Nachdem wir einen Tag schneller gefahren sind als berechnet, können wir einen weiteren Tag in unserer Oase sein. Es ist eine wirkliche Oase. Den Vormittag verbringen wir damit, dass wir im Innenhof in der Sonne sitzen und lesen und weiterhin versuchen, unsere Bilder an Peter in München zu schicken, der sie dann für uns ins Internet stellt. Manchmal geht das Versenden ohne Probleme, manchmal geht es gar nicht. Heute ist so ein gar nicht Tag. Dennoch lassen wir uns nicht verdrießen, denn heute ist der Himmel noch blauer als sonst und die Sonne schon wieder richtig heiß. Nach einem Picknick mit Brot und Käse gehen wir los um die Moschee gegenüber anzuschauen.
Wir werden mit einem Schild zu einem weiteren alten Haus gelotst, wo wir keinen Eintritt zahlen müssen und uns nur ins Gästebuch eintragen sollen. Wir wandern weiter durch die Straßen und genießen das wunderschöne Licht, das durch die erdene Farbe der Häuser hervorgerufen wird. Unser Ziel ist der Basar in der Hoffnung, nach der Mittagspause auf die Dächer steigen zu können. Tatsächlich finden wir das Tor von gestern nun geöffnet, aber wohl nur durch einen Zufall.
Wir schauen uns den beindruckenden Raum an, als jemand kommt, der uns tatsächlich ebenfalls ohne Bezahlung die Tür zum Dach aufschließt. Wir klettern auf das Dach und stehen beeindruckt vor der Dächeransammlung des Basars und der Stadt.
Wir können auf die höchste Kuppel steigen und können bis in die Wüste schauen.
Es ist so klar, dass wir nicht nur die Berge im Westen sehen, sondern auch die im Osten. Wir bleiben eine Weile da oben, einfach schauend.
Anschließend laufen wir durch die Stadt zurück, schreiben noch eine Postkarte und werfen diese mit einer anderen ein. Es ist gut, wieder einmal in einem Land mit Briefkästen zu sein! In einem Supermarkt füllen wir unsere Vorräte auf, nachdem wir immer noch nicht auf Essen-Gehen Lust haben. Im Innenhof gab es heute eine angeregte Diskussion von einigen Backpackers über überteuerte Kebabs und dass es sinnvoller sei, sich einfach ein Brot zu kaufen und irgendwas dazu. Wir konnten das gut nachvollziehen. Im Supermarkt finden wir auch alkoholfreien roten Sekt aus Spanien und beschließen unser verschlafenes Silvester nachzuholen und damit anzustoßen. Wir haben heute eh ein wenig Neujahr nachgeholt und haben uns die Neujahrsansprache von Merkel angeschaut. Ein wenig seltsam berührt es uns schon und bei der Bemerkung der modernsten, sichersten und umweltschonendsten Energieversorgung fällt uns quasi der Kaffee aus dem Mund.
Am Abend
nach unserem neuentdeckten Lieblingsessen – Auberginen-Mousse mit Schoko-Nudeln und Thunfisch – sprechen wir über die Entscheidung am Silvesterabend vor zwei Jahren. Dort haben wir beschlossen, dass wir die Radtour machen. Wir lassen die zwei Jahre Revue passieren, die ganz anders verlaufen sind, als wir vor zwei Jahren annehmen konnten.
Weder konnten wir davon ausgehen, dass sich die Kündigung von Wolfgang im Guten wendet, noch dass wir die Wohnung so problemlos vermietet bekommen. Auch war nicht abzusehen, dass Gunda schon vorher nicht mehr beim ZdK arbeiten würde. Wir stellen fest, dass wir die Radtour wieder machen – also wir machen sie ja, aber sie wieder starten würden – eigentlich nur das Winter-Management verändern würden. Nachdem wir nun im Irak gewesen sind, wäre das wohl eher unser Ort für den Winter als der Iran. Danach öffnen wir den Sekt, er schmeckt erfrischend und im Grunde wie Traubensaft mit Mineralwasser, und versuchen eine neue Runde im E-Mail-Versenden. Jetzt klappt es, aber Peter´s Postfach ist voll und die mails kommen zurück!
Nun, wir haben noch Zeit, etwas nachzulesen zu den Legenden, daß die Hl. Drei Könige hier in كاشان aufgebrochen sein sollen – als Zoroastrier-Priester (Magier). Eine andere Legende läßt sie in Hamadan aufbrechen, wo wir am 133./134. Tag ja auch schon waren und das Grab von Esther liegt. Überhaupt sind wir durch viele Orte geradelt, die wir aus Religionsunterricht und Theologiestudium kennen: Philippi in Griechenland, Konstantinopel, Nicäa, Ancyra, Tarsus, Sanliurfa, wo Abraham und Hiob gelebt haben sollen und Cizre, (108. Tag) wo die Arche Noah gestrandet sein soll, Euphrat und Tigris (108. Tag) in der Türkei, Bisotun im Iran (135. Tag)…
Hallo Sihing Wolfgang! Hallo Gunda!
AntwortenLöschenWir wünschen Euch ein frohes neues Jahr 2011 ! - auch wenn es bei Euch im Iran bis dahin noch ein wenig dauert ;-) Vor allem wünschen wir Euch viel Gesundheit, alles Gute und viel Erfolg auf Eurer Reise! Toll, daß wir durch den Blog an Euren Erlebnissen teilhaben können - macht weiter so! Wir freuen uns schon auf das Wiedersehen in diesem Jahr!
Viele Grüße von Dai Sisuk Timo und mir!
Dai Sihing Peter
Liebe Gunda, lieber Wolfgang,
AntwortenLöschenEuch beiden ein frohes neues Jahr 2011 und eine gute und gesegnete weihnachtszeit dort in der Ferne. Leider habe ich es auch verbsäumt dir, Wolfgang, herzliche zum Geburtstag zu gratulieren. Das sei hiermit umso herzliche nachgholt.
Liebe Grüße und pax et bonum aus Berlin!
Thomas