Samstag, 30. April 2011

18. April-23. April, 261, 262, 263, 264, 265, 266, 267

23. April 10km hinter Zigar bis Kulaichum, 52,7km,, 10649 Gesamtkm

Datum: 23.4.11
Tag: 266
TagesunterstützerIn:
von: Eged m NN 1076
nach: Kalaikhum m NN 1288
km 52,7
Gesamt km 10682,6008
km/h: 10,3
Fahrzeit 05:04
gesamte Fahrzeit: 822:52:00
Anstieg in m pro h 111,71
Anstieg in m 566
Abfahrt in m: 354
höchster Punkt in m NN 1307
Steigung/Gefälle 1,75
  
Diesmal ist nicht nur die Nacht ungestört, sondern auch der Morgen. Es kommen nur Esel vorbei und Kühe. Eine Gruppe Frauen steht auf der Straße und schaut zu uns rüber und diskutiert mit einem Hirten, was das wohl ist da unter ihrem Baum.


 

Aber sie gehen bald ins Dorf zurück. Auf der anderen Seite des Flusses ist ein Dorf auf und in die Felsen gebaut




und dort gab es die ganze Nacht Licht. Immer wieder sehen wir Satellitenschüsseln. Es so ein surrealer Anblick, da das Dorf ja nur mit einem Pfad, der durchgängig nur von Eseln, Pferden und Fußgängern benutzt werden kann, erreichbar ist. Heute ist Samstag und es ist richtig viel los auf dem Weg.




Unmengen von Eseln und auch ein paar Pferde, viele Fußgänger kommen schwer beladen vom Markt in Kaleichum. Frauen wandern in die andere Richtung. Sie haben ebenso bunte Kleider an wie die Frauen auf tadjikischer Seite, nur einen deutlich zu erkennenden Hidschab oder Hijab (arabisch ‏حجاب‎, DMG ḥiǧāb ‚Vorhang‘). Der ist hier selten zu sehen. Ein junger Esel entscheidet, stehenzubleiben. Er wird von zwei Männern zum Weitergehen beredet, bleibt aber wie angewurzelt stehen. Also gehen sie weiter, denn es kommen ja noch mehr Eselsgruppen. Irgendwann wird er wohl wieder weitergehen wollen. Das ist so eine Sache mit den Eseln. Sie schleppen enorme Lasten und sind wirklich geduldig, aber wenn sie meinen, dass die Zeit zum Stehenbleiben gekommen ist, dann ist die Zeit da. Wir sind schon an vielen Eseln vorbei gefahren, die mitten auf der Straße standen. Selbst die tadiikischen Autofahrer, die sonst nicht viel Geduld für etwas anderes als ihr Auto auf der Straße haben, fahren an so einem Esel vorbei. Bald sehen wir eine Tür schwankend den Berg hinaufschweben und als wir genau hinschauen, sehen wir den Esel unter ihr. Es muss halt alles auf diesem Weg transportiert werden: alles für die Häuser und den Straßenbau ebenso wie alles, was nicht angebaut werden kann.
Uebrigens sehenswert: Die Afghanistan-Impressionen von Isabell und Uwe einige Wochen spaeter...
Wir sausen auf dem Asphalt bergauf und bergab




, halten immer wieder an,



 

um Fotos von dieser einmaligen Landschaft zu machen


  

und Impressionen der afghanischen Seite festzuhalten. Mal ist es ein Haus mit Jurten (türkisch: Yurt = Heim) und vielen Kindern, eine Szene, die wir bald noch einmal sehen und nicht wissen, ob es eine Schule (kaum denkbar bei den Entfernungen), ein Flüchtlingslager, Waisenhaus oder Freizeit ist, mal Dörfer. Die Felder sind terrassenförmig angelegt und alle mit Steinen umrandet, so sind sie vor dem dauernden Steinrutschen gesichert.




Auf tadiikischer Seite fallen uns immer wieder Friedhöfe auf, die auf beiden Seiten der Straße sind.




