Es gibt Frühstück und wir essen es ganz mutig. Ungewohnt, aber verträglich. Heute regnet es nicht ganz so viel.
Gerade fahren wir an der ersten japanischen Insel vorbei! Nach der neuen Reiseroute also das letzte Land auf unserer 14-monatigen Reise. Immer wieder tauchen neue Inseln auf und wir versuchen anhand unserer Karte, die Fahrt nachzuvollziehen. So ganz gelingt es uns nicht. Dennoch sind wir bald sicher, dass wir nun wirklich Japan (jap. 日本, Nihon/Nippon; anhören?/i) um uns herum haben. Hier gibt es die Japan Times, dort finden wir spannende Artikel zum Iran (Persien, persisch ايران Īrān [iːˈrɔːn]/, dt. Land der Arier) und zu China [ˈçiːna] (oberdt.: [ˈkiːna]). Wir bekommen die Ahnung, dass wir bald in einem Land mit freier Presse sein werden.
Dann am Abend: wir sehen die große Brücke (北九州市) und wissen nun wo wir sind und dass wir mitten in 日本 sind! Auch wenn es in Strömen regnet, müssen wir raus und Fotos machen.
An dieser Stelle werden wir unsere Route Bonn > Tokyo am 369. Tag nach einem 1.753 km langen Abstecher auf die Inseln Shukoku und Kyushu fortsetzen.
Die Schiffsreise schenkt uns auch Zeit für etwas mehr Statistik.
Hier die höchsten Berge, die wir gesehen haben:
Tag Berg Höhe
289 N. Muzkol Peak 6.128 m
Die höchsten Pässe, über die wir gefahren sind:
Pass Höhe Tag
Akbaital Pass
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4656
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288
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Kyzyl Art-Pass
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4336
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294
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Koitezek Passl
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4272
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279
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Uy Bulak Pass
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4233
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293
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Pass vor Alichur
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4164
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280
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Neizatash Pass
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4136
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281
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Uy Bulak-Pass
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4092
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292
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3723
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296
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Kotali Jaman-Tal
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3716
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282
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Die längsten Flüsse, die wir überquert haben:
Tag Fluß Länge
008 Donau 2.857 km
003 Rhein 1.233 km
Bevor die Regensaison in Japan unsere Regenerfahrung fortsetzt, haben wir schnell die Regentage (56 + 9 Schnee) an den Fahrtagen (178) bis Kaxgar (in der Antike chinesisch 疏勒 Shūlè, altgriechisch möglicherweise Kasia[1]) zusammengezählt, es ist ein gutes Drittel und das meiste davon bis Ankara (früher Angora, antiker Name altgriechisch Ankyra Ἄγκυρα, lateinisch Ancyra) !
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Nachdem wir von der Jugendherberge nett verabschiedet werden und im Regen durch 上海 zum Hafen fahren, gestaltet sich das Einchecken am Hafen wiedereinmal typisch chinesisch. Es fängt damit an, dass wir mit den Rädern gar nicht zum Terminal dürften, es ist für Radfahrer und Fußgänger verboten, den Eingang zu nehmen. Wir überraschen den Pförtner wohl so sehr, dass er uns nicht anhält. Dann folgen wir den Schildern (wir brauchen schließlich Tickets) zum Ticketschalter und können aber der Verkehrsführung nicht folgen, da sie für Busse gedacht und mit diesen vollgestellt ist. Es bleibt nur der in diesem Moment freie Bürgersteig. Da kommen wir ungefähr 100m, bevor wir schreiende Chinesen hinter und vor uns haben und einer auch gleich die Polizei holt, die zu fünft angelaufen kommt. Zum Glück spricht einer der Hafenangestellten soweit Englisch, dass er uns klar machen kann, dass wir mit unseren Rädern an einem Tor zu warten haben. Irgendwas soll mit dem Gepäck passieren. Wir sollen unsere Räder da stehen lassen. Wir wollen unsere Räder da aber nicht stehen lassen und so schreien wir uns eine Weile an. Die Polizisten hat er immerhin weggeschickt. Inzwischen ist nicht nur eines der Kreuzfahrtschiffe angekommen, für ein anderes beginnt das Einchecken. Es hat zur Folge, dass auf dem Bürgersteig zwischen Wartehalle und Gepäckscanner (hinter dem wir zu warten haben) Gruppen von Reisenden in Busse verfrachtet werden. Das alles mit Geschrei. Die anderen werden eingecheckt. Das alles mit Geschrei. Mittendrin müssen Busse einparken, ausparken, umparken. Alles mit Geschrei. Es gibt noch Taxifahrer mit Gästen, beide schreien. Im Terminal schreit auch alles. Unser Hafenangestellter nicht, das ist sehr angenehm. Irgendwann wird klar, dass wir die Tickets im Terminal bekommen, das Gepäck da irgendwie auch hin muss, gleichzeitig aber auch nicht. Wie auch immer, wir bekommen die Tickets, stehen tatsächlich auf der Reservierungsliste, haben kein Fieber. Nun soll also das Gepäck auch in den Terminal. Also lassen wir unsere Räder beim großen Tor im Eingang der Halle, die sich als Gepäckhalle offenbart, das machen wir so schnell, dass es zum Schreien nicht reicht. Also stehen wir unter lauter fürs Kreuzfahrtschiff eingecheckten (und schreienden) Chinesen mit unseren Plörren und sind nur froh, dass es einen weiteren Radfahrer gibt. Als irgendwem klar wird, dass wir mit dem Gepäck nicht weiterkommen, weil die Schlange sich nicht bewegt, nimmt der fröhliche Schiffsarzt beherzt das Ganze in die Hand und bahnt uns einen Weg durch die Kreuzfahrtgruppe (mit Schreien). Am Eingang zum nächsten Terminal haben wir eine Angestellte vor uns, sie schreit uns an. Sie will irgendwas, wir haben keine Ahnung was. Der Arzt sieht unsere Quittung für die Hafengebühr und gibt sie ihr. Alles ist gut. Alles muss durch den Scanner (ein zweites Mal) und dann stehen wir auf der anderen Seite der Gepäckhalle und sehen unsere Räder. Wieder schreien. Inzwischen wissen wir, dass wir je zwei Gepäckstücke mitnehmen und zwei einchecken können. Wir haben zwölf. Also alles umpacken und in unsere Polenkoffer. Also haben wir plötzlich nur noch acht. Geht alles. Mit Schreien. Denn die Angestellten kommentieren die Verwandlung unseres Gepäcks mit Rufen. Dann ist da wieder einer, der mehrmals irgendwas chinesisches in unsere Richtung schreit. Inzwischen sagen wir ja immer nur: das verstehen wir nicht und packen weiter. Irgendwann wird deutlich, dass wir für die Räder zahlen müssen. Als alles das passiert ist, können wir durch den Zoll und die Auswanderung und haben schnell den Exit-Stempel im Pass und werden zum Schiff gefahren. Wir haben die totale Luxuskabine im dritten Stock mit Tür zum Deck und Bad. Leider regnet es ohne Ende.
Das Schiff ist schön, es ist ruhig und auch beim Essen unterhalten sich alle ganz ruhig. So was geht also auch. Es schwankt nur ein wenig und wir gucken am Abend einen der Filme, die wir von Rieke und Torsten haben. So sind die beiden noch ein wenig bei uns.
Übrigens: Uwe und Isabel sind mal kurz in München!