Dienstag, 8. März 2011

7. und 8. März, Buchara, 219, 220

8. März
 
Heut ist der Weltfrauentag.


Dementsprechend sind auch die Damen des Hauses schick gekleidet und zum Mittag verschwindet die ganze Familie. Wir machen dessen ungeachtet weiterhin unsere Ausrüstung für den Aufbruch fit.


Auch der andere Reißverschluss am Zelt ist sehr mitgenommen. Leider sponsert Robens uns kein Zelt, selbst auf unsere Notfallanfrage letzte Woche. Nun haben wir einen Plan B: sollte auch der Reißverschluss kaputt gehen, können wir auf einer Seite das Mückennetz zerschneiden und so einen neuen Eingang mit dem Reißverschluss des Mückennetzes haben. Das Netz müssten wir dann anders gestalten. Aber dazu haben wir auch schon Ideen. So ein Zelt ist eben doch nicht für so lange Zeit und solche Temperaturen plus Wüstensand geschaffen. Den Rädern und dem Wagen fehlt aber soweit nichts und auch sonst ist die Ausrüstung in Ordnung. Da es richtig warm geworden ist, können wir die warmen Sachen wieder einpacken und hoffen, dass das lange so bleiben wird.
Zum frühen Nachmittag machen wir uns auf den Weg und suchen die Straße, die wir morgen nehmen wollen. Es gibt keine Schilder, aber wir haben nach einem längeren Marsch eine Ahnung, wo es hingeht. Es ist richtig warm, selbst im Schatten. Wir haben noch eine Besichtigung vor, es ist ein Kloster am Rande der Stadt. Die Anlage ist sehr schön, mit einem großen Garten drum herum. Als wir auf das Kloster zugehen sehen wir, dass die Bäume Knospen kriegen.


Es wird tatsächlich Frühling! Vor der Moschee ist es nicht so ganz klar, ob wir reindürfen. Ein älterer Herr ist sich dessen nicht so sicher, schließlich dürfen wir doch. Vorher haben wir noch die Jacken getauscht, so dass Gunda Wolfgangs Regenjacke trägt mit der Kapuze überm Kopf, ein Kopftuch hat sie ja nicht mehr dabei. Die Moschee ist von innen von der Kuppel her sehr schön, sonst ist sie eher schlicht. Danach wandern wir zurück und kaufen für die nächsten Tage ein. Dabei kommen wir an der Schule vorbei, die Partnerschule einer Schule in Bonn ist. Leider ist der Kontakt über die Bonner Schule nicht zustande gekommen, wir freuen uns dennoch, die Schule per Zufall gefunden zu haben.


Für den Abend haben wir uns vorgenommen, zur großen Moschee zu gehen


und das Farbenspiel des Sonnenuntergangs in den Ziegeln zu betrachten.


Auch wenn der Himmel recht bedeckt ist


, ist es doch wunderschön die Veränderung der Farben zu sehen.


Der Platz ist bis auf einige Touristen, spielende Kinder und in der Ecke Fußballspielden Seminaristen leer.


Das ist wohl einer der großen Unterschiede zu ähnlichen Plätzen in Europa: hier gibt es keine Cafés oder ähnliches und die Plätze sind nach Sonnenuntergang leer. Die ersten Fledermäuse kommen und wir wandern zurück, ein letztes Mal durch diese schöne Stadt.


Am Abend sind wir zum Abendessen in unserer Unterkunft angemeldet, diesmal ist es eine ziemliche Herausforderung in der eher ungewürzten Kochart. Morgen geht es weiter, Buchara ist eine so erholsame Stadt und ein so guter Aufenthalt gewesen nach den so vielfältigen, aber eben immer herausfordernden Monaten. 

Uebrigens: Vor 200 Tagen waren wir in St. Stefan!


Heute erleben wir die Verwandlung der Stadt in eine Touristenstadt. Mit einem Schlag sind Busse mit Touristen da und die Straßenhändler haben fast jedes freie Ecke mit Waren ausgelegt. Die Plätze sind deutlich voller und die Straße zum Ark ist mit Waren und Autos voll. Wir können uns gut vorstellen, wie es in der Hochsaison sein wird. Vor allem aber sind wir froh, dass wir Buchara noch im Winterschlaf gesehen haben, leer und ohne dauernd angesprochen zu werden. Die Preise sind natürlich mit einem Schlag andere, ebenso ist der Wechselkurs im ersten Versuch deutlich schlechter. Im zweiten dann der alte.
Heute haben wir zwei Medresen


und eine Moschee auf dem Programm, beides etwas außerhalb des üblichen Rings von Sehenswürdigkeiten. So sind wir dort noch alleine. Die eine Medrese ist bewohnt,


die Läden sind allesamt noch geschlossen. Besonders angetan hat es uns die Stadtviertelmoschee „Baland“, eine der so genannten Wintermoscheen.


Nachdem das Mittagsgebet (acht Männer), zu dem ein jüngerer Mann mit leiser Stimme außerhalb der Moschee gerufen hatte (in Usbekistan ist es den Muezzin verboten, vom Minarett zum Gebet zu rufen), können wir uns den Innenraum anschauen. Er ist schlicht und doch aufwendig und wirklich schön.


Wir bleiben eine Weile und schauen uns die vielfältigen Mosaike und Schnitzereien an, bevor wir wieder gehen.


Auf dem Weg zurück werden wir von einem Mann in einen Raum eingeladen, in den schon viele, viele Männer in schicker Kleidung (Wir nennen es den „Ausgeh-Schick-Bademantel, also den langen gesteppten Mantel und eine besondere, viereckige Kopfbekleidung, die jüngeren einfach in Hose, Hemd und Jackett), strömen. Wolfgang möchte aber keine Männer-Runde und so gehen wir weiter. Wir könnten uns vorstellen, dass das der Männer-Vorabend zum Weltfrauentag morgen ist. Wir kaufen noch ein wenig ein und gehen dann zurück. Wolfgang repariert ein zweites Rad und Gunda macht eine zweite Packrunde. Zum Abend gibt es Nudeln mit Knoblauch und Chili, endlich mal wieder und es schmeckt immer wieder geht. Es ist zunehmender Mond und der Mond liegt hier wirklich auf dem Rücken! Heute Abend hat er eine beinahe orange Farbe, der Himmel ist noch ein wenig rosa gefärbt, so dass die blaue Kuppel in unserer Straße schwach leuchtet. Viele Männer und Frauen sind auf den Straßen, die ersten Fledermäuse fliegen. Was für eine verzauberte Welt.

Uebrigens: Vor 100 Tagen waren wir in Kaolog!