Mittwoch, 9. Mai 2012

Heute vor einem Jahr




Heute vor einem Jahr fahren wir über den Kotali-Jaman-Tal (Paß - 3.716 m NN) in das Tal des Murgab (im Oberlauf Aksu bzw. Oksu genannt) nach  Murgab (tadschikisch: Мурғоб; russisch: Мургаб, in arabischer Schrift: ‏مرغاب‎).

Links talwärts ist der Saressee (tadschikisch кӯли Сарез Köli Sarez), der ganze Landstriche bedroht (Wikipedia):


Geologen befürchten, dass der möglicherweise instabile Usoi-Damm während eines weiteren starken Erdbebens brechen könnte, was zu einer verheerenden Katastrophe führen würde:
Wenn der Damm tatsächlich bräche, würden sich die Wassermassen des Saressees über den Murgab, Bartang, den Pjandsch und den Amudarja in Richtung des Aralsees ergießen und nicht nur die Uferregionen dieses Flusslaufs in Tadschikistan, Afghanistan, Usbekistan und Turkmenistan überfluten. Davon wären etwa 5 Millionen Menschen sowie auch die Flora und Fauna in der gesamten Region betroffen. Dabei würde sich Forschungen zufolge eine anfangs 150 bis 170 m hohe Flutwelle in das Tal ergießen, die noch am Amudarja die Höhe eines zweistöckigen Hauses aufweisen könnte.
Neben einem Erdbeben stellt das aus dem See abfließende Wasser an sich eine potentielle Gefahrenquelle dar. Das Seewasser läuft nicht über dessen Krone, sondern versickert in der seeseitigen Böschung. Es wird befürchtet, dass das Filtrationswasser dabei immer größere Hohlräume ausspült, wodurch der Usoi-Damm allmählich an Stabilität verlieren würde. Auf der tal- bzw. luftseitigen Böschung tritt das Wasser weit unterhalb der Dammkrone wieder als Gebirgsfluss aus; unterhalb dieser "Quelle" bildet der Murgab im Bereich des Damms eine stets größer werdende Schlucht aus, so dass der Damm allmählich abgetragen wird. Weil des Weiteren aufgrund der Globalen Erwärmung die Gletscher des Pamir im zunehmenden Maß abschmelzen, stieg der Wasserspiegel in den letzten Jahren von 3.239 m auf 3.263 m Seehöhe an, ein Zuwachs von fast 25 m, der den Wasserdruck auf den Damm steigert und die Seefläche auf knapp über 80 km² anwachsen ließ. In den Winterhalbjahren, wenn die Gletscher wieder gefrieren, sackt der Wasserspiegel um bis zu 12 m ab, um danach wieder anzusteigen.
Viel größer als die Gefahr eines Dammbruchs ist ein absehbarer Einsturz bzw. ein Abrutschen einer dem Staudamm in rund 4 km Entfernung gegenüberliegenden Felswand, an der sich eine 1,5 km lange Felsspalte gebildet hat. Bereits bei einem leichten Erdbeben könnte diese Wand in den See stürzen, wobei etwa 0,5 bis 1 km³ Gestein in den Saressee rutschen würde. Die durch die Wasserverdrängung entstehende Flutwelle würde die Wassermassen gegen die Ufer und möglicherweise über den Damm treiben. Im ungünstigsten Fall würde dies zum teilweisen oder gänzlichen Zusammenbruch des Damms führen, was in den Tälern unterhalb des Damms zu einer Katastrophe führen würde.
Aufgrund all dieser Gefahrenquellen wurde im Jahr 2004 am Usoi-Damm eine Erdbeben-Überwachungsanlage installiert. Parallel dazu wurden in den flussabwärts im Murgab- bzw. Bartang-Tal liegenden Dörfern Sirenen errichtet, die über Solar- und Akkustrom versorgt werden, so dass sie im Idealfall rund um die Uhr einsatzbereit sind.