fuer Sigung-Sifu Meister Birol Oezden
Montag, 28. Februar 2011
21. -28. Februar 205. - 212. Tag
28. Februar Buxoro (Aussprache: [ˌbuxɒˈrɒ]), im deutschen Sprachraum meist als Buchara bezeichnet, (usbekisch-kyrillisch und tadschikisch Бухоро; russisch Бухара; persisch بُخارا, DMG Buḫārā)
Urspruenglich geplant: 208. Tag - aktuell 212. Tag
Was für eine warme Nacht! 21 Grad! Wir wachen aufgewärmt auf und bekommen von Abdul ein wunderbares Frühstück zubereitet. Anschließend machen wir einen ersten Spaziergang durch die Stadt nachdem wir vorher unser Zelt auseinandergenommen haben, damit es trocknet. Das Oberzelt war immer noch gefroren. Die Isomatte ist aufgepustet und sie verliert in der Tat so viel Luft, dass wir damit keine 200 Tage mehr kommen.
Was für eine Stadt! Wir wandern durch den Sonnenschein und bewundern diese Stadt, die in ihrer Schönheit so „normal“ in der Wüste steht. Wir sehen hier die Vorlagen für die islamischen Prachtbauten, die wir im Iran gesehen haben. Für heute reicht ein Spaziergang und ab morgen gibt es eine Sehenswürdigkeit pro Tag.
Unserer Isomatte ist nun wirklich die Luft ausgegangen und wir schreiben eine SOS-SMS an Sigrid. Die Gute hat sie sofort bestellt und versucht sie noch unterzubringen. Was würden wir nur machen ohne Freundinnen, die uns irgendwo in der Welt besuchen!
27. Februar, Alat nach Buxoro (Aussprache: [ˌbuxɒˈrɒ]), im deutschen Sprachraum meist als Buchara bezeichnet, (usbekisch-kyrillisch und tadschikisch Бухоро; russisch Бухара; persisch بُخارا, DMG Buḫārā), 81,18km, 9457,0 Gesamtkm
Datum: 27.2.11
Tag: 211
TagesunterstützerIn:
von: Alat m NN 172
nach: Bukhara m NN 225
km 81,18
Gesamt km 9354,1174
km/h: 10,8
Fahrzeit 07:27
gesamte Fahrzeit: 706:55:00
Anstieg in m pro h 0,00
Anstieg in m 0
Abfahrt in m: -53
höchster Punkt in m NN 186
Steigung/Gefälle -0,07
Der Abend geht noch als Pannen-Abend weiter: Erst sind die „Zelt-Handschuhe“ – also die dünnen Fleece-Handschuhe – von Wolfgang verschwunden. Wir finden sie wieder. Dann fehlt am Kocher der Gaszerstäuber. Den finden wir nicht und bauen einen aus Metalldrähten. Das geht so gerade. Dann gibt der Reissverschluss des Innenzeltes auf der einen Seite definitiv seinen Geist auf. Das Zelt müssen wir jetzt drehen und hoffen, dass die andere Seite noch 200 Tage hält. Dann geht der Reissverschluss des Außenzeltes auch nicht mehr, mit Mühe kann er überredet werden. Im Grunde bräuchten wir ein neues Zelt oder schlagartig Sommer ohne Regen….
In der Nacht verliert dann die Iso-Matte von Wolfgang Luft und nach jedem Aufpusten sehr schnell. Also bräuchten wir auch eine neue Isomatte. Da Sigrid aber bereits im Grunde keine Klamotten mehr für sich einpacken kann, wäre eine Isomatte einfach zu viel.
Am Morgen kochen wir wieder provisorisch Wasser. Es ist sehr kalt, aber doch nur minus 3 Grad im Zelt. Beim Aufräumen finden wir den Kocheraufsatz in der Faltschüssel, festgefroren im Kaffeesatz. Dieses Problem ist schon einmal gelöst. Das Zelt gedreht. Bleibt die Iso-Matte. Wir hoffen Buchara heute Abend zu erreichen.
