Dienstag, 29. März 2011

23.-28. März Termiz bis Dushanbe - 235, 236, 237, 238, 239, 240

28. März Sachrinav bis Duschanbe (tadschikisch/russisch Душанбе, persischدوشنبه‎, wörtlich ‚Montag‘)

Datum: 28.3.11

Tag: 240
TagesunterstützerIn: Alexandra Dauscher
von: Sachrinav m NN 846
nach: Dushanbe m NN 893
km 37,3
Gesamt km 10291,099
km/h: 12,5
Fahrzeit 02:58
gesamte Fahrzeit: 780:00:00
Anstieg in m pro h 40,11
Anstieg in m 119
Abfahrt in m: 72
höchster Punkt in m NN 893
Steigung/Gefälle 0,51

geplant: 234. Tag
Aktuell: 240. Tag

In der Tat ist die Nacht trocken und der Morgen begrüsst uns mit dichtem Nebel, aber es ist trocken. Wir schaffen es, alles trocken in die Taschen zu packen und unser Zelt einzusammeln. Wir brauchen geschlagene zwei Stunden, um aus unserer Kiesgruben-Position über den Weg an die Straßen zu kommen.



Schieben geht nicht, der Schlamm setzt sich sofort an den Rädern fest




und die drehen sich nicht mehr. Also müssen wir alle Taschen wieder abbauen und tragen, ebenso die Räder. Dann versuchen wir, den meisten Schlamm von den Reifen zu kriegen.




In diesem Zustand




stehen wir kurz danach vor einem Kiosk und kaufen Wasser. Wir haben ziemlichen Hunger, denn das Frühstück war nicht üppig. Der Restaurant-Besitzer von nebenan – auch er als Soldat in Magdeburg stationiert – lädt uns zum Tee ein und als wir über die Brotreste am Tisch herfallen, fragt er uns, ob wir etwas essen möchten. So bekommen wir eine wunderbare Suppe und noch ein Brot. Wir sind hier wieder in der persischen Kultur gelandet!




Gestärkt fahren wir weiter, bald reist der Nebel auf und wir sehen die grüne Landschaft um uns. Es ist immer noch unvorstellbar, dass es so viel grün gibt! Wir erreichen Duschanbe (tadschikisch/russisch Душанбе, persischدوشنبه‎ (wörtlich ‚Montag‘)) schnell und sind überrascht von dieser entspannten und modernen Stadt. Wir finden schnell unser Hotel und es ist ein Glückgriff: es hat Strom, ein elektrisches Heizöfchen. Internet, Frühstück, ein recht großes Zimmer, das Badezimmer ist schön und wir dürfen die Waschmaschine benutzen. Außerdem ist es zugleich ein Reiseveranstalter und kann uns bei weiteren Organisationen helfen. Am Abend gehen wir mit einem irischen Gast indisch essen und genießen das scharfe Essen.

27. März Sachrinav

Noch am Abend fängt es an zu regnen und in der Nacht zieht ein Gewitter über uns her. Wir sitzen in einem Weinberg, zum Glück auf Kies, wenngleich auch in einer Kuhle, und bis zum Morgen hat sich alles um uns herum in Schlamm verwandelt. Es gießt ohne Ende und wir beschließen, bis zum Mittag abzuwarten. Es wird nicht besser, also bleiben wir für den Tag auf unserem Feld sitzen




, mit dem Wasser und dem Essen kommen wir genau hin. Zum Glück ist es nicht so kalt. Immer wieder mal schliddern wir durch den Matsch nach draußen, der Regen kommt und geht und wir verbringen den Tag mit Spielen, Schlafen und Reden. Einmal kommt der Bauer vorbei, aber auch er ist klitschnass. Unser Kies hält den Regen gut ab, auch wenn es die blödeste Position ist, im Regenwetter in der Kuhle zu sitzen. Aber immer noch besser als der Schlamm. Zum Abend lässt der Regen nach und wir haben die Hoffnung, dass es am Morgen trocken sein wird.


