Donnerstag, 14. Oktober 2010

11.-14. Oktober 2010 - 072, 073, 074, 075

14. Oktober Bilecik (thrak. Agrilion, griech. Belikoma)
 
Der Morgen begrüßt uns mit strömenden Regen. Wir frühstücken im 7. Stock des Hotels und haben einen Blick hinaus, der eigentlich ein Nicht-Blick ist, denn es ist schlichtweg nichts zu sehen, so viel Nebel und Regen ist es. Was wir sehen, ist unglaublich: eine Treppe zur nächsten Straße sieht aus wie ein kunstvoll installierter Wasserfall, nur das Treppengeländer stört. Die Straße, die von der Hauptstraße abgeht, ist ein Bach geworden und das Wasser steht auf den Dächern. Selbst der für das Frühstück zuständige Mensch schaut kopfschüttelnd nach draußen. Da es W-Lan gibt (das Passwort auf dem Zettel wäre beinahe nicht erreichbar gewesen aufgrund von Seen vor der Rezeption, die so hoch sind, dass die Badlatschen nicht ausreichen), schauen wir uns die Wetterprognosen an und entscheiden morgen weiterzufahren. Es wird zwar immer wieder mal weniger mit dem Regen, es regnet nur ab und zu und dann wie aus Eimern, dafür ist die Luft mit 100% Luftfeuchtigkeit nun wirklich nicht trocken. So können wir den Zeltboden trocken bekommen und die Visumsanträge stellen. Vielleicht brauchen wir dann in Ankara nicht so viel Zeit. Denn die Internetwettervorhersagen sagen, dass es in zwei Tagen deutlich besser wird. Wir vertrauen darauf und nutzen den heutigen Tag für Internetsachen, Klamotten wieder in Ordnung bringen, Fahrräder ölen, Postkarten kaufen etc.
So gehen wir am Nachmittag in die Stadt, um einen neuen Mantel für den kaputten zu finden. Es wird eine lustige Odyssee durch die Stadt, da wir von einem Laden zum nächsten geschickt werden. Im zweiten Laden gibt es in der Tat Fahrräder, wenn auch im Lager über Waschmaschinen und Spülen und Gefrierschränken. Leider gibt es keine Ersatzteile. Der Besitzer schickt uns zum nächsten Laden. Inzwischen vertrauen wir den Waschmaschinen- und Spülmaschinen-Läden und gehen ganz forsch hinein, um auf englisch-deutsch-türkisch-pantomimisch nach Fahrrädern zu fragen. In einem Laden möchte man uns ein Rad für ein Kleinkind verkaufen, im nächsten ein Plastikungetüm mit Tierkopf, wohl auch um ein Kind hineinzusetzen. In einem anderen Laden erhellt sich das Gesicht der Verkäufers und er zeigt uns freudestrahlend eine Gemüsereibe mit Kurbel. Wir geben es auf und schreiben dem Fahrradhändler in Istanbul [ˈˀi.stan.buːl] (türkisch İstanbul [isˈtɑnbul]), dass wir in Ankara (früher Angora, antiker Name altgriechisch Ἄγκυρα Ankyra, lateinisch Ancyra) einen Radladen brauchen. Daneben suchen wir Postkarten, bekommen auf der Post fünf geschenkt und erstehen zwei Briefmarken. Immerhin haben wir also Postkarten mit Blumenmotiven, zwei Briefmarken, in einem Supermarkt finden wir Zahnseide und sogar eine Flasche Wein. Da es inzwischen wieder regnet, wollen wir den kürzesten Weg zurück nehmen und verlaufen uns in den nicht parallel angelegten Straßen und entdecken auf diese Weise die Treppe, die kurzfristig zur Wasserinstallation geworden war.
Wieder im Hotel geht es endlich an die Visa-Angelegenheiten, wobei unser sorgenvoller Blick immer wieder dem Wetter gilt.
13. Oktober Osmaneli - Bilecik (thrak. Agrilion, griech. Belikoma),40,94 km, 3974,1 Gesamt km

Datum: 13.10.10
Tag: 74
TagesunterstützerIn: Barbara Lins
von: Osmaneli m NN 93
nach: Bilecik m NN 516
km 40,94
Gesamt km 3921,5018
km/h: 9,82
Fahrzeit 04:10
gesamte Fahrzeit: 290:29:00
Anstieg in m pro h 108,72
Anstieg in m 453
Abfahrt in m: 30
höchster Punkt in m NN 567
Steigung/Gefälle 1,18
Keine Panne, dafür strömender Regen den ganze Tag. In der Nacht fängt es an zu regnen und hört nur kurzfristig auf. Unser schöner Platz im Obstgarten ist definitiv ein Schönwetterplatz, der frisch gepflügte Boden ist eine einzige Schlammebene geworden.