Mit viel Mühe bauen wir das gefrorene Zelt ab, kriegen mit Mühe die gefrorenen Schlösser auf und finden das Wort „gefroren“ nicht mehr sonderlich attraktiv. Väterchen Frost hat uns fest im Griff. Wir fahren los, es sind immerhin kaum noch unter 0 und genießen die letzten Kilometer auf der guten Straße. In einem Laden kaufen wir etwas Trinkbares (unseres ist alles gefroren) und fahren weiter. Wir haben starken Gegenwind und nach 1,5 Stunden sind wir gerade mal 15 km weit. An einem Kreisel finden wir ein Café und setzen uns dort hinein um warm zu werden. Es gibt Tee und Brot und Gurken. Dann gibt es frisch aus dem Ofen gefüllte Teigtaschen für jeden Tisch.
Das Lokal ist voll und wir sind die einzigen (mit zwei jungen Frauen) die keinen Wodka in den Tee tun.
Hier gibt es keinen Zucker mehr, dafür Wodka.
Das Essen ist sehr gut und tut gut und wir beschließen, dass das unser Mittagessen ist. Den Nachmittag fahren wir auf schlechterer Straße gegen den Wind, besser wir schleichen gegen den Wind und bewundern die Dörfer und Häuser am Straßenrand.
Ein Dorf folgt dem nächsten, die Stämme der Bäume sind weiß gekalkt, die Häuser traditionell gebaut, manche geweißelt, mache nicht. Es sind viele Menschen unterwegs, zu Fuß und auf Fahrrädern, wobei die Frauen unterschiedlichste Kleidung und Kopfbekleidung tragen, bei der der Maßstab die schrillen Farben zu sein scheinen. Die Männer laufen alle in dicken Mänteln herum, die aussehen wie Bademäntel. Abgesehen von der allgemeinen Wodka-Stimmung ist es ein sehr angenehmes Fahren. Als wir Wasser kaufen (unser gefrorenes ist aufgetaut und getrunken) bekommen wir von einer Familie, die mit ihrem Auto hält, ein Brot geschenkt. Es wird uns mit zwei Händen überreicht, eine ganz feierliche Geste. Wir sind froh, denn essensmäßig sind wir völlig abgebrannt.
Wir kämpfen uns weiter durch den Wind und wissen dank eines Schildes, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Felder sind größtenteils geflutet und das Wasser bewegt sich im Wind. Gegen Abend kommen uns viele Esels-Karren mit Brennholz entgegen, wie gestern auch schon.
Manche haben noch eine Kuh hinten an den Wagen gebunden oder ein Schaf zwischen sich auf dem Wagen. Wir staunen immer wieder, was so ein ja doch eher kleines Tier wie der Esel alles ziehen kann. Es wird dunkel, als wir die Stadtgrenze erreichen. Die Kälte, die Vision einer warmen Dusche und die Müdigkeit treiben uns gegen den Sturm an und wir sind froh, dass wir es geschafft haben. Wir fragen uns durch und sind sehr schnell in der Innenstadt, die fast nicht beleuchtet ist. Die Chance, in der Dunkelheit eines der ausgesuchten Bed and Breakfast zu finden, ist gleich null. Als wir einen Polizisten fragen, kommt ein englisch sprechender Mann dazu und fährt mit seinem Auto einen Teil des Weges vor uns her. Bis zu einem Hotel, von wo ein Junge mit dem Rad uns weiterleitet. Wir stehen dann vor einem weiteren Hotel und wären da fast schon reingegangen. Es ist wieder unendlich kalt. Als klar wird, dass das Hotel mitten in unserem Aufenthalt ausgebucht ist und wir wechseln müssten, raffen wir uns auf und fragen nach dem vorher im lonely planet ausgesuchten Bed and Breakfast. Es ist ganz nah und als wir vor der Türe stehen, sind wir froh um die Entscheidung. Es kostet die Hälfte, ist sehr schön in einem alten Haus und hat Platz für die Räder und für uns. Wir bekommen einen Tee und können die amtliche Registrierung dort machen. Um die Ecke ist ein Laden, wo wir einen hervorragenden Räucherfisch, Wurst und Bier erstehen und so das Brot genießen können nach einer heißen Dusche. Wir sind beide noch so durchgefroren, dass die Fingerkuppen und Zehenspitzen taub sind und das Frösteln bleibt. Im Gästebuch lesen wir, was wir schon in vielen Blogs gelesen haben: die meisten Radfahrenden kommen so gerade durch Turkmenistan und sind dann krank oder werden dort krank. Es ist schade, denn gerade die Wüste ist wunderschön, mehr Zeit würde sich wirklich lohnen.