Wo es Wasser gibt, gibt es auf beiden Seiten regelrechte Wälder und Bäume zeigen an, wo Wasser vorhanden ist, sei es als gefasste Quelle


 

oder als Gebirgsbach.
Wir sind heiter und sehen uns schon mittags in Kaleichum, was sind 60km auf Asphalt?
Dann: der Asphalt ist zu Ende. Von jetzt auf gleich. Kurz darauf kommt ein Versammlungsort, wo der Hisar Imam mit einem Schriftzug begrüßt wird.




Hier ist der Pjandsch (auch Panj, Pandz, Pjandz oder Pandscha, Dari پنج pandsch, DMG panǧ, tadschikisch Панҷ Pandsch) so schmal, dass es vielleicht 30m sind. Es gibt so etwas wie einen „Papsthügel“ und wir vermuten, dass hier das Treffen mit dem Karim Aga Khan IV. war. Wir machen Rast unter einem Baum, reichlich frustriert über den wiedergekehrten Zustand der Straße. Dafür haben wir gar nicht genug eingekauft. Es hilft nichts. Noch ist die Straße breit und recht gut zu fahren. Nach der ersten Pause wird sie schmal und der Weg besteht aus Sand, losem Schotter, kleinen und großen Steinen. Es ist steil und wir schieben den Hügel hoch und den nächsten gleich mit. Wir sehen Bäume und wissen: dort gibt es Wasser! Es gibt sogar mehr, nämlich ein Gasthaus. Also essen wir dort zu Mittag und mühen uns anschließend weiter auf dem Weg ab. Er wird besser und es ist wieder Asphalt zu sehen. Die Dörfer werden größer und die Häuser stattlicher.




In einem Dorf gibt es eine große Funkstation und wieder viele Fahnen. Wir kommen der „Stadt“ immer näher und bald gibt es Häuserblocks. Wir finden das Gästehaus der Aga Khan Stiftung und rufen Erstaunen hervor, dass wir drei Nächte bleiben wollen. In der Regel halten Touristen nur für eine Nacht und sonst finden hier die Seminare der Stiftung statt. Das ist eigentlich schade, denn der Ort ist wirklich schön, er erinnert ein wenig an griechische Bergdörfer. Es gibt eine Menge Läden, eine Menge Gaststätten und es kommt die Passstraße an und ein weiterer Zufluss zum Panj.
Als wir zurückkommen ist gerade ein 4WD angekommen, den Fahrer kennen wir aus Dushanbe. Seine Gäste sind zwei Pensionäre aus den USA. Sie sind enorm viel gereist und so verbringen wir einen heiteren Abend mit einem guten Essen vom Haus. Es gibt sogar fließendes warmes Wasser und Strom.
22. April Irgendwo bis 10km hinter Zigar, 34,2 km, 1096 Gesamtkm

Datum: 22.4.11
Tag: 265
TagesunterstützerIn: AK Biblischer Tanz
von: Zigar m NN 930
nach: Eged m NN 1076
km 34,2
Gesamt km 10629,9008
km/h: 6,9
Fahrzeit 04:53
gesamte Fahrzeit: 817:48:00
Anstieg in m pro h 132,70
Anstieg in m 648
Abfahrt in m: 502
höchster Punkt in m NN 1098
Steigung/Gefälle 3,36
1. Panne: der Reißverschluss des hinteren Innenzeltes geht nicht mehr, muss zugenäht werden.
2. Panne: Reifen vorne an Gundas Rad wieder platt, Loch nicht gefunden, bald ganz platt. Neuer Schlauch
Für alle, die je zweifeln sollten, ob es Zigar gibt: es gibt es! Für alle, die diese Strecke fahren wollen, werden irgendwann, früher oder später daran zweifeln, dass es Zigar gibt, zumal alle, die wir fragen, uns völlig verständnislos anschauen. Dabei ist Zigar unsere Hoffnung, denn ab Zigar soll es Asphalt geben.
Den Morgen verbringen wir mit Flicken und Zelt Nähen




und haben bald fünf Soldaten um uns, die kurz dahinter stationiert sind. Sie schnorren uns an für Zigaretten und Geld. Sie bleiben, bis wir abgebaut und alles gepackt haben.
Isabell und Uwe werden in einigen Wochen hier weniger Glueck haben...
Wir kämpfen uns mit Reparieren und Schieben und wieder Fahren durch den Tag,




immer wieder angehalten von Soldaten, die eher keinen freundlichen Eindruck machen.




