Samstag, 29. Januar 2011

28. Januar, 181

8 Bahman 1389 
 
Noch am Morgen lachen wir über unseren Abend im Armenian Club. Wir sind gestern wacker wieder ca 45 Minuten hingelaufen, wurden von demselben Herrn vor der Türe freudig begrüßt und sind mit vielen anderen dann in das Restaurant gegangen. Über den Verbleib all der anderen, die mit großen Schachteln voll mit Süßigkeiten mit uns die Treppen hochgegangen sind, können wir leider nichts sagen. Das Restaurant selbst ist wie ein Caféhaus in Wien, etwas schnulzige Live-Musik, die Herren im Schlips, die Damen elegant und ohne Kopftuch, das Durchschnittsalter zwischen 70-90. Wir bekommen das Menu und hatten uns ja sehr auf ein echtes Bier gefreut, nachdem alle Internetressourcen, die wir vorher konsultiert hatten, bestätigt haben: ja, da gibt es Alkohol. Den gibt es zweifelslos, eben nur nicht von der Karte. Nun sitzen wir also da mit unserem 0,0% Bavaria Bier und bleiben dann doch da, obwohl das Essen deutlich über unserem Budget ist. Dafür ist es gut. Es sind nur wenige Tische besetzt. Der Tisch in unserer Nähe, eine Familie mit einer Tochter, fällt uns ins Auge. Auch wir haben Whiskygläser auf dem Tisch, in die wir unser „Bier“ schütten. Alle anderen Tische haben schon Cola-Flaschen. Und Eiskübel. Nun packt der Herr einen kleinen Tetrapack aus und schüttet seinen Inhalt ins Glas, darauf kommt Cola. Wir sind amüsiert. Es kommt eine große Gesellschaft an den Tisch neben uns, aus den Tüten werden eine Flasche Wodka und eine Flasche Whisky geholt und ähnliches wiederholt sich an den sich füllenden Tischen. An einem Tisch mixt ein Herr um 70 genüsslich für sich und seine Frau Cocktails, andere haben ihren Alkohol in Wasserflaschen dabei. Er muss anscheinend irgendwie unkenntlich sein, also werden Servietten drüber gelegt oder er wird in Wasserkaraffen umgeschüttet. Wir befinden uns in einem der zweifelsohne besten Restaurants Teherans und die älteren Herrschaften haben ein Trinkverhalten wie wir es sonst von Jugendlichen kennen! Da geht es nicht um Genuss! Noch hoffen wir eine ganz Weile, dass sich jemand unser und unseres 0,0% Bieres erbarmt aber mit den inzwischen zwei Kindern sind wir wohl die einzigen, die ebenso nüchtern wieder gehen wie sie gekommen sind. Immerhin ist essen ohne Kopftuch und Mantel auch mal wieder schön und wirkt so normal. Draußen auf der Straße begrüßt uns derselbe Herr wieder freudig und fragt, ob es denn gut war. Wir bejahen und laufen wieder zurück.
Heute sind wir bei unserer Radfahrfamilie eingeladen 


und werden um 12.00 Uhr abgeholt Shanaz hat den ganzen Morgen gekocht 


und wir werden mit Köstlichkeiten verwöhnt. Besonders dass es „Fesenjun“ 


gibt, ehrt uns sehr. Ein Teil der Familie ist da und wir schlemmen und quatschen. 


Ein wenig haben wir uns in Farsi hineingehört und viele können Englisch oder eine Cousine Deutsch. Nach dem Essen wird gespielt


es gibt Tee und Süßigkeiten 

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Wir werden hier so verwöhnt, dass nicht nur unsere Räder rollen werden, wir werden das auch tun! 




Nach einem großen Obstteller verabschieden wir uns schweren Herzens von der Familie 


haben tatsächlich in der Wäsche zwei Socken vergessen, die uns dann nachgebracht werden. Ein Teil von uns möchte wohl da bleiben!
Wir kommen im Hotel an und dort wartet eine Überraschung auf uns: Reza ist da mit einem Karton voller Köstlichkeiten. Wir trinken Tee und Kaffee (um den wir von einer Gruppe norwegischer junger Frauen sehr beneidet werden) und reden. Mit Reza Zeit zu verbringen ist jedesmal inspirierend und schön und wir freuen uns sehr, dass er spontan vorbei gekommen ist. Am Abend fallen wir müde und glücklich in unser verkabeltes Bett – überall hängt Wäsche!

Übrigens: Vor 100 Tagen waren wir in Sincan.