Was wir bisher von Buchara am Serafschan gesehen haben, sieht toll aus und wir sind gespannt auf die Stadt. Im Bed&Breakfast treffen wir die Japanerin, die wir schon an der turkmenisch-usbekischen Grenze getroffen haben und sie freut sich sichtlich über unsere Japan-Flagge!
Bisher unveröffentlichte Notizen:
Was für eine Stadt!
26. Februar, Repetek Biosphere State Reserve, often referred to as Repetek Nature or Desert Reserve, (Turkmen: Repetek goraghanasy) nach Alat, 67.61km, 9375,8 Gesamt Km
Datum: 26.2.11
Tag: 210
TagesunterstützerIn: Marita Uhling
von: Repetek m NN 174
nach: Alat m NN 172
km 67,61
Gesamt km 9272,9374
km/h: 13
Fahrzeit 05:11
gesamte Fahrzeit: 699:28:00
Anstieg in m pro h 0,00
Anstieg in m
Abfahrt in m: 2
höchster Punkt in m NN 175
Steigung/Gefälle 0,00
Die Wodka-Fete geht noch die halbe Nacht weiter, bis die Wirtin die LKW-Fahrer gegen zwei Uhr rausschmeisst. Es sind die Kieslasterfahrer, die wir schon den ganzen Tag um die Ohren hatten. Dennoch sind wir froh, dass wir nicht draußen sind. Es hat sich gestern Nacht noch herausgestellt, dass die „maschina“, die heute um Acht nach Turkmenabat fahren soll, der Wirt ist, der mit uns 200m zum Museum fahren will. Das können wir nun wirklich nicht machen und überlegen für einen Moment, was wir nun machen. Die gesamte Strecke fahren würde nicht klappen, also lassen wir den Morgen kommen.
Nachdem gegen 6.30 Uhr langsam Leben in die Büde kommt, kochen wir Kaffee und genießen das herrliche Brot vom Abend.
Die Kieslaster brechen langsam wieder auf und der Wirt schläft noch. Die Wirtin fragt uns, ob wir einen Tee möchten, aber da wir kein Geld mehr haben, gibt es keinen. Andere Länder sind eben doch andere Kulturen. Die Türe öffnet sich und vier Herren im Anzug kommen herein. Wolfgang kommt mit ihnen ins Gespräch. Sie verstehen, dass wir einen LKW brauchen und finden aber trotzdem, dass wir doch erstmal einen Wodka mit ihnen trinken könnten. Wir finden das gar nicht, was zögerlich akzeptiert wird. Draußen ist ein weiterer eiskalter Morgen angebrochen und auch mit der Sonne ist es einfach nur kalt. Aber unsere Anzug-Männer sehen einen Laster und halten ihn durch Winken und Pfeifen an und bewegen ihn, auf den Hof zu fahren. Es stellt sich heraus, dass er zur Grenze fährt und uns für 10 Dollar mitnimmt. Also schleppen wir im Galopp alle Taschen und die Räder raus und trauen unseren Augen nicht, als die Türe geöffnet wird: der Laster ist bis oben voll mit Wodka-Flaschen! Oben drauf kommt das Gepäck und die Räder und wir zu viert ins Führerhäuschen. Es ist ein russischer Zil-Laster, der auch unter der Kälte leidet.
Zwischendurch müssen die Brems-Leitungen durch Feuer wieder aufgetaut werden.
