Dienstag, 21. Juni 2011

18.-19. Juni, Schiff, 322, 323

19. Juni, Schiff
 
Es gibt Frühstück und wir essen es ganz mutig. Ungewohnt, aber verträglich. Heute regnet es nicht ganz so viel.
Gerade fahren wir an der ersten japanischen Insel vorbei! Nach der neuen Reiseroute also das letzte Land auf unserer 14-monatigen Reise. Immer wieder tauchen neue Inseln auf und wir versuchen anhand unserer Karte, die Fahrt nachzuvollziehen. So ganz gelingt es uns nicht. Dennoch sind wir bald sicher, dass wir nun wirklich Japan (jap. 日本, Nihon/Nippon; anhören?/i) um uns herum haben. Hier gibt es die Japan Times, dort finden wir spannende Artikel zum Iran (Persien, persisch ‏ايرانĪrān Zum Anhören bitte klicken! [iːˈrɔːn]/, dt. Land der Arier) und zu China [ˈçiːna] (oberdt.: [ˈkiːna]). Wir bekommen die Ahnung, dass wir bald in einem Land mit freier Presse sein werden.
Dann am Abend: wir sehen die große Brücke (北九州市) und wissen nun wo wir sind und dass wir mitten in 日本 sind! Auch wenn es in Strömen regnet, müssen wir raus und Fotos machen. 


An dieser Stelle werden wir unsere Route Bonn > Tokyo am 369. Tag nach einem 1.753 km langen Abstecher auf die Inseln Shukoku und Kyushu fortsetzen.
Die Schiffsreise schenkt uns auch Zeit für etwas mehr Statistik.
Hier die höchsten Berge, die wir gesehen haben:
Tag Berg Höhe
289 N. Muzkol Peak 6.128 m
189 دماوند 5.671

Die höchsten Pässe, über die wir gefahren sind:
Pass Höhe Tag
Akbaital Pass
4656
288
Kyzyl Art-Pass
4336
294
Koitezek Passl
4272
279
Uy Bulak Pass
4233
293



Pass vor Alichur
4164
280
Neizatash Pass
4136
281



Uy Bulak-Pass
4092
292
3723
296
Kotali Jaman-Tal
3716
282

Die längsten Flüsse, die wir überquert haben:
Tag Fluß Länge
313長江 / 长江 6.380 km
311 黃河 / 黄河 5.464 km
Fırat 3.380 km
008 Donau 2.857 km
210 Amyderýa 2.539 km
107 Dicle 1.900 km
003 Rhein 1.233 km

Bevor die Regensaison in Japan unsere Regenerfahrung fortsetzt, haben wir schnell die Regentage (56 + 9 Schnee) an den Fahrtagen (178) bis Kaxgar (in der Antike chinesisch 疏勒 Shūlè, altgriechisch möglicherweise Kasia[1]) zusammengezählt, es ist ein gutes Drittel und das meiste davon bis Ankara (früher Angora, antiker Name altgriechisch Ankyra Ἄγκυρα, lateinisch Ancyra) !
PDF hier anklicken