26. März, Sharghun nach Sachrinav, 49,0 km, 10218 Gesamtkm

Datum: 26.3.11
Tag: 238
TagesunterstützerIn:
von: Sharghun m NN 589
nach: Sachrinav m NN 846
km 49
Gesamt km 10253,7989
km/h: 10,1
Fahrzeit 04:49
gesamte Fahrzeit: 777:02:00
Anstieg in m pro h 74,95
Anstieg in m 361
Abfahrt in m: 104
höchster Punkt in m NN 853
Steigung/Gefälle 0,95



Heute Morgen stehen kurz nach sieben Uhr schon die ersten „Adkudas“ vorm Zelt und Wolfgang kann sie erfolgreich in die Flucht schlagen, in dem er aufs Klo geht. Im Sprint sind sie wieder auf der Straße. Wir können in Ruhe abbauen und das Außenzelt ein wenig trocknen lassen, nachdem es in der Nacht einmal geregnet hat. Wir fahren gemütlich bis zur Grenze, keine 15 km weit entfernt. Wir kommen wieder an unzählingen Arbeitseinsätzen vorbei. Ganze Hochschulen graben den Garten ihrer Hochschule um




und Unmenge von Frauen sind auf den Feldern.




Vor der Grenze überqueren wir erneut einen der vielen trockenen Flüsse.



Wir wissen jetzt, dass es seit November kaum Schnee und kaum Niederschläge gab und die Flüsse deswegen trocken sind und vor allem: das Gras viel zu kurz ist und das Vieh nicht genug Futter findet.
Wir fahren auch an Wasserrädern vorbei




, die Wasser aus dem Graben mit der Hilfe von alten Flaschen




in Tränken oder Leitungen heben, das dann ins Dorf geht.
Vor der ersten Passkontrolle können wir unser Geld tauschen. Dann kommt die zweite Kontrolle, der eigentliche Grenzübertritt. Es gibt beim Zoll einen getrennten Weg für Männer und für Frauen. Die meisten sind Frauen und haben viele, viele Taschen und Tüten. Wolfgangs Grenzer ist total nett und lässt sich unser Geld zeigen. Die Frau ist deutlich strenger, wird aber von ihrem Kollegen besänftigt. Nachdem Gunda auf das Zollformular (in russisch) geschrieben hat, dass sie es verstanden hat (in Turkmenistan gab es ja eine Übersetzung) dürfen wir zur eigentlichen Kontrolle. Wir sind einigermaßen gespannt, fehlen uns doch etliche Nächte der Registrierung. Aber der Grenzer will noch nicht einmal unsere Zettel sehen, die wir mit ein paar Kopien unserer Visa und der Zettel selbst etwas aufgefüllt hatten. Wir sind so erstaunt, dass wir ihn sogar fragen. Aber er sagt nur: Good bye. Na dann. Damit können wir Usbekistan verlassen und kommen an die tadjikische Kontrolle. Dort bekommen wir einen Tee angeboten und es geht alles sehr schnell und unkompliziert. Der Zoll schaut pro Forma in zwei Taschen und dann werden wir noch registriert und können fahren.
Auf den ersten 100 m ist es ruhig und wir können einfach so fahren. Bald hält ein Auto und schenkt uns eine Flasche Wasser. Zum Mittagessen




kehren wir in einem Dorf gegenüber einer schönen Moschee ein.




Am Nebentisch sitzt die Polizei und schenkt uns eine Flasche Cola. Wir sind wieder in der persischen Kultur




– leider auch in der „persischen“ Autofahrkultur. Hier gibt es zwei Gruppen von Autos: die kleinen Autos und die großen. Die großen sind alles Mercerdes oder BMW der obersten Klasse, mit getönten Scheiben und Männern mit Sonnenbrille. Sie hupen schon hunderte m vorher und fahren in der Mitte der Straße, egal aus welcher Fahrtrichtung. Daher ist das Fahren wieder anstrengender, die Menschen bisher aber sehr freundlich. Wir halten in einem Dorf und es fegt ein regelrechter Sturm von Männern über uns her. Sie bestehen darauf, dass wir zu einem Kaffee in ihr Lokal kommen, nachdem sie uns Kuchen geschenkt haben. Der Kaffe stellt sich als gegrillte Hähnchen, Brot, Soft-Drinks, Wodka und Kuchen heraus. Bis auf den Wodka nehmen wir die anderen Sachen an und erleben ein unglaubliches Spektakel, bei dem sich alles um einen Herrn dreht. Nach diesem wilden Gelage (sie trinken zu zweit fast eine Flasche Wodka) und dem Herbei-Schreien von immer mehr Männern, fahren wir weiter. Wir kommen an mehreren Sportplätzen vorbei. Der Test! Es passiert nichts. Die ganzen Jungs kommen angerannt und begrüßen uns. Das ist alles.
An einer Tankstelle können wir Wasser aus dem Kanister auffüllen, fahren an schönen Gärten vorbei




und finden einen Schlafplatz in einem Weingarten. Der Bauer sieht uns und schaut uns schweigend zu, bevor er sich verabschiedet, nicht ohne uns zu sich nach Hause eingeladen zu haben. Bisher habe wir ziemlich Gegensätze gesehen: die weltweit drittgrößte Aluminiumfabrik





, die ein Drittel des Stromverbrauchs von Tadjikistan hat, Läden, die nur über Generatoren Strom haben. Kleine Lehmhäuser und in der Nachbarschaft regelrechte Villen. Die Wasserversorgung auch hier nur über lange Wege des Wasserschleppens. In einem Ort sogar durch einen LKW mit Wasser. Männer, die ihre eine Kuh zum Weiden führen und Männer, die Autos fahren, die ein Vermögen kosten.

hier die graphische Aufarbeitung unserer Strecke in Usbekistan!