Nach einer dramatischen Steigung müssen wir dann doch den Schlauch wechseln.





Auf der afghanischen Seite wird die Straße gebaut, in die Felsen gesprengt und es gibt Straßenkontroll-Männer, die mit der Schaufel die neue Straße abgehen.




Die Straße, in manchen Abschnitten mit dem Mofa befahrbar, was dann auch ausgiebig genutzt wird, verwandelt sich unmittelbar danach wieder in einen Eselspfad. Es sind steile An- und Abstiege, ein Balancieren über schmale Brücken, die wir von Wunderhand in den Felsen gebaut sind, darunter ein reißender Bergbach oder ein Wasserfall, immer an der Steilküste mit dem Pjandsch (auch Panj, Pandz, Pjandz oder Pandscha, Dari پنج pandsch, DMG panǧ, tadschikisch Панҷ Pandsch) viele 100m darunter. Wir bewundern die Afghanen für diese Straße und die schnelle Gangart auf diesem Weg. In vielem wirkt sie besser als unsere.




Irgendwann verwandelt sich unsere „Straße“ in einen Bach.



#
Wir schieben wieder durch nicht ohne vorher von einem Jeep, der mit Volltempo da durch rast, nass gespritzt zu werden. Apropos Jeeps: Die Jeeps sind so eine Sache, sind es Einheimische, halten sie meist und fragen, ob wir Hilfe brauchen. Von ihnen kriegen wir Wasser und Brot. Sind es Touristen, egal ob Tadjiken oder Ausländer, hupen sie nur oder halten an, und erwarten, dass wir anhalten, um ein Foto von sich mit uns zu machen. Heute hatten wir einen einheimischen Jeep. So haben wir Brot für das Frühstück.
Wir erreichen Zigar, wieder eine Kontrolle, diesmal die Militia, die eigentlich immer sehr nett ist. Es gibt Zigar. Auch hier wird uns durchgehender Asphalt bis Kaleichum versprochen. Was das anbelangt, sind wir ein wenig skeptischer geworden. Dann plötzlich: Asphalt! Wir kaufen wir ein und fahren auf dem Asphalt, was für eine Wohltat. Bald wieder Militär, auch diesmal nicht wirklich nett, eigentlich ist es immer nur der Chef, der nervt. Wir finden Wasser in einem Flussbett und einen Baum mit Rasen und genügend Abstand zum Berg und sind froh über eine extra große Portion Nudeln Wir haben den Asphalt erreicht!


Datum: 21.4.11
Tag: 264
TagesunterstützerIn: Serap und Osman Erenay und Osman Sary Tash
von: Dashtizhum m NN 879
nach: Zigar m NN 930
km 26,5
Gesamt km 10595,7008
km/h: 5,9
Fahrzeit 04:26
gesamte Fahrzeit: 812:55:00
Anstieg in m pro h 64,06
Anstieg in m 284
Abfahrt in m: 233
höchster Punkt in m NN 952
Steigung/Gefälle 1,95

Unser Platz ist wieder sehr schön gewesen

 
und die Sonne tut uns den Gefallen, 

 

trotz der hohen Berge uns zu wärmen. Wir packen alles und hoppeln weiter auf dem Weg auf das nächste Dorf zu.  

 

Auch dieses ist sehr gepflegt und die Häuser alle gut erhaltene Lehmbauten. Nur einer der drei Läden ist auf, aber doch geschlossen. Es stand nur schon das Außenfenster auf. Ein Herr sagt uns, dass etwas weiter eine Gaststätte und ein Laden kommen, so hoppeln wir weiter. In der Tat kommen, nach einer weiteren Flussdurchquerung, das nächste Dorf und mit ihm ein sehr netter Polizist, der uns Tee anbietet und eben jenes Gasthaus. Wir entscheiden, dass wir hier keine Uhrzeit mehr beibehalten können zum Essen, sondern essen, wenn es etwas gibt und frühstücken ein zweites Mal. Wir füllen unsere Vorräte auf und fahren an der Abzweigung weiter Richtung Chorog.  