18. Juni, 上海 aufs Schiff

Nachdem wir von der Jugendherberge nett verabschiedet werden und im Regen durch 上海 zum Hafen fahren, gestaltet sich das Einchecken am Hafen wiedereinmal typisch chinesisch. Es fängt damit an, dass wir mit den Rädern gar nicht zum Terminal dürften, es ist für Radfahrer und Fußgänger verboten, den Eingang zu nehmen. Wir überraschen den Pförtner wohl so sehr, dass er uns nicht anhält. Dann folgen wir den Schildern (wir brauchen schließlich Tickets) zum Ticketschalter und können aber der Verkehrsführung nicht folgen, da sie für Busse gedacht und mit diesen vollgestellt ist. Es bleibt nur der in diesem Moment freie Bürgersteig. Da kommen wir ungefähr 100m, bevor wir schreiende Chinesen hinter und vor uns haben und einer auch gleich die Polizei holt, die zu fünft angelaufen kommt. Zum Glück spricht einer der Hafenangestellten soweit Englisch, dass er uns klar machen kann, dass wir mit unseren Rädern an einem Tor zu warten haben. Irgendwas soll mit dem Gepäck passieren. Wir sollen unsere Räder da stehen lassen. Wir wollen unsere Räder da aber nicht stehen lassen und so schreien wir uns eine Weile an. Die Polizisten hat er immerhin weggeschickt. Inzwischen ist nicht nur eines der Kreuzfahrtschiffe angekommen, für ein anderes beginnt das Einchecken. Es hat zur Folge, dass auf dem Bürgersteig zwischen Wartehalle und Gepäckscanner (hinter dem wir zu warten haben) Gruppen von Reisenden in Busse verfrachtet werden. Das alles mit Geschrei. Die anderen werden eingecheckt. Das alles mit Geschrei. Mittendrin müssen Busse einparken, ausparken, umparken. Alles mit Geschrei. Es gibt noch Taxifahrer mit Gästen, beide schreien. Im Terminal schreit auch alles. Unser Hafenangestellter nicht, das ist sehr angenehm. Irgendwann wird klar, dass wir die Tickets im Terminal bekommen, das Gepäck da irgendwie auch hin muss, gleichzeitig aber auch nicht. Wie auch immer, wir bekommen die Tickets, stehen tatsächlich auf der Reservierungsliste, haben kein Fieber. Nun soll also das Gepäck auch in den Terminal. Also lassen wir unsere Räder beim großen Tor im Eingang der Halle, die sich als Gepäckhalle offenbart, das machen wir so schnell, dass es zum Schreien nicht reicht. Also stehen wir unter lauter fürs Kreuzfahrtschiff eingecheckten (und schreienden) Chinesen mit unseren Plörren und sind nur froh, dass es einen weiteren Radfahrer gibt. Als irgendwem klar wird, dass wir mit dem Gepäck nicht weiterkommen, weil die Schlange sich nicht bewegt, nimmt der fröhliche Schiffsarzt beherzt das Ganze in die Hand und bahnt uns einen Weg durch die Kreuzfahrtgruppe (mit Schreien). Am Eingang zum nächsten Terminal haben wir eine Angestellte vor uns, sie schreit uns an. Sie will irgendwas, wir haben keine Ahnung was. Der Arzt sieht unsere Quittung für die Hafengebühr und gibt sie ihr. Alles ist gut. Alles muss durch den Scanner (ein zweites Mal) und dann stehen wir auf der anderen Seite der Gepäckhalle und sehen unsere Räder. Wieder schreien. Inzwischen wissen wir, dass wir je zwei Gepäckstücke mitnehmen und zwei einchecken können. Wir haben zwölf. Also alles umpacken und in unsere Polenkoffer. Also haben wir plötzlich nur noch acht. Geht alles. Mit Schreien. Denn die Angestellten kommentieren die Verwandlung unseres Gepäcks mit Rufen. Dann ist da wieder einer, der mehrmals irgendwas chinesisches in unsere Richtung schreit. Inzwischen sagen wir ja immer nur: das verstehen wir nicht und packen weiter. Irgendwann wird deutlich, dass wir für die Räder zahlen müssen. Als alles das passiert ist, können wir durch den Zoll und die Auswanderung und haben schnell den Exit-Stempel im Pass und werden zum Schiff gefahren. Wir haben die totale Luxuskabine im dritten Stock mit Tür zum Deck und Bad. Leider regnet es ohne Ende.


Das Schiff ist schön, es ist ruhig und auch beim Essen unterhalten sich alle ganz ruhig. So was geht also auch. Es schwankt nur ein wenig und wir gucken am Abend einen der Filme, die wir von Rieke und Torsten haben. So sind die beiden noch ein wenig bei uns.
Übrigens: Uwe und Isabel sind mal kurz in München!

16.-17. Juni, Shanghai、320, 321

17. Juni, Shanghai (= englische Umschrift; chinesisch 上海  Shànghǎi?/i; im Deutschen auch Schanghai)
 
Schon in den frühen Morgenstunden geht ein Gewitter über Shanghai (chinesisch 上海  Shànghǎi?/i, im Deutschen ursprünglich Schanghai, Shanghaiisch: Zanhe /zɑ̃'he/) nieder und es regnet weiter. Heute brunchen wir wieder einmal und fahren anschließend los, um uns die katholische Kathedrale anzuschauen. 


Wir finden sie mit viel Mühe, sie ist in zwei Stadtplänen an verschiedenen Stellen eingezeichnet, aber sie ist geschlossen und davor wartet bereits eine Hochzeitsgesellschaft, die erst mal eine Burgerpause macht. 


Danach gehen wir weiter zum Paulaner, immer noch ohne Regen durch die French Concession, die so anders ist als das moderne Shanghai. Dort gibt es regelrechte Villen, aber auch heruntergekommene Häuser und die überall präsenten Wolkenkratzer. Das Paulaner hat offen. 


Ein wenig wie im echten Leben. Es fängt wieder an zu regnen (wieso haben wir keine Regenstatistik gemacht?) und wir schlappen im strömenden Regen zurück. Triefnass erreichen wir die Jugendherberge, wo wir glücklicherweise unsere Postkarten frankieren können und auch dort lassen können. Morgen geht es dann weiter, hoffen wir, denn wie das mit dem Schiff und den Rädern geht, wissen wir ja nicht. Shanghai ist nach einer Woche auf der einen Seite beeindruckend geblieben, auf der anderen Seite aber auch ganz alltäglich. Zugleich ist es faszinierend, wie ähnlich Großstadtleben tickt, wenngleich es hier schon sehr geführt ist. Die U-Bahnen lassen einem kaum die Möglichkeit, sich anders zu bewegen, als es vorgegeben ist. Shanghai gibt einen guten Einblick in ein China, das lange auf so eine Stadt gewartet hat und zugleich macht es Sorge, was den Energieverbrauch und die Konsumphilosophie anbelangt. 