Im strömenden Regen und mit dem Matsch versuchen wir das Beste, um Zelt und Räder halbwegs vernünftig aus dem Schlamasel zu holen.


Das Zelt kann einzeln abgebaut werden, das Innenzelt kann zusammengerollt werden, auch wenn das Außenzelt noch steht. Das bewahrt das Innenzelt bis auf die üblichen Schwachstellen an den vier Ecken, die aber ausreichen um auch große Teile des Zeltbbodens beim Rollen zu verschlammen. Die Räder bekommen wir nur mit Mühe aus dem Matsch und nur dadurch, dass wir ein Rad nach dem anderen schiebend und ziehend über den Acker und den Weg ziehen.


Wir fahren bis zur nächsten Tankstelle in der Hoffnung auf ein warmes Restaurant. Das gibt es nicht, aber sofort einen Tee. Wir versuchen, unter dem Dach der Tankstelle die Schlammsituation zu überblicken, Regenzeugs auszupacken und das Schutzblech an Gundas Vorderrad wieder festzumachen. Die sechs Kilometer ohne Regenhose und der weit über den Knöchel reichende Schlamm haben ausgereicht, um die Schuhe auch von innen nass sein zu lassen – was ja so ziemlich der worst case ist. Dennoch fahren wir weiter und es regnet und regnet und regnet. Zwischendurch wird es weniger und für einen Moment lassen sich Konturen in den Wolken erkennen und sogar einen Hauch blauen Himmels. An der nächsten Tankstelle halten wir erneut an, bekommen wieder von den Jungs direkt zwei Tees


und begehen den Fehler, im Restaurant daneben Mittag zu essen. Als die Rechnung kommt, trauen wir unseren Augen nicht. Stolze 23 € (auch automatisch in Euro gerechnet). Immerhin sind wir ein wenig wärmer und trockener. Auf der Straße, die die Qualität einer Autobahn hat, geht es weiter durch eine Landschaft, die ihre Schönheit nur erahnen lässt zwischen den Wolken und dem Dampf. Bald biegen wir auf eine kleine Straße ab, um über den Berg ins nächste Tal zu fahren. Es geht steil bergauf, aber es gibt eine Spur für langsame Fahrzeuge.


So ist das Fahren mit den vielen LKWs, vor allem Gas- und Öl-Transporte und etwas, was wir als Marmor und Aluminium vermuten. Es hört für 100 Höhenmeter (ca. 30 Minuten) auf zu regnen und wir wagen es, die Gamaschen, die Regenhose, Regenjacke und Regenumhang auszuziehen und nur den Regenumhang griffbereit zu halten. Die gesamte Landschaft dampft erneut und bietet die Ahnung auf tiefe Täler.


Bald fängt es wieder leicht an zu regnen und kaum sind wir oben, schüttet es erneut wie aus Eimern. Dennoch hatten wir genug Zeit, uns ohne Regen um zu sehen, dass die Landschaft zwar auch von Landwirtschaft geprägt ist, aber vor allem durch verschiedene Abbauorte von Steinen und anderen Materialien. Überall sind die Hänge wie klaffende Wunden und zugleich wirkt dadurch ein Berg ganz surreal bunt, denn die verschiedenen Gruben haben verschiedene Farben. An der Universität finden wir ein Bushäusschen; inzwischen ist es ein Wolkenbruch, der sich mit dem wieder gekommenen Gewitter mischt. Die Wolken sind genau auf unserer Höhe und geben den Eindruck, als sei um einen herum die Welt zu Ende. Es ist schlicht nichts zu sehen. Wir ziehen wieder alles an, sind von den wenigen (vielleicht 2) Kilometern aber so durchnässt, daß klar wird, für heute brauchen wir ein Hotel. In der Stadt, die kommt (Bilecik (thrak. Agrilion, griech. Belikoma), fahren wir zunächst bergauf und bergab, ohne dass ein Hotel außer der Werbung in Sicht kommt. Es geht nach einem Fluss wieder bergauf und schon sehen wir ein Hotel, vor dem wir halten. Der zuständige Mensch begrüßt uns freudig und wir nehmen das Zimmer. Als er uns dann genauer anschaut und unsere Taschen sieht er für einen Augenblick aus, als bereue er die Entscheidung. Das Ergebnis ist, dass alle Taschen, der Wagen und die Folien vor dem Hotel mit Wasser abgespritzt werden müssen. Wenn eine Tasche nicht sauber genug ist, wird die reklamiert. So arbeiten wir zu dritt (er macht mit) uns an den Taschen ab. Als wir im Zimmer ankommen, können wir das verstehen, es ist alles mit Teppich. Die Klimaanlage wird auf 30 Grad gestellt