 

Der große Fluss hat zu unserer Freude eine Brücke  

 

und es bleibt nur ein Seitenarm, der aber leicht zu durchqueren ist. Danach geht es an einem Dorf vorbei, mit den obligatorischen Kindern, die das Grünzeug verkaufen wollen.   

 

Es geht immer weiter, hoppelnd bergauf und bergab.   

 

Nach dem dritten Dorf sind wir dem Pjandsch (auch Panj, Pandz, Pjandz oder Pandscha, Dari پنج pandsch, DMG panǧ, tadschikisch Панҷ Pandsch) sehr nahe und sehen die ersten Minenschilder. 

 
Bald darauf kommen wir am Sanitätswagen der Fondation Suisse de Déminage vorbei,  
 

die etwas weiter oben am Berg arbeiten. Wir schauen ihnen eine Weil zu, voller Respekt für diese Arbeit. Sie sind geschützt angezogen wie Soldaten und arbeiten sich innerhalb von mit weißen Steinen abgesteckten Bereichen Zentimeter für Zentimeter vor. Was für eine Arbeit! Dementsprechend vorsichtig sind wir bei der Suche nach ein wenig Schatten für die Mittagspause. Immerhin schweifen unsere Blicke nach Afghanistan, offiziell Islamische Republik Afghanistan (Paschtu/Dari (Persisch): افغانستان Afghānestān), das so nah ist. Auch dort Dörfer,  

 

Herden, Hirten, Bauern, Esel und eine Straße, die nicht viel schlechter wirkt als die, auf der wir uns abmühen. 



Ein LKW ist mit einem platten Reifen gestrandet, kurz darauf ist Gundas Vorderrad platt. Wir flicken, es geht wieder aus. Wir schauen alles noch mal an. Diesmal hält es. Zwischenzeitlich fährt der LKW an uns vorbei. Wir treffen ihn wieder an der ersten Wasserstelle. Dort füllen wir Wasser auf und machen am Bagger, der nicht mehr wirklich Bagger ist, eine weitere Pause.  

 

Nun wissen wir also, warum die Straße so aussieht, von Straßenbau kann hier keine Rede sein.
Wir kämpfen uns den Berg hoch   

 

, nicht viel langsamer als die LKWs.
Wir suchen einen Platz für die Nacht, der nicht von Steinschlag und nicht von Minen gefährdet ist und finden einen Kiesplatz nicht unweit einer Halle mit Scheinwerfer, wie wir später erst sehen. Gunda holt noch Wasser an der zweiten Wasserstelle und so haben wir genug Wasser, um uns zu waschen. Welch ein Luxus!

Bisher unveröffenlichte Notizen:

Auf dem Weg nach Osten lassen die Autos sofort nach, dafür rege Straßenbautätigkeit von Chinesen. Es entstehen Tunnel und es gibt Brücken. Flüsse alle hier leer oder mit ganz wenig Wasser, der Stausee ist auch deutlich wenig gefüllt. Wir hätten erwartet, dass die Gernzregion in einem ähnlichen Zustand ist wie viele andere Grenzregionen, in denen wir waren und die in der Nähe von Kriegsgebieten sind. Aber es ist ganz anders: die Dörfer sind bewohnt und die Häuser in einem guten Zustand. Es gibt in jedem Dorf ein Projekt von verschiedenen Hilfswerken, in der REgel dreht es sich dabei um Wasser, Bewässerung oder auch Trinkwasser. Aber auch Schulen werden mit Strom ausgestattet oder Gesundheitszentren gebaut.Manches können wir nicht lesen. Aber die Dörfer sind fast alle wirklich schön, gepflegt und von allen Generationen bewohnt und haben erreichbare Schulen, wenn auch nicht alle Kinder eingeschult sind. 