16. Juni,  Shanghai (= englische Umschrift; chinesisch 上海  Shànghǎi?/i; im Deutschen auch Schanghai)

Die heutige Regenwahrscheinlichkeit beträgt nur 22% und es scheint sogar die Sonne, so dass wir für einen Moment auf der Dachterrasse sitzen, bevor es losgeht. Da es schön ist, gehen wir in den Yu Garden[1] or Yuyuan Garden[2] (Chinese: t , s , p Yù Yuán, lit. Garden of Happiness[3] or Garden of Peace[4]) . Also müssen wir wieder mitten rein ins touristische Gewühle. 


Wir gehen vorher noch in den taoistischen City God Temple or Chenghuang Miao (Chinese: 城隍庙; pinyin: Chénghuángmiào)


Dort werden wir direkt abgegriffen von jemandem, der uns den Tempel zeigt und nachher dafür Geld haben will. 


Bekommt er aber nicht, wir haben ihn schließlich nicht gefragt und sind ihn auch nicht losgeworden. Im Tempel ist richtig viel los, 


es ist zugleich auch ein Kloster und überall sind Mönche unterwegs mit Musikinstrumenten für Zeremonien. 


Das Gebäude ist alt, aber die Figuren sind alle neu, da sie bei der Kulturrevolution (chinesisch 無產階級文化大革命 / 无产阶级文化大革命 wúchǎnjiējí wénhuà dàgémìng ‚Große Proletarische Kulturrevolution‘, oder kurz 文革 wéngé) komplett zerstört wurden. 


Der Garten daneben, früher der Garten der Dynastien, ist heute mit Eintritt so etwas wie ein öffentlicher Garten. Gar nicht groß, wirkt er durch seine Verwinkelung, die vielen Häuser und Seen, Steingrotten, Brücken und Steintunnel sehr groß und ein wenig wie ein Labyrinth


Den regenfreien Tag nutzen ungefähr 1.000 Touristen und wir, so ist es voll, aber durch die Verwinkelung und die vielen Geschäfte verläuft es sich dann doch. 


Alle haben eine (schriftlichen) Guide, so dass die Fortbewegung berechenbar geschieht. Wir kommen an einer Gruppe deutscher Senioren vorbei und fragen uns, ob wir wirklich in drei Monaten in dieses Land zurück wollen….
Nachdem wir den Ausgang wiedergefunden haben, finden wir diesmal auch die Xiaotaoyuan-Moschee (Xiaotaoyuan qinzhensi 小桃园清真寺; „Moschee des Gartens der kleinen Pfirsiche“; engl. Peach Orchard Mosque), die doch nicht geschluckt ist vom Hotel, sondern daneben liegt. Ein uigurischer Brotstand hat uns den Weg gewiesen (die ja laut Aussage von Xiaoli alle Haschisch (von arabisch ‏حشيش‎, DMG ḥašīš ‚Gras‘) ins Brot backen, na dann), fahren wir auf die andere Seite des Flusses um den alten Schlachthof zu finden, wo wir uns mit Xiaoli treffen, der Kontakt, den wir durch den Referenten des Oberbürgermeisters von Bonn haben. Wir werden „eingesammelt“ von Peter, der in Bonn Sinologie („Chinawissenschaften“ oder „Chinakunde“; chinesisch 漢學 / 汉学 hànxué) studiert hat und nun in Shanghai ist. Xiaoli treffen wir auf der Dachterrasse eines Neubaus mit lauter Kreativ-Unternehmen gegenüber dem Schlachthaus an. Sie topft gerade die letzten der dreißig Bäume ein, die auf der 300qm Terrasse stehen, die mit einer aufgebauten Bar so etwas wie die Lounge für die Unternehmen und Partys sein wird. Wir bekommen einen köstlichen Cappuccino und genießen die Aussicht, die so unerwartet sich eröffnet. Nach einem guten Essen beim Italiener (leider wieder mit was auch immer das hier ist in China, so dass Gunda dann doch wieder Durchfall hat), laufen wir noch am Schiffsanleger vorbei, um dann ins Taxi Richtung Hostel zu springen. Es regnet immer noch nicht, so können wir noch einen Moment auf der Dachterrasse des Hostels sitzen.

