Sonntag, 7. Oktober 2012

“Krieg auf den Stra­ßen”

Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­ter Ram­sau­er spricht von einer Ver­ro­hung der Rad­fah­rer_in­nen auf den Stra­ßen und von “Kampf­rad­lern”. Die Ge­werk­schaft der Po­li­zei for­dert här­te­re Stra­fen bei Ver­kehrs­de­lik­ten mit dem Rad.

Wir sind Kampf­rad­ler_in­nen

Wir sagen: Ja! Wir sind tat­säch­lich Kampf­rad­ler_in­nen. Wir ver­sto­ßen gegen die Re­geln. Wer das Fahr­rad als Ver­kehrs­mit­tel ernst nimmt und es als Er­satz für das Auto be­nut­zen will hat kaum eine an­de­re Wahl. Denn Fahr­rad­fah­rer_in­nen haben es nicht leicht. Wird ein­mal nicht kam­pa­gnen­ar­tig gegen Zwei­rä­der und ihre Len­ker_in­nen ge­hetzt, muss sich der_­die Rad­ler_in mit zu­ge­park­ten und löch­ri­gen Fahr­rad­we­gen und ag­gres­siv pö­beln­den Au­to­fah­rer_in­nen aus­ein­der­set­zen. Wie ner­vig – aber das ist noch lange nicht alles.


“Krieg auf den Stra­ßen”

Fahr­rad­fah­rer_in­nen sehen rot

Fahr­rä­der wer­den trotz ge­gen­tei­li­ger Lip­pen­be­kennt­nis­se in der Ver­kehr­pla­nung noch immer nach­ran­ging be­han­delt. Viele Am­peln sind sehr fahr­rad­feind­lich ge­schal­tet – mit War­te­pha­sen, die kei­nem Auto zu­ge­mu­tet wür­den. An gro­ßen Kreu­zun­gen ist es die Regel, dass Fuß­gän­ger_in­nen und Rad­fah­rer_in­nen an drei ver­schie­de­nen Am­peln war­ten müs­sen, damit die Autos in alle Rich­tun­gen ab­bie­gen kön­nen. Warum ist es nicht um­ge­kehrt? Des­halb hal­ten wir uns auch nur un­ge­fähr an sol­che Am­pel­schal­tun­gen. Ver­kehr­pla­ner_in­nen die von uns ver­lan­gen, dass wir uns an sol­che Re­geln hal­ten, wün­schen wir, dass sie 365 Tage im Jahr bei jedem Wet­ter an die­sen Am­peln ver­sau­ern, so wie sie es von uns ver­lan­gen.

“Rad­we­ge” – häääh?

Es gibt zu viele schlech­te Rad­we­ge, die teil­wei­se so schmal sind, dass das Über­ho­len nur durch Aus­wei­chen auf die Fahr­bahn, wel­che meist durch einen Bord­stein ab­ge­trennt ist, oder den Fuß­weg mög­lich ist. Auf Rad­we­gen par­ken­de oder hal­ten­de Kraft­fahr­zeu­ge ver­schär­fen die Si­tua­ti­on oft­mals auf ge­fähr­li­che Weise. Bei sol­chen Be­din­gun­gen ist das Ra­deln auf Las­ten­fahr­rä­dern oder mit Kin­der­an­hän­ger fast eine Un­mög­lich­keit.
Wir sagen: Wer so etwas plant bzw. sich so rück­sichts­los ver­hält, muss sich nicht wun­dern, wenn Rad­ler_in­nen auf Fuß­we­ge oder qua­li­ta­tiv viel hoch­wer­ti­ge­re Stra­ßen aus­wei­chen. Al­ler­dings sind die Stra­ßen meist durch Bord­stei­ne so ab­ge­trennt, dass ein Aus­wei­chen auf Fuß­we­ge so­wohl von den Pla­ner_in­nen, wie auch von Au­to­fah­rer_in­nen, ge­wollt scheint. Und wir fra­gen uns auch, wel­che Ver­kehrs­pla­ner_in­nen – vor allem im länd­li­chen Raum – dar­auf kom­men, dass Rad­we­ge nicht ge­ra­de sein müs­sen? Stän­dig soll bei einer Au­to­hal­te­bucht oder einer ein­mün­den­den Stra­ße nach links oder rechts um­ge­schwenkt wer­den. Wer so etwas plant, fährt nicht re­gel­mä­ßig mit dem Rad und lädt quasi zum Re­gel­ver­stoß ein.

Ab­stei­gen, bitte!

Den ei­ge­nen Drah­te­sel soll man stän­dig schie­ben. Sei es, weil auf Grund von Bau­stel­len der Fuß­weg auf den Rad­weg ver­legt wurde oder weil auf ein­mal ohne Kom­men­tar ein Weih­nachts­markt den Rad­weg blo­ckiert. Statt den Rad­weg um­zu­lei­ten, bei­spiels­wei­se auf die Stra­ße, wird den Rad­ler_in­nen zu­ge­mu­tet, ab­zu­stei­gen und auf dem Fuß­weg das Rad zu schie­ben. Haupt­sa­che, der mo­to­ri­sier­te Ver­kehrs­fluss wird nicht be­hin­dert.