Datum: 20.4.11
Tag: 263
TagesunterstützerIn: Ludwig Bröhl
von: Shuroabad m NN 1764
nach: Dashtizhum m NN 879
km 39
Gesamt km 10569,2008
km/h: 8,5
Fahrzeit 04:33
gesamte Fahrzeit: 808:29:00
Anstieg in m pro h 78,90
Anstieg in m 359
Abfahrt in m: 1244
höchster Punkt in m NN 1936
Steigung/Gefälle 4,11
Pannen: Drei Platte an Wolfgangs Hinterrad, dann Schlauch gewechselt
Unser Platz ist super. Wir müssen zwar am Morgen als Voraussetzung für den Kaffee erst den Kocher reinigen, aber dann gibt es Kaffee und wieder eine Runde Brot. Anschließend geht es die letzten 200 Höhenmeter bis zum Pass hinauf, vorbei an einer riesigen Herde Kühe.


Ein Schild begrüßt uns im Bezirk Schuroabd

und kurz vorher verlässt uns der Asphalt komplett. Auch vorher machte er sich deutlich vom Acker, blieb nur noch für sporade Flecken erkennbar.. Dann ist die Straße weggebrochen und an ihrer Stelle ist nun ein riesen Canyon,

es geht drum herum. Das Militär will die Pässe sehen, die Militia nicht und dann sind wir im Dorf und können dort Wasser einkaufen. Die Militia erzählt uns, dass alles geteert ist bis Kaleichum und in der Tat, die ersten Meter sind Asphalt. Dann verlässt uns der Asphalt wieder und selbst bei einer sehr weiten Interpretation von Asphalt ist er nur selten

und eigentlich kaum vorhanden. Wir hoppeln über Schlaglöcher, Steine, Sand und Lehm

den Berg hinab, durch eine beeindruckende Schlucht

, immer neben einem Gebirgsbach, der Wasser trägt.

Nach drei Platten, einem gewechselten Schlauch entscheiden wir, dass wir beim Bergabfahren mehr Pausen machen müssen, weil die Felgen einfach zu heiß werden. So kommen wir langsam aber stetig dem Pjandsch (auch Panj, Pandz, Pjandz oder Pandscha, Dari پنج pandsch, DMG panǧ, tadschikisch Панҷ Pandsch) näher.
Link

Wir haben ihn uns größer vorgestellt und sind erst unsicher, ob er es denn wohl ist.


Auf der anderen Seite ist Afghanistan, offiziell Islamische Republik Afghanistan (Paschtu/Dari (Persisch): افغانستان Afghānestān),

auch dort viele Dörfer, so wie hier. Im ersten Dorf

finden wir einen Spätkauf mit Wasser und Wolfgang holt an der Wasserstelle des Dorfes noch Wasser: dem Bergfluss,

der im Panj mündet. Nach dem Dorf gibt es die erste Flussdurchquerung, dort sollte wohl einmal eine Brücke gebaut werden. Zunächst geht fahren,

dann schieben und dann stehen wir vor dem nicht tiefen, aber schnellem Wasser und schieben die Räder einzeln durch.


Gerade wollen wir das zweite Rad schieben als ein Wagen der GTZ vorbeikommt und fragt, ob wir es schaffen. Danach kommt noch ein Hilfswerk und fragt, ob wir Unterstützung brauchen. Das ist beruhigend.
19. April, Kulob (Tajik/Persian:Кӯлоб/کولاب, for swampy place, rushes), also Kulab or Kulyab (Russian: Куляб), bis kurz vorm Pass, 41,8km, davon in die Richtung: 22,8km, 10496 Gesamtkm
Datum: 19.4.11
Tag: 262
TagesunterstützerIn:
von: Kulyab m NN 589
nach: Shuroabad m NN 1764
km 41,8
Gesamt km 10530,2008
km/h: 7,4
Fahrzeit 05:36
gesamte Fahrzeit: 803:56:00
Anstieg in m pro h 236,61
Anstieg in m 1325
Abfahrt in m: 150
höchster Punkt in m NN 1768
Steigung/Gefälle 3,53
Panne: der Fahrradständer von Gunda Rad ist an den Schrauben rausgebrochen
Wir schaffen es mit Mühe zu duschen, bevor das Wasser wieder abgestellt wird. Nachdem wir alles aufgeladen haben fahren wir munter los

