Wir wollen früh losfahren, mit der Sonne wird es aber auch erst um 9:00 so richtig was.
Ludger ist baden gegangen und kommt in großen Sprüngen über die Wiese gelaufen. Das Wasser war warm im Gegensatz zur Luft. Wir kommen um 10:00 los, der Deich bleibt uns treu. Dort sind wir die Könige:
Nur die Essenslogistik lässt etwas zu wünschen übrig. Es gibt an dem Rheinweg tatsächlich keine Gastronomie. Wir versuchen es in einem ersten Dorf, vor dem zwei der schicken neuen Gazelle-Elektor-Räder stehen.
Dort gibt es nichts, die einzige Gaststätte hat für eine Hochzeit eingedeckt. Wir können aber im Computer nachschauen, wann der Zug für Ludger ab Emmerich fährt. Ein Blick auf die Uhr sagt uns: es ist zu schaffen. Wir sausen ins nächste Dorf,
finden einen Metzgerei und einen Bäcker und picknicken unter einem großen Baum. Wir nähern uns nun wirklich Deutschland und es ist zu allererst daran zu merken, dass die Radwege unsinnig werden. Wir werden unnötige Steigungen hinauf- und hinuntergeführt und einmal haben wir den Weg verloren. Wir sehen oben über uns Fahrradfahrer auf dem Deich und einen Rasen vor uns. Durch diesen gehen viele Radspuren. Wir sind nicht die ersten, werden wohl auch nicht die letzten sein und schieben wacker den Deich hoch. Dass wir kurz darauf in Deutschland sind, kriegt nur Wolfgang mit. Erst das Schild „Naturschutzgebiet“ weist eindeutig darauf hin.
Nun sind wir also wirklich wieder in Deutschland und sofort sind die Radwege unbenutzbar. Wir müssen durch Schafsperren durch, mit dem Wagen unmöglich, mit Gepäck so gut wie unmöglich. Nicht nur wir mühen uns ab.
Als die dritte Sperre kommt, weigern wir uns und fahren auf die Straße. Ludger bekommt den Zug, der für ihn am besten war und wir hoffen, dass alle pünktlich sind und er mit dem Rad auch hineinkommt. Schließlich ist es Freitagnachmittag vor einem langen Wochenende. Wir haben die Zeit total genossen.
Nun machen wir uns auf die Suche nach einem Frisör. Der Weg führt uns durch die Fußgängerzone in Emmerich. Die wenigen hundert Meter sind niederschlagend. Viele Läden sind leer, die anderen Billigläden, die Leute wirken wenig glücklich, es ist laut, wir werden direkt von Jugendlichen angepöbelt. Ist das also Heimat und Zukunft? Uns ist eher zum Heulen zu mute. Mit Mühe finden wir einen Frisör. Die Matrone der Zunft ist unfreundlich bis zum Abwinken und macht deutlich, dass sie nun wirklich keine Zeit hat, aber vielleicht die Kolleginnen im Herren-Salon. Diese sind total nett und eine der beiden hat Zeit. Wolfgang bekommt den 6 mm Schnitt, sehr zu ihrem Leidwesen, sie hätte so gerne mit den Haaren etwas gemacht. Gunda bekommt einen total gut geschnittenen (mit dem Messer!) Kurzhaarschnitt. Die Begegnung mit den beiden heitert uns wieder auf.
Wir finden einen Aldi-Süd und eine Tankstelle mit einem ganz netten Tankwart, auch das tut gut. Das nächste Maisfeld hinter Emmerich ist unseres. Wir wollen gerade aufbauen, als der Bauer kommt. Dass wir da zelten ist ihm ziemlich egal, solange wir den Müll mitnehmen. Machen wir. Die Nacht ist sternenklar, das Schlafen ein wenig mühsam, da wir quer zu den Maisreihen liegen und es daher zugeht wie im Wattenmeer.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen