Das Barometer fällt dramatisch und das zeigt sich im Sturm. Wir werden von unserem Hotel-Manager zur Post mitgenommen. Die erste Station ist eine kleine Postbank-Filiale, die aber mit Postkarten nichts anfangen können. Dann geht es weiter zur großen Hauptstelle. Dort müssen erst Telefonate geführt werden und nach einer Weile ist es klar: die Briefmarke kostet inzwischen 5000 IR, am Anfang waren es noch 1000. Das entspricht den Preissteigerungen der letzen Wochen. Anschließend gehen wir in die Bank zum Geld wechseln, heute ist Monatsanfang oder Ende, auf jeden Fall ist die Bank brechend voll. Die Gespräche verstummen für einen Moment und wir werden groß angeschaut. Ein Polizist nimmt sich unser an und es wird klar, dass kein Geld gewechselt ist. Mit den letzten Rial kaufen wir Kaffee, dann spricht uns ein weiterer Polizist an. Wir erfahren, dass nur an der Grenze Geld gewechselt werden könne. Dort gäbe es die Bank. Also arbeiten wir uns durch die vielen LKWs zur Bank durch, die uns aber wieder rausschickt. Wir fragen noch in einem zweiten Gebäude, die uns auch rausschicken zu Hassan. Hassan hat sein Geld im Kofferraum und ist der Geldwechsler der Grenze. Geldwechseln geht schnell und sicher und wir haben unseren ersten turkmenischen Schein. Den restlichen Tag verbringen wir mit Planung. Schlafen, Kochen, Räder wieder festschrauben und Packen.
Uebrigens: Vor 100 Tagen waren wir in Tanyeli!
Gestern Abend haben wir die Uhr schon auf turkmenische Zeit vorgestellt, nun sind wir 1,5 Stunden der Zeit voraus. Nach einem Kaffee auf dem Zimmer und einer ersten Runde es Waschens gab es ein zweites Frühstück und dann irgendwann noch Nudeln mit Thunfisch, einen Gang in diesen Ort, der vor allem vom Grenzverkehr lebt. Wir sind direkt an dem Kreisel, der zur Grenze führt und danach sind die Schilder auch nur noch auf Farsi. Mit etwas Mühe haben wir einen Spätkauf gefunden und erstehen dort reichlich eingestaubte Nudeln, Thunfisch, Kekse und Schokolade für den Weg durch Turkmenistan. Die Strecke durch Turkmenistan ist ein wenig wie ein Ökumenischer Kirchentag: sechs Tage wenig Schlaf und einen stressigen Zeitplan. Dabei wäre die Strecke mit mehr Zeit bestimmt sehenswert, immerhin fahren wir das erste Mal wirklich durch die Wüste, wenngleich für Wüste im Wetterbericht eine Menge Regen angesagt ist. Aber dass wir selbst in Wüsten Regen oder sogar Schnee haben, daran gewöhnen wir uns langsam.
Das Hotel ist sehr schön, vor der Türe stehen die ganzen Laster und wenn die Fahrer nicht gerade an ihren Zugmaschinen schrauben, sind sie im Restaurant. Heute Morgen bekamen wir direkt Walnüsse geschenkt. Im Fernsehen gibt es neben BBC einen Kanal, der Spielfilme auf Englisch zeigt und den Pentagon-Channel für die US-Truppen weltweit.
Das ist ziemlich unerwartet und so erfahren wir jetzt ne Menge an offizieller US-Meinung zum US-Militär und Air-Force. Immer wieder ist dabei die Air-Force-Base in Ohio dabei, die wir ja beide kennen. Da George, der im November viel zu früh und zu jung gestorben ist, bei der Air-Force war, ist es ein wenig auch an ihn denken wenn der Fernseher läuft. Außerdem bietet BBC ja ständig Berichte zu den Protesten in der arabischen Welt. Das iranische Fernsehen berichtet von den Pro-Regierungs-Demonstrationen in Teheran. Heute können wir unseren Blog ins Netz stellen und die Fotos an Peter schicken. Ansonsten ist es sehr schön, im Warmen und Trockenen zu sein (obwohl heute die Sonne schien und es beinahe warm war) und auszuruhen. So gerne wir uns bewegen, so schön ist es auch zu faulenzen. Unser Zimmer ist wie immer verkabelt und wir beschäftigen uns mit den Karten von Zentralasien.