, kaufen noch Nudeln ein und wundern uns nach 1,5 Stunden,

dass wir erst 100 Höhenmeter hochgefahren sind und zudem nach Norden fahren. Wir fragen einen Herrn auf einem Rad, der uns deutlich macht, dass wir nach Kulob (Tajik/Persian:Кӯлоб/کولاب, for swampy place, rushes), also Kulab or Kulyab (Russian: Куляб) müssten und von dort ginge die Straße ab. Nun kommen wir da ja her und vor dem Basar hat man uns mit immer geradeaus in eben jene Richtung gelenkt. Es hilft nichts, auch der gute Kompass bestätigt, dass wir falsch sind. Dabei wäre das so ein schönes Tal. Also fahren wir wieder zurück und finden den richtigen Weg mit einiger Mühe. Es geht direkt bergauf und wir verlassen Kulyab wie der Rattenfänger von Hameln: wir haben ungefähr 15 Kinder, die uns recht lange folgen, auf dem Rad und zu Fuß, mit Schulsachen und ohne. Da wir eh langsam sind, stellt das keine sportliche Herausforderung dar. Am Ortsausgang verabschieden sie sich und drehen wieder um. Wir fahren und fahren und es geht bergauf und bergauf. Zum Mittagessen haben wir die romantische Vorstellung, im zu sehenden Dorf, von dem uns nur noch 150 Höhenmeter trennen, etwas zu essen. Es gibt einen kleinen Landen, dort ersteht Gunda die letzte Flasche Wasser und in Ermangelung von Brot Kekse. Sonst gibt es dort nichts. Die beiden Frauen, die den Laden schmeißen, machen unmittelbar danach Mittagspause, aber nicht ohne am nächsten Haus nach Brot zu fragen. So bekommen wir ein großes, rundes tadjikisches Brot geschenkt und können am Rande des Dorfes unter einem Baum Brot, Olivenöl und eine Dose Thunfisch zu uns nehmen. Es kommen zunächst vier Jungs auf zwei Eseln, dann zwei Jungs im Auto, dann einer mit vielen Büchern, einer einfach so, zwei weitere, die aber so cool sind, dass sie an uns vorbei gehen. Die mit den Eseln laden uns zum Essen ein, aber wir bleiben lieber unterm Baum. Nach dem Essen geht es richtig steil bergauf und es ist heiß. Bald haben wir kaum noch Wasser und als wir im Schatten halten, hält direkt eín Kleinbus mit einer lustigen Horde Männer, die fragen, ob wir ein Problem haben. Sie haben Wasser für uns und eine Tüte Brot. Wir fahren weiter und kommen zu einer Quelle. Was für eine Köstlichkeit! Wir füllen alles auf und bekommen vom nächsten Auto zwei Brote geschenkt. Nachdem wir schon ewig hochgefahren sind, entscheiden wir an der nächsten Kurve die Bäume zu nutzen und bauen das Zelt auf. Bald hält ein Auto und einer der Jungs aus dem Dorf steigt aus und schenkt uns ein Brot. Nun haben wir also ungefähr sieben Brote und werden eine Suppe machen und Brot essen. Bis auf vier kleine Jungs, die uns richtig lange nachgelaufen sind oder besser uns bedrängt haben, gebettelt haben, eine Kette verkaufen wollten und die wir dann mit ziemlichen wüsten Beschimpfungen und einer beeindruckend Einlage von Wolfgang mit seinen Tele-Stick uns vom Hals gehalten haben, so lange, bis sie von einem Mann auf einem Esel richtig zusammengestaucht wurden, war es heute ein wirklich guter Tag, was das Fahren und die Menschen anbelangt.
18. April, Kulob (Tajik/Persian:Кӯлоб/کولاب, for swampy place, rushes), also Kulab or Kulyab (Russian: Куляб),
Unser wasserloses teures Hotel hat in der Tat für ein paar Stunden Wasser am Abend und kurz am Morgen.