Aber die Maschine fährt, und wir haben Spaß mit den beiden Männern und unterhalten uns auf russisch, deutsch und englisch.
An uns zieht die Wüste vorbei, und wieder sehen wir Kamele. Irgendwann wird klar, dass sie zu einem anderen Grenzübergang im Süden fahren. Zunächst ist leichte Ratlosigkeit, dann wird klar, dass wir ja Räder haben. Also werden wir in Türkmenabat (russisch Туркменабад; früher turkmenisch Чәрҗев/Çärjew; russisch Чарджоу/Tschardschou) rausgelassen.
Auf dem Weg zur Stadt musste der junge Mann immer wieder auf Tauchstation gehen damit die Polizei uns nicht anhält und es Strafe zahlen bedeutet.
Dort hält direkt ein nächster mit Fahrrad und wartet in der Kälte, bis wir fertig sind, um uns den Weg zu zeigen.
Uebrigens:Isabell undUwe werden es auch nicht ganz schaffen mit dem Fahrrad durchTurkmenistan!
Wir finden den Weg mit Hilfe vieler Hinweise und erreichen den Polizeiposten vor der Überquerung des Flusses. Mit der Passkontrolle bekommen wir zunächst Bonbons und zwei Stücke Brot geschenkt und dann noch einen ganzen Laib selbstgebackenes Brot. Das ist wunderbar, da wir keines mehr hatten und ja auch kein Geld… So können wir eine köstliche Mittagpause in der Sonne bei fast zehn Grad verbringen, bevor wir weiter zur Grenze fahren. Nachdem wir das fruchtbare Tal hinter uns gelassen haben, sind wir wieder in der Wüste, auch wenn durch diese Kanäle fließen.
Wir kommen ohne Probleme durch alle Grenzposten, müssen uns in Usbekistan gegen eine sehr aufdringliche Restaurant-Besitzerin wehren und finden für die Nacht einen Platz im Acker.
Bisher unveröffentlichte Notiz:
In Usbekistan sind viele Menschen mit dem Rad unterwegs. Schöne Höfe, alles sehr gepflegt. Brennholz per Esel jeden Tag. Bunte Farben und Trachten.
25. Februar Uch-Adzhl nach Repetek Biosphere State Reserve, often referred to as Repetek Nature or Desert Reserve, (Turkmen: Repetek goraghanasy), 72,72km, 9308,2 Gesamtkm
Datum: 25.2.11
Tag: 209
TagesunterstützerIn: Eva Maria Schwaderlapp
von: Uch-Adzhl m NN 186
nach: Repetek m NN 174
km 72,72
Gesamt km 9205,3274
km/h: 12
Fahrzeit 06:03
gesamte Fahrzeit: 694:17:00
Anstieg in m pro h 0,00
Anstieg in m 0
Abfahrt in m: 12
höchster Punkt in m NN 186
Steigung/Gefälle 0,02
Als wir aufwachen sind es beinahe minus 5 Grad im Zelt, und draußen sind es -15. Es ist unglaublich kalt und alles ist gefroren und friert innerhalb von wenigsten Minuten.
Wir schaffen es dennoch, um kurz nach acht aufzubrechen, nicht ohne den Sonnenaufgang zu genießen
und die Sanddünen zu bewundern, die in der Sonne glitzern. Es sind minus 12, als wir losfahren. Wir kommen zum Dorf und möchten dort noch einkaufen, da dann erstmal nichts mehr kommt. Der Laden ist sehr fundamental in seinem Sortiment,
hat aber Trinkwasser und heißes Wasser
und eine Dose spanische Oliven. Gunda braucht eine geraume Zeit, um die Thermoskanne wieder öffnen zu können,
während Wolfgang Fotos macht.