und wir werden mit unseren blitzeblanken klatschnassen Taschen alleine gelassen. Nun kann Ortlieb zeigen, was die Taschen können, aber gegen so eine Behandlung kommt der Rollverschluss dann doch nicht an. Da wir aber alles wichtigen Sachen (Klamotten etc.) zwecks Sortieren in Plastik-Zipp-Tüten und dann noch in von Alex gespendeten Ortlieb-Innenpacksäcken haben, sind die Klamotten trocken. Innerhalb einer halben Stunde haben wir nicht nur das Zimmer komplett mit Wäscheleine „verkabelt“, sondern auch alles Relevante aufgehangen.


Wir kaufen noch für morgen ein, ergänzen unseren Kerzenvorrat, essen eine Suppe und genießen dann die Badewanne, bevor wir auch das Badezimmer mit dem Außenzelt zuhängen. Im Fernsehen haben wir einen Wetterbericht mit Städten und Bildern gesehen und wissen nun, dass es fast überall Regen und / oder Gewitter gibt. Wir stellen uns innerlich auf weitere Regentage ein.

12. Oktober Orhangazi - Osmaneli 66,56 km, 3931,9 Gesamt km

Datum: 12.10.10
Tag: 73
TagesunterstützerIn:
von: Orhangazi m NN 104
nach: Osmaneli m NN 93
km 66,56
Gesamt km 3880,5618
km/h: 12,6
Fahrzeit 05:16
gesamte Fahrzeit: 286:19:00
Anstieg in m pro h 67,03
Anstieg in m 353
Abfahrt in m: 364
höchster Punkt in m NN 369
Steigung/Gefälle 1,08 
Panne: der rechte Mantel vom Wagen verabschiedet sich mit lautem Knall
In der Nacht fängt es an zu regnen und steigert sich beim Frühstück in einen richtigen Regen, davor wäre es noch mit gutem Willen in die Kategorie fieseln gekommen. Zum Glück hört es dann doch auf, so dass wir im Trockenen abbauen können und das klatschnasse Außenzelt einrollen. Die Luft ist in den Reifen und eine Untersuchung der Mäntel lässt auf keine Dornen schließen, es fällt nur ein Loch im Mantel am rechten Wagenrad auf. Wir kämpfen uns durch den nun weichen Acker zurück auf die Straße und der Dreck begleitet uns den ganzen Tag. Es ist wieder extrem windig und ziemlich kalt. Zunächst geht es am İznik-See (türkisch İznik Gölü) entlang durch ein enorm fruchtbares Tal. Auf jeder Seite wird geerntet. Da die Äcker doppelt genutzt werden (also zwischen den Oliven dann noch Zucchini wächst z.B.) sind jede Menge Menschen, vor allem aber Frauen mit der Ernte sowohl der Oliven als auch der vielen anderen Gemüse und Früchte beschäftigt. Es ist alles Handernte. Auf manchen Feldern pflügen Frauen den Acker mit einem Handpflug. Gerade haben wir beschlossen in dem nächsten Ort eine Teepause zu machen, als sich der Mantel vom rechten Hinterrad mit einem lauten Knall verabschiedet.


Zunächst denken wir noch an einen Montagefehler, da der Schlauch regelrecht zerfetzt ist. Als wir die Stelle im Mantel suchen, sehen wir, dass er komplett durch ist. Zum Glück haben wir einen Ersatz dabei und montieren ihn.