14.-15. Juni Shanghai, 318-319

15. Juni, Shanghai (= englische Umschrift; chinesisch 上海  Shànghǎi?/i; im Deutschen auch Schanghai)
 
Es regnet, so dass wir ins Museum gehen. Unsere Wahl fällt auf das Shanghai Urban Planning Museum. Es ist eine beeindruckende Ausstellung, die sowohl Bilder des alten Shanghai (chinesisch 上海  Shànghǎi?/i, im Deutschen ursprünglich Schanghai, Shanghaiisch: Zanhe /zɑ̃'he/) zeigt, als auch ein komplettes Modell der Stadt. Zunächst begrüßt einen ein kleines Modell

und ein Kunstwerk von Shanghai 


, bevor es eine Etage höher einen Weg durch die Geschichte gibt. Besonders beeindruckend ist ein Film über die Entwicklung von Shanghai, in dem erzählt wird, dass die Japaner schuld daran sind, dass Shanghai sich nicht früher als Großstadt entwickeln konnte, sondern erst in den letzten Jahren.
Beeindruckend ist das Model der Stadt mit Lichtshow. 


Dann gibt es einen Imax-Film zu Shanghai und viele, viele Einzelbilder und Animationen. Leider ist nicht alles in Englisch. Wir schaffen es nicht mehr, in die Sonderausstellung zu 90 Jahren Kommunistische Partei Chinas (chinesisch 中國共產黨 / 中国共产党 Zhōngguó Gòngchǎndǎng) zu gehen. Das Museum ist durchaus beeindruckend, wenngleich es auch wieder ein wenig Disneyland ist, diesmal aber mit vielen Informationen und Texten. 


Anschließend machen wir den Versuch, bei Pizza Hut [ˈpiːtsəˌhʌt] (engl.: Pizza-Hütte) zu essen, es schmeckt nicht, ist aber verträglich. Wir laufen zurück, inzwischen hat der Regen aufgehört. 


In der zweiten Reihe zur Einkaufsstraße ist auch Shanghai wie jede Großstadt: es gibt alte und neue Wohnblocks und sogar noch kleine Häuser und wenig Glitzer. In der zweiten Reihe ist Disneyland vorbei.

14. Juni Shanghai (= englische Umschrift; chinesisch 上海  Shànghǎi?/i; im Deutschen auch Schanghai)
 
Die heutige Regenwahrscheinlichkeit liegt bei 99% und so ist es auch. Also beschließen wir, ins Aquarium zu gehen. Das Aquarium ist modern und schön gemacht, wir sind erstaunt, dass viele der Becken nur mit einem Glas, das sehr niedrig ist, geschützt sind. Aber es funktioniert, die Kinder greifen nicht ins Wasser (besser gesagt, es tun nur die europäischen). Es gibt viele Tunnel und damit super Ansichten von den Fischen und Schildkröten und Ko. 


Am meisten faszinieren die Becken mit den Quallen, die in der Farbgestaltung wechseln 


und mit Musik untermalt sind (allerdings wohl auch, um gegen den Bohrkrach einer internen Baustelle anzuspielen). Das ist wunderschön. Insgesamt ist es unterhaltsam gemacht, jedoch mit kaum kritischen Bezügen zur Situation der Meere und des Wasser. Eine kleine Abteilung beschäftigt sich mit bedrohten Fischarten und einmal geht es darum, dass Haie Australien lebend mehr Geld bringen als tot, da Touristen deswegen kommen und das mehr Geld bringt.
Wir kommen aus der Ausstellung in den Verkaufsraum und sind geblendet. Die Verkaufsräume der Museen sind in China echt krass. Dort ist alles grell und hell und es gibt eine Riesenansammlung von Plastik- und Stofftieren, so das, was in Deutschland auf den Jahrmärkten zu finden ist. Wir kommen raus und es regnet immer noch. Das SWFC ist in den Wolken verschwunden und kommt nur ab und an zum Vorschein. 


Wir nehmen die Fähre auf die andere Seite und laufen zum Yu-Garten (auch Yu-Yuan-Garten chinesisch 豫園 / 豫园 Yùyuán).


Der erste Teil ist eine Shopping Mall, die zu einer Art Basar führt, der aus traditionellen Häusern besteht. 


Wir laufen ein wenig befremdet durch dieses Viertel des Kommerzes. 


Mitten drin ist das Teehaus in einem See. 


Leider ist der Garten schon geschlossen, so dass wir wieder kommen müssen. Jetzt wissen wir den direkten Eingang und brauchen nicht mehr durch das Gewühle zu gehen. Auf dem Weg zur U-Bahn müssten wir eigentlich an einer der zwei Moscheen vorbeikommen. Dort, wo sie im alten Stadtplan noch eingezeichnet ist, ist jetzt ein Hochhaus.