Für das Abschalten des Wassers werden wir um 6:30 mit wildem Klopfen geweckt. Kurz danach ist das Wasser ausgestellt. Wir hatten zum Glück noch einen Wassersack abgefüllt und können so die Wäsche auswaschen und Kaffee kochen. Wäsche waschen also diesmal in einer neuen Dimension: nicht nur per Hand (darin sind wir Profis) sondern mit einer Flasche Wasser zum Ausspülen, denn der Wassersack ist von der zweiten Einweichphase schon fast leer.
Dann gehen wir ans zweite Projekt: der neue Reißverschluss für das Zelt. Wir fragen den Hausmeister unserer Etage. Bald sind zwei Männer damit beschäftigt, mit uns über das Zelt auf Russisch zu diskutieren. Wir reden deutsch, die Verständigung hapert ein wenig und eine junge Dame, des Englischen mächtig, wird hinzugezogen. Sie übersetzt, was zur Folge hat, dass wir ein „Schiffchen“ angeboten bekommen für den Reißverschluss. Das wollen wir aber gar nicht. Kopfwiegen zur Folge. Das gibt es nur in Dushanbe! Nun gut, wir gehen mit dem Zeltsack in den Basar von gestern, diesmal sind alle Stände geöffnet und siehe da: der erste Stand hat Reißverschlüsse. Wäre ja auch seltsam wenn nicht. Im Laufe unseres Rundgangs erstehen wir vier Reißverschlüsse, Nadeln, zwei Fingerhüte und einen gelben Faden, außerdem Rosinenschnecken mit drei Rosinen pro Stück und zwei kleine Flaschen Coca Cola (die political correctness haben wir schon lange über Bord geworfen). Den halben Tag verbringen wir mit Nähen:

wir nähen zwei Reißverschlüsse an und einen zu und haben noch zwei im Sinn. Das Zelt bekommt schon mal die Zeichnung für den nächsten Schnitt und die nächsten Reißverschlüsse.
Zum Essen gehen wir wieder in den Basar, wo es auf der zweiten Ebene Kebab-Läden gibt.


Die Suche nach dem Internet gestaltet sich schwierig, schließlich finden wir es und verbringen Stunden mit einem unendlich langsamen Internet. Wir können den Blog einstellen und auch die Mails abholen. Nach zwei Stunden verweigert unser Computer die Mitarbeit und stellt auf Russisch um und zwar für immer. Jeder Versuch, ihn wieder umzuprogrammieren, scheitert. Also können wir nichts mehr schreiben, denn dafür reichen unsere russischen Kenntnisse dann doch nicht. Auf dem Weg zurück sehen wir, dass der Brunnen immer noch als Schwimmbecken genutzt wird, die eine Gruppe Jungs schwimmt und springt und macht die anderen mit großen Vergnügen nass. Der Basar schließt und wir finden ein Geschäft, um für morgen Vorräte zu kaufen. Dort gibt es Istak, unser iranisches „Bier“, das direkt nach dem iranischen Bitburger Bier rangiert! Das begeistert uns restlos und so stoßen wir auf den Iran mit Granatapfel und Pfirsich an, bevor wir uns das tadjikische Sam-Sam Bier zu Gemüte führen. Das ist so schlecht, dass Istak wirklich die bessere Wahl ist. Morgen geht es steil bergauf und dann kommt der Pjandsch (auch Panj, Pandz, Pjandz oder Pandscha, Dari پنج pandsch, DMG panǧ, tadschikisch Панҷ Pandsch) und es wird abenteuerlich mit Flussdurchquerungen und solchen Scherzen. Wir haben Eiweißpulver

dabei, wieder, so dass wir „gut“ zu unseren Muskeln sein können.
Ohne Räder können wir ganz unbehelligt durch die Straßen ziehen und essen, das ist schon angenehm. Mit den Rädern sind wir direkt Wesen von einem anderen Stern. Hier ist der Muezzin zu hören, das erste Mal in Tadjikistan. Das ist schön, wir könnten damit ja gut leben in Deutschland.