25. März nach Sharghun, 88,7km,, 10169 Gesamtkm

Datum: 25.3.11
Tag: 237
TagesunterstützerIn:
von: Qumqorghan m NN 426
nach: Sharghun m NN 589
km 88,7
Gesamt km 10204,7989
km/h: 14
Fahrzeit 06:19
gesamte Fahrzeit: 772:13:00
Anstieg in m pro h 38,47
Anstieg in m 243
Abfahrt in m: 80
höchster Punkt in m NN 618
Steigung/Gefälle 0,36

Panne: eine Schraube löst sich aus Wolfgangs Rahmenschloss.

Nachdem gestern unser Hausherr mit den Pässen wieder da war, wurden wir mit einem Gebet und der schönsten zentralasiatischen Geste verabschiedet: dazu halten die Männer zuerst die Hände offen vor sich, um sie dann über das Gesicht zu streichen.
Wir starten und arbeiten uns durch unzählige „Adkudas“ gen Norden. Es ist bewölkt




, aber warm und der angekündigte Regen bleibt aus. Jedes Stehen-Bleiben bedeutet eine Versammlung von im Nu acht bis zwölf Männern, die einem keine Ruhe lassen. Es ist längst nicht so schlimm wie in der Türkei, es ist nicht gefährlich, aber nervig. Zwischendurch löst sich eine Schraube von Wolfgangs Rahmenschloss und das Schloss hängt in den Speichen. Wir haben zum Glück eine Schraube und sie passt. Während der ganzen Prozedur sind wir umringt von fünf Männern. Zum Mittagessen kehren wir in eine kleine Lokalität ein, wo sich direkt ein Gast mit an unseren „Tisch“ setzt und will mit uns ein Bier trinken, was wir aber nicht wollen. Als er dennoch eine Tasse einschenkt, schüttet Wolfgang diese auf den Boden. Daraufhin wird er von der Wirtin rausgeworfen (also der Gast). Wir essen und haben die Räder im Blick. Als derselbe dann anfängt, unsere Taschen zu beschreiben, rastet Wolfgang aus. Um die Räder stehen diesmal eher 20 Männer. Wir haben zum Glück unser Essen beendet und gehen unter lautem Schimpfen ohne zu zahlen. Dass man das so macht in Usbekistan, haben wir oft genug beobachtet. Wir fahren weiter und finden zwei wunderschöne Bäume, unter denen wir Rast machen. Adkudas: zehn. Wir fahren weiter, diesmal gegen den Wind auf die schneebedeckten Berge zu, die hier schon eine Höhe von über 4.000 m erreichen. Da wir erfahren, dass die Grenze so nah ist, essen wir in einem Restaurant. Dort entwickeln die Jungs des Restaurants ihre ganze Kreativität im Beschriften von Wolfgangs Fahne.




Wir fahren weiter und finden hinter einem Erdhaufen zwischen Bewässerungsgräben einen Ort für die Nacht. Morgen geht es über die Grenze!

24. März, Termiz (usbekisch Termiz, ehemalige kyrillische Schreibweise Термиз; russisch Термез/Termes, auch als Termez transkribiert) nach Qumqorghan 82,39km, 10080 Gesamtkm

Datum: 24.3.11

Tag: 236
TagesunterstützerIn:
von: Termiz m NN 382
nach: Qumqorghan m NN 426
km 82,39
Gesamt km 10116,0989
km/h: 14,4
Fahrzeit 05:43
gesamte Fahrzeit: 765:54:00
Anstieg in m pro h 23,09
Anstieg in m 132
Abfahrt in m: 88
höchster Punkt in m NN 432
Steigung/Gefälle 0,27

