46
Shemri 06:56 43
Oqtosh 06:44 222
Unsere kürzesten Fahrzeiten (Zielort, Stunden, Tag):
Teheran 00:21 171
Kamriotissa 00:25 59
Teheran 00:42 161
Panjwin 00:44 121
Dolani 01:07 51
Beyramil 02:06 95
Kapikaya 02:26 77
Alexandroupoli 02:28 58
Murau 02:28 18
Unsere größten Tagesanstiege (Zielort, m, Tag):
Sarajevo 1664 35
Bajevo Polje 1404 39
Blace 1337 46
Rrape 1228 42
Shemri 1212 43
Subasi 1125 78
Sanli Urfa 1047 101
Sanandaj 983 126
Milhangazi 953 76
Kamyaran 941 127
Unsere geringsten Tagesanstiege (Zielort, m, Tag):
Teheran 0 161
Doroslovo 0 31
Repetek 0 209
Oqtosh 0 222
Bukhara 0 211
Hauz-Han 0 206
Mollanepes 0 207
Ata 2 205
Rabat i-Malik 5 221
Alexandroupoli 7 58
Unsere höchsten Etappen (Zielort, m NN, Tag):
Hamadan 2215 133
Mahabad 2188 153
Sanandaj 2160 126
Murcheh Khort 2109 142
Tureh 2069 136
Baqerabad 2052 152
Joka 1983 134
Kamyaran 1980 127
Damghan 1979 192
Langarud 1906 157
Unsere tiefsten Etappen (Zielort, m NN, Tag):
Alexandroupoli 3 58
Kamriotissa 10 59
Kamriotissa 10 60
Kamriotissa 10 61
Istanbul 29 67
Istanbul 29 68
Istanbul 29 69
Istanbul 29 70
Istanbul 29 71
Ipsala 57 62
Gesamttage: 224
Fahrtage: 141
Km/Tag: 42,91
Km/Fahrtag: 68,17
Gesamtanstieg 50.599 m
Anstieg/Tag: 225,89 m
Anstieg/Fahrtag: 358,86 m
Von 163 Tagen haben wir 19 auf dem Campingplatz, 63 „wild“, 1 Polizei, 2 in der Moschee, 10 1. Hilfe oder Feuerwehr, 3 in Tankstelle/Restaurant, also maximal 98 im Zelt, 18 privat und 106 in Hotels, Jugendherbergen oder Pensionen übernachtet.