Nachdem wir gekauftes Wasser getrunken haben, nachdem unseres zu einem Eisblock gefroren ist, fahren wir weiter. Es wird langsam warm, was so viel bededeutet, dass es nur noch minus 5 Grad hat. Irgendwann ist es über 0 Grad. Direkt hinter dem Dorf werden wir von einer weiteren Kamelherde überrascht,
die einfach so durch die Wüste läuft. Uns fällt auf, dass Kamele wohl nicht so beliebt sind, denn sie werden erst von drei Männern weggescheucht und anschließend von einer Schafhirtin und ihrem Sohn mit Steinen beworfen und weggescheucht. Sie sind wohl eine Konkurrenz. So traben sie ein paar hundert Meter neben uns her und schauen uns immer wieder interessiert an.
Der Wind wird wieder stärker und die Straße schlechter und wir arbeiten uns von Düne zu Düne. Die Wüste bleibt Sandwüste, und immer wieder können wir diese großen Greifvögel beobachten. Bald nach dem Mittagessen müssen wir einsehen, dass wir den Weg bis zur Grenze kaum noch schaffen können. Auch wenn wir kräfte- und konditionsmäßig das Letzte geben würden, um einen Schnitt von 12 km/h zu halten, würden des die Kniegelenke nicht durchhalten. Und die sind willensmäßig eben nicht zu beeinflussen. Zudem ist es immer noch so unendlich kalt. Unser Ziel ist es, bis zur Wüsten-Station zu kommen. Wir fahren und fahren und sie kommt nicht. Dafür kommt ein Café, bei dem wir halten und erstmal etwas essen. Es ist köstliches Essen und ganz anders als das türkische, irakische und persische Essen. Wir versuchen einen LKW anzuhalten, aber haben keinen Erfolg. Wir werden zum Übernachten eingeladen und es wird ein surrealer Abend. Wir sind schlichtweg keine angetrunkenen oder betrunkenen Menschen mehr gewöhnt. Irgendwie soll es wohl ein Auto morgen geben, das uns mitnimmt. Wir wissen noch nicht so recht, wie wir die Aussage eines betrunkenen Wirtes einschätzen sollen, und müssen im Zweifelsfalle fahren und fahren fahren.
24. Februar, Mollanepes nach Uch-Adzhl, 96,77km, 9235,5 Gesamtkm
Datum: 24.2.11
Tag: 208
TagesunterstützerIn: Doro, Nora, Jonas Hippe und Ulli Maier
von: Mollanepes m NN 196
nach: Uch-Adzhl m NN 186
km 96,77
Gesamt km 9132,6074
km/h: 12,2
Fahrzeit 07:55
gesamte Fahrzeit: 688:14:00
Anstieg in m pro h 4,17
Anstieg in m 33
Abfahrt in m: 43
höchster Punkt in m NN 207
Steigung/Gefälle 0,08
Die Nacht ist niederschlagsfrei und nicht ganz so kalt. Dennoch ist am Morgen wieder alles gefroren. Wir packen und sind froh um die Extra-Handschuhe, die wir für die Frost-Morgen in Esfahan noch gekauft haben. Die Straße ist immer noch gut, und wir sind immer noch von jeder Kamelherde begeistert und bleiben für Fotos stehen.
Die Straße wird bald wieder schlechter, und wir hoppel so dahin. Nachdem wir zunächst durch ganz besiedelte und landschaftlich geprägte Gegend fahren, hört diese schlagartig auf und wir sind mitten in der Sandwüste.
Unsere erste Begegnung ist mit einem ausgesetzten Welpen, der hinter uns her läuft und sich sichtlich freut. Wir können ihm nicht helfen. Anschließend sehen wir einen Wüstenfuchs und immer wieder Kamele und Greifvögel. Wir fahren weiter und weiter auf das Ende der Wolke zu, unter der wir nun seit bald drei Tagen fahren. An einer Tankstelle holen wir noch Spülwasser und fahren weitere Kilometer durch die Wüste. Es ist wie im Bilderbuch.
Es wird noch lange vor Sonnenuntergang bereits kalt, nachdem die höchste Temperatur eh nur 3 Grad plus waren.
In der Sonne und im Windschatten sind es gleich fast 15. Wir kommen nicht so weit, wie wir wollten, aber der stärker gewordenen Wind macht es uns unmöglich. Wir finden hinter einer Sanddüne einen Platz für die Nacht.