Im nächsten Ort, der durch Ernte geprägt ist, essen wir eine Suppe zum Tee und fahren anschließend weiter. Im Dorf sehen wir den Radfahrer, der mit uns auf der Fähre war. Auf dem Weg nach İznik (griechisch Νίκαια, Nikaia; lateinisch Nicaea; deutsch Nicäa, Nikäa oder Nizäa) überholen wir zunächst ihn, dann er uns. Er ist eher ein wortkarger Mensch, so dass wir über das Grüßen nicht hinauskommen (und nicht müssen). In Iznik sehen wir ihn wieder durchs Fenster. Dort kommen wir an einem der beindruckenden Stadttore vorbei, das wir aufgrund des wieder einsetzenden Regens im Vorbeifahren anschauen. Auf der Suche nach einem Restaurant sehen wir den Hinweis auf das Museum der St. Sophien-Kirche. Zunächst aber wollen wir etwas essen und uns aufwärmen. Nach dem guten Essen trinken wir im nebenangelegenen Café noch einen Mokka, als ein junger Mann auf uns zu kommt und sich als Lehrer an der Schule vorstellt und mit leuchtenden Augen von seinen Radtouren erzählt – unter anderem von Iznik über den Iran (Persien, persisch ‏ايرانĪrān Zum Anhören bitte klicken! [iːˈrɔːn] , dt. Land der Arier) nach Pakistan (Urdu ‏پاکستان‎, amtlich: Islamische Republik Pakistan) und Indien. Jeweils in den Sommerferien sind er und seine Frau unterwegs gewesen, jetzt haben sie einen einjährigen Sohn, so dass sie ein wenig warten müssen. Als wir sagen, dass wir nach Ankara (früher Angora, antiker Name altgriechisch Ἄγκυρα Ankyra, lateinisch Ancyra) fahren, bietet er an, den Kontakt zu seiner Schwester herzustellen, die dort wohnt. Das nehmen wir gerne an und ehe ich (Gunda) mich versehe, habe ich sein Handy mit der Schwester auf der anderen Seite in der Hand, die uns direkt einlädt, bei ihnen zu wohnen. Wir sind darüber sehr froh, gerade auch, weil wir in Ankara viele Informationen brauchen und auf diese Weise endlich ein wenig mehr Einblick in die Türkei (amtlich Türkiye Cumhuriyeti (T.C.), deutsch Republik Türkei) bekommen. Erfreut über diese Begegnung fahren wir weiter im Regen und auf der schlechten schmalen Straße zusammen mit LKWs, Traktoren, Mofas und Autos. Die Straße steigt kontinuierlich an und der Wind bleibt uns als kalter Gegenwind treu. Die Fahrweise ist abenteuerlich und bald kommen wir an einem schicken Geländewagen vorbei, der in der Kurve die Straße verloren hat und nun im Graben liegt. Es ist keinem etwas passiert und um den Wagen stehen mindestens zehn Männer und diskutieren. Die LKWs hupen uns immer dezent von der Straße, so dass wir eine Menge Zeit auf dem schlechten Seitenstreifen verbringen. Das Gute bei den LKWs ist, dass sie nur hupen, um uns zum Ausweichen zu bewegen, wenn sie die Spur gar nicht wechseln können, sonst ist das Hupen eher ein Begrüßen. Überhaupt freuen sich alle, dass wir mit dem Rad unterwegs sind. Bald biegen wir von der Hauptstraße auf eine kleine Verbindungsstraße zum nächsten Tal ab. Da die herunterkommenden Autos und LKWs aussehen, als führen sie eine steile Wand hinab, machen wir eine Trink- und Kekspause nach den ersten 30 m, die bereits zwischen 15-17% waren. Wir kommen an einem Haus vorbei, wo ein junger Hund uns nachrennt, eine Situation, die wir heute einmal schon hatten und da waren es drei völlig wilde Töllen, die uns im Volltempo, bellend und zähnefletschend nachgerannt sind. Der Hund ist einfach jung und dennoch ist so eine Situation immer riskant. Also schreien wir ihn an, so dass ein Junge und die Mutter den Hund zurückrufen. Einige Meter weiter geht rechts ein Weg hinein, so dass wir für die Pause halten können. Wir sehen, dass der Hund immer noch zu uns will (und damit über die belebte Straße) und dass er mit dem Stock davon getrieben wird. Gerade wollen wir fahren, als die Mutter mit dem Sohn kommt und uns zwei Granatäpfel schenkt und „welcome to Turkey“ sagt.


Wir freuen uns sehr über das Obst und machen noch ein Bild von den beiden. Mit dem Obst und gestärkt durch die nette Begegnung nehmen wir den Rest der Steigung in Angriff. Wir sind ganz bald oben und befinden uns auf einem Plateau, das genauso fruchtbar ist und von reichen Bauern bewohnt wird. An einer Bushaltestelle warten die Frauen, die in der Ernte arbeiten, auf den Bus und schauen neugierig und ein wenig scheu zu uns. In diesen Situationen bin ich (Gunda) inzwischen diejenige, die dann die Frauen anlächelt oder winkt und dann löst sich das und die gesamte Gruppe ruft und winkt.
Es geht steil hinab und plötzlich haben wir neben uns eine wunderschöne Schlucht und ganz viel Wald. Es ist wieder eine mediterrane Vegetation und die Aussicht auf die hohen Berge einerseits, das Tal und die Schlucht andererseits ist wunderschön. Die Straße windet sich in Serpentinen hinab und schafft in wenigen Kilometern, wofür wir das Dreifache gebraucht haben: wir sind wieder auf den 90 m so wie Iznik. Wir finden eine Quelle und einen abgeernteten Obstgarten und genießen das Geräusch der Grillen und die milden 15 Grad.
Heute Mittag haben wir überlegt, wie wir das eigentlich mit dem Wasser und z.B. dem Essen von Salat handhaben wegen möglicher Bakterien etc. Bisher trinken wir alles Wasser, es sei denn es ist fürchterlich verchlort und essen alles. Heute Abend bei dem Quellwasser waren wir zum ersten Mal ein wenig unsicher. Da wir aber Trinkwasser eh kaufen – wegen des Chlorgeschmacks von Leitungswasser – beschließen wir, es nur zum Kochen zu nehmen.