Blech­ka­ros­sen

Gleich­zei­tig stel­len wir fest, dass nicht nur mit Fahr­rä­dern gegen die Re­geln ver­sto­ßen wird: Re­gel­mä­ßig wer­den Rad­we­ge als gute Ge­le­gen­heit zum “nur mal kurz hal­ten” von Autos be­nutzt. Rad­fah­rer_in­nen wer­den re­gel­mä­ßig auf Rad­we­gen an ein­mün­den­den Stra­ßen von Autos ge­schnit­ten, igno­riert, un­ter­schätzt und dann noch ag­gres­siv an­ge­macht, wenn sich je­mand be­schwert, weil sein_ihr Leben da ge­ra­de in Ge­fahr war. Usw. – die Liste ist lang. Wir stel­len fest, dass von Fahr­rä­dern ver­ur­sach­te Un­fäl­le durch­aus ge­fähr­lich sein kön­nen, je­doch die Ge­fähr­lich­keit der von Autos ver­ur­sach­ten Un­fäl­le mas­siv un­ter­schrei­tet.
Die für Rad­ler_in­nen ge­mach­ten Ver­kehrs­vor­schrif­ten kom­men aus einer Zeit, in der die Menge und die Be­deu­tung von um­her­fah­ren­den Fahr­rä­dern noch we­sent­lich ge­rin­ger war. In­zwi­schen kann der Fahr­rad­ver­kehr in ei­ni­gen Städ­ten vom Auf­kom­men her lo­cker mit dem der Kraft­fahr­zeu­ge mit­hal­ten. Die be­sag­ten Vor­schrif­ten wur­den al­ler­dings nicht an die neuen Her­aus­for­de­run­gen des Fahr­rad­ver­kehrs an­ge­passt. Viel mehr kommt dem Fahr­rad in der Ver­kehrs­pla­nung eine un­ter­ge­ord­ne­te Rolle zu.
Fahr­rad­freund­li­che Ver­kehrs­po­li­tik führt oft­mals zur “Be­schnei­dung” des Au­to­ver­kehrs und gilt somit als wirt­schafts­schäd­lich. Zudem herrscht bei Au­to­fah­rer_in­nen viel zu oft noch das Prin­zip “Freie Fahrt für freie Bür­ger”. Dies stellt ein­deu­tig eine Kriegs­er­klä­rung an alle dar, die dabei stö­ren – also ins­be­son­de­re an Fahr­rad­fah­rer_in­nen.

Fahr­rad – Ver­kehrs­mit­tel der Zu­kunft

Wir fin­den es rich­tig und gut mit dem Rad zu fah­ren. Die immer grö­ßer wer­den­den ur­ba­nen Me­tro­po­len sto­ßen lang­sam an ihre ver­kehrs­pla­ne­ri­schen Gren­zen. Zu im­mens ist das Auf­kom­men an Blech­ka­ros­sen. Diese be­an­spru­chen vor allem viel Raum. Sei es wegen ihrer über­trie­be­nen Größe, ihrer Ge­schwin­dig­keit oder ihrer Ge­fahr für An­de­re. Das Fahr­rad hin­ge­gen ist nicht nur zu­tiefst um­weld­freund­lich, es ist bei sei­ner Be­nut­zung auch viel ge­sün­der, platz­spa­ren­der, leich­ter er­werb­bar für arme Men­schen, lei­ser, ge­ruchs­neu­tra­ler, und und und…
Dem Fahr­rad wird in der Zu­kunft eine weit­aus grö­ße­re Be­deu­tung zu­kom­men als in den letz­ten De­ka­den. Ge­ra­de auch in Hin­blick auf die Knapp­heit des Roh­öls und die Not­wen­dig­keit al­ter­na­ti­ver Trans­port­mög­lich­kei­ten.
Wir ver­ste­hen das Fahr­rad aber als fort­schrit­li­ches Be­we­gungs­mit­tel und for­dern glei­che Be­din­gun­gen für Fahr­rä­der:
  • Gleich viel Raum für alle Ver­kehr­teil­neh­mer_in­nen: Autos, Busse/Bah­nen, Fahr­rä­der und Fuß­gän­ger_in­nen.
  • Glei­che Am­pel­zei­ten für Alle.
  • Wenn ge­trenn­te Wege, dann in einer Qua­li­tät und Brei­te, die re­gu­lä­ren Au­to­fahr­bah­nen ent­spricht.
  • Eine Ver­kehr­pla­nung in der Fahr­rä­der über­all als gleich­wer­tig auf­ge­nom­men wer­den – und dies sich auch in den Aus­ga­ben der Ver­kehr­etats wi­der­spie­gelt.
  • Einen Um­gang vonr mo­to­ri­sier­ten Vekehrs­teil­neh­mer_in­nen, der Fahr­rä­der als gleich­be­rech­tigt und nicht als un­ter­ge­ord­net be­trach­tet.

Kampf dem Au­to­wahn

Wir haben es satt, immer noch als Rand­er­schei­nung wahr­ge­nom­men zu wer­den. Wir wol­len uns nicht den stin­ken­den Autos und LKWs un­ter­ord­nen. So lange bes­se­re Be­din­gun­gen nicht ge­schaf­fen wer­den, schaf­fen wir uns diese Be­din­gun­gen nach Mög­lich­keit eben sel­ber. Dabei las­sen wir uns das Pe­da­lie­ren weder von Leu­ten, die an­schei­nend noch nie in ihrem Leben im Sat­tel saßen (Ram­sau­er), noch von ir­gend­wel­chen Po­li­zei­ge­werk­schaf­ter_in­nen ver­mie­sen.
Keine To­le­ranz dem Au­to­wahn.
Rück­sicht ge­gen­über schwä­che­ren Ver­kehrs­teil­neh­mer_in­nen!
Glei­che Be­din­gun­gen für alle Ver­kehrs­teil­neh­mer_in­nen!

ein ♥ für Kampf­rad­ler_in­nen!

http://kampfradler.blogsport.de/presse/

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