Es ist bereits so kalt, dass alles sofort friert.
Gunda schafft es so gerade, sich die Zähne zu putzen, aber der Verschluss vom Wassersack ist direkt wieder zugefroren. Es ist sogar zu kalt, um kreativ zu sein. Zum Glück können wir im Zelt kochen. Es ist sternenklar und der Himmel wunderschön.
23. Februar Hauz-Han bis Mollanepes, 85,3km, 9138,7 Gesamtkm
Datum: 23.2.11
Tag: 207
TagesunterstützerIn:
von: Hauz-Han m NN 196
nach: Mollanepes m NN 196
km 85,3
Gesamt km 9035,8374
km/h:
Fahrzeit
gesamte Fahrzeit: 680:19:00
Anstieg in m pro h #DIV/0!
Anstieg in m 0
Abfahrt in m: 0
höchster Punkt in m NN 196
Steigung/Gefälle 0,00
Panne: Platter an Wolfgangs Wagen
Am Abend fängt es an zu regnen, es ist ein Eisregen. Irgendwann in der Nacht ist es still, wir denken, es hat aufgehört (schließlich sind wir in der Wüste) bis wir am nächsten Morgen aus dem Zelt schauen und uns Neuschnee anlacht.
Wir brauchen einige Zeit, um die Räder freizukriegen, Schlösser zu enteisen, das Zelt abzubauen und die Ketten eisfrei zu bekommen. Als wir auf die Straße schieben, sehen wir, dass das Rad am Wagen platt ist. Als Problem stellt sich heraus, dass der Vulkanisierer bei Minustemperturen nicht klebt. Dennoch hält die Reperatur beim zweiten Versuch. Nach kurzer Zeit fängt das Wasser in den Flaschen an zu frieren. Als wir an einem Café vorbei kommen, machen wir dort halt. Drinnen ist zwar kein Ofen und es regnet rein, aber es ist über 0 Grad. Den Kaffee inklusive Kekse bekommen wir geschenkt. Wir entdecken Efes und kaufen kurzentschlossen zwei Dosen. Das erste Efes seit drei Monaten!
Wir hoppeln und krachen weiter über die Straße, die unterirdisch bleibt, aber immerhin immer wieder Abschnitte hat, die an Asphalt erinnern. Für eine Zeit gehen wir auf die neue Straße, bis auch die wieder schlecht wird. Durch die schlechte Straße müssen wir uns so auf die Spur konzentrieren, bekommen nicht so viel von der Landschaft mit, wohl aber dass sie bewässert und dadurch fruchtbar ist. Als wir endlich in Mary ankommen, suchen wir dort einen Laden und finden eine Art Open-Air-Spätkauf mit einer sehr geschäftstüchtigen Dame.
Dort kaufen wir ein und suchen den Weg aus der Stadt heraus. Mary ist durchaus beeindruckend, voller neuer repräsentativer Gebäude, darunter eine riesige Moschee mit dem Bild des betenden Präsidenten davor. Zudem Wohnhäuser, die in der ersten Reihe renoviert und neu sind. Die Menschen sind höflich und zurückhaltend, es ist Schulschluss und es ist kein Problem durch die Stadt zu fahren. Auf dem Weg aus der Stadt hinaus begleitet uns ein Jugendlicher bis zur nächsten Abzweigung. Wir sind beeindruckt, wie freundlich und höflich auch die Jugendlichen und Kinder sind, wenngleich das Hupen schon anstrengt. Das Verhältnis zwischen Fahrgeschwindigkeit und Straßenqualität ist allenfalls surreal zu nennen.
Hinter Mary gibt es die langersehnte neue Straße für 25km und wir genießen es sehr und finden hinter einem Hügel einen Ort für die Nacht, die sehr kalt werden wird. Schon beim Aufbau friert das Wasser.
Bisher unveröffentlichte Notizen:
An den Wodka im Alltag müssen wir uns erst wieder gewöhnen. Macht Gespräche und Organisieren echt schwierig und der Autoverkehr ein wenig unberechenbar.