Nach einem reichhaltigen Frühstück müssen wir zunächst unsere Räder wieder fit bekommen, da das Hinterrad von Gunda eine Acht hat. Nach einigen Mühen läuft das Rad wieder ganz gut.
Wir verlassen Termiz bei Sonnenschein und 30 Grad im Schatten. Die Straße ist in einem relativ guten Zustand, aber die Menschen um uns, vor allem die Männer, sind in einem Maße aufdringlich, dass wir Mühe haben, höflich zu bleiben. Zum Mittagessen kehren wir in einer richtigen Raststätte ein und bekommen gutes Essen für einen fairen Preis. Am meisten sind wir jedoch über die Toiletten erstaunt: es sind Toiletten im iranischen Niveau: gefließt, sauber, mit Wasser und einem Wasserhahn mit Seife. Wir bleiben dort über die Mittagshitze und hoppeln dann weiter nach Norden. Die Männer werden immer aufdringlicher. Als wir eine Pinkelpause am Straßenrand machen, hat Wolfgang auf Anhieb an die acht Männer um sich, die interessiert zuschauen und Fotos machen. Es ist schwül und wir haben schlecht geschlafen und uns platzt der Kragen und wir werden laut in unseren Beschimpfungen. Es bleibt noch eine Weile nervig und dann hört das auch wieder auf. Jetzt sind immer noch innerhalb weniger Minuten bis zu 20 Männer um uns, aber sie sind freundlich und respektvoll. In einem Kiosk wird uns sogar unser Wasser geschenkt. Als wir bis zum Abend keinen freien Platz irgendwo gefunden haben und sehr nah an der Stadt sind, entscheiden wir, bei Bauern zu fragen. Dort werden wir auch selbstverständlich aufgenommen




, bekommen ein wunderbares Essen und der Hausherr telefoniert jemanden herbei, der Englisch spricht.



Dann kommt der Polizist und es geht eine stundenlange Telefoniererei los, weil wir ja nun nicht registriert sind für die Nacht und das bei Privatpersonen eher schwierig ist. Es sind aber auch die anderen drei Männer auf unserer Seite, der Polizist auch, und es ist zu spüren, dass die Anwesenden es irgendwie auch seltsam finden. Sie protestieren, als es darum geht, dass wir in ein Hotel fahren sollen. Nach langem Hin und Her wird unser Pass kopiert und wir können bleiben.

23. März, Termiz (usbekisch Termiz, ehemalige kyrillische Schreibweise Термиз; russisch Термез/Termes, auch als Termez transkribiert)

Die Möglichkeit des Ausschlafens endet um 7:30, wir sind beide wach. Es ist warm, auch das ein ungewohntes Gefühl. So suchen wir Bilder für den Blog, arbeiten am Computer (Wolfgang), waschen Wäsche (Gunda), bis es Zeit fürs Frühstück ist (was wir für alle Fälle auf 10:00 gelegt hatten). Heute ist ein „Heimattag“. Zunächst treffen wir beim Frühstück einen Deutschen, der hier als Berater arbeitet. Dann kommt die deutsche Familie, mit der er verabredet ist. Anschließend suchen wir ein Internetcafé, das zwar ein super schnelles Internet hat, aber sich weigert, dass wir mit unseren Sticks arbeiten können. Also gehen wir wieder und entscheiden, ins teure Hotel zu gehen. Auf dem Weg dahin kommen wir an einem deutschen Soldaten vorbei, der mit einem Dolmetscher unterwegs ist. Wir kommen ins Gespräch. Von ihnen erfahren wir, dass die Spedition „Willi Betz“ auch den Essensnachschub für die Bundeswehr liefert. Wir fragen scherzhaft, ob es denn dann auch Weißbier gibt. In der Tat, es gibt Weißbier und der Dolmetscher meint, er kann das organisieren. Wir wandern weiter zum Hotel, wo es in der Tat Internet gibt und wir auch ein Lan-Kabel bekommen. Nachdem wir fertig sind, laufen wir zurück. Der Hotel-Rezeptionist kommt hinter uns hergelaufen und fragt, ob wir die Deutschen seien, da gäbe es einen Anruf von der Luftwaffenbasis. Wir sagen mal ja und in der Tat, es ist die Bundeswehr, die das Weißbier an unserem Hotel abgeben wollte, wo wir aber noch nicht waren. So kommen sie zum anderen Hotel und bringen uns noch ins Hotel. Wir kommen ins Gespräch




und erfahren ein wenig mehr vom Einsatz hier und den Rotationsprinzipien. Wir erfahren nun auch, dass es bald eine Sportolympiade gibt und deswegen die Familien alle die Beete und Straßen reinigen. So kommen wir zu einem Paulaner-Weißbier!




Nun werden wir noch versuchen, die Wäsche trocken zu bekommen und am Abend irgendwo etwas essen zu gehen.

Übrigens: Vor 100 Tagen waren wir in Malaya.