11. Oktober Istanbul [ˈˀi.stan.buːl] (türkisch İstanbul [isˈtɑnbul]) - Orhangazi, 31,25 km, 3864,3 Gesamt km

Datum: 11.10.10
Tag: 72
TagesunterstützerIn:
von: Istanbul m NN 29
nach: Orhangazi m NN 104
km 31,25 + 44 km Schiffsüberfahrt
Gesamt km 3814,0018
km/h: 11,4
Fahrzeit 02:42
gesamte Fahrzeit: 281:03:00
Anstieg in m pro h 129,63
Anstieg in m 350
Abfahrt in m: 275
höchster Punkt in m NN 342
Steigung/Gefälle 2,00

Panne: Platter an Gunda Hinterrad
 
Wir stehen mit dem Ruf des Muezzins auf, um die restlichen Dinge zu packen und das Zelt wieder zu vervollständigen. Aufgrund der Kälte hatte Alex einen Schlafsack, einen hatten wir gewaschen. Alex fährt mit dem pünktlichen Shuttle um 7:30 zum Flughafen und wir vertreiben uns die Zeit bis zum Frühstück. Anschließend sause ich (Gunda) wieder zum Konsulat. Eine wunderschöne Fahrt durch den recht frühen Morgen, fast noch vor den Touristengruppen. Es steht Nebel über dem Bosporus (griechisch Βόσπορος „Rinderfurt“, von βοῦς boũs „Rind, Ochse“ und πόρος póros „Weg, Furt“; türkisch Boğaz „Schlund“, bzw. Karadeniz Boğazı für „Schlund des Schwarzen Meeres“; veraltet „Straße von Konstantinopel“), auf dem eine Menge Schiffe unterwegs sind. Wolfgang nutzt die Zeit, um die Taschen an ihren Verschlüssen nachzuziehen und die Beschriftung zu erneuern. Nur eine Stunde dauert der Ausflug zur Botschaft, der neue ein Jahr gültige Pass ist grün.
Beim Ausparken der Räder stellen wir fest, dass die Schraube für den Kettenschutz von Gundas Rad bei einem Umräumen des Rades durch die Jugendherberge rausgerissen ist. Ziemlich verständnislos betrachten wir das Ergebnis einer ziemlichen Gewaltanwendung und reparieren notgedrungen. Anschließend geht es zur Fähre, die wir um nur zehn Minuten verpassen und dadurch gemütlich in der Sonne sitzend auf die nächste warten. Der Fährterminal ist riesig und modern, die Autos werden auf Bomben kontrolliert.   

 
Die Fahrt auf die asiatische Seite ist ein Vergnügen, da die Autofähre ein Katamaran ist und sehr schnell und beständig fährt. Drüben angekommen essen wir in einem Fischrestaurant zu einem Fünftel des Preises von Istanbul. Es ist ein geruhsames Sitzen. Die Fahrt hinaus ist auf einer neu ausgebauten Straße und geht über einen ersten kleinen Pass von 340 m. Obwohl die Straße neu ist, ist sie gut zu fahren und weit entfernt von den 10%. Wir fahren die Straße zum See hinab und wollen nur noch Wasser holen, als das Rad von Gunda von jetzt auf gleich nicht mehr lenkbar ist. Der Grund: ein platter Hinterreifen. Seufzend packen wir das Rad ab und suchen das Loch. Es lächelt uns an und wir finden auch den Corpus Delicti: ein ziemlich großer Nagel der nur unter ziemlichen Aufwand aus dem Mantel zu ziehen ist. Dadurch holen wir erst Wasser beim Ruf des Muezzins und wissen, dass wir uns ranhalten müssen, um einen Platz zu finden. Ein Feldweg führt uns schließlich zu einem Feigenbaum und zu Dornenbüschen. Wir können es für diesen Abend nicht ändern, erahnen aber schon die nächsten Platten!