Datum: 22.2.11
Tag: 206
TagesunterstützerIn:
von: Ata m NN 208
nach: Hauz-Han m NN 196
km 95,43
Gesamt km 8950,5374
km/h: 12,3
Fahrzeit 07:46
gesamte Fahrzeit: 680:19:00
Anstieg in m pro h 0,00
Anstieg in m 0
Abfahrt in m: 12
höchster Punkt in m NN 208
Steigung/Gefälle 0,01
In der Nacht fängt es an zu regnen und auch der Morgen ist total grau, obwohl unser Barometer hartnäckig Sonne behauptet. Wir fahren eine Weile gegen den Wind bis wir zu dem Kanal kommen, der das Wasser, das eigentlich den Aralsee erreichen sollte, ableitet. Uns kommen eine Menge Herden entgegen, erst eine Schafherde,
dann Kühe
und nach einer Menge von Schaf- und Kuhherden sogar eine Kamelherde!
Alle haben bereits Lämmer, Kälber und kleine Kamele dabei. Nach einem recht heiteren Einkauf im ersten Laden den wir sehen (heiter vor allem, weil es eine neue Währung gibt, aber in der alten gerechnet wird) biegen wir auf die kleine Straße ab. Vorbei an zahllosen Feldern, von denen manche so grün sind, dass wir uns fragen, ob das wohl normal ist. Aber wir sind einfach die Farbe grün nicht mehr gewöhnt. Bei der Mittagspause, die wir Dank des Hotelmanagers von Saraks mit dem selbstgebackenen Brot seiner Frau und der klassischen Dose Thunfisch verbringen, gesellt sich ein Polizist zu uns und erzählt uns, dass das alles sein Revier sei und hier Weizen und Baumwolle angebaut werden.
Wir fahren weiter und kommen bald auf die eigentliche Transitstraße, die immer noch eine Europastraße ist. (Die Sowjetunion hatte eben ihre Hauptstadt in Europa!) Nach Tagen des Hoppelns freuen wir uns auf eine gute Straße und haben zunächst die neue Straße, die noch nicht fertig ist, ganz für uns. Sie endet bald an einem Erdwall und das Hinauffahren lohnt sich nicht mehr richtig, weil sie aus Rollsplit besteht. Also sind wir auf der alten Straße, die größtenteils in ihrem Zustand unterirdisch ist.
Hoppelten wir bisher, krachen wir nun von Schlagloch in Schlagloch und können nicht jedes Mal stehen bleiben, denn dann würden wir gar nicht mehr fahren. Das Fahren ist so sehr anstrengend zumal zum Nachmittag hin die Autofahrer in ihrem Hup-Verhalten echt anstrengend werden. Wir nennen das das „Kroatische Phänomen“ und vermuten, dass es eher am Wodka denn an uns alleine liegt. Im Iran vermuteten wir eher das Drogenproblem dahinter. Wir hätten ja gerne ein Bier gefunden aber bisher ohne Erfolg. Ein Auto, das anhält mit reichlich angetrunkenen Männern hat ziemlich viel Bier im Auto. Aber sie nerven nur und bieten uns keines an. Also machen wir weiter einen auf Iran.
Wir kommen zu einer ganz neuen Brücke über die gerade eine Kuhherde getrieben wird, und ein störrischer Esel nicht so will wie seine jugendlichen Besitzer.
Es sind zwei Welten, die hier immer wieder neben einander sind. Wir fahren gänzlich ohne Hinweisschilder, haben aber genug Turkmenen, die uns – auf russisch – den Weg weisen oder Jugendliche, die uns mit dem Rad belgeiten. Ein Bauer lädt uns ein, bei ihm zu übernachten, nur leider viel zu früh. Nach einem Wasserreservoir fängt die Wüste wieder an, wenngleich da ein Hauch von grün zu sehen ist. Wir finden hinter einem Hügel einen Ort für die Nacht.
Bisher unveröffentlichte Notizen:
Wenn etwas verschenkt wird, dann Brot und das ist dann richtig feierlich. Wunderschöne Geste:mit beiden Händen wird das Brot überreicht. Es ist heilig in Turkmenistan und wird gebrochen.
2 Esfand 1389/21. Februar Sarakhs (Persian: سرخس, also Romanized as Serakhs)[1] bis Ata, 55,98 km, 8957,9 Gesamtkm
Tag: 205
TagesunterstützerIn: Michaela und Matthias Arndt
von: Sarakhs m NN 223
nach: Ata m NN 208
km 55,98
Gesamt km 8855,1074
km/h: 12,2
Fahrzeit 04:33
gesamte Fahrzeit: 672:33:00
Anstieg in m pro h 0,44
Anstieg in m 2
Abfahrt in m: 17
höchster Punkt in m NN 223
Steigung/Gefälle 0,03
Nach einem guten Frühstück machen wir uns auf den Weg zur nahen Grenze und werden von vielen an den richtigen Ort geleitet. Es ist der Passenger Terminal und dort stellen wir unsere Räder ab, geben unsere Pässe ab und warten. Und warten. Und warten. Es stellt sich heraus, dass es immer eine Fehlermeldung im Computer bei unseren Daten gibt. Bald sind zwei Polizisten (mittlerweile im Offiziersrang) und der Manager beschäftigt. Irgendwann werden wir genau angeschaut, Gunda nimmt ihre Brille ab, und dann ist der Exit-Stempel endlich drin. Inzwischen ist es 10:00 iranische Zeit. Wir können problemlos durch das Niemandsland zur turkmenischen Grenze mit den Rädern fahren. Dort ist die Stimmung ganz heiter. Die Soldaten unendlich jung, aber wirklich freundlich. Erst geht es zum Arzt, der aber nur auf den Pass schaut. Dann zur Registrierung, nach den 13 Dollar pro Person muss eine Zollform aufgefüllt werden. Die gibt es nur auf russisch und wieder haben wir Spaß mit dem Uniformierten beim Ausfüllen. Danach muss das gesamte Gepäck gescannt werden, aber eher pro forma, denn keiner schaut auf den Bildschirm (gut für uns, wie hätten wir sonst die Axt erklärt?). Dann sind wir fertig und können nach einer weiteren Kontrolle fahren. Wir sind erstaunt, dass die Landschaft tatsächlich anders aussieht. Nach einem Stop bei einem LKW-Kaffee zum Mittagessen geht es weiter. Dort ist uns der Weg auf gutem Asphalt erklärt worden. Wir merken bald, wie verwöhnt wir durch den Iran und seine hervorragenden Strassen – teilweise mit vorbildlichen Fahrradstreifen! - sind.
Der Asphalt ist streckenweise als Asphalt zu erkennen. Dazwischen ist er kaputt. Dazwischen ist der Straßenbelag etwas, was aus großen und kleinen Steinen zusammengesetzt ist, die mehr oder weniger nah beieinander sind und immer wieder einmal durch eine graue Masse zusammengehalten werden und am Rand durch Schotter und in der Mitte durch die Ahnung eines Mittelstreifen gekennzeichnet werden als Straße. So hoppeln wir dahin. Das Wetter ist total warm geworden, in der Sonne sind es weit über 30 Grad, sonst 20. Es ist schön, im Warmen zu fahren auch wenn der Himmel nach Regen aussieht, der am Abend tatsächlich kommt. Wir finden einen Platz in der grünen Wüste zwischen zwei Dörfern, die hier immer noch aussehen wie Zeltstädte, obwohl sie aus Stein gebaut sind.
Bisher unveröffentlichte Notizen:
Mit einem Schlag in einer ganz anderen Kultur: bunte Kleider. Verschiedenste Kopfbedeckungen, gruselige Latrinen, kein Wasser mehr am oder auf dem Klo, aber auch nicht mehr die persische Gastfreundschaft. Kein Teeangebot etc
Abonnieren
